Die Alte Saline ist eine ehemalige Saline in Bad Reichenhall, die nach Plänen von Joseph Daniel Ohlmüller und Friedrich von Schenk errichtet wurde. In ihr wurde von 1844 bis 1929 aus Sole das „Reichenhaller Salz“ hergestellt. Die Alte Saline ist ein Industriedenkmal und steht unter Denkmalschutz. Reste der Vorgängerbauten sind als Bodendenkmäler ebenfalls in die Denkmalliste eingetragen.
Die Anlage bildet zudem den Kern des Ensembles Alte Saline, der Ensembleschutz umfasst neben der Alten Saline auch die Salinenstraße, den Beamtenstock, den Oberen und Unteren Lindenplatz sowie den Feuerwachturm auf dem Gruttenstein.
Alte Saline ist zudem die Straßenbezeichnung der Gebäude der alten Saline. Die Hausnummern wurden – beginnend beim Magazin 2 – im Uhrzeigersinn fortlaufend vergeben.
Vorgeschichte
Die Alte Saline steht im Zentrum von Bad Reichenhall am Fuße des Gruttensteins, direkt an den Solequellen. Aus diesen wurde bereits in prähistorischer, römischer und mittelalterlicher Zeit Salz gewonnen. Beim Aushub des Fundamentes wurde eine prähistorische Brunnfassung sowie eine Lappenaxt aus der Bronzezeit entdeckt. Dies sind klare Beweise für das Wissen vorgeschichtlicher Siedler um den Wert der Solequellen.
Die Salzerzeugung war in der Stadt über Jahrhunderte hinweg einem stetigen Wandel unterworfen, der politischen, technischen oder natürlichen Ursprungs war. Ab 1817 erhielt sie Sole auch über die von Georg von Reichenbach gebaute Soleleitung vom Salzbergwerk Berchtesgaden. Der letzte große Einschnitt für die Salzproduktion in Bad Reichenhall war der große Stadtbrand von 1834. Damals wurde die Saline samt Verwaltungsgebäuden, Südhäusern und unzähligen weiteren Einrichtungen in einer Nacht vernichtet. Trotz der großen Schäden wurde die Salzproduktion wenige Tage später in improvisierten Sudhütten wieder aufgenommen. Auf der Soleleitung, die seit 1619 in Betrieb war, ruhte in dieser Zeit das Hauptaugenmerk. Bereits zwei Tage nach dem Ende des Brandes, am 11. November 1834, floss wieder Reichenhaller Sole durch die hölzernen Deicheln zu den Filialsalinen in Traunstein und Rosenheim, die in der Folge die Hauptlast der bayerischen Salzproduktion tragen mussten.
Neubau
Im Gegensatz zur abgebrannten Saline sollte der Neubau nach dem Willen von König Ludwig I. einem großzügigen geometrischen Plan entsprechen. Um auch die nötigen Sicherheitsabstände zu anderen Häusern der Stadt zu gewährleisten, mussten insgesamt 51 „Brandstätten“ (Hausgrundstücke) erworben werden.
Im Frühjahr 1836 begann man mit der Errichtung des Verwaltungsgebäudes, des so genannten Beamtenstocks, unter der Leitung des Hofarchitekten Friedrich von Gärtner.
1838 erfolgte die Grundsteinlegung des Hauptbrunnhauses. Die Pläne für die Saline stammen von Joseph Daniel Ohlmüller sowie dem damaligen Direktor der Salinendirektion der Stadt, Friedrich von Schenk. Es ist nicht abschließend geklärt, wer für welchen Teil der Pläne verantwortlich war. Fest steht, dass Ohlmüller alleine für die Brunnhauskapelle zuständig war und die Technik im Hauptbrunnhaus, insbesondere die Solepumpen mit den großen, oberschlächtigen Wasserrädern aus der Feder von Schenks stammen. Die restlichen Gebäude waren möglicherweise ein gemeinsamer Entwurf oder ein Entwurf von Ohlmüller, den von Schenk in seiner Funktion als Beauftragter der bayerischen Salinen als Vorgesetzter abzeichnete.
Das erste Sudhaus am Unteren Lindenplatz nahm 1844 den Betrieb auf, das letzte Sudhaus Nr. 4 am Oberen Lindenplatz erst 1851.
Betrieb
Die Pumpen im Hauptbrunnhaus sind seit 1840 in Betrieb, erst vier Jahre später ging das erste Sudhaus am Unteren Lindenplatz in Betrieb. Das letzte Sudhaus am Oberen Lindenplatz nahm erst 1851 den Betrieb auf, ab diesem Zeitpunkt konnte die Saline in Bad Reichenhall mit voller Auslastung betrieben werden. 1858 lebten etwa 640 Arbeiterfamilien mit insgesamt 1500 Personen direkt von der Saline. Das war fast die Hälfte der damals etwa 3200 Einwohner der Stadt. Ab 1866 konnte das Salz über die neu gebaute Bahnstrecke Freilassing–Bad Reichenhall transportiert werden, was den Vertrieb deutlich erleichterte. Auf diesem Wege konnte später auch Steinkohle als Brennmaterial für die Sudpfannen in die Stadt gebracht werden. Als 1868 das staatliche Salzmonopol aufgehoben wurde, übernahmen die Forstämter die Verwaltung der Saalforste und die alten Handwerkszünfte der Pfannhauser, Holzscheiterer, Küfer und Stoßer schlossen sich 1869 zur Salzbruderschaft zusammen und vereinigten sich 1871 mit dem Knappschaftsverein der Saline. 1892 wurden die Sudhäuser auf die Befeuerung mit Steinkohle umgestellt. In den Jahren 1900 bis 1910 betrug die jährliche Salzproduktion etwa 250.000 Zentner. 1911 wurde die Filialsaline in Traunstein aufgegeben. 1913 wurde der Triftrechen abgebaut, da der Bau des Saalachkraftwerks ein Ende der Holztrift auf der Saalach bedeutete. In der Folge wurden in Reichenhall die Mühlbäche und weite Teile der Triftanlagen verfüllt und überbaut. 1919 konnte die Salzproduktion auf 350.000 Zentner gesteigert werden. Ab 1926 wurde der Betrieb schrittweise in die neu errichtete Neuen Saline an der Reichenbachstraße verlegt. 1929, fast 100 Jahre nach dem großen Stadtbrand von 1834, der den Neubau der Alten Saline nötig machte, wurde die Salzproduktion in der Alten Saline endgültig eingestellt und wird seitdem ausschließlich durch die Neue Saline realisiert.
Baubeschreibung
Alle Bauten sind in Backstein mit Rahmungen und Gesimsen in Nagelfluh ausgeführt und gruppieren sich geometrisch um drei Höfe. In der Mitte der beiden seitlichen Höfe steht je ein großer, von Bäumen umsäumter Brunnen. In Richtung Beamtenstock, an der Salinenstraße, stehen vier Sudhäuser, an die jeweils ein Salzmagazin anschließt. Direkt am Berghang befinden sich die Bauten der Solereserven und das Werkstattgebäude. Oberhalb der Solereserven befinden sich die Bergreserve und der Feuerwachtturm, letzterer wurde nicht im Zuge des Neubaus errichtet. Beim Neubau der Saline wurde darauf geachtet, dass durch großzügige Abstandsflächen zwischen den Gebäuden ein Übergreifen eines Feuers auf das nächstgelegene Wirtschaftsgebäude erschwert wird.
Hauptbrunnhaus
Mittelpunkt der gesamten Anlage ist das Hauptbrunnhaus, unter dem die Solequellen entspringen. Mit den nüchtern gestalteten Funktionsgebäuden der Sudhäuser, Magazine und Solereserven verbindet das Hauptbrunnhaus hauptsächlich der rechteckige Grundriss sowie roter Backstein als überwiegend genutzter Baustoff. Ohlmüller versuchte, beim Entwurf des Gebäudes konstruktives Denken, Zweckmäßigkeitserwägungen und romanische Baugesinnung harmonisch zu vereinen. Es sollte eine Fabrik konzipiert werden, die neben den Grundsätzen der Funktionalität auch die der Ästhetik wahrt. Eine mittelalterlich nachahmende Bauauffassung Ohlmüllers kommt vor allem an der Fassade mit dem schmalen, hochgezogenen und giebelgekrönten Portalbau zum Ausdruck. An diesem Portal werden Anleihen des Kirchenbaus der Romanik deutlich, es weist große Ähnlichkeit mit dem Portal der Kirche in St. Zeno auf. Die Reliefgruppe über dem Hauptportal zeigt den heiligen Rupert in der Mitte mit zwei Salinenarbeitern mit einem Salzfäßl zu seiner Linken und einer Salzkrucke zu seiner Rechten. Die lateinische Inschrift besagt, dass für alle Lebewesen nichts nützlicher sei als Salz und Sonne. Verstärkt wird der Eindruck des Gebäudes durch den basilikalen Baukörper der Brunnhauskapelle, die sich mit ihrem steilen Dach über dem Hauptportal weit über die anderen Gebäude erhebt.
- Hauptbrunnhaus mit Magazin 3
- Hauptportal
- Reliefgruppe über dem Hauptportal
- Hauptbrunnhaus mit Magazin 2
Maschinenhalle
In der Maschinenhalle, die im südlichen Flügel des Hauptbrunnhauses untergebracht ist, befinden sich große Druckpumpen, welche die Sole aus einer Tiefe von 14 Metern an die Oberfläche befördern. Diese werden über zwei oberschlächtige Wasserräder aus Metall mit einem Durchmesser von 13 Metern angetrieben. Jede Umdrehung dauert 17 Sekunden, nach vollendeter Umdrehung ertönt ein Glockenzeichen, wodurch der Brunnwart die akustische Kontrolle des gleichmäßigen und ungestörten Gangs der Pumpenanlage hat. Das Aufschlagwasser wird über eine mehrere Kilometer lange Leitung aus dem Alpgarten- und Wappachtal im Lattengebirge in eine Brunnenstube und von dort durch einen gewölbten, begehbaren Kanal unter der Burg Gruttenstein hindurch zum Hauptbrunnhaus geführt. Zwischen den Pumpwerken befindet sich ein Marmorbrunnen, der 1931 durch den Münchner Bildhauer Anton Hiller erschaffen wurde. An der südlichen Seitenwand hängt die Gliederkette des ehemaligen Paternosterwerkes, das erstmals 1438 errichtet wurde. An der Fensterwand befindet sich ein großer, plattenförmiger Findlingsblock, der bei der Neufassung des Plattenflusses über dem alten Quellenbauschacht gefunden wurde.
Die technische Ausstattung für den Neubau konstruierte Friedrich von Schenk.
- Zahnräder zum Antrieb der Pumpen
- Alte Gliederkette
- Marmorbrunnen in der Maschinenhalle
- Findling in der Maschinenhalle
Quellenbau
Der Quellenbau unterhalb des Hauptbrunnhauses ist durchzogen von einem System von Stollen und Schächten, in denen mehrere Solequellen entspringen. Pumptechnik aus der Erbauungszeit der Saline befördert die Sole in den Hauptschacht zu den großen Druckpumpen, die Pumpanlage der Karl-Theodor-Quelle stammt noch aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Das in die Stollen eindringende Süßwasser wird im künstlich angelegten Grabenbach abgeleitet, der heute etwa zweieinhalb Kilometer unter der Stadt verläuft, bevor er bei der Frühlingstraße auf Höhe des Verkehrsverteilers Nord an die Oberfläche tritt. Im Quellenbau herrscht im Sommer und Winter eine gleichbleibende Temperatur von etwa 10° Celsius.
