Amalie „Male“ Marie Hassenpflug (* 30. Januar 1800 in Kassel; † 1. Juli 1871 in Meersburg) war eine deutsche Schriftstellerin. Der Nachwelt ist sie insbesondere als Mitglied des Kasseler Kreises um die Brüder Grimm und enge Freundin von Annette von Droste-Hülshoff in Erinnerung.

Leben und Werk

Amalie Hassenpflug war die jüngste Tochter des hessen-kasselischen Verwaltungsbeamten Johannes Hassenpflug und der Marie Magdalena Dresen, die aus einer in Hanau ansässigen hugenottischen großbürgerlichen Emigrantenfamilie stammte. Ihr Bruder war der spätere konservative Minister Ludwig Hassenpflug, der 1822 Charlotte Grimm heiratete und damit ein Schwager der Brüder Grimm war. Die Familie Hassenpflug war für die Brüder Grimm eine ergiebige Quelle für ihre Kinder- und Hausmärchen, zu denen auch Amalie einige Märchen beitrug: Die drei Männlein im Walde (KHM 13), Der Herr Gevatter (KHM 42), vielleicht auch Die wunderliche Gasterei (KHM 43a). Als Charlotte Grimm 1833 starb, übernahm Amalie einige Zeit lang für den Bruder Ludwig Haushaltsführung und Kindererziehung.

Durch Freundschaften mit Mitgliedern der Familie Haxthausen und dem Bökendorfer Romantikerkreis lernte sie die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff – deren Mutter eine geborene Haxthausen war – kennen. War die erste Begegnung 1818 in Kassel noch flüchtig geblieben, so verband die beiden ab 1837 eine tiefe Freundschaft. Besonders in den Jahren 1838 bis 1839 hatte Amalie großen Einfluss auf die Droste, und mehrere Gedichte sind ihr gewidmet. Um 1840 lockerte sich die Freundschaft etwas, blieb aber bis zu Annettes Tod 1848 bestehen. 1842 zog Amalie Hassenpflug zu ihrem Bruder Ludwig nach Berlin. Von 1845 bis 1850 wohnte sie in Hannover, teilweise bei ihrer Freundin Anna von Arnswaldt (geb. Haxthausen). In Hannover wurde sie 1848 vom Maler Karl Christian Andreae porträtiert, der mit ihrem Neffen, dem Bildhauer Carl Hassenpflug, in Rom eine gemeinsame Wohnung hatte.

Über die Familie Haxthausen hatte Hassenpflug auch Gretchen Verflassen kennengelernt, eine Freundin Clemens Brentanos, katholische Novizin und Leiterin einer Waisenanstalt. Über die 1845 jung verstorbene und von ihr als Musterbeispiel der Barmherzigkeit verehrte Freundin, die – selbst krank und pflegebedürftig – Amalies Mutter bis zu deren Tod 1840 gepflegt hatte, verfasste sie die warmherzige Biographie Margarethe Verflassen. Das Buch erschien 1870 unter dem Pseudonym „A. H.“, erlebte schon im Folgejahr eine zweite Auflage und wurde auch ins Englische übersetzt. In Kindheitserinnerungen porträtierte sie ihre Mutter, die sie als liebenswürdige Person schilderte, die einen Hang zum Wunderbaren und zum Erzählen von Märchen aufwies.

1866 zog Amalie Hassenpflug auf die Burg Meersburg zu Hildegard und Hildegund von Laßberg, den Zwillingstöchtern von Annettes Schwester Jenny von Droste zu Hülshoff und Joseph von Laßberg. Die 36 Jahre jüngere Hildegund Laßberg war Amalie Hassenpflugs letzte enge Freundin. Amalie Hassenpflug starb 23 Jahre nach Annette von Droste-Hülshoff in Meersburg und liegt auf dem Friedhof Meersburg zwischen den Gräbern der Dichterfreundin und dem der Schwestern Laßberg begraben.

Schriften

  • Margaretha Verflassen. Ein Bild aus der katholischen Kirche, Hannover 1870.
  • Kindheitserinnerungen.
  • Briefwechsel mit Ludwig Hassenpflug, Annette von Droste-Hülshoff, Anna von Arnswandt und anderen.

Literatur

  • Brüder Grimm: Briefwechsel mit Ludwig Hassenpflug (einschließlich der Briefwechsel zwischen Ludwig Hassenpflug und Dorothea Grimm, geb. Wild, Charlotte Hassenpflug, geb. Grimm, ihren Kindern und Amalie Hassenpflug), herausgegeben und bearbeitet von Ewald Grothe, Brüder Grimm-Gesellschaft, Kassel 2000 (= Kasseler Ausgabe, Werke und Briefwechsel. In kritisch-kommentierten Einzelbänden, Briefe. Band 2), ISBN 3-929633-64-7, Nr. 222, 226, 228.
  • Monika Ditz, Doris Maurer: Amalie Hassenpflug (1800–1871). „Soviel Geist, Talent und Gemüth“. In: dies. (Hrsg.): Annette von Droste-Hülshoff und ihre Freundinnen, Turm-Verlag, Meersburg 2006, ISBN 3-929874-05-9, S. 27–43.
  • Walter Gödden: Ein neues Kapitel Droste-Biographie. Die Freundschaft der Droste mit Anna von Haxthausen und Amalie Hassenpflug in ihrem biographischen und psychologischen Kontext anhand neuen Quellenmaterials. In: Droste-Jahrbuch. N. F. 1 (1986/1987), S. 157–172.
  • Walter Gödden: Tag für Tag im Leben der Annette von Droste-Hülshoff. Daten, Texte, Dokumente, 2. Auflage. Schöningh, Paderborn 1996, ISBN 3-506-73197-1.
  • Jos. Grineau: Amalie Hassenpflug, die Freundin von Deutschland größter Dichterin. In: Hessenland 3 (1889), S. 5–7 und S. 20–22 (Digitalisat).
  • Agnes-Marie Grisebach: Frauen im Korsett. Zwei ledige Bürgertöchter im 19. Jahrhundert, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1995, ISBN 3-421-05010-4 (zum Schicksal begabter Frauen im 19. Jahrhundert am Beispiel von Louise Grisebach und Amalie Hassenpflug).
  • Ewald Grothe, Klaus Hassenpflug: „ausgelassen leidenschaftlich, aber nicht glücklich…“. Die Kindheitserinnerungen von Amalie Hassenpflug. In: Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft 9 (1999), ISBN 3-929633-82-5, S. 91–114.
  • Ewald Grothe, Hellmut Seier (Bearb.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837, hrsg. von Hellmut Seier, Marburg 1992, ISBN 3-7708-0993-9, S. 179–181, 218 f., 231–233 (Briefe Amalies an Anna von Arnswaldt, 1832/33).
  • Renate Heydebrand: Differenz der Geschlechter oder der Poetik? Annette von Droste-Hülshoff und Levin Schücking. In: Annegret Heitmann (Hrsg.): Bi-Textualität. Inszenierungen des Paares, Schmidt, Berlin 2001, ISBN 3-503-04991-6, S. 156–178.
  • Philipp Losch: Male Hassenpflug. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 63 (1952), S. 104–111.
Commons: Amalie Hassenpflug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Artikel Familie Hassenpflug über die Geschwister Hassenpflug als Quelle der Brüder Grimm.
  2. Vgl. Renate Heydebrand: Differenz der Geschlechter oder der Poetik? Annette von Droste-Hülshoff und Levin Schücking. In: Annegret Heitmann (Hrsg.): Bi-Textualität. Inszenierungen des Paares, Schmidt, Berlin 2001, S. 156–178.
  3. Bestandskatalog Museumslandschaft Hessen Kassel.
  4. Siehe Digitalisat der englischsprachigen Ausgabe im Internet Archive.
  5. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. September 2020, S. 12.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.