Augusta Bender (* 20. März 1846 in Oberschefflenz; † 16. September 1924 in Mosbach) war eine deutsche Schriftstellerin, Heimatdichterin, Lehrerin und Frauenrechtlerin. Sie schrieb Gedichte, Kalendergeschichten, Erzählungen, Novellen, Kulturbilder und Romane und sammelte historische Texte, Volkslieder, Bauernregeln, Kinderreime und Spruchweisheiten.

Leben

Augusta Bender war das sechste Kind des Landwirts und Gemeinderats Johann Jakob Bender und der Christine. Ihre Kindheit schilderte sie als kärglich. In der Schule war sie eine Außenseiterin, die sich zunehmend mit Literatur beschäftigte. Als Bauernmädchen veröffentlichte sie 1855 erste Gedichte in der Mosbacher Zeitung. Ein erster Versuch, als Siebzehnjährige eigene Gedichte in einer Mannheimer Tageszeitung unterzubringen, schlug fehl. Sie flüchtete aus der Enge ihres Heimatdorfes nach Mannheim, um Schauspielerin zu werden. Dieses Vorhaben scheiterte – nach drei Monaten gab sie auf. Eine Ausbildung zur Weißnäherin brach sie nach sechs Wochen ab. Anschließend machte sie 1864 in Mosbach einen höheren Schulabschluss, mit dem sie in Karlsruhe als eine der ersten Frauen beim Telegrafenamt zu arbeiten begann.

Sie traf die damals für ein Mädchen ungewöhnliche Entscheidung, nicht zu heiraten und ihren Lebensunterhalt selbständig zu verdienen. 1865 bis 1867 arbeitete sie als Telegrafistin bei der Post in Karlsruhe. Von 1867 bis 1868 folgte eine weitere Ausbildung zur Lehrerin für höhere Töchterschulen. Sie ging als Privatlehrerin und Gouvernante nach England, wurde aber krank und kehrte enttäuscht zurück. Ab 1868 lebte sie in einfachsten Verhältnissen in Heidelberg, gab Privatstunden, veröffentlichte Gedichte, war Erzieherin und Begleiterin für reisende Ausländer. In den Jahren 1868 uns 1869 unternahm sie als Gouvernante einer US-Diplomatenfamilie eine Reise nach Paris, Nizza, Genua und Rom.

1871 reiste sie in die USA, um dort als Lehrerin, mit Vorträgen und als Schriftstellerin zu Ansehen und Geld zu kommen. Eine erste Gedichtsammlung erschien 1880 in New York. Auf Grund ihrer Kontakte zur Frauenbewegung und trotz ihrer angegriffenen Gesundheit reiste sie neunmal über den Atlantik. Um 1873 hielt sie Vorträge beim Frauenkongress in Stuttgart und bei Frauentagen in Mannheim und Karlsruhe. Sie kämpfte gegen Benachteiligung und verurteilte die sklavenhafte Stellung der Frau. Von 1873 bis 1874 lebte sie in Adelsheim. 1874 ging sie wiederum in die USA, wo sie bis 1897 – unterbrochen von Reisen nach Deutschland – lebte. In New York legte sie das amerikanische Lehrerinnenexamen ab. Eine Anstellung als Lehrerin wurde wegen Krankheit abgebrochen. Sie arbeitete als Privatlehrerin in Philadelphia und New York. Ab 1880 wandte sie sich stärker der Schriftstellerei zu. Durch den gescheiterten Versuch in Heidelberg 1880/1881 eine Fremdsprachenschule für Erwachsene aufzubauen, wurde sie mittellos.

Von 1890 bis 1891 folgte ein Kuraufenthalt in Heddernheim bei Frankfurt/Main. Es erschien ihr historischer Roman Die Reiterkäthe bei dva in Stuttgart. 1891 trat sie für ein Jahr eine Professorenstelle am Smith College in Northampton/Massachusetts an. 1893/1894 hielt sie eine Vortragsreihe über Richard Wagner, von 1895 bis 1897 folgten weitere Vorträge und Seminare zur deutschen Literatur in New York.

Ab 1900 wohnte sie im Badischen Lehrerinnenwohnheim in Lichtental/Baden-Baden. Bei ihrer Sammlung der Oberschefflenzer Volkslieder erhielt sie Unterstützung durch die badische Großherzogin. Dazwischen lebte sie ab 1910 für zwei Jahre in Eberbach. 1905 erschien ihr Tierschutzroman Die Macht des Mitleids, 1910 heimatgeschichtliche Essays.

Verarmt zog sie 1922 in ihr Heimatdorf Oberschefflenz und nach einem halben Jahr in Siegburg lebte sie im Altersheim in Mosbach (dem heutigen Pfalzgrafenstift), wo sie am 16. September 1924 starb. Sie wurde auf dem Mosbacher Friedhof beigesetzt.

Ihr schriftlicher Nachlass, darunter auch eine große Zahl von Werkmanuskripten und Briefen, befindet sich heute in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe.

Werke

Die wesentlichen Werke von Augusta Bender sind:

  • Rasche Entschlüsse. Novelle 1868
  • Ein Bild aus der Wirklichkeit. Novelle 1869/70
  • Ein dunkles Verhängnis. Novelle 1869/70
  • Deutsche Liebe in Amerika. Briefnovelle 1882
  • Die Frauenfrage in Deutschland. 1883
  • Mein Bruder. Novelle 1883
  • Haideblumen. Gedichtband 1887
  • Die Reiterkäthe. Heimatroman aus dem Dreißigjährigen Krieg. 1893
  • Ein deutsches Mädchen in Amerika. Novelle 1893 in englisch / 1901 in deutsch
  • Hausfreundin 1, 2, 3. 1900–1903
  • Sorle, die Lumpenfrau. Novelle 1901
  • Oberschefflenzer Volkslieder. 1902
  • Das Spinnrad. Novelle 1902
  • Der Kampf ums höhere Dasein. 1907
  • Kulturbilder. 1910
  • Die Macht des Mitleids. Tierschutzroman 1905
  • Auf der Schattenseite des Lebens. Autobiografie 1913/14
  • Gesammelte Werke. Mit einem Nachwort von Georg Fischer. Buchen: Odenwälder, 1996 ISBN 3-929295-21-0.

Sonstiges

Literatur

  • Ilona Scheidle: Vom Odenwald in die USA. Die Schriftstellerin Augusta Bender (1846–1924). In: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben. München 2006, S. 85–91. ISBN 3-7205-2850-2
  • Georg Fischer: Die Heimatschriftstellerin Augusta Bender. In: Unser Land, Heidelberg 1994, S. 79–82.
  • Behrend, Elisabeth, in: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen : ein Lexikon. Köln : Böhlau, 2010, S. 72

Einzelnachweise

  1. Die Augusta Bender-Schule in Mosbach bildet besonders Frauen für verschiedene Berufe aus.
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