1908 wurde der Quellenbau mit elektrischem Licht ausgestattet und ist seitdem eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
- Karl-Theodor-Quelle
- Salzgrotte
- Stollensystem
Sudhäuser
Die Sudhäuser bilden den westlichen Teil der Salinenanlagen und wurden so weit wie möglich vom Hauptbrunnhaus und damit den Solequellen entfernt errichtet. Die Sudhäuser verlaufen entlang der Salinenstraße und sind von Nord nach Süd aufsteigend nummeriert. Zwischen jedem Sudhaus liegt ein großzügiger Sicherheitsabstand, um im Falle eines Brandes das Übergreifen der Flammen von einem auf das nächste Sudhaus zu erschweren. Zwischen Sudhaus 1 und 2 befindet sich der Zugang zum nördlichen Innenhof, zwischen Sudhaus 2 und 3 der mittlere Innenhof und zwischen Sudhaus 3 und 4 der Zugang zum südlichen Innenhof. Von den technischen Einrichtungen der Sudhäuser – den Salzpfannen – ist heute nichts mehr vorhanden. Jede Salzpfanne hatte eine Grundfläche von ungefähr 113 m², diese wurden anfangs mit Holz, ab 1892 mit Steinkohle befeuert. In der aktiven Zeit der Saline wurde der Rauch über Schornsteine – anfangs über 16 kleine, später über vier hohe – abgeleitet, welche die Sudhäuser in um mehrere Meter überragten.
Magazine
Direkt an die Sudhäuser schließen sich senkrecht in östlicher Richtung die Magazine an, die wie auch das jeweilige Sudhaus nummeriert sind. In den Magazinen wurde das fertige Salz gelagert und zum Weitertransport vorbereitet.
Solereserven
Die Solereserven liegen in einer Linie mit dem Hauptbrunnhaus am östlichen Ende des Areals. Dort wurde die geförderte Sole vor dem Sieden zwischengelagert. Wie auch die Sudhäuser sind die Solereserven von Nord nach Süd nummeriert. Das vierte Gebäude in dieser Reihe ist das Werkstattgebäude.
Bergreserve
Oberhalb der Solereserve 2 befindet sich am Hang des Gruttensteins die Bergreserve.
Brunnhauskapelle
Im Obergeschoss des Hauptbrunnhauses befindet sich die Brunnhauskapelle. Sie ist dem Heiligen Rupert von Salzburg geweiht, der aufs engste mit der Reichenhaller Saline verbunden ist. Das Innere der dreischiffigen, zwei Stock hohen und zwei Joch tiefen Kapelle ist im romanisch-byzantinischen Stil gestaltet. Die romanischen Säulen, die Kapitelle und die Halbsäulen bestehen aus Marmor. Der für den Boden verwendete Untersberger Marmor stammte aus den Marmorbrüchen in Grödig, die sich damals im Privatbesitz König Ludwigs befanden. Die Ornamentmalerei stammt von Joseph Anton Schwarzmann. In der Apsis des Mittelschiffs zeigen drei Glasfenster den auferstandenen Christus, den Hl. Rupert mit Salzfass und den Hl. Virgil mit Modell des Salzburger Doms. Eine vermutete Mitwirkung von Moritz von Schwind bei der Ausgestaltung der Kapelle ist bisher nicht belegt.
Brunnen
In den beiden äußeren Innenhöfen der Saline befindet sich jeweils ein Laufbrunnen. Es handelt sich um Brunnen mit achteckigen Steinbecken und gusseisernen Figuren auf einem Mittelpfeiler. Die Figur im nördlichen Innenhof stellt den heiligen Rupert dar, der nach einer alten Legende als Entdecker der Reichenhaller Solequellen gilt. Im südlichen Innenhof ziert eine Figur des heiligen Virgil den Brunnen. Beide Brunnen wurden nach Plänen von Friedrich von Schenk und Michael Johann Rudholzner errichtet und sind unter der Aktennummer D-1-72-114-127 in die Denkmalliste eingetragen.
- Virgiliusbrunnen im südlichen Innenhof
- Rupertusbrunnen im nördlichen Innenhof
Weitere Gebäude und Anlagen
Beamtenstock
Mit der Planung des Verwaltungsgebäudes der Salinenadministration, das in der Folge üblicherweise Beamtenstock genannt wurde, wurde Friedrich von Gärtner beauftragt. Sein Entwurf lehnt sich stark an die Bayerische Staatsbibliothek in München an, die ebenfalls von ihm geplant wurde. Der erste Spatenstich erfolgte am 30. April 1836.
Der Beamtenstock ist ein langgestreckter, dreigeschossiger Gebäudetrakt mit 25 Achsen. Der Rundbogenstil sowie Gärtners Formenschatz des Mittelalters und der Frührenaissance trafen den Geschmack König Ludwig I., der sich sehr um den Wiederaufbau der Stadt nach dem großen Brand engagierte. Nach drei Jahren Bauzeit, im Jahr 1839, wurde der Beamtenstock als erstes Gebäude fertiggestellt.
Triftanlagen
Zur Alten Saline im weiteren Sinne zählen auch ihre (ehemaligen) technischen Anlagen, wie die Gradierwerke, die Soleleitung Berchtesgaden–Reichenhall sowie Reichenhall–Traunstein–Rosenheim, die ehemaligen Triftanlagen an der Saalach und die Triftgründe. Die Straßennamen „Im Hammergrund“, „Im Spitzgrund“, „Im Großen Grund“ sowie der „Fürschlachtweg“, der „Leitererweg“ und der „Holzfeldweg“ erinnern noch heute an die Triftwege und Holzlagerplätze. Dort finden sich auch noch zahlreiche Bauwerke aus dieser Zeit, wie Ufermauern aus Marmorquadern und mehrere Schleusen, wie z. B. am Leitererweg ⊙ . Am Luitpoldwehr oberhalb der Luitpoldbrücke zweigte man das Wasser der Saalach ab und verteilte das Holz, das mit dem Wasser der Saalach aus den Bayerischen Saalforsten im salzburgischen Pinzgau nach Reichenhall transportiert wurde, auf die Triftgründe. Das Luitpoldwehr ist heute noch vorhanden, ebenso wie einige Teile von Ufermauern entlang der Saalach unterhalb der B21. Die „Brücke über den Triftbach“, die eine Verlängerung der „Langen Brücke“ (und später der Luitpoldbrücke) über die Saalach war, befand sich etwa dort, wo heute die Einmünundung der Thumseestraße in die B21 in der Nähe des Kirchberger Bahnhofes ist. Spätestens mit dem Betriebsbeginn des Saalachkraftwerks und dem Fehlen des Wassers wurde die Trift eingestellt. Die Befeuerung der Sudpfannen wurde schrittweise auf Kohle umgestellt, die mit der neu gebauten Eisenbahnlinie nach Reichenhall transportiert werden konnte.
Salinenstadel
An der Reichenbachstraße, wo sich heute die Neue Saline befindet, wurden zur Zeit der Alten Saline mehrere Salinenstadel errichtet. Eines dieser Gebäude, das sich direkt neben der Bahnstrecke Bad Reichenhall–Berchtesgaden befindet, ist heute noch nahezu unverändert erhalten. Im Gegensatz zu anderen Gebäuden erinnert dieser mehrstöckige Bau mit dem großen Giebeldach und den unverputzten Quaderwänden wenig an einen Stadel. Der Salinenstadel steht heute unter Denkmalschutz und ist unter der Nummer D-1-72-114-113 in die Denkmalliste eingetragen.
