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Karte | |||
Basisdaten | |||
Koordinaten: | 51° 29′ 34″ N, 6° 40′ 23″ O | ||
Höhe: | 27,5 m ü. NHN | ||
Fläche: | 21,3 km² | ||
Postleitzahl: | 47199 | ||
Vorwahlen: | 02841, 02844 (Binsheim) | ||
Bevölkerung | |||
Einwohner: | 5059 (31. Dez. 2020) | ||
Bevölkerungsdichte: | 237,4 Einwohner/km² | ||
Ausländeranteil: | 4,49 % (227) | ||
Wohngebäude: | 1467 | ||
Wohnungen: | 2200 | ||
Gliederung | |||
Stadtbezirk: | Homberg/Ruhrort/Baerl | ||
Ortsteilnummer: | 404 | ||
Baerl (gesprochen [baːrl] mit Dehnungs-e) ist ein Duisburger Stadtteil im Stadtbezirk Homberg/Ruhrort/Baerl.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung reicht zurück ins Jahr 1234. Der Dorfname ging über in den Namen des Geschlechts der Herren von Baerl „von Barle“, das über Jahrhunderte in der Nähe des Paschmannshofes auf Haus Baerl lebte. Der Name Baerl wird von Barlo abgeleitet: Bar/Ber = Eber, Lo/Loh = Wald und steht im Zusammenhang mit dem im Westen des Ortes gelegenen und früher wesentlich größer gewesenen Baerler Busch. Die heutige evangelische Dorfkirche wurde im 12. Jahrhundert errichtet.
Die früheste Besiedlung Baerls liegt aber viel weiter zurück. Auf dem Dachsberg, zu Füßen der heutigen A42 Auffahrt, wurde beispielsweise ein römischer Wachturm mit Nebengebäude der Limes-Grenze nachgewiesen. An der heutigen Schule der Phantasie, der früheren Volksschule für die Bauernhöfe in Gerdt und Meerbeck, wurde Reste eines römischen Gutshofes gefunden, ein Stück weiter am Westufer des heutigen Uettelsheimer Sees ein weiterer römischer Gutshof, Gräber und ein Tuffsarg.
Von einigen Forschenden wird aufgrund einer erhaltenen römischen Straßenkarte im Baerler Raum sogar das römische Kleinkastell Calo vermutet, für das jedoch bislang Fundbelege fehlen. Wer in Baerl alte Tonscherben in seinem Garten findet, könnte also berühmt werden. Belege fehlen auch für die Spekulation der Ortsnamen Baerl leite sich von römischen Calo ab, was die umliegenden Einheimischen zu dem in ihrer Sprache Sinn ergebenden Barlo (Eberwald) machten und dem Geschlecht der van Barle (die vom Eberwald) ihren Namen gab.
An einigen Stellen wurden Gräber aus vorrömischer Zeit gefunden, was nicht verwunderlich ist, denn zur Bronze- und Eisenzeit war der Niederrhein dicht besiedelt und bildete mit der Niederrheinischen Grabhügelkultur sogar einen eigenen Kulturraum.
Baerl musste in seiner Geschichte viele Hochwasserkatastrophen vor allem durch den sich an verkeilten Eisschollen stauenden Rhein erleiden. Ganze Ortschaften wie Lindekum und Halen fielen den Fluten der sich westwärts verlagernden Rheinschlinge zum Opfer. Heute erinnern nur noch Flurnamen sowie der von Baerl in Richtung Halen führende Niederhalener Dorfweg und die Halener Straße in Homberg an die längst versunkenen Orte. 1799 entstand im Strudel eines Deichbruches die heute als Naturschutzgebiet am Damm nach Binsheim gelegene Blaue Kuhle.
Baerl gehörte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zur Grafschaft Moers. Von 1798 bis 1814 gehörten die dem Kirchspiel Baerl angehörigen Orte zum Arrondissement Krefeld des Rur-Departements. 1801 wurde Baerl Hauptort (chef-lieu) der gleichnamigen Mairie. Nach dem Wiener Kongress kam das Gebiet 1815 zum Königreich Preußen, 1816 wurde die Bürgermeisterei Baerl gebildet, die zeitweise vom Bürgermeister von Homberg in Personalunion mitverwaltet wurde.
Im Jahre 1910 wurden die Gemeinden Baerl und Repelen zur Gemeinde Repelen-Baerl zusammengeschlossen. Grund war, dass die Bergwerksgesellschaft Rheinpreußen eine Schachtanlage auf Repelner Gebiet und die die dazugehörige Bergarbeitersiedlung auf Baerler Gebiet erbaut hatte. Repelen erhielt die Gewerbesteuer, während Baerl die kommunalen Lasten zu tragen hatte. Die sich daraus ergebenden Auseinandersetzungen wurden von Wilhelm II durch königliche Order zum Zusammenschluss der Gemeinden beendet. Im Jahr 1950 wurde diese in Rheinkamp umbenannt. Mit der Kommunalreform, die am 1. Januar 1975 in Kraft trat, wurde Baerl nach Duisburg umgegliedert.
Zwischen Baerl und der früheren Anlegestelle Alsumer Steig in Alsum verkehrte noch bis in die Mitte der 1960er Jahre eine Personenfähre. Insbesondere für den Ausflugsverkehr bestand somit eine wichtige Verbindung zwischen dem linken Niederrhein und Duisburg.
Baerl heute
Der Stadtteil hat 5.059 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2020) und eine Fläche von 21,31 km². Er ist damit der flächenmäßig größte Duisburger Stadtteil und der nördlichste der linksrheinischen Duisburger Stadtteile. Er grenzt an die Städte Moers und Rheinberg.
Baerl ist ein ländlich geprägter Stadtteil. Die vier größeren und einige kleinere Seen sind sämtlich durch Kiesabgrabungen entstanden und dienen heute als Naherholungsgebiete. Zum Stadtteil gehören die Ortsteile Baerl, Binsheim, Gerdt, Lohheide, Lohmannsheide und Uettelsheim.
Binsheim
Binsheim ist ein landwirtschaftlich geprägtes Straßendorf im Nordosten von Baerl. Im Osten liegt, getrennt durch den Hochwasserschutzdeich, das Naturschutzgebiet Rheinaue Binsheim. Im Norden grenzt Binsheim an den mittelalterlichen Ort Orsoy.
Gerdt
Der Ortsteil Gerdt liegt hinter dem linksrheinischen Rheindamm im Norden von Homberg. Einige Dutzend Häuser der Städter und vereinzelte Bauernhöfe sind umgeben von Feldern, Abraumhalden des Bergbaus und Industriebrachen, die sich unberührt zu neuen Biotopen entwickeln.
Lohheide
Lohheide wird im Westen durch den Baerler Busch, im Norden und Nordwesten durch den Lohheider See und im Osten durch Binsheim eingegrenzt. Sehenswert ist ein Besuch der Lohmühle, die im Norden von Lohheide 1834 erbaut wurde. Der Lohheider See wird gern von Wassersportlern genutzt.
Lohmannsheide
Lohmannsheide liegt direkt an der Ausfahrt Duisburg-Baerl der Autobahn A42, durch die das Dorf geteilt wird. Der Ort grenzt im Osten an den Rheinbogen von Beