Anna Burns FRSL (geboren am 7. März 1962 in Belfast) ist eine nordirische Schriftstellerin.
Leben und Werk
Anna Burns wurde 1962 in Belfast geboren und wuchs in dem überwiegend katholisch und irisch-nationalistisch geprägten Ardoyne-Distrikt, einem Arbeiterviertel im Norden der nordirischen Hauptstadt, auf. Ihre dortigen Erfahrungen flossen in ihren 2001 erschienenen ersten Roman No Bones ein, der das Aufwachsen eines Mädchens in Belfast während der „Troubles“ zum Thema hat. 1987 zog Burns nach London, um die Universität zu besuchen. Mit Mitte 30 begann sie zu schreiben. Burns lebt in Notting Hill (London) bzw. im südenglischen East Sussex (Stand 2018/2022).
Burns’ dritter, 2014 geschriebener Roman Milkman (dt. 2020 als Milchmann) wurde 2018 nach einmütigem Votum der Jury mit dem 50. Man Booker Prize ausgezeichnet, womit der Preis erstmals in seiner Geschichte an einen Autor bzw. eine Autorin aus Nordirland verliehen wurde. Der zunächst von mehreren Verlagen abgelehnte Roman spielt während zweier Monate in den 1970er Jahren in einem nicht bezeichneten, von militärischen Konflikten gezeichneten Ort (Belfast) und handelt von der achtzehnjährigen, namenlosen Erzählerin, der „middle sister“. Ein namenloser, wesentlich älterer, verheirateter Mann, ein paramilitärischer Anführer, bekannt nur unter dem Spitznamen „Milkman“, drängt sich ihr auf und spioniert ihr nach, ohne handgreiflich zu werden. Die Erzählerin schildert die Reaktionen in ihrem Umfeld, in dem es Menschen mit grenzwertigem Verhalten gibt und solche, die aus dem Rahmen fallen. Die Protagonistin lernt die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Die Rechte an dem Roman wurden in 35 Länder verkauft (Stand 2022).
2021 wurde Burns Mitglied (Fellow) der Royal Society of Literature. Burns ist auch Mitglied bei Aosdána.
Auszeichnungen und Nominierungen
- 2001: Winifred Holtby Memorial Prize für No Bones
- 2002: Shortlist des Orange Prize for Fiction mit No Bones
- 2018: Man Booker Prize für Milkman
- 2018: Shortlist zum Irish Book Award mit Milkman
- 2018: National Book Critics Circle Award (Fiction) für Milkman
- 2019: Orwell Prize for Political Fiction für Milkman
- 2019: Shortlist des Women’s Prize for Fiction mit Milkman
- 2020: Christopher Ewart-Biggs Memorial Prize (für 2018/2019) für Milkman
- 2020: International DUBLIN Literary Award für Milkman
Werke
- No Bones. Roman. Flamingo, London 2001, ISBN 978-0-006-55238-3.
- dt.: Amelia. Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll. Tropen, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-608-50014-1.
- Little Constructions. Roman. Fourth Estate, London 2007, ISBN 978-0-007-16462-2.
- Mostly Hero. Novelle (2014), ISBN 978-1-783-01492-7.
- Milkman. Roman. Faber & Faber, London 2018, ISBN 978-0-571-34273-0.
- dt.: Milchmann. Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll. Tropen, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-50468-2.
Einzelnachweise
- ↑ Anna Burns auf thebookerprizes.com, abgerufen am 2. November 2021.
- ↑ Gillian Halliday: Northern Ireland stores sell out of Belfast author’s Man Booker novel as eager fans snap up book, belfasttelegraph.co.uk, 19. Oktober 2018, abgerufen am 22. Oktober 2018
- ↑ Anna Burns auf fantasticfiction.com, abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Anna Burns: I had to get myself some distance away from the Troubles, irishtimes.com, 13. September 2018, abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Milkman, Anna Burns auf faber.co.uk, 24. Juli 2018, abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Frederick Studemann: Lessons from the powder keg, Interview, in: Financial Times, 20. Oktober 2018, S. L und A 9
- ↑ Claire Kilroy: Milkman by Anna Burns review – creepy invention at heart of an original, funny novel, theguardian.com, 31. Mai 2018, abgerufen am 18. Oktober 2018
- ↑ Anna Burns wins 50th Man Booker Prize with Milkman! (Memento des vom 27. März 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , themanbookerprize.com, 16. Oktober 2018, abgerufen am 17. Oktober 2018
- ↑ „Milkman“ auf themanbookerprize.com, abgerufen am 21. September 2018
- ↑ Claire Armitstead: Milkman is a bold choice but it's unlikely to please booksellers, theguardian.com, 16. Oktober 2018, abgerufen am 17. Oktober 2018
- ↑ Anna Burns wins Man Booker prize for ‘incredibly original’ Milkman, theguardian.com, 16. Oktober 2018, abgerufen am 17. Oktober 2018
- ↑ Lisa Allardice: Interview: 'It’s nice to feel I’m solvent. That’s a huge gift': Anna Burns on her life-changing Booker win, theguardian.com, 17. Oktober 2018, abgerufen am 18. Oktober 2018
- ↑ Porter Anderson: Northern Ireland’s Anna Burns Wins 2018 Man Booker Prize for Fiction, publishingperspectives.com, 16. Oktober 2018, abgerufen am 18. Oktober 2018
- ↑ David Sexton: Milkman by Anna Burns - review: a fine prize winner that will test its readers, standard.co.uk, 25. Oktober 2018, abgerufen am 31. Oktober 2018
- ↑ Zoë Apostolides: Primal times, Rezension, in: Financial Times, 13. Oktober 2018, S. L und A 11
- ↑ Sian Bayley: RSL launches three-year school reading project as new fellows announced, thebookseller.com, 6. Juli 2021, abgerufen am 2. November 2021.
- ↑ Porträt auf aosdana.artscouncil.ie, abgerufen am 7. September 2022.
- ↑ 2018 – 2019 Prize, ewartbiggsprize.org.uk, abgerufen am 23. Oktober 2020.
- ↑ Dublin City Council Announces Milkman by Anna Burns as the Winner of the 2020 International DUBLIN Literary Award, dublinliteraryaward.ie, abgerufen am 23. Oktober 2020.
- ↑ Insa Wilke: Nordirlands Gewaltgeschichte: Anna Burns' Debüt "Amelia". Rezension. Abgerufen am 26. Oktober 2022.
- ↑ Die Übersetzerin wurde 2021 für diese Übersetzung mit dem Förderpreis des Straelener Übersetzerpreises der Kunststiftung NRW ausgezeichnet.