Namen von Ramses II.
Sitzstatue von Ramses II.; Museo Egizio, Turin
Horusname


(auf Obelisk in Luxor)
Ka-nechet-meri-maat
K3-nḫt-mrj-m3ˁ.t
Starker Stier, Geliebter der Maat

(auf Obelisk in Luxor)
Ka-nechet-meri-Re
K3-nḫt-mrj-Rˁ
Starker Stier, Geliebter des Re
Nebtiname




Wer-schefit-mek-kemet
Wr-šfjt-mk-kmt
Mit großen Ansehen, Beschützer Ägyptens
Goldname



Aa-chepesch-meri-taui
ˁ3-ḫpš-mrj-t3.w(j)
Groß an Schlagkraft, Geliebter der Beiden Länder
Thronname


User-maat-Re
Wsr-m3ˁ.t-Rˁ
Stark/mächtig ist die Maat des Re



User-maat-Re-setep-en-Re
Wsr-m3ˁ.t-Rˁ-stp.n-Rˁ
Stark/Mächtig ist die Maat des Re, Erwählter des Re
Eigenname



Ramesisu meri Amun
Rˁ msj sw mrj Jmn
Re ist der, der ihn geboren hat, Geliebter des Amun
Sessu
Ss-sw
Sesu
S-sw
Griechisch Herodot, möglicherweise: Ῥαμψίνιτος Rhampsínitos
Diodor: Ὀσυμανδύας Osymandýas
Hermapion (nach Ammianus Marcellinus): Ῥαμέστης Rhaméstēs
Manetho-Varianten:
Josephus: Ἁρμέσσης Μιαμοῦν Harméssēs Miamoûn (Ἀρμέσσης Μιαμοῦ Arméssēs Miamoû), Ῥάμψης Rhámpsēs
Africanus (nach Synkellos): Ῥαμεσσῆς Rhamessē̂s, Ῥαψάκης Rhapsákes
Eusebius (nach Synkellos): Ῥαμψής Rhampsḗs
Eusebius, A-Version: Ռամփսէս Ṙamp'sēs, Ռամեսէս ՄԻամուն Ṙamesēs Miamown

Ramses II., auch Ramses der Große genannt (* um 1303 v. Chr.; † 27. Juni 1213 v. Chr.), war der dritte altägyptische König (Pharao) aus der 19. Dynastie des Neuen Reichs. Er regierte rund 66 Jahre von 1279 bis 1213 v. Chr. und ist damit eines der am längsten amtierenden Staatsoberhäupter der Welt. Er gilt als einer der bedeutendsten Herrscher des Alten Ägypten.

Während seiner Regierungszeit erfuhr Ägypten eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, wie sie nach ihm unter keinem Pharao mehr erreicht wurde. Durch sein diplomatisches Handeln gelang es ihm, einen fast fünfzigjährigen Frieden mit seinen Nachbarvölkern, darunter auch mit den Hethitern, zu halten.

Zur Person

Ramses war der Sohn von Sethos I. und dessen Großer königlicher Gemahlin Tuja. Er hatte wahrscheinlich zwei Geschwister: einen Bruder, der Nebchasetnebet hieß und schon in jungen Jahren verstarb, sowie eine Schwester mit dem Namen Tia. Lange Zeit wurde auch Henutmire für eine Tochter von Sethos I. und damit eine Schwester von Ramses II. gehalten. Sie war aber tatsächlich die zur Großen königlichen Gemahlin erhobene Tochter von Ramses II.

Von seinen drei Großen königlichen Gemahlinnen Nefertari, Isisnofret und Maathorneferure hatte er möglicherweise mehr als 15 Kinder. In der Zuordnung sind sich die Ägyptologen nur bei den folgenden sicher:

  • Nefertari gebar mehrere Söhne, den Erstgeborenen und Kronprinzen Amunherchepeschef (ab Jahr 20: Sethherchepeschef), Paraherwenemef, Seti und Meriatum, sowie die Töchter Meritamun (weitere Große königliche Gemahlin), Henuttaui, Baketmut und Nefertari.
  • Isisnofret brachte die Töchter Bintanat (weitere Große königliche Gemahlin), Nebettaui (weitere Große königliche Gemahlin) und Isisnofret sowie die Söhne Ramses, Chaemwaset und Merenptah, den Nachfolger Ramses II., zur Welt.
  • In der Mitte seiner Regierungszeit, um das 34. Regierungsjahr, heiratete Ramses die hethitische Prinzessin Sauškanu, die den ägyptischen Namen Maat-Hor-Neferu-Re erhielt. Von ihr ist wenig bekannt, obwohl sie noch im 61. Regierungsjahr des Herrschers lebte. Kinder aus dieser Verbindung sind nicht bekannt.
  • Eine weitere königliche Gemahlin und Tochter des Königs war Meritre.

Von Ramses II. sind als Nachkommen 40 Töchter und 45 Söhne bekannt. Designierte Nachfolger sind der Reihe nach Amunherchepeschef (Sohn der Nefertari), Ramses (erster Sohn der Isisnofret) und Chaemwaset (zweiter Sohn der Isisnofret). Sein wirklicher Nachfolger wurde dann Merenptah, der dritte Sohn von Isisnofret.

Seiner Mumie nach zu urteilen war Ramses II. etwa 172 cm groß, hellhäutig und hatte rötliche, im Alter weiß gewordene Haare (heute gelb verfärbt). Während seiner letzten 20 Lebensjahre litt er an einer Versteifung der Wirbelsäule, die auch mit öfter auftretenden Entzündungen einherging. Aus diesem Grund konnte er im Alter nur noch tief gebückt und vermutlich an einem Stock gehen. Bei seinem Tod war er laut Untersuchung der Mumie rund 80 Jahre alt, laut der Chronologie rund 90 Jahre.

Die Kindheit

Das erste große Ereignis im Leben des jungen Ramses dürfte die Thronbesteigung seines Großvaters Ramses I. gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt war Ramses etwa fünf Jahre alt. Da dem Großvater bis zu seinem Tod nur knapp zwei Regierungsjahre verblieben, war das nächste Großereignis die Krönung seines Vaters Sethos I. im Jahr 1290 v. Chr. Als Ramses noch jung war, heiratete seine Schwester Tia einen Mann mit demselben Namen, Tia.

Tia war der Sohn des königlichen Schreibers und damit Vorratsverwalters, Amunwahsu, am Königshof. Tia wurde Schreiber des Königs und Schatzhausvorsteher und erreichte bei Ramses eine so hohe Vertrauensstellung, dass er später dessen Verwalter des Tempels der Millionen Jahre wurde. Das Doppelgrab Tia und Tia wurde später direkt neben dem Grab des Haremhab in Sakkara entdeckt.

Als Zehnjähriger bekam Ramses von seinem Vater den Ehrentitel Oberkommandierender des Heeres verliehen. Seine ersten Schlachten erlebte er rund zwei Jahre später im Nildelta, als sein Vater gegen die Tjehenu und Meschwesch in den Kampf zog und der junge Prinz ihn begleitete. Im Folgejahr zog das ägyptische Heer in Richtung Syrien, um die Hethiter zurückzudrängen und die Stadt Kadesch am Orontes wieder unter ägyptische Kontrolle zu bekommen.

Nach dem Friedensschluss mit den Hethitern kehrte wieder Ruhe am ägyptischen Hof ein und mit knapp 15 Jahren erhob Sethos I. seinen Sohn zum Mitregenten.

Als Mitregent

Mit großer Wahrscheinlichkeit stand der Palast des Ramses, der ihm als Mitregent seines Vaters erbaut wurde, in Memphis. Die beiden Königsgemahlinnen Nefertari und Isisnofret sind seit der Mitregentenzeit belegt. Ramses wurde mit ihnen in seinem 15. Lebensjahr verheiratet. Über die Herkunft beider ist nichts bekannt. Vermutungen der Ägyptologen gehen in die Richtung, dass Isisnofret möglicherweise eine syrische Prinzessin gewesen sein könnte, da die erste Tochter Bintanat genannt wurde. Der Name bedeutet Tochter der Göttin Anat. Anat war eine asiatische Göttin aus dem syrischen Raum.

1287 v. Chr. erlebte Ramses die Niederschlagung eines Aufstandes im Land Kusch mit. Seinem Vater gelang dies innerhalb nur einer Woche. Dabei machte er fast eintausend Gefangene. In seinem 22. Lebensjahr wurde Ramses von seinem Vater Sethos I. offiziell mit der Entgegennahme der Tributzahlungen aus den Ländern Wawat und Kusch betraut. Zudem zog er gegen aufständische Beduinen im Land Kanaan zu Felde. Nun tauchte der junge Mitregent auch als vollwertiger Pharao erstmals auf Tempelinschriften auf. In einer Seeschlacht gelang es Ramses, die in das Nildelta eingedrungenen Scherden zurückzuschlagen, die sich mit den Libyern verbündet hatten.

Regierungsübernahme

Als kurz darauf sein Vater Sethos im 25. Lebensjahr von Ramses am 26. Schemu III 1279 v. Chr. starb, übernahm Ramses einen Tag später am 27. Schemu III (31. Maijul./ 20. Maigreg.) die alleinige Herrschaft. Einen sogenannten „chronologischen Anker“ stellt nach Meinung zahlreicher Ägyptologen das Neumonddatum im 52. Regierungsjahr von Ramses dar. Der erste Tag des Mondkalenders fiel in jenem Jahr auf den 27. Peret II.

Altägyptischen Quellen ist zu entnehmen, wann der erste Mondmonatstag begann. In den Sargtexten gilt der zweite Mondmonatstag als „Tag, an dem der Mond klein ist“. Ein ptolemäischer Text aus dem Chonsu-Tempel in Karnak beschreibt die beiden ersten Mondmonatstage: „Der Mond wird am Tag der Nichtsichtbarkeit empfangen und am zweiten Mondmonatstag geboren.“ Jürgen von Beckerath berechnete das Neumonddatum und entschied sich von den für ihn in Frage kommenden Jahren 1203, 1228 sowie 1253 v. Chr. für die mittlere Möglichkeit, da er bezüglich der Thronbesteigung das Jahr 1304 v. Chr. als „zu früh“ und das Jahr 1254 v. Chr. als „zu spät“ einstufte. Ausgehend vom Jahr 1228 v. Chr. ergaben die Berechnungen von Beckeraths in Rückrechnung somit das Jahr 1279 v. Chr. als Regierungsantrittsdatum. Die Ermittlung des Neumonddatums ist allerdings umstritten, da auch andere Berechnungsgrundlagen vorliegen.

Datum des Neumondfestes im Jahr 1228 v. Chr. (Berechnung: Jürgen von Beckerath)
Ereignis Bezugsort Gregorianischer Kalender Ägyptischer Kalender
Letzte sichere Altlichtsichtbarkeit
7. Dezember gegen 5:50 Uhr Ortszeit
Ägypten 6.–7. Dezember 25. Peret II
Tag des Neumondfestes:
Beginn mit Sonnenaufgang des 8. Dezember
Ägypten 8.–9. Dezember 27. Peret II

Gemäß neuen Ermittlungen von Rita Gautschy fiel der astronomische Neumondtag im Jahr 1228 v. Chr. auf den 28. Peret II. Aufgrund der nur knappen Sichtbarkeitsdauer der Altlicht-Mondsichel im Monat Peret II des Jahres 1228 v. Chr. besteht die Möglichkeit, dass am 19. Dezemberjul./ 8. Dezembergreg.noch eine Sichtung vorgenommen werden konnte. Eine sichere Aussage kann jedoch nicht getroffen werden, so dass lediglich für den 18. Dezemberjul./ 7. Dezembergreg. von einer zweifelsfreien Sichtung des Altlichts ausgegangen werden kann. Ein alternatives astronomisches Neumonddatum bezüglich des 27. Peret II liegt nach Gautschys Zuweisung für das Jahr 1239 v. Chr. vor. Allerdings ist jenes Datum mit ähnlichen Sichtbarkeitsproblemen des Jahres 1228 v. Chr. verbunden.

Krönung

Etwa am 7. Augustgreg. (12. Achet II) 1279 v. Chr. erfolgte wohl die Beerdigung seines Vaters Sethos, die traditionsgemäß mindestens 70 Tage nach dem Tod vorgenommen wurde und zumeist an den mythologischen Himmelsaufstieg des Königs am zweiten Mondmonatstag gekoppelt war. Anschließend wurde der junge Prinz auf seine Krönungszeremonie vorbereitet. Als Ramses schließlich die straußenfederne Chepreschkrone trug, wurde seine aus fünf Namen bestehende Königstitulatur verkündet.

Usermaatre Setepenre (Stark ist die Maat des Re, Auserwählt von Re; auch mit Beinamen: Zeichen des Re, Plan des Re, Herrscher von Theben, Erbe des Re, Geliebter des Re, Besitzer von Schlagkraft, stark wie Month.)

Horusnamen

Mächtiger Stier, geliebt von Maat, Herr von Sedfesten wie sein Vater Ptah-Tatenen, Geliebter des Re, der jedes Fremdland niedertritt unter seinen Sohlen, der sich über die Maat freut, der Theben erhebt mit mächtiger Kraft, Reich an Kraft, Sohn des Atum mit großen Siegen, der mit seiner Schlagkraft kämpft, mit großem Königtum, mit großem Ansehen, der die Maat erhebt, Reich an Schlagkraft mit spitzen Hörnern, der jedes Land schlägt, der die beiden Länder vereint, mit beständigem Willen und mächtiger Kraft, mit großen Sedfesten, Geliebter der beiden Länder, Starker Stier des Re, der die Asiaten zerschlägt, Stier der Herrscher, Groß an Sedfesten wie Tatenen.

Nebtinamen

Beschützer Ägyptens, der die beiden Länder unterwirft, Re der die Götterstatuen hervorbringt, der die beiden Länder begründet, Göttliches Abbild des Chepri, mit großem Ansehen, Beschützer Ägyptens, der die Denkmäler in Luxor hervorragend ausführt für seinen Vater Amun, der ihn auf seinen Thron gesetzt hat, der sich über die Maat freut wie der Horizontische, Kämpfer für Millionen, Löwe mit starkem Willen, der mit seiner Schlagkraft kämpft, der seine Armee beschützt, der den ihn Angreifenden zu Fall bringt, der das Ende der Welt erreicht.

Goldnamen

Goldhorus, reich an Jahren, groß an Siegen, reich an Schlagkraft, Geliebter der beiden Länder, ein Pfeiler wie Derjenige-der-in-Theben-ist, der Nützliches ausführt für den, der ihn erschaffen hat, mit mächtiger Schlagkraft, der die neun Bogen (Ägyptischer Feind) unterwirft, mit großen Siegen in jedem Fremdland, mit großem Ansehen und mächtiger Kraft, der die Fremdländer bezwingt und die Rebellen niederwirft.

Nach einer anschließenden erneuten Salbung schloss ein Priester die Inthronisierung ab. Es folgten noch eine Nachtzeremonie und eine Zeremonie im Lebenshaus. Dann konnte der neue Pharao endlich seinen goldbeschlagenen Wagen besteigen und sich in einem großen Umzug seinem jubelnden Volk zeigen.

Pharao Ramses II.

Große königliche Gemahlin

Ramses' Mutter Tuja regierte in den ersten Jahren der Herrschaft zusammen mit seinen beiden Hauptfrauen Nefertari und Isisnofret als Große königliche Gemahlin an seiner Seite. Dies ist auf vielen Inschriften, die aus den frühen Regierungsjahren stammen, belegt. Tuja starb im Jahr 1258 v. Chr. und wurde im Tal der Königinnen im Grab QV80 bestattet. Ramses erhob seine Tochter Bintanat im Folgejahr zur Großen königlichen Gemahlin. 1255 v. Chr. bekam auch Meritamun dieses hohe Amt angetragen.

Im Jahr 1255 v. Chr. verstarb die Große königliche Gemahlin Nefertari, die Ramses auf vielen Inschriften wegen ihrer Schönheit und seiner Liebe zu ihr förmlich vergötterte. Die Beisetzung fand im Tal der Königinnen statt. Das Grab (QV66) der Nefertari wurde 1904 von Ernesto Schiaparelli entdeckt und gilt heute als eines der schönsten und besterhaltenen Gräber ganz Ägyptens.

Als die Große königliche Gemahlin Isisnofret im Jahr 1246 v. Chr. starb, heiratete Ramses wohl aus politischen Gründen eine hethitische Prinzessin, die von ihm den Namen Maathorneferure erhielt.

Falls der auf späteren Inschriften erwähnte Sohn des Ramses Sethherchepeschef mit Amunherchepeschef identisch ist, wie Historiker annehmen, starb dieser um das Jahr 1244 v. Chr. Er wurde im Grab KV5 im Tal der Könige beigesetzt.

Für das Jahr 1239 v. Chr. verzeichnen Inschriften die Heirat mit einer weiteren hethitischen Prinzessin, deren Name aber nicht erwähnt wird.

Prinz Chaemwaset, der im Jahr 1230 v. Chr. als Ramses' Nachfolger proklamiert wurde, starb aber schon fünf Jahre später, so dass 1225 v. Chr. Prinz Merenptah als neuer Thronfolger eingesetzt wurde.

Politik

Ein sehr wichtiges Mitglied am Hofe des Pharaos war der Wesir Paser. Er hatte dieses Amt schon unter Ramses Vater Sethos I. inne. Auch unter Ramses II. spielte Paser im ägyptischen Reich eine große Rolle. Er unterstützte den Pharao nicht nur in innenpolitischen Angelegenheiten, auch außenpolitisch besaß Paser durchaus ein Mitspracherecht.

Schon unter der Regierung von Amenophis III. waren die Hauptfeinde die libyschen Stämme im Nordwesten sowie die syrischen Vasallenstaaten, die sich immer wieder gegen die ägyptische Herrschaft erhoben, bis sich der amurritische Herrscher und zuvor ägyptische Vasall Aziru schließlich auf die Seite der Hethiter schlug.

Bereits Sethos I. zog gegen Syrien, konnte Amurru aber allenfalls kurzzeitig unter ägyptische Herrschaft bringen, bevor er es nach einem Gegenangriff wieder an die Hethiter verlor. Ramses II. nahm das Vorhaben seines Vorgängers wieder auf und versuchte erneut, syrische Staaten zu unterwerfen.

Feldzüge nach Syrien

Schon im Sommer des vierten Jahres seiner Regierung, 1276 v. Chr., zog Ramses mit seinem Heer gegen Syrien. Das Heer schlug den Weg ins Landesinnere ein und eroberte das Fürstentum Amurru, das unter der Herrschaft des Bentešina stand. Mit diesem Schlag forderte Ramses die Hethiter förmlich auf, sich einer Entscheidungsschlacht um die Vorherrschaft im syrischen Raum zu stellen.

Ramses rüstete eine Armee von etwa 20.000 Mann aus und zog mit ihr 1274 v. Chr. den heutigen Gazastreifen entlang nach Syrien. Rund 16 Kilometer vor der Stadt Kadesch am Orontes im Wald von Labwi kam das Heer Anfang Mai zum Stehen. Auch der Hethiterkönig Muwatalli II. hatte ein Heer aufgestellt, das mit zwei Divisionen von jeweils fast 19.000 Mann und einer Streitmacht von 2.500 bis 3.500 Kampfwagenlenkern angeblich fast doppelt so groß war wie das ägyptische Heer. Hier kam es am 12. Mai 1274 v. Chr. zur Entscheidungsschlacht bei Kadesch, die die bestdokumentierte Konfrontation zweier Staaten der Antike bis zu diesem Zeitpunkt ist, da ihr Verlauf in vielen Tempelinschriften Ramses II. erhalten ist.

