Blackout (deutsch „Verdunkelung“) ist der Anglizismus für ein Polysem, das in vielen Fachgebieten für einen temporären Ausfall von Funktionen verwendet wird.

Allgemeines

Das Wort setzt sich aus „schwarz“ (englisch black) und – nur in diesem Kontext – „völlig, absolut, total“ (englisch out) zusammen. Ursprünglich wurde das Wort in der englischen Theatersprache für eine plötzliche Verdunkelung der Scheinwerfer am Ende einer Szene im Kabarett als ein die Pointe unterstreichender Lichteffekt eingesetzt und später auch im Theater und Kinofilm hierfür verwendet. Auch im Fernsehen wurde der Effekt genutzt, unter anderem bei Ilja Richters Musiksendung Disco („Licht aus, Spot an!“). Folge war, dass durch die starke Verringerung des Kontrastes die Zuschauer nichts mehr sehen konnten – es wurde ihnen „schwarz vor Augen“. Vom Theaterwesen ausgehend wurde das Wort „Blackout“ in vielen Fachgebieten im übertragenen Sinne übernommen.

Fachgebiete

In verschiedenen Fachgebieten hat der Begriff Blackout unterschiedliche Begriffsinhalte:

Börsenwesen

Die Blackout-Frist ist bei Wertpapieren (insbesondere Aktien beim Börsengang) der Zeitraum, in welchem die Veröffentlichung von Finanzanalysen untersagt ist. Diese Regel gilt in einigen Staaten wie den USA und seit September 2002 in Deutschland, wobei gemäß Börsenordnung die an der Aktienemission beteiligten Kreditinstitute innerhalb von zwei Wochen vor dem öffentlichen Angebot keine emissionsbezogenen Analysen veröffentlichen dürfen.

Öffentliche Infrastruktur

Insbesondere Energieversorgung, Gesundheitswesen, Informationstechnik, Telekommunikation, Transport und Verkehr sind aufgrund ihrer Komplexität und gegenseitiger Interdependenzen hochgradig verletzbar, so dass äußere Einwirkungen etwa durch Naturkatastrophen, Terrorismus oder Unglücksfälle zum Systemausfall führen können. Ein Systemausfall trifft sensible Netze, die sich auch gegenseitig anstecken können.

Stromnetzbetrieb

In deutschsprachigen Ländern wird ein Blackout häufig mit dem Stromausfall assoziiert. Da neben dem Stromnetz auch andere stromabhängige Netze (Funknetz, Gasnetz, Mobilfunknetz, Rechnernetz, Schienennetz, Straßennetz, Telekommunikationsnetz, Versorgungsnetz, Wasserstraßennetz) hiervon betroffen sein können, kommt es zu einer generellen Netzstörung. Als in weiten Teilen Südamerikas im Juni 2019 das Stromnetz völlig zusammenbrach, bezeichnete die Presse den 15 Stunden anhaltenden Ausfall als „Blackout“.

Publikationsmedien

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland ein dreimonatiges Publikationsverbot für Zeitungen, den sogenannten „Black Out“. Die militärische Medienpolitik im Jahr 1945 sah in den vier Besatzungszonen vor, dass Presselizenzen ausschließlich an Verleger vergeben werden durften, die vor 1945 noch nicht publizistisch tätig gewesen waren. Grundlage war das Gesetz Nr. 191 vom 24. November 1944, wonach ab Juni 1945 die Herausgabe einer Zeitung von einer alliierten Lizenz abhängig war.

Medizin

Raumfahrt

In der Raumfahrt wird eine je nach Eintrittskorridor etwa 3–20 minütige Unterbrechung des Funkverkehrs durch die entstehende Plasmahülle beim Wiedereintritt eines Raumflugkörpers in die Erdatmosphäre als Blackout bezeichnet. Aufgrund ihrer Abmessungen und des relativ flachen Eintritts wurden die Space Shuttles nicht komplett vom Plasma eingehüllt, dadurch war für sie seit 1988 unter Nutzung des S-Bandes eine durchgängige Funkverbindung über TDRS prinzipiell möglich.

Tauchen

Beim Streckentauchen kann es zum so genannten Schwimmbad-Blackout kommen. Diese Bewusstlosigkeit kann plötzlich und ohne Vorwarnung eintreten und ohne fremde Hilfe zum Tod durch Ertrinken führen.

Luftschutz

Das Wort Blackout wurde in angelsächsischen Ländern während des Krieges für die nächtliche Verdunkelung der Straßen und Wohnungen zum Schutz vor Luftangriffen verwendet. Der Stromausfall heißt hier üblicherweise englisch power outage, power cut.

Umgangssprache

Als Blackout (oder „Filmriss“) werden in der Umgangssprache kurzzeitige Aussetzer, Schwächen, Erinnerungslücken oder Bewusstseinstrübungen bezeichnet (siehe Amnesie), wie sie beispielsweise bei Lampenfieber oder Prüfungsangst vorkommen. Es handelt sich um einen zeitlich begrenzten Zustand des Erinnerungsverlustes.

Siehe auch

Literatur

Wiktionary: Blackout – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1 2 Hans Schulz, Otto Basler: Deutsches Fremdwörterbuch. Band 3. 1997, S. 342 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Red. Serges Verlag: Lexikon der Fremdwörter. Serges Verlag, o. O. 2000, ISBN 3-942343-18-5, o. S. (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. „…der sich beim Publikum mit Blackouts anbiedert“. In: Der Spiegel. Nr. 37/1976, 5. September 1976, S. 196.
  4. Hans E. Büschgen: Das kleine Börsen-Lexikon. 2012, S. 143 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Wolfgang Breuer, Thilo Schweizer (Hrsg.): Gabler Lexikon Corporate Finance. Gabler, Wiesbaden 2003, ISBN 3-409-19503-3, S. 77 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Thomas Petermann, Harald Bradke, Arne Lüllmann, Maik Poetzsch, Ulrich Riehm: Was bei einem Blackout geschieht: Folgen eines langandauernden und großflächigen Stromausfalls. 2011, S. 7 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Gerhard Friedrich: Komm, lass uns Technik entdecken & erfinden. Ein Aktionsbuch früher technischer Bildung. Verlag Herder, Freiburg/Basel/Wien 2021, ISBN 978-3-451-38705-0, S. 7 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Black Ö.2 (2013–2014). Blackouts in Österreich Teil II – Blackoutprävention und -intervention im österreichischen Stromnetz. In: energieinstitut-linz.at, abgerufen am 3. September 2022 (mit Link zu Blackoutprävention und -intervention – Endbericht [PDF; 7,8 MB] Juni 2015).
  9. DMe (Dennis Meyer): LA2 Reeducation. In: Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der »Vergangenheitsbewältigung« in Deutschland. transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-773-8, S. 19–21, hier S. 20, Sp. 1 (Vorschau auf die 2., unveränderte Auflage 2009 in der Google-Buchsuche; 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2015, doi:10.14361/9783839423660-003).
  10. Roche Lexikon Medizin. 5., neu bearb. und erw. Auflage. Hrsg. von der Hoffmann-La-Roche-Aktiengesellschaft (Grenzach-Wyhlen) und Urban & Fischer. Bearb. von der Lexikonredaktion des Urban-&-Fischer-Verlags. Urban und Fischer, München/Jena 2003, ISBN 3-437-15156-8, S. 226 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
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