Arnuwanda († um 1375 v. Chr.) war ein hethitischer Großkönig. Unter seiner Herrschaft erlebte das von Tudḫaliya I. gefestigte Reich eine Reihe von Rückschlägen.
Leben
Arnuwanda war durch seine Heirat mit Ašmunikal Schwiegersohn des Großkönigs Tudḫaliya und dessen Frau Nikkalmati. Zu Beginn seiner Herrschaft (um 1400 v. Chr.) hatte er mit einer Großzahl von Aufständen zu kämpfen.
Im Westen eignete sich Madduwatta, einst ein Vasall Tudḫaliyas, eine Zahl von Gebieten an, die dem hethitischen Reich angehörten. Er schloss Verträge mit Ḫattušas Feinden und stachelte andere Vasallen zum Aufstand auf. Bei Bedarf ließ er sich von hethitischen Truppen helfen. Arnuwanda jedoch sandte nur Boten zu ihm und ließ Anklageschriften gegen ihn aufsetzen. Ob er Madduwatta nicht angreifen konnte oder ihn nicht angreifen wollte, ist nicht geklärt.
Zur gleichen Zeit drangen die Kaškäer ins hethitische Kernland vor (Auszug aus einem Klagegebet des Königs an die Sonnengöttin von Arinna):
„Im Land Nerik, in Ḫuršama, im Land Kaštama, im Land Šeriša, im Land Ḫimuwa, im Land Taggašta, im Land Kammama... plünderten die Kaškäer die Tempel, ...“
Um das Problem zu lösen, gab Arnuwanda seinen Grenztruppen Anweisungen, die ihnen aber nicht halfen und schloss mit Anführern der Kaškäer Verträge. Da diese jedoch keine zentrale Leitung hatten, bewirkten Verträge mit einzelnen Stammesführern wenig, weil sich hierdurch die anderen Führer der Kaškäer nicht gebunden fühlen mussten. Unter Arnuwanda ging unter anderem Nerik an die Kaškäer verloren, und Arnuwanda und seine Königin Ašmunikal verlegten den Gottesdienst nach Ḫakmiš (Gebet des Arnuwanda I.).
In Išuwa, gelegen in Ostanatolien, ebenfalls ein hethitischer Vasall, verletzte Mita, Herrscher von Paḫḫuwa, Vereinbarungen.
„Und er ging nach Paḫḫuwa zurück und verstieß gegen den Eid ... und sogar gegen Meine Sonne ... versündigte er sich ... und nahm die Tochter des Feindes Ušapa zur Frau.“
Arnuwanda gab einigen Mita benachbarten Vasallen die Anweisung, diesen anzugreifen, bevor hethitische Truppen eingreifen würden. Später äußerte er, dass er gegen Paḫḫuwa nichts und nur gegen Mita etwas habe.
Arnuwanda war ein sehr vorsichtig agierender Herrscher, was sich an seiner Kriegsmüdigkeit zeigt. Des Weiteren fürchtete er Verschwörungen und forderte deswegen von zahlreichen Personen Treueeide. Jeder Hinweis auf eine Verschwörung musste ihm gemeldet werden und wurde genau aufgeschrieben. So regelte er die Austreteordnung der Leibgardisten und das morgendliche Öffnen der Stadttore durch den Bürgermeister von Ḫattuša.
Gegen Ende seiner Regierungszeit war das Hethiterreich entscheidend geschwächt. Schuld daran gaben spätere Generationen der Königin Ašmunikal, die wegen religiöser Verfehlungen den Zorn des Wettergottes auf das Land gezogen haben soll. Um 1375 v. Chr. starb Arnuwanda. Nachfolger war Tudḫaliya II.
Stammbaum
Der folgende Stammbaum wurde nach Veröffentlichungen von Volkert Haas und Jörg Klinger erstellt.
Tudḫaliya I. | Nikkalmati | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arnuwanda I. | Ašmunikal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya II. | Daduḫepa | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya III. | Šuppiluliuma I. | 1. Ḫinti | 2. Tawananna | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zida | Telipinu | Piyaššili | Zannanza | Arnuwanda II. | Muršili II. | 1./2. Gaššulawiya | 2./3. Danuḫepa | Frau Šattiwazzas | Šattiwazza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ḫalpa-šulupi | Muwattalli II. | Mašturi | Maššana-uzzi | 1. Ehefrau | Ḫattušili III. | Puduḫepa | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Muršili III. | Kurunta | Bentešina | Gaššuliyawiya | Nerikkaili | Tudḫaliya IV. | Šauškanu | Ramses II. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frau Ammistamrus II. | Arnuwanda III. | Šuppiluliuma II. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Einzelnachweise
Literatur
- Horst Klengel: Geschichte des hethitischen Reiches. Brill, Leiden/Boston/Köln 1998, S. 116ff. (mit Angabe der relevanten Quellenbelege)
- Jörg Klinger: Die Hethiter. Beck, München 2007, ISBN 3-406-53625-5, S. 47, 51, 53, 78, 98
Texte
- CTH 375 (Gebet des Arnuwanda)
- CTH 157, Anweisungen an seine Bürgermeister
- CTH 261 Anweisungen an die BEL MADGALTI (Herren des Wachturms), Statthalter einer Grenzmark
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Tudḫaliya I. | König von Ḫatti ca. 1400–1375 v. Chr. | Tudḫaliya II. |