Amphicar | |
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Amphicar als Museums-Exponat | |
770 | |
Produktionszeitraum: | 1961–1968 |
Klasse: | Mittelklasse |
Karosserieversionen: | Cabriolet |
Motoren: | Ottomotor: 1,2 Liter (28 kW) |
Länge: | 4330 mm |
Breite: | 1565 mm |
Höhe: | 1520 mm |
Radstand: | 2100 mm |
Leergewicht: | 1050 kg |
Der Amphicar 770 ist ein schwimmfähiger PKW der Marke Amphicar. Konstrukteur des Amphibienfahrzeugs war Hans Trippel. Der Amphicar 770 ist das erste zivile Amphibienfahrzeug.
Beschreibung
Der Wagen hat eine durch Rohrlängsträger verstärkte selbsttragende Ganzstahlkarosserie, deren Unterteil als geschlossene Wanne aus 1,5 mm dickem Blech geformt ist. Alle Teile sind fest miteinander verschweißt. Die Türen werden für die Fahrt im Wasser von innen mit einem zweiten Griff zusätzlich verriegelt und damit stärker an die Türdichtungen gepresst, um einen Wassereintritt zu verhindern. Im Motorraum hat das Fahrzeug serienmäßig eine Lenzpumpe, um Wasser abzupumpen, das beispielsweise an den Achswellen eintreten kann. Ferner ist es mit einem Positionslicht (rot/grün) und einem Signalhorn auf der Fronthaube ausgerüstet. Bei der Fahrt in Gewässern musste auf dem Heckdeckel noch ein weißes Positionslicht auf einem kurzen Mast angebracht werden. Im Bug vorn unter dem Kofferraum liegt das Reserverad, über der Vorderachse der Kraftstofftank. Das Cabriolet bietet Platz für vier Personen.
Alle Räder sind einzeln aufgehängt, haben Schraubenfedern mit hydraulischen Stoßdämpfern und hydraulisch betätigte Trommelbremsen (Handbremse mechanisch). Die Hinterräder sind an gezogenen Längsschwingen geführt, vorn ist die gezogene Schwinge nach Art einer Kurbellenkerachse mit einem Längslenker kombiniert, der den Nachlauf konstant hält.
Gelenkt wird sowohl auf der Straße als auch im Wasser mit den Vorderrädern.
Der Vierzylinder-Reihenmotor stammt vom britischen Triumph Herald 1200. Der Viertaktmotor leistet aus knapp 1,2 Litern Hubraum 38 PS (28 kW). Die Kraft wird über eine Einscheibentrockenkupplung auf das in Fahrtrichtung vor dem Motor platzierte Getriebe übertragen. Es ist ein vollsynchronisiertes Viergang-Spezialgetriebe von Hermes in Wuppertal mit zusätzlichem 3 : 1 übersetzten Wendegetriebe mit nur einem Vorwärts- und Rückwärtsgang (sowie Leerlauf) für den Antrieb von zwei Kunststoffpropellern. Im Wasser schaltet der Fahrer das Straßengetriebe auf Leerlauf und aktiviert mit einem zweiten Schalthebel die Propeller bzw. Schiffsschrauben.
Der Wartungsaufwand für das Amphicar war groß; denn nach jeder Wasserfahrt waren 13 Schmiernippel mit Fett zu versorgen. Dazu musste das Fahrzeug aufgebockt und die Rücksitzbank ausgebaut werden.
Auf der Straße erreichte das Amphicar eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 120 km/h, im Wasser bis zu 6,5 Knoten bzw. 12 km/h. Das Amphicar war überraschend seetauglich, auch bei einer Testfahrt bei Windstärke 8 (62–74 km/h) in der Ostsee konnte es nicht zum Kentern gebracht werden.