Ein weiterer Stadel, der ausschließlich aus Holz und in offener Bauweise errichtet wurde, befand sich gegenüber der Neuen Saline auf der anderen Seite der Reichenbachstraße. Er diente der Alten Saline unter anderem als Holzlager und wurde auch – nach den sich in der Nähe befindenden Triftanlagen – Triftstadel genannt. Als auf dem Gelände eine Filiale eines Discounters errichtet wurde, baute man den Stadel ab und im Salzburger Freilichtmuseum im benachbarten Großgmain wieder auf. Der Stadel kann im Museumsteil Flachgau besichtigt werden und dient dem Museum als Depotgebäude für landwirtschaftliche Großgeräte.
Feuerwachtturm
Der Feuerwachtturm zählt zwar zum Ensemble der Alten Saline, wird jedoch nicht zu den Anlagen der Saline gerechnet und stammt auch aus einer anderen Zeit. Dieser befindet sich südlich des Hauptbrunnhauses auf dem Gruttenstein oberhalb der Solereserve 3. Der Feuerwachtturm ist heute als Wohnhaus ausgebaut und nur von oberhalb – über den Pfannhauserweg – zu erreichen.
Folgenutzung
Im Jahr 1929 erlosch das Feuer unter der letzten Sudpfanne in der Alten Saline und man verlegte die Produktion endgültig in die Neue Saline am Stadtrand von Bad Reichenhall. Dort wird bis heute Sole aus Bad Reichenhall zu Bad Reichenhaller Markensalz weiterverarbeitet. Als Bad Reichenhall Garnisonsstadt wurde, brachte man anfangs die Mulis in der alten Saline unter. Während des Zweiten Weltkriegs waren die Elefanten des Circus Krone in der Saline untergebracht. Nach dem Krieg hatten ein Kurmittelbetrieb sowie eine Firma der Elektrobranche ihren Sitz in der Alten Saline und die BayWa unterhielt eine Landmaschinenwerkstatt. Im ehemaligen Werkstattgebäude, das zu einem Wohngebäude umgebaut wurde, kamen nach dem Krieg ungarische Flüchtlinge unter, die größtenteils bei der Saline beschäftigt waren.
Bis zur Jahrtausendwende nutzte die Saline weiterhin einige Gebäude als Lagerräume, der Rest war an Einzelhandelsunternehmen verpachtet. Die Saline befindet sich heute im Privatbesitz eines Reichenhaller Bauträgers. Die ehemaligen Sudhäuser und Magazine dienen heute gewerblichen und kulturellen Zwecken. Neben einem Ärztezentrum finden sich eine Apotheke, mehrere Einzelhandelsbetriebe, eine Gaststätte sowie die Kunstakademie Bad Reichenhall und das Magazin 4, welches für unterschiedlichste kulturelle Vorstellungen genutzt wird. Die komplett erhaltene Anlage der „Alten Saline“ mit der funktionierenden Technik des 19. Jahrhunderts im Hauptbrunnhaus gilt heute als Industriedenkmal von europäischem Rang. Das gesamte Areal mit Hauptbrunnhaus, Sudhäusern, Magazinen, Werkstattgebäuden und den umschlossenen Höfen und Abstandsflächen steht heute unter Ensembleschutz. Die Alte Saline und die Technik im Untergeschoss können im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die auch den Besuch des Salzmuseums beinhalten.
Der Salzgehalt der Sole aus den alten Solequellen ist inzwischen zur Salzherstellung viel zu gering. Aus den Quellen wird heute lediglich noch das Gradierhaus im Kurgarten gespeist, die Neue Saline verarbeitet neben Salz aus dem Salzbergwerk in Berchtesgaden Sole aus drei modernen Tiefbohrungen in Ortsgebiet von Bad Reichenhall.
