Alexander Schulin (* 7. März 1965 in Gießen) ist ein deutscher Theaterregisseur, der vor allem im Bereich Musiktheater und Oper an Bühnen Deutschlands und Europas inszeniert.

Nach seinem Studium der Theater- und Opernregie an der Hochschule für Musik und Theater München bei August Everding von 1987 bis 1991 arbeitete er zunächst von 1991 bis 1998 als Regieassistent und Spielleiter an der Bayerischen Staatsoper und der Staatsoper Unter den Linden in Berlin sowie bei den Salzburger Festspielen. Künstlerisch prägend waren für ihn vor allem seine Assistenzen bei Patrice Chéreau in Paris, Berlin und Salzburg.

Inszenierungen im Bereich Musiktheater

Seit seiner Inszenierung von Mozarts Singspiel Zaide (Uraufführung der Bearbeitung durch Irene Dische und Hans Magnus Enzensberger) im Hebbel-Theater Berlin (1996), inszenierte Alexander Schulin ein breites Spektrum an Werken der Opernliteratur. Besonders hervorzuheben ist sein Zyklus an „Italienischen Frauenopern“ am Verbundtheater Krefeld-Mönchengladbach 2000–2003 (Madama Butterfly, Luisa Miller, Maria Stuarda und La traviata) sowie sein gefeiertes Wagner-Debüt am selben Haus (Tannhäuser, 2004). Eher unglücklich zeigte Schulin sich mit dem Resultat seiner Arbeit beim Maggio Musicale in Florenz (Eugen Onegin, 2000) und seinem Debüt an der Hamburgischen Staatsoper (Un ballo in maschera, 2001), laut eigener Aussage ein „Flop“. Die gleiche Produktion überarbeitete er allerdings für die Opéra National de Montpellier 2004.

Große Erfolge beim Publikum und in der Presse hatte Schulin außerdem mit seinen Produktionen am Staatstheater Nürnberg (L’elisir d’amore, 2003 und Lucia di Lammermoor, 2005), in Kiel (Don Quijote und Lázaro von Cristóbal Halffter, Deutsche Erstaufführung bzw. Uraufführung, 2006 und 2008) und Dortmund (Hoffmanns Erzählungen, 2006); mehrere seiner Produktionen wurden zudem in den alljährlichen Kritikerumfragen der Fachzeitschrift Opernwelt für die beste Inszenierung bzw. Produktion des Jahres nominiert.

Schulins Interpretation von Arrigo Boitos Mefistofele (2004) am Staatstheater Karlsruhe gilt als Meilenstein in der Rezeption dieses eher unbekannten Werkes und wurde zu einem triumphalen Erfolg für ihn, seinen Bühnenbildner Christoph Sehl und das Ensemble. Die Stuttgarter Zeitung schrieb: „…Schulin versucht das Unmögliche in der plakativsten der Künste: Subtilität. Wie ein Peter Brook des Musiktheaters überwindet er Pose und Mache und weicht doch den Schaueffekten nicht aus…“. Auch seine Inszenierung von Hindemiths Mathis der Maler im Frühjahr 2007 wurde von der Presse als ein „ein großer Wurf“ bezeichnet und der Produktion („ein psychologisches Beziehungsspiel mit äußerst präziser Personenführung“) eine „eminent kluge szenische Realisation“, eine „verblüffend spannende szenische Lösung dieses eher spröden Stoffs“ attestiert.

Schulin ist seit dem Wintersemester 2008 Professor für Szenischen Unterricht und Leiter des Instituts für Musiktheater an der Hochschule für Musik Freiburg. Neben seiner Lehrtätigkeit widmet er sich insbesondere unbekannteren Werken der Musiktheaterliteratur, so zum Beispiel der Wiederaufführung von Pergolesis L’olimpiade bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Diese Regiearbeit rief geteiltes Echo hervor. So schrieb die Süddeutsche Zeitung: „Alexander Schulin lässt die […] Sänger hilflos herumstaksen, entwickelt unmotivierten Aktionismus in den Arien und pflegt einen bloß biederen Witz. Zuletzt ist unklar, ob das Stück etwas taugt oder nicht. Nur eines ist sicher: Die Aufführung sucht keinerlei Anbindung ans Heute. Der Abend wäre nicht der Rede wert, wenn er in seiner Qualität ein Reinfall beim Publikum wäre. Aber das ist er nicht. Die gepflegte Langeweile, die sich da fünf Stunden lang in Innsbruck ereignet, wird ohne jedes Buh beklatscht.“ Die New York Times urteilte hingegen: „Alexander Schulin’s stylish production is alert to the opera’s shifting moods and keeps the many arias dramatically lively without resorting to contrived action. He also made discreet use of humor, which if overused can ruin the mood of an opera seria.“

Inszenierungen

1992

  • 3. Münchener Biennale für Neues Musiktheater – Die wundersame Geschichte des Peter Schlemihl Figurentheater nach Chamisso, Komposition Susanne Erding

1994

1996

1998

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

  • Hochschule für Musik Freiburg – Lortzing ABCD oder Die Stimme der Natur, Hochschulprojekt nach Der Wildschütz mit Studierenden

2013

  • Hochschule für Musik Freiburg – Chabrier L’ÉTOILE, Hochschulprojekt mit Studierenden
  • Hochschule für Musik Freiburg/Theater Freiburg – Monteverdi Monteverdi 20.13, Hochschulprojekt mit Studierenden
  • Wagner Festival Geneva – Wagner Der fliegende Holländer Pariser Fassung von 1841
  • Webseite an der Musikhochschule Freiburg
  • Alexander Schulin. Balmer & Dixon Berlin GmbH, archiviert vom Original am 28. September 2007; abgerufen am 12. August 2012.
  • Alexander Schulin. Nationaltheater Mannheim, archiviert vom Original am 28. September 2007; abgerufen am 12. August 2012.

Einzelnachweise

  1. Reinhard J. Brembeck: Die Lust an edler Langeweile. Ist das Musiktheater auf dem Weg zur reinen Kulinarik? In: Süddeutsche Zeitung. 13. August 2010, S. 11
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