Die Bürgermeisterei Weyerbusch war eine der neun preußischen Bürgermeistereien, in welche sich der 1816 gebildete Kreis Altenkirchen im Regierungsbezirk Coblenz verwaltungsmäßig gliederte. Zur Bürgermeisterei gehörten 25 Gemeinden, in denen 1817 insgesamt 2.564 Einwohner lebten. Von 1845 bis 1848 war Friedrich Wilhelm Raiffeisen hier als Bürgermeister tätig. Die Bürgermeisterei wurde 1927 in Amt Weyerbusch umbenannt.

Gemeinden

Nach Statistiken aus den Jahren 1843 und 1861 gehörten die folgenden Gemeinden zur Bürgermeisterei, die Schreibweise wurde auf die heutige Form angepasst, die Gliederung entspricht der vorherigen territorialen Zuordnung:

Ursprünglich zum Kirchspiel Mehren in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen gehörend
  • Ersfeld
  • Fiersbach mit den Höfen Dickten und Kriegershof
  • Forstmehren
  • Giershausen
  • Hirzbach mit dem Weiler Hähnen
  • Kircheib mit den Weilern Reisbitzen, Eckenbach und Grünewald und dem Hofe Bleckhausen
  • Kraam mit dem Weiler Heuberg und einer Mühle
  • Maulsbach
  • Mehren, Kirchdorf mit den Weilern Adorf und Seifen, dem Hofe Acker und der Hardmühle
  • Neuenhof und den Höfen Tente, Röttgen und Burg (heute Ortsteile von Kircheib)
  • Rettersen mit den Weilern Hahn und Witthecke, dem Hofe Roßberg und dem Willachshaus
  • Ziegenhain
Ursprünglich zum Kirchspiel Birnbach in der Grafschaft Sayn-Hachenburg gehörend

Geschichte

Die von der Bürgermeisterei verwalteten Ortschaften gehörten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu den Grafschaften Sayn-Altenkirchen (1791) bzw. Sayn-Hachenburg (1799). Sayn-Altenkirchen kam 1791 zu Preußen und wurde 1803 im Reichsdeputationshauptschluss dem Fürstentum Nassau-Usingen zugesprochen. Sayn-Hachenburg kam aufgrund einer Erbfolge 1799 zum Fürstentum Nassau-Weilburg. Die beiden Fürstentümer wurden 1806 im Zusammenhang mit der Bildung des napoleonischen Rheinbundes zum Herzogtum Nassau zusammengeschlossen. Das Gebiet der ehemaligen saynischen Grafschaften und damit der späteren Bürgermeisterei Weyerbusch wurde 1815 auf dem Wiener Kongress sowie aufgrund eines zwischen Nassau und Preußen abgeschlossenen Vertrages dem Königreich Preußen zugeordnet.

Unter der preußischen Verwaltung wurde 1816 der Kreis Altenkirchen im Regierungsbezirk Coblenz neu geschaffen, der sich in neun Bürgermeistereien gliederte. Die Bürgermeisterei Weyerbusch wurde, so wie alle Landbürgermeistereien in der Rheinprovinz, 1927 in „Amt Weyerbusch“ umbenannt. Aus diesem entstand 1968 die Verbandsgemeinde Weyerbusch, die im Rahmen der Verwaltungs- und Gebietsreform 1970 in die Verbandsgemeinde Altenkirchen integriert wurde.

In den Jahren von 1845 bis 1848 war Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Weyerbusch als Bürgermeister tätig. Vor dem Hintergrund einer schweren Missernte im Jahre 1846 kam es zu einer Hungersnot in der Region. Raiffeisen gründete 1847 den Weyerbuscher Brodverein und ließ ein Backhaus errichten, um Bedürftigen preisgünstig und auf Kredit Brot zu verkaufen. Dieser Verein gilt als ein Vorläufer des Genossenschaftswesens.

Bürgermeister

Die Bürgermeister, ab 1927 Amtsbürgermeister, von Weyerbusch waren:

1817–1845 Cristian Hörter
1845–1848 Friedrich Wilhelm Raiffeisen
1848–1863 Bieler
1863–1866 Stöhr
1867–1884 Elven
1884–1933 August Schneider
1933–1945 Carl Weyer
1945–1946 Hohl, Greis, Rörig (kommissarisch)
1946–1965 Werner Kuhnt
1965–1968 Alwin Hundhausen

Gegenwart

Direkt neben dem ehemaligen Bürgermeistereiamt und Wohnhaus Raiffeisens wurde 1989 ein Seminargebäude errichtet. Es bildet gemeinsam mit dem alten Raiffeisenhaus und einem originalgetreu errichteten Backhaus das Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum der Westerwald Bank.

Einzelnachweise

  1. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz. Nicolai, Berlin und Stettin 1830, S. 700 (Google Books)
  2. Hölscher: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Coblenz, 1843, S. 22 (dilibri.de)
  3. Statistische Nachrichten über den Regierungs-Bezirk Coblenz, 1861, S. 48 (dilibri.de)
  4. Heinrich Friedrich Jacobson: Der preussische Staat: eine übersichtliche Darstellung seiner Bildungsgeschichte seiner Gesetzgebung ..., 1854, S. 59 (Google Books)
  5. Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, S. 486, 488; ISBN 3-922244-80-7
  6. Walter Koch: Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, (PDF)
  7. Der Landkreis Altenkirchen im 20. Jahrhundert, herausgegeben von der Kreisverwaltung Altenkirchen, 1992, Seite 512, ISBN 3-925190-10-4
  8. Website des Raiffeisen-Begegnungs-Zentrum, von dort Flyer abrufbar
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.