Die Schlacht brachte keinem der beteiligten Gegner einen eindeutigen Vorteil, auch wenn Ramses das Ziel des Feldzugs, die Einnahme von Kadesch, klar verfehlte. Zurück in Ägypten ließ er jedoch die Schlacht als einen großen Sieg seiner Truppen darstellen. In den Folgejahren stabilisierte sich der hethitische Einfluss im Norden, aber die Hethiter konnten nicht bis nach Ägypten vordringen. Ramses führte noch dreimal sein Heer nach Norden (Siehe: Schlacht von Dapur). Nach etwa 15 Jahren sahen sich die Hethiter jedoch von einem neuen Feind, den Assyrern, bedroht, so dass der König Hattušili III. Ramses einen Friedensschluss, ja sogar einen Bündnispakt anbot.

Während an dieser Front relative Ruhe herrschte, musste sich Ramses aber durchaus bemühen, die anderen Landesgrenzen zu sichern. So unternahm er beispielsweise 1236 v. Chr. eine Strafexpedition in den Süden nach Nubien.

Frieden

Nach monatelangen Verhandlungen gelang es schließlich am 21. November 1259 v. Chr., den Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Hattušili III. zu unterzeichnen.

1246 v. Chr. schlug Hattusili III. zusätzlich die Heirat Ramses’ mit einer seiner Töchter, Maathorneferure, vor, um das Bündnis zwischen den beiden Ländern noch zu vertiefen. Zwei weitere Hochzeiten sollten folgen.

Der Frieden mit den Hethitern, der als ältester bekannter schriftlicher Friedensschluss gilt, hielt bis über den Tod Ramses’ II. hinaus. Sogar sein Sohn und Nachfolger auf dem Pharaonenthron, Merenptah, lieferte Getreide an den hethitischen König Šuppiluliuma II., als in dessen Reich eine Hungersnot ausbrach. Doch gegen Feinde der Hethiter zog Merenptah nicht zu Felde, wie es der Friedensvertrag eigentlich vorsah. Kurz darauf ging das hethitische Reich unter.

Während der späten Regierungszeit von Ramses II. setzte im Gebiet des östlichen Mittelmeeres ein Klimawandel ein, der zu extremen Trockenphasen führte und sich über einen Zeitraum von 1250 bis 1100 v. Chr.erstreckte. Dieser hatte womöglich bereits bei den Hethitern um 1210 v. Chr. erste Wirkungen, da Ägypten die in einen Versorgungsengpass geratenen Hethiter mit Getreidelieferungen unterstützte, wie aus einer Inschrift des Merenptah hervorgeht. Womöglich konnte die wirtschaftliche Lage nicht lange ausreichend stabilisiert werden. Nur wenige Jahrzehnte später (um ca. 1185 v. Chr.) scheinen große Teile der Bevölkerung Inneranatoliens nach Süden ausgewandert zu sein.

Der Hofstaat

Der Hofstaat des Herrschers ist relativ gut dokumentiert. Viele seiner Beamten sind durch zahlreiche und bedeutende Denkmäler belegt. An erster Stelle sind hier die Wesire zu nennen: Nebamun, Paser, Rahotep, Chay und Neferrenpet. Vor allem Paser scheint eine bedeutende Persönlichkeit gewesen zu sein, der sogar einen Brief an den Großkönig Hattušili III. sandte. Von den anderen Beamten sei der Vizekönig von Kusch, Setau, erwähnt, der selbst an Tempelbauten des Herrschers seinen Namen anbringen ließ.

Bauten

Überblick

Durch Ramses' rege Bautätigkeit, die mit der Vollendung der begonnenen Bauwerke seines Vaters begann, ist uns im Wesentlichen seine Geschichte überliefert. Dies resultiert aus der gewaltigen Zahl an Inschriften, die er in die Tempel, Paläste und Stelen einmeißeln ließ.

Ramses hatte eine Vorliebe für Bauten von außerordentlichem Umfang und Imposanz, die jedoch schon nach einigen Jahrhunderten wegen schlechter Fundamente und anderer Baufehler/-flüchtigkeiten einiges von ihrer Wirkung einbüßten.


Nachfolgend eine kleine Auswahl der Bauten und Ausbauten:


Pi-Ramesse

Schon kurz nach dem Tod seines Vaters erklärte Ramses den bei der alten Hyksosstadt Auaris im östlichen Nildelta gelegenen Sommerpalast, der von seinem Vater erbaut wurde, zum Kern seiner neuen Hauptstadt. Er ließ ihn zu einer gewaltigen Metropole am Pelusischen Nilarm ausbauen, die wahrscheinlich eine Fläche von über 30 km² bedeckte.

Die Tempelanlagen der Stadt wurden von späteren Dynastien, hier besonders der 22. Dynastie, abgebaut und zum Bau von deren Hauptstadt Tanis weiterverwendet, da der Pelusische Nilarm schon zu Zeiten der 20. Dynastie zu versanden begann und die Hafenanlagen nutzlos wurden.

Abu Simbel

Das wohl bekannteste Bauwerk, das Ramses II. hat bauen lassen, ist der Tempel von Abu Simbel. Die aus zwei Tempeln bestehende Tempelanlage liegt etwa 300 km südlich von Assuan, am Rande des Nasser-Stausees, im damaligen Nubien. Es wird vermutet, dass er dieses prunkvolle Bauwerk bewusst zur Abschreckung der unterworfenen Nubier dort bauen ließ. Die Außenwand des größeren Tempels (altägyptisch Meha) zieren vier überlebensgroße Sitzstatuen von Ramses II. und mehrere kleinere seiner Frauen und Kinder. Der kleine Tempel von Abu Simbel (altägyptisch Ibschek) ist Ramses Großer Königlicher Gemahlin Nefertari gewidmet.

In einer großen internationalen Aktion konnte die Tempelanlage ab 1964 vor den durch den neu angelegten Nassersee immer höher steigenden Nilfluten gerettet werden, indem sie auf ein 64 m höheres Niveau versetzt wurde.

Ramesseum

An der Stelle in Theben-West, wo schon sein Vater Sethos I. einen Schrein errichtet hatte, baute Ramses den Palast des Ramses II. vereint mit Theben im Reich des Amun.

Schon in der Antike wurde der Palast als Steinbruch benutzt und andere ägyptische Dynastien benutzten dessen Steine zum Bau ihrer eigenen Tempel. Im frühen 19. Jahrhundert, während der Ägyptischen Expedition, erforschte Champollion die Anlage und gab ihr den Namen Ramesseum.

