Strukturformel
Racemat
Allgemeines
Freiname Aminoglutethimid
Andere Namen
  • 3-(4-Aminophenyl)-3-ethyl-2,6-piperidindion (IUPAC)
  • 2-(p-Aminophenyl)-2-ethylglutarimid (WHO)
  • (3RS)-3-(4-Aminophenyl)-3-ethylpiperidin-2,6-dion
  • 3-(p-Aminophenyl)-3-ethylpiperidin-2,6-dion
Summenformel C13H16N2O2
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 204-756-4
ECHA-InfoCard 100.004.325
PubChem 2145
ChemSpider 2060
DrugBank DB00357
Wikidata Q241150
Eigenschaften
Molare Masse 232,28 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt
Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Achtung

H- und P-Sätze H: 315319335
P: 261264271280302+352305+351+338
Toxikologische Daten

625 mg·kg−1 (LD50, Ratte, i.p.)

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Aminoglutethimid ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Glutarimide und wird als Arzneistoff verwendet.

Gewinnung und Darstellung

Aminoglutethimid kann durch eine mehrstufige Reaktion ausgehend von 2-Phenylbutyronitril gewonnen werden. Dieses wird nitriert und das entstandene Zwischenprodukt unter basischer Katalyse mit Acrylsäureester umgesetzt. Ein saurer Ringschluss und anschließende katalytische Hydrierung liefert (R,S)-Aminoglutethimid.

Eigenschaften

Aminoglutethimid ist ein weißer, geruchloser Feststoff mit bitterem Geschmack. Er ist wenig löslich bzw. praktisch unlöslich in Wasser.

Das Molekül hat ein chirales Zentrum am C-3. Aminoglutethimid ist das Racemat der beiden Enantiomere (3R)-3-(4-Aminophenyl)-3-ethylpiperidin-2,6-dion [(+)-Aminoglutethimid] und (3S)-3-(4-Aminophenyl)-3-ethylpiperidin-2,6-dion [(−)-Aminoglutethimid].

Pharmakologisch fungiert Aminoglutethimid als Hemmstoff in der körpereigenen Steroid-Biosynthese. Über die Hemmung der Aromatase vermindert es die Bildung von Estrogenen. Über die Hemmung der Cholesterin-Monooxygenase (P450scc) reduziert Aminoglutethimid ferner die Biosynthese aller hormonell aktiven Steroide, einschließlich der des Cortisols.

Verwendung

Aminoglutethimid ist aufgrund seiner aromatasehemmenden (antiestrogenen) Wirkung als Zytostatikum zur Behandlung von hormonsensitiven metastasierenden Mammakarzinomen verwendbar (Orimeten, a. H.). Das Enzym Aromatase kommt in verschiedenen Geweben, aber auch in den Zellen des Mammakarzinoms vor. Wegen der hemmenden Wirkung auf die Cortisol-Biosynthese wurde Aminoglutethimid zur Behandlung des Cushing-Syndroms eingesetzt. Es wurde schon 1955 als Hypnotikum und Antiepileptikum eingeführt. Als Nebenwirkungen können Benommenheit und gastrointestinale Störungen auftreten. Die Halbwertszeit im menschlichen Körper beträgt etwa 13 Stunden bei Einmalgabe und 7 Stunden nach 6-wöchiger Behandlung. Die übliche Dosis beträgt 250 mg je Tag.

Regulierung

Über den Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act of 1986 besteht in Kalifornien seit 1. Juli 1990 eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die Aminoglutethimid enthalten.

Einzelnachweise

  1. INN Recommended List 4, World Health Organisation (WHO), 9. März 1962.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Datenblatt DL-Aminoglutethimid, bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 11. Mai 2023 (PDF).
  3. 1 2 3 Monographie „Aminoglutethimide“, European Pharmacopoeia 10th Edition (Ph. Eur. 10.0), EDQM Council of Europe, 2019.
  4. 1 2 3 4 F.v. Bruchhausen, S. Ebel, A.W. Frahm, E. Hackenthal et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Springer Berlin Heidelberg, 1993, S. 186 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. R.J. Santen, R.I. Misbin: Aminoglutethimide: Review of Pharmacology and Clinical Use. In: Pharmacotherapy, 1981, Band 1, Nummer 2, S. 95–119. DOI:10.1002/j.1875-9114.1981.tb03557.x.
  6. 1 2 Ernst Mutschler: Mutschler Arzneimittelwirkungen. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1996, S. 759.
  7. Aminoglutethimid: eine weitere Waffe gegen das Mammakarzinom, Deutsches Ärzteblatt, 1984.
  8. 1 2 Curt Hunnius, Artur Burger: Hunnius pharmazeutisches Wörterbuch. De Gruyter, 1993, ISBN 978-3-11-086901-9, S. 64 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. A. Kleemann, B. Kutscher (Hrsg.): Ullmann’s Pharmaceuticals. Wiley, 2022, ISBN 978-3-527-80733-8, S. 50 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Aminoglutethimide. OEHHA, 1. Juli 1990, abgerufen am 14. Mai 2023 (englisch).
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