Verworfene Planungen
Es wurde mehrmals geplant, in einem der Sudhäuser ein Sole-Hallenbad einzurichten. 1925, 1928, 1933, 1934, 1948, 1954 und 1958 wurden diese Pläne diskutiert, jedoch nie ausgeführt. In den 1930er Jahren und 1978 überlegte man, die Feuerwehr in der Alten Saline unterzubringen. 1966 sollte das Heimatmuseum in der Saline einziehen. In dieser Zeit – lange bevor das Bayerische Denkmalschutzgesetz in Kraft trat – wurden auch Stimmen laut, weite Teile der Saline und der „gräßlichen Backsteinbauten“ abzureißen und ein Gebäude für die Post, ein Hotel und das Landratsamt dort zu errichten. Die „häßlichen Gitter“ sollten entfernt und auf der Grünfläche vor dem Hauptbrunnhaus ein Busparkplatz eingerichtet werden. Zudem sollten ein Parkhaus, eine Gemäldegalerie, Markthalle und ein Museum gebaut werden. Diese Planungen wurden jedoch alle nicht umgesetzt, weshalb die Saline sich äußerlich nahezu unangetastet im Zustand des 19. Jahrhunderts befindet. Einziger markanter Unterschied ist das Fehlen der Schornsteine auf den Sudhäusern, die schon nach dem Ende der Salzproduktion entfernt wurden.
Sonstiges
Während des Zweiten Weltkriegs waren die Elefanten des Circus Krone aus München in der Alten Saline untergebracht. Die Bauten des Zirkus in München wurden durch Luftangriffe zerstört, die Elefanten überstanden jedoch auch die Bombardierung von Bad Reichenhall im April 1945 unbeschadet.
In der Nähe des Eingangs zum südlichen Innenhof schlug während der Bombardierung eine Sprengbombe ein. Mehrere Personen, die es nicht mehr rechtzeitig in die Schutzräume oder die unterirdischen Anlagen des Quellenbaus geschafft hatten, fanden dort den Tod. Heute erinnern an dieser Stelle mehrere Gedenktafeln an diese Menschen. Im Mauerwerk der beiden Sudhäuser sind in diesem Bereich bis heute deutlich die Spuren der Bombensplitter sichtbar.
Quellen
- W. Lossen: Geschichte und Beschreibung der Solequellen, der Soleleitungen und der Saline, Neuauflage 1968.
- Fritz Hofmann: Im Jahre 1929 erlosch das Feuer unter der letzten Sudpfanne – Was aus der Alten Saline schon alles werden sollte in den Heimatblättern vom 27. September 1991, Beilage des Reichenhaller Tagblatts.
- Herbert Pfisterer: Bad Reichenhall in seiner bayerischen Geschichte. 1988.
- Fritz Hofmann: Reichenhaller Salzbibliothek. 1997.
- Walter Brugger: Die Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus Bad Reichenhall. 1994, ISBN 3-7954-5781-5.
- Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 2009, S. 564–567.
- Johannes Lang: Eines der ältesten Unternehmen der Welt, Heimatblätter vom 26. September 2016 als Beilage des Reichenhaller Tagblatts
Weblinks
- alte-saline.de Internetseite
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege
- ↑ Pfisterer: Bad Reichenhall in seiner bayerischen Geschichte, S. 300f
- ↑ Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, S. 562f
- 1 2 3 4 Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 564ff
- 1 2 3 Hubert Vogel: Geschichte von Bad Reichenhall, Anton Plenk KG 1995
- 1 2 W. Lossen: Geschichte und Beschreibung der Solequellen, der Soleleitungen und der Saline, Neuauflage 1968.
- 1 2 3 4 Pfisterer: Bad Reichenhall in seiner bayerischen Geschichte, S. 292–304
- ↑ Pfisterer: Bad Reichenhall in seiner bayerischen Geschichte, S. 338
- ↑ Walter Brugger: Die Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus (Bad Reichenhall)
- ↑ Salinenstadel (54) auf www.freilichtmuseum.com/de/museum/haeuser/flachgau.html, abgerufen am 19. September 2018
- 1 2 3 4 5 6 7 8 Fritz Hofmann: Im Jahre 1929 erlosch das Feuer unter der letzten Sudpfanne, Heimatblätter vom 27. September 1991
Koordinaten: 47° 43′ 15,7″ N, 12° 52′ 38,2″ O