Tod und Mumifizierung

Ramses II. starb im Jahr 1213 v. Chr. nach 66 Jahren und zwei Monaten Herrschaft am 27. Junigreg. (18. Achet I) in seiner Hauptstadt Pi-Ramesse. Nach seinem Tod bestieg sein Sohn Merenptah einen Tag später (19. Achet I) den Thron. Nachdem die Mumienpriester den Leichnam übernommen hatten, um die siebzigtägige Mumifizierung durchzuführen, legte die Priesterschaft Ramses II. auf den Balsamierungstisch. Seine linke Seite wurde geöffnet, um die Organe zu entnehmen. Da nach dem ägyptischen Glauben das Herz als Lebenszentrum galt, wurde dieses Organ wieder in den Körper zurückgegeben. Die restlichen Organe wurden dann in eigens dafür erstellte Kanopenkrüge gegeben und beigesetzt.

In einem Natronbad wurde nun die Leiche des Ramses gereinigt. Nachdem sie mit Palmwein abgerieben worden war, begann der eigentliche Mumifizierungsvorgang. Der Körper wurde mit kleinen Lederkissen wieder in seine vorherige Form gebracht. Die Mumie wurde anschließend mit unzähligen Kräutern und Blüten ausgestopft. Schließlich wurde, wie in der ägyptischen Mythologie bei Osiris, der Penis entfernt, gesondert mumifiziert und wieder angesetzt. Der Körper wurde mit Binden aus feinstem Leinen eingehüllt. Alles geschah unter den Gesängen und Beschwörungsformeln eines Vorlesepriesters.

Vor der Bestattung wurden der Mumie Schmuckstücke und Totenmaske angelegt. Dann wurde sie komplett mit langen Leinenbinden in das Grabtuch verschnürt und vom Kinn abwärts halbkreisförmig mit Perseablättern und blauen Lotusblüten bedeckt. Anschließend wurde der tote König in den Sarkophag gebettet.

Das Grab

Bestattungsort Tal der Könige

Ramses II. wurde im Tal der Könige (KV7) beigesetzt. Bereits unter Ramses III. versuchten nach Angabe des Streik-Papyrus des Turiner Museo Egizio Plünderer in das Grab einzudringen, indem sie ein paar Steinblöcke über dem Eingang wegräumten.

Eine erste Umbettung des Leichnams fand in der 21. Dynastie statt. Ramses II. wurde in das Grab KV17 seines Vaters Sethos I. verlegt, jedoch kurz darauf in das Grab der Königin Inhapi und danach nach TT320, der sogenannten Cachette von Deir el-Bahari, gebracht.

Sein altes Grab KV7 liegt an einer sehr ungünstigen tiefen Stelle im Tal der Könige. Immer wieder wurde es durch Sturzfluten in schwere Mitleidenschaft gezogen, so dass der Schutt den Eingang verschloss. Es wird angenommen, dass KV7 Zerstörungen von mindestens zehn großen Sturzfluten ausgesetzt war.

1798 wurde es von den Forschern, die während der Ägyptischen Expedition in das Tal der Könige kamen, als aufgefülltes Grab beschrieben. Henry Salt war der erste, der Grabungen dort ausführte. Die Beseitigung des Schutts der Überflutungen verursachten aber eine Austrocknung der Wände, so dass Salz aus den Wänden in die Reliefs und Malereien zog. Auch Rosellini und Champollion untersuchten das Grab. 1845 besuchte Karl Richard Lepsius das Grab und zeichnete den ersten genauen Lageplan. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert setzten wieder Sturzfluten dem Grab zu und verschütteten es erneut. Derzeit gräbt Christian Leblanc das Grab aus. Er versucht, es von Schutt zu befreien, damit es besser untersucht werden kann.

Wiederentdeckung

Am 5. Juli 1881 führte der angeklagte Grabräuber Muhammad Abd el-Rassul aus dem oberägyptischen Dorf Qurna Beamte der ägyptischen Altertumsverwaltung und den deutschen Ägyptologen Emil Brugsch zu dem ihm und seiner Familie schon lange bekannten Grab des Hohepriesters Pinudjem II. (TT 320 bei Deir el-Bahari). Dort fanden sich etliche Mumien der bekanntesten Pharaonen der ägyptischen Antike aus der 18. bis 20. Dynastie, darunter die von Ramses II.

Aus Angst vor Grabräubern ließ Brugsch das Depot innerhalb von zwei Tagen räumen und mit Hilfe von dreihundert Arbeitern alles auf einem Dampfschiff nach Kairo in das dortige Museum von Boulaq abtransportieren. Die Nachricht über den Transport, der offiziell als Trockenfisch deklariert worden war, breitete sich unter der ägyptischen Bevölkerung wie ein Lauffeuer aus. Am Nilufer standen während der Fahrt weinende und schreiende Frauen sowie Männer, die mit ihren Gewehren wie bei einer Begräbniszeremonie Salutschüsse in den Himmel feuerten.

Am 1. Juni 1886 wurde die Mumie Ramses II. von Gaston Maspero im Museum von Boulaq innerhalb von nur einer Viertelstunde ausgewickelt. Dabei entstanden etliche Beschädigungen an der Mumie. Seit 1902 lagerte sie im Ägyptischen Museum in Kairo. Zusammen mit weiteren Mumien, wie beispielsweise der von Thutmosis I. oder Hatschepsut aus dem Museum wurde sie im April 2021 in das neu erbaute Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation (National Museum of Egyptian Civilization – NMEC) gebracht.

Mumie von Ramses II. in Paris

Während der Ausstellungszeit im Ägyptischen Museum in Kairo herrschten für die Aufbewahrung der Mumie Ramses II. keine optimalen Bedingungen, so dass sie immer mehr verfiel. So wurde beschlossen, die Mumie im Pariser Louvre eingehend zu untersuchen und neu für die Ausstellung zu präparieren.

Für die legale Einreise von Ramses II. nach Frankreich benötigte dieser, obwohl er schon über 3000 Jahre tot war, einen gültigen Reisepass. Dieser wurde ihm 1974 von der Arabischen Republik Ägypten ausgestellt.

Die Transall-Maschine mit der Mumie landete am 26. September 1976 nachmittags um 17 Uhr auf der französischen Militärbasis du Bourget, wo sie mit allen militärischen Ehren empfangen wurde. Der französische Präsident hatte die Ministerin für Bildung und Forschung, Madame Saunier-Seité, entsandt, um den Pharao zu begrüßen. Ein fast hundertköpfiges Team aus französischen und ägyptischen Wissenschaftlern begleitete die Mumie in ein Speziallabor, in dem konstant eine Temperatur von 19,5 °C und die Luftfeuchte bei 55 % bis 60 % gehalten wurde.

Bei den folgenden Untersuchungen wurde festgestellt, dass Ramses von Natur aus rothaarig war. Im Alter hatte er ein Rückenleiden, das ihn zwang, am Stock zu gehen. Bei seinem Tod war er wahrscheinlich um die 85 Jahre alt. (Wente und Harris geben das geschätzte Alter der Mumie von Ramses II. allerdings mit rund 55 Jahren an, was in krassem Widerspruch zur Chronologie steht.) Weitere Untersuchungen erbrachten erhebliche zusätzliche Kenntnisse über die altägyptischen Techniken zur Mumifizierung.

Die Mumie war in einem schlechten Zustand, weil sie von mehreren Pilzarten befallen war, die beseitigt werden konnten. Anschließend wurde sie einer Kobalt-60-Bestrahlung unterzogen, um sie zu sterilisieren. Dann wurde sie neu konserviert und am 10. Mai 1977 wieder nach Kairo geflogen, wo sie einen herausragenden Platz unter den Mumien im Ägyptischen Museum einnahm.

Bedeutung Ramses’ II. in der Geschichte

Überlieferung

Die Bedeutung Ramses II. in der Geschichtsschreibung bezieht sich nicht nur auf das Alte Ägypten. Als bedeutender Herrscher seiner Zeit im Vorderen Orient taucht sein Name in etlichen Variationen in vielen unterschiedlichen Schriften auf. In der Bibel wird sein Name indirekt als Bestandteil der Hauptstadt Pi-Ramesse erwähnt. Der ägyptische Priester Manetho schrieb in griechischer Sprache über Ramesses Miamun, bzw. Rapsakes, während der griechische Historiker Herodot den Namen Rhampsinitus benutzte. Diodorus Siculus, der besonders von den Bauten, die heute als Ramesseum bekannt sind, beeindruckt war, benannte ihn um 60 v. Chr. Osymandyas, was eine Fehldeutung des ersten Teils des Thronnamens Usermaatre war. Die römischen Schriftsteller Plinius der Ältere und Tacitus schrieben in späteren Jahren über den König Rhamsesis oder auch Rhamses.

Der Name Ozymandias erlangte eine gewisse Berühmtheit, als Percy Bysshe Shelley 1818 sein Gedicht über den ägyptischen König Ozymandias veröffentlichte. Ozymandias wurde aber zu der Zeit nicht unbedingt mit Ramses II. gleichgesetzt, sondern für seinen unbekannten Vorgänger oder sogar Nachfolger gehalten.

Erst als mit der Entschlüsselung der Hieroglyphen durch Jean Francois Champollion 1822 die vielen Tempelinschriften Ägyptens deutbar wurden, nahm auch die Person des Ramses II. eine greifbare Gestalt an. Durch immer wieder neue Entdeckungen, die ihm zugeordnet werden konnten, wurde sein Name mit der Zeit legendär.

Exodus

Ramses II. wird von einigen Forschern als der Pharao des Exodus angesehen, unter dem das Volk Israel aus Ägypten auszog. Diese These wird vielfach sehr kontrovers diskutiert. Andere Kandidaten sind Ahmose I., der sich rühmt, die Hyksos vertrieben zu haben, und die Unwetterstele aufgerichtet hat, wie auch Thutmosis III., auf den der Zeit nach (1 Kön 6,1 ) verweist. Da es keine ägyptischen Quellen gibt, die den Vorgang eines Exodus zur Zeit von Ramses, oder auch von Thutmosis, beschreiben oder auch nur erwähnen, verbleibt er bislang im Bereich der Spekulation. Ob es ihn jemals gegeben hat, wird mittlerweile von einigen Archäologen und Althistorikern stark bezweifelt.

In diesem Zusammenhang wurde beispielsweise von den Chronologiekritikern David Rohl und Immanuel Velikovsky eine Anpassung der ägyptischen Chronologie an den biblischen Zeitrahmen vorgeschlagen. Wissenschaftliche Auswertungen altägyptischer astronomischer Texte und der Amarna-Briefe sowie bestehende Synchronismen mit anderen mesopotamischen Königen schließen jedoch die von Rohl und Velikovsky publizierten Theorien der Epochenverschiebung aus.

Heutige Sicht

Unumstritten ist, dass in der Regierungszeit seines Vaters Sethos I. die ägyptische Wirtschaft und Kultur auf einem Höhepunkt angelangt war. Ramses war bemüht, dieses Niveau zu halten, was sich nicht nur in der Vollendung der von seinem Vater begonnenen Bauten niederschlägt. Trotzdem sind die unter seiner Herrschaft ausgeführten Arbeiten qualitativ nicht so hochwertig wie die unter seinen Vorfahren ausgeführten.

Unter den forschenden Ägyptologen war die Person Ramses II. nicht unumstritten. So beschrieb ihn der Ägyptologe Banson in den 1950er Jahren als „ungezügelten Despoten mit einer Regierungszeit, die keinerlei Parallelen besitzt, die Errungenschaften seines Vaters und seiner Vorfahren usurpierend, um seine eigene Bedeutung herauszustellen.“

1959 bezeichnete ihn William C. Hayes als „aufdringlichen jungen Mann, der mit nicht viel Intelligenz, dafür aber Geschmacklosigkeit versehen war, aber eine enorme Energie und Anziehungskraft hatte“.

Kenneth A. Kitchen, der sich während seiner Forschungen viel mit Ramses II. beschäftigte, meinte, dass „seine Taten und sein Verhalten im Konsens unserer eigenen sozialen Werte als überheblich und größenwahnsinnig erscheinen, aber in seinem eigenen Umfeld und den Normen und Idealen der damaligen Zeit gesehen werden müssten“.

Die französische Ägyptologin Claire Lalouette sieht in ihm bei näherer Betrachtung nur einen „Blender“, dessen antike Beschreibungen nur Idealisierungen der Person des Ramses II. darstellen.

Es gibt jedoch auch andere Stimmen: er sei ein „weitsichtiger Politiker und Meister in der Kunst der Diplomatie“ (H. Schlögl), ein „Symbol dieser Zivilisation wie die Pyramiden. Seine Regierung ist bei weitem die ruhmreichste“ (Nicolas Grimal).

Rezeption in Kunst und Literatur

Für den Ägyptologen Christian Jacq war das Leben Ramses II. Vorbild für seine fünfbändige historische Romanreihe.

Percy Bysshe Shelley ließ sich von einem ab 1816 in London ausgestellten Kopf einer Kolossalstatue Ramses II. zu seinem Gedicht Ozymandias inspirieren.

Der Jesuit Giovanni Riccioli benannte in seinem Neuen Almagest (1651) einen Mondkrater in Bezug auf Ramses II. nach Ozymandias.

Die beiden amerikanischen Filme Die Zehn Gebote (1923) und Die zehn Gebote (1956) spielen zur Zeit Ramses II., der im letzteren Film von Yul Brynner verkörpert wird. Ebenso der Film Exodus: Götter und Könige (2014), in dem Joel Edgerton den Herrscher darstellt.

In der Graphic Novel Watchmen benennt der Charakter Ozymandias sein Superhelden-Alter-Ego nach Ramses II.

Literatur

(chronologisch sortiert)

Allgemein

  • Kenneth A. Kitchen: Pharao Triumphant: The Life and Times of Ramesses II. Aris & Phillips, Warminster 1982, ISBN 0-85668-215-2.
  • Christiane Desroches Noblecourt: Ramses. Sonne Ägyptens. Lübbe, Bergisch Gladbach 1997, ISBN 3-7857-0899-8.
  • Hermann A. Schlögl: Ramses II. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50425-1.
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3, S. 228–233.
  • Joyce Tyldesley: Ramses. Das Leben des Pharao. Ullstein, Berlin 2002, ISBN 3-550-07529-4.
  • Philipp Vandenberg: Ramses der Große. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-404-61494-1.
  • Darrell D. Baker: The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs. Band I: Predynastic to the Twentieth Dynasty (3300-1069 BC). Bannerstone Press, London 2008, ISBN 978-1-905299-37-9, S. 308–312.
  • Manfred Clauss: Ramses der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-15410-4.
  • Susanne Martinssen-von Falck: Die großen Pharaonen. Vom Neuen Reich bis zur Spätzeit. Marix, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-7374-1057-1, S. 140–148.
  • Peter J. Brand: Ramesses II, Egypt's ultimate Pharaoh. Lockwood Press, Columbus (GA) 2023, ISBN 978-1-948488-47-1.

Zur Mumie

  • L. Balout, C. Roubet, Christiane Desroches Noblecourt, u. a.: La momie de Ramsès II. Contribution scientifique à l’égyptologie. Paris 1985.
  • Bob Brier: Egyptian Mummies: Unravelling the Secrets of an Ancient Art. Michael O’Mara, London 1996, ISBN 1-85479-799-9, S. 195–207.
  • Renate Germer: Das Geheimnis der Mumien. Rowohlt Taschenbuch, Hamburg 1994, ISBN 3-499-19357-4, S. 109–111, 154–155.
  • Grafton Elliot Smith: Catalogue général des Antiquités égyptiennes du Musée du Caire, nos 61051–61100, The Royal Mummies. Cairo 1912, S. 62.

Weitere Detailfragen

  • Franz Graf Calice: Der Name Ramses. In: Georg Steindorff (Hrsg.): Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. Sechsundvierzigster Band. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1909, S. 110–111 (archive.org [abgerufen am 12. April 2016]).
  • Klaus-Peter Kuhlmann: Der Tempel Ramses II. in Abydos. Vorbericht über eine Neuaufnahme. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 35, 1979, S. 189–193.
  • Rainer Stadelmann: Die lange Regierung Ramses’ II. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 37, 1981, S. 457–463.
  • Klaus-Peter Kuhlmann: Der Tempel Ramses II. in Abydos. Zweiter Bericht über die Neuaufnahme. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 38, 1982, S. 355–362.
  • Gerhard Fecht: Ramses II. und die Schlacht bei Qadesch (Quidsa). In: Göttinger Miszellen. (GM) Band 80, 1984, S. 23–54.
  • Hourig Sourouzian: Standing Royal Colossi of the Middle Kingdom Reused by Ramesses II. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. (MDAIK) Band 44, 1988, S. 229–254.
  • Horst Klengel: Hattuschili und Ramses, Hethiter und Ägypter – ihr langer Weg zum Frieden. von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2917-2.
  • Erik Hornung: The New Kingdom. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden/Boston 2006, ISBN 978-90-04-11385-5, S. 197–217 (archive.org).
Commons: Kategorie:Ramses II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Ramses II. – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Herodots Historiae oder Historien, Buch 2, Kapitel 121 – beispielsweise in: Carolus Abicht: Herodoti Historiae, Vol I. [Herodoti Historiae/ edidit Carolus Abicht, 1.] (= Griechische und Römische Klassiker.). [Ex officina Bernhardi Tauchnitz], [Lipsiae] Tauchnitz, Leipzig 1869, S. 145 u. S. 148 (Altgriechisch); oder [Herodotus; Henricus Stein] Heinrich Stein: Herodoti historiae. Tomus 1. [apud Weidmannos, Berolini] Weidmann, Berlin 1869, S. 212 u. 216 (Altgriechisch) – in Verbindung mit Meyers Großem Konversations-Lexikon. Stichwort Ramses (zeno.org). Rhampsínitos wird von anderen mit Ramses III. identifiziert, manchmal mit einem Zusatz wie wahrscheinlich, etwa in Herders Conversations-Lexikon. Stichwort Ramses (zeno.org) und in Brockhaus' Kleinem Konversations-Lexikon. 5. Auflage, Stichwort Rhampsinít (zeno.org).
  2. Bibliotheca historica ex recensione Ludovici Dindorfii [= Ludwig Dindorf]. Band I. Teil I. L. I.–V. Leipzig, 1828, S. 66, 67, 69 – in Verbindung mit Meyers Großem Konversations-Lexikon. Stichwort Osymandias (zeno.org).
  3. Hermapion zitiert in Ammianus Marcellinus: rerum gestarum libri qui supersunt lib. XVII., cap. IV.
    • Ammiani Marcellini rerum gestarum qui de XXXI supersunt, libri XVIII. Ope MSS. codicum emendati ab Frederico Lindenbrogio & Henrico Hadrianoque Valesiis cum eorundem integris Observationibus & Annotationibus, item Excertpa vetera de Gestis Constantini & Regum Italiae. Omnia nunc recognita ab Jacobo Gronovio. Lugduni Batavorum, 1693, S. 176–178 (Schreibung: Ραμέϛης - defektiv ohne Spiritus bei Großbuchstaben - und in einer Anmerkung lateinisch übersetzt Rhamestes)
    • The Loeb Classical Library. Edited by T. E. Page, E. Capps, W. H. D. Rouse. Ammianus Marcellinus I. – Ammianus Marcellinus with an English translation by John C. Rolfe in three volumes I. 1935, S. 326–331 und 568 (Schreibung: Ῥαμέστης). Im Index of Names auf S. 568 wird Ῥαμέστης mit Ramses II. identifiziert.
  4. Baker: The Encyclopedia of the Egyptian Pharaohs. Band 1, London 2008, S. 308.
  5. Flavii Iosephi opera edidit et apparatu critico instruxit Benedictus Niese [= Benedikt Niese]. Vol. V De iudaeorum vetustate sive contra Apionem libri II. Berlin, 1889, S. 17 (Z. 7f.) in 97.
  6. Flavii Josephi Opera. Graece et latine. Recognovit Guilelmus Dindorfius [= Wilhelm Dindorf]. Volumen secundum. Paris, 1847 (S. 337ff. enthält Flavii Josephi de antiquitate judaeorum, contra Aprionem), S. 346
  7. Corpus scriptorum historiae byzantinae. Editio emendatior et copiosior, consilio B. G. Niebuhrii C. F. instituta Georgius Syncellus et Nicephorus CP. Ex Recensione Guilielmi Dindorfii. Volumen I. Bonnae, 1829, S. 133f.
  8. Corpus scriptorum historiae byzantinae. Editio emendatior et copiosior, consilio B. G. Niebuhrii C. F. instituta Georgius Syncellus et Nicephorus CP. Ex Recensione Guilielmi Dindorfii. Volumen I. Bonnae, 1829, S. 135f.
  9. Եւսեբի Պամփիլեայ կեսարացւոյ Ժամանակականք երկմասնեայ [...] Մասն Ա. Ժամանակագրութիւն պատմական / Մասն Բ. Քրոնիկոն կանոն – Eusebii Pamphili caesariensis episcopi chronicon bipartitum nunc primum ex armeniaco textu in latinum conversum adnotationibus auctum graecis fragmentis exornatum opera P. Jo: Baptistae Aucher Ancyrani. Teil I: Historico-Chronographica. / Teil II: Chronicus canon. Venetiis (՚Ի Վէնէտիկ), 1818, Teil I. S. 216 u. 231f. und pars II. S. 14.
  10. Zur Orientierung lässt sich das Mittlere Reich (etwa 2000–1650 v. Chr.) als Mittlere Bronzezeit und das Neue Reich (etwa 1550–1070 v. Chr.) als Späte Bronzezeit bezeichnen (siehe auch 13. Jahrhundert v. Chr.).
  11. 1 2 Heike C. Schmidt, Alberto Siliotti, Joachim Willeitner: Nefertari. Gemahlin Ramses' II (= Zaberns Bildbände zur Archäologie.) 2. Auflage, von Zabern, Mainz 1997, S. 26–27.
  12. K. A. Kitchen: Pharao Triumphant: The Life and Times of Ramesses II. Warminster 1982, S. 18.
  13. H. C. Schmidt, A. Siliotti, J. Willeitner: Nefertari. Gemahlin Ramses' II. Mainz 1997, S. 34–35.
  14. H. C. Schmidt, A. Siliotti, J. Willeitner: Nefertari. Gemahlin Ramses' II. Mainz 1997, S. 17–18.
  15. H. C. Schmidt, A. Siliotti, J. Willeitner: Nefertari. Gemahlin Ramses' II. Mainz 1997, S. 33.
  16. G. E. Smith: Catalogue General Antiquites Egyptinnes du Musee du Caire, nos 61051–61100, The Royal Mummies. Cairo 1912, S. 62.
  17. Ceccaldi, Pierre-Fernand: Recherche sur les momies Ramses II. Hrsg.: Bulletin de l'Académie de Médecine. Band 171, Nr. 1, S. 119127 (bnf.fr).
  18. K. A. Kitchen: Pharao Triumphant: The Life and Times of Ramesses II. Warminster 1982, S. 28.
  19. Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten. Brill, Leiden 1981, ISBN 90-04-06497-4, S. 186.
  20. Winfried Barta In: Studien zur altägyptischen Kultur. (SAK) Band 8, Buske, Hamburg 1980, S. 39.
  21. Neumond am 9. Dezember (20. Dezember) um 6:20 Uhr (Memento vom 23. März 2008 im Internet Archive).
  22. Rita Gautschy: Projekt Monddaten und Finsternisse: Anwendung astronomischer Chronologie in den Altertumswissenschaften. (Monddaten aus dem Archiv von Illahun: Chronologie des Mittleren Reiches). In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde. Band 138, 2011, S. 1–19 (Volltext als PDF).
  23. Winfried Barta: Thronbesteigung und Krönungsfeier als unterschiedliche Zeugnisse königlicher Herrschaftsübernahme. In: Studien zur altägyptischen Kultur. (SAK) Band 8, Buske, Hamburg 1980, S. 47.
  24. S. u. a. Manfred Weippert: Historisches Textbuch zum Alten Testament (= Grundrisse zum Alten Testament Band 10). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 149ff.
  25. Karin Kloosterman: Ancient pollen yields dramatic finds at Sea of Galilee. Israel21c, 10. November 2013, abgerufen am 29. Dezember 2013 (englisch).
  26. Wolfgang Helck: Geschichte des alten Ägypten. Brill, Leiden 1981, ISBN 90-04-06497-4, S. 191.
  27. B. Geßler-Löhr: Mumifizierung und Ausstattung von Mumien im Alten Ägypten. (Memento vom 31. Oktober 2002 im Internet Archive)
  28. Christiane Desroches Noblecourt: Ramsès II. La Véritable Histoire. Éditions Pygmalion, Paris 1996, ISBN 2-85704-481-X, S. 23.
  29. Philip Swindells: The Master book of the Water garden. Salamander, London 1997, S. 15.
  30. Es handelt sich um den sog. Kranz der Rechtfertigung. Er belegt, dass der Verstorbene ein Gerechtfertigter ist, der die Prüfung des Totengerichts erfolgreich bestanden hat: Siehe Christiane Desroches Noblecourt: Ramses. Sonne Ägyptens. Bergisch Gladbach 1997, S. 23.
  31. Theban Mapping Project: Das Grab KV 7 (Memento des Originals vom 28. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Auf: thebanmappingproject.com; zuletzt abgerufen am 23. Juni 2017.
  32. Theban Mapping Project: Grabpläne, 2D und 3D. (PDF-Datei; 512 kB)
  33. Abgeschlossene Projekte (Erhart Graefe). Cachette TT 320. (PDF-Datei)
  34. FAZ.NET: Ägypten transportiert 22 Mumien in feierlicher Prozession durch Kairo 3. April 2021, abgerufen am 4. April 2021
  35. Badisches Landesmuseum: Ramses II. Mumie - 12 Fakten. (Memento vom 6. März 2019 im Internet Archive)
  36. Ramses II. erhielt 1974 einen ägyptischen Reisepass. In: Radio Zürisee vom 3. Januar 2019 (Memento vom 6. März 2019 im Internet Archive)
  37. Bob Brier: Egyptian Mummies: Unravelling the Secrets of an Ancient Art. London 1996, S. 200–201.
  38. Erik Hornung: The New Kingdom. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology. Brill, Leiden/ Boston 2006; hier S. 197.
  39. William C. Hayes: The Scepter of Egypt II. New York 1959, S. 334: „A brash young man…not overburdened with intelligence and singularly lacking in taste […] tremendous energy and magnestism…“
  40. Giovanni Riccioli: Almagestum novum astronomiam veterem novamque complectens observationibus aliorum et propriis novisque theorematibus, problematibus ac tabulis promotam, Band I-III, Bologna 1651.
VorgängerAmtNachfolger
Sethos I.Pharao von Ägypten
19. Dynastie
Merenptah
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