Arras
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Pas-de-Calais (Präfektur) (62)
Arrondissement Arras
Kanton Arras-1, Arras-2, Arras-3
Gemeindeverband Arras
Koordinaten 50° 17′ N,  47′ O
Höhe 52–99 m
Fläche 11,63 km²
Einwohner 42.337 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 3.640 Einw./km²
Postleitzahl 62000
INSEE-Code 62041
Website http://www.arras.fr/

Innenstadt von Arras mit den Plätzen Place des Héros mit Rathaus (links) und Grande Place

Arras [aʁɑːs] (niederländisch in historischem Kontext Atrecht) ist eine französische Stadt in der Region Hauts-de-France. Sie ist Verwaltungssitz des Départements Pas-de-Calais. Eine erste urkundliche Erwähnung lässt sich auf das Jahr 407 datieren.

Geografie

Die Stadt mit 42.337 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) liegt in der historischen Provinz Artois nahe dem Zusammenfluss der Scarpe und des Crinchon, etwa 50 Kilometer südwestlich von Lille.

Geschichte

Ursprünglich war Arras eine keltische Siedlung (Atrebatae), die vom Stamm der Viromanduer bewohnt wurde. Später wurde sie von den Römern zur Garnisonsstadt Atrebatum ausgebaut.

Bei der Teilung des Frankenreiches fiel Arras an Lothar I. In den westfränkischen Reichsannalen, den Annales Bertiniani, heißt es in Bezug auf den Vertrag von Verdun: „Außerhalb dieser Grenzen erhielt er (Lothar) bloß Arras durch die Güte seines Bruders Karl.“

Arras gehörte jahrhundertelang zur Grafschaft Flandern beziehungsweise später zu den Spanischen Niederlanden, was im Stadtbild bis heute deutlich abzulesen ist.

In dieser Zeit wurden in der Stadt mehrere Verträge geschlossen:

Von 1459 bis 1461 begingen Bürger der Stadt unter dem Namen „Vauderies d’Arras“ bekannt gewordene Denunziationen, Ketzer- und Hexenjagden, die der polnische Schriftsteller Andrzej Szczypiorski in seinem Roman Eine Messe für die Stadt Arras verarbeitete.

Wirtschaftlich lebte die Stadt lange vom Handel. Große Bedeutung errang die Stadt als eines der Hauptzentren der südniederländischen Tapisserie-Herstellung. Diese Erzeugnisse aus den Manufakturen sind auch heute noch namentlich als Arrazzi bekannt. Überdies war es ein wichtiges Zentrum für den Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrüben.

1659 gelangte Arras durch den Pyrenäenfrieden, der den Französisch-Spanischen Krieg (1635–1659) beendete, an Frankreich. Die vom Festungsarchitekten Vauban gebauten Wehranlagen halfen, die Stadt dauerhaft unter französischer Herrschaft zu halten.

Während des Ersten Weltkriegs lag Arras nahe der Front. Ab dem 6. September 1914 war die Stadt kurzfristig von deutschen Truppen besetzt, die aber noch im Verlauf des Monats an den Stadtrand zurückgedrängt wurden. Von Herbst 1914 bis 1918 fanden im Gebiet der nördlichen Vororte mehrere große Schlachten statt, so im Mai/Juni 1915 die Lorettoschlacht und die Schlacht bei Arras im April/Mai 1917. Die Alliierten konnten Arras gegenüber allen Angriffen der Deutschen behaupten – nicht zuletzt dank eines gigantischen, unterhalb der Stadt angelegten Tunnelsystems, in dem bis zu 24.000 Soldaten untergebracht werden konnten. Die Stadt wurde während des Krieges fast völlig zerstört: schon am 7. Oktober 1914 brannte das Rathaus und der Belfried stürzte am 21. Oktober 1914 ein. Die Kathedrale wurde am 6. Juli 1915 zerstört. Nach dem Krieg wurde Arras in historischer Form wieder aufgebaut.

Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von Juni 1940 (Westfeldzug) bis Ende August 1944 von deutschen Truppen besetzt, die hier 1943–1944 die Abwehrstelle Arras stationierten. 240 Franzosen wurden von den Besatzern als Mitglieder der Résistance in der Zitadelle von Arras hingerichtet. Am 1. September 1944 erreichten zwei schnell vorrückende Divisionen des ‚British XXX Corps‘ Arras, namentlich die ‚11th Armoured Division‘ und die ‚Guards Division‘.

1950 kam es zu einem vielbeachteten Skandal um den Abgeordneten Antoine de Récy, der unter anderem eine große Geldsumme unterschlagen hatte.

2020 wählte Arras mit Éléonore Laloux die erste Person mit Down-Syndrom in ein öffentliches Amt. Sie ist Mitglied des Stadtparlaments und Beauftragte für Inklusion und Wohlergehen.

Wappen

Das Wappen ist seit 1355 auf Siegeln nachweisbar. Der im roten Wappenschild über den steigenden blaubewehrten goldenen Löwen gelegene kleine blaue Schild mit den goldenen Lilien und dem roten Turnierkragen gilt als das Familienzeichen des ersten Herren Robert d’ Artois.

Sehenswürdigkeiten

Wahrzeichen der Stadt sind zwei große Plätze im Zentrum, die Grande Place und die Place des Héros. Sie sind von einem Ensemble restaurierter Gebäude umgeben, darunter das spätgotische Maison Des Trois Luppars.

Die bedeutsamsten Gebäude der Stadt sind die spätbarock-klassizistische Kathedrale (1778–1833) und das gotische Rathaus (1462–1572) mit einem Belfried, der seit 2005 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Belfriede in Frankreich“ ist.

Die von Vauban errichtete Zitadelle ist seit 2008 ebenfalls Teil des UNESCO-WeltkulturerbesFestungsanlagen von Vauban“.

Die Boves sind ein gut erhaltenes unterirdisches Tunnelnetz, 10 Meter unterhalb der Stadt. Sie wurden im 10. Jahrhundert erbaut und können besichtigt werden. Die Idee war ein riesiges unterirdisches Netz zu errichten, um die Keller aller Einwohner durch Tunnel miteinander zu verbinden. Das Aushubmaterial (Kreide) wurde zum Bau von Häusern verwendet. Während der Weltkriege wurden die Boves als unterirdischer Bunker genutzt, um Bewohner und wertvolle Gegenstände vor Bomben zu schützen.


Persönlichkeiten

Städtepartnerschaften

Bereits seit 1956/57 existiert eine Schul-Partnerschaft des Lycée Robespierre und des Lycée Gambetta mit dem König-Wilhelm-Gymnasium der nordrhein-westfälischen Stadt Höxter.

Literatur

Commons: Arras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Arras – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Der deutsche General Erich Ludendorff schrieb in seinen Kriegserinnerungen (Berlin 1919): „Am 6. April 1917 war für mich kein Zweifel, daß ein großer englischer Angriff bei Arras unmittelbar bevorstand. […] Die Schlacht bei Arras am 9. April bildete einen schlechten Beginn des Entscheidungskampfes in diesem Jahre“. (S. 332, 334)
  2. Angelika Franz: Tunnelstadt unter der Hölle. In: Der Spiegel vom 16. April 2008.
  3. „Mur des Fusilliers“
  4. ibiblio.org
  5. Dort hört uns keiner. In: Der Spiegel 37/1950 vom 13. September 1950
  6. Fino Menezes: France’s First Public Official with Down Syndrome receives top national award. 28. Oktober 2021, abgerufen am 19. Februar 2023 (amerikanisches Englisch).
Navigationsleiste „Via Francigena

 Vorhergehender Ort: Bruay-la-Buissière 33,6 km | Arras | Nächster Ort: Bapaume 26,2 km 

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