Technische Daten
Die folgenden technischen Daten basieren auf Oldtimer Markt 10/2010:
Kenngrößen | Daten |
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Motor: | 4-Zylinder-Viertakt-Reihenmotor (längs hinter der Hinterachse) |
Hubraum: | 1147 cm³ |
Bohrung × Hub: | 69,3 × 76 mm |
Verdichtung: | 1 : 8,0 |
Leistung: | 28 kW (38 PS) bei 4750/min |
Max. Drehmoment: | 80 Nm bei 2500/min |
Ventilsteuerung: | untenliegende Nockenwelle, Stößel, Stoßstangen und Kipphebel |
Kühlung: | Wasserkühlung |
Getriebe: | vollsynchronisiertes Vierganggetriebe (Straße) und Wendegetriebe mit einem Vorwärts- und einem Rückwärtsgang für den Bootsbetrieb; zwei Schalthebel |
Radaufhängung vorn: | gezogene Längsschwingen und Längslenker |
Radaufhängung hinten: | gezogene Längsschwingen |
Federung: | Schraubenfedern mit hydraulischen Stoßdämpfern vereinigt |
Bremsen vorn und hinten: | hydraulisch betätigte Trommelbremsen, Ø 230 mm (Handbremse mechanisch auf die Hinterräder wirkend) |
Karosserie: | selbsttragende Ganzstahlkarosserie, durch Rohr-Längsträger verstärkt |
Maße (Länge × Breite × Höhe): | 4330 × 1565 × 1520 mm |
Bodenfreiheit: | 253 mm |
Radstand: | 2100 mm |
Spurweite vorn/hinten: | 1212 mm/1260 mm |
Reifengröße: | 6.40–13 |
Leergewicht (ohne Fahrer): | 1050 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht: | 1350 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | Straße: 120 km/h – Wasser: 12 km/h (6,5 kn) |
Kraftstoffverbrauch auf der Straße: | ca. 9 l/100 km |
Kraftstoffverbrauch auf dem Wasser: | 2,3 l/Stunde bei 5 km/h (2,7 kn), 10 l/Stunde bei 10 km/h (5,4 kn) |
Museale Präsentation
- Auto- und Technikmuseum Sinsheim
- PS-Speicher in Einbeck
- Autoworld in Brüssel
- Deutsches Technikmuseum in Berlin
- Technoseum in Mannheim
Fahrerlaubnis
Der Betrieb des Amphicar auf dem Wasser erfordert in Deutschland einen Sportbootführerschein.
Sonstiges
Am 16. September 1962 gelang vier Engländern in zwei Fahrzeugen, von denen eines später vom anderen geschleppt werden musste, die Durchquerung des Ärmelkanals von Dover nach Calais in 7 Stunden und 20 Minuten.
Die Hamburger Polizei hatte ein Amphicar im Einsatz.
In den 1980er-Jahren wurde für die Sendung Verstehen Sie Spaß? ein Film mit versteckter Kamera produziert, in dem Reinhard Mey zu einem Auftritt „wegen des schönen Wetters“ in einem Amphicar abgeholt wurde. Der Wagen fuhr plötzlich ohne Vorwarnung in einen Fluss. Reinhard Mey aber erschrak nicht, sondern lachte nur – er kannte das Fahrzeug.
In der Folge 10 der 4. Staffel der Sendung Fast N’Loud von 2013 wird ein Amphicar überholt und verkauft. Das Fahrzeug wird gefahren und schwimmt in einem kleinen See.
Auch bei den Gebrauchtwagenprofis von DMAX wird in Staffel 11 Folge 7 ein Amphicar restauriert.
Perfekt restaurierte Fahrzeuge werden mit Preisen bis zu 80.000 US $ gehandelt, allein ein neues Getriebe kostet 15.000 $.
Galerie
- Amphicar im Stuttgarter Hafen
- Amphicar mit geschlossenem Verdeck
- Amphicar auf einem Hausboot auf der Seine
- Propeller des Amphicars
- Amphicar am Bodensee, Friedrichshafen
Literatur
- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel Amphicar.
- George Nick Georgano (Chefredakteur): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Volume 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 56. (englisch)
- Hasso Erb: Schwimmwagen: Pkw und Lkw. Entwicklung, Technik, Typen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01165-4.
- Werner Oswald: Deutsche Autos. Band 4: 1945–1990. Audi, BMW, Mercedes, Porsche, und andere. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-02131-5, S. 484–485.
- Christian Wüst: Lust am Aquaplaning. In: Der Spiegel. Nr. 23, 2007, S. 170 (online).
Weblinks
- Das Amphicar. In: Spiegel Online – Auto
- Amphicar Club Berlin e.V. (Webarchiv)
- private Internetseite mit vielen Informationen (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Vorderachse (Memento vom 13. Februar 2005 im Internet Archive) Explosionsbild der Vorderachse
- ↑ Amphicar - ein schwimmfähiges Sportkabriolett. In: Kraftfahrzeugtechnik 07/1961, S. 295.
- ↑ Museum zum Anfassen: Straßenverkehr. Abgerufen am 8. August 2023.
- ↑ TECHNOSEUM: Im TECHNOSEUM entdeckt: Das Amphicar -. 1. Juli 2016, abgerufen am 21. September 2020 (deutsch).
- ↑ Achim Schmidt, Kai Schwarz: Die Fahrzeuge der Polizei. Hrsg.: Sammüller Kreativ GmbH. Edition XXL GmbH, Fränkisch-Crumbach 2006, ISBN 978-3-89736-328-1, S. 25.
- ↑ youtube.com: Kurt Felix & Reinhard Met … bei 3:00
- ↑ Shelby Rent-A-Racer Resto, Part 2 + Amphicar. Abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
- ↑ Die Gebrauchtwagenprofis: Das Amphicar. DMAX, abgerufen am 27. Oktober 2019 (deutsch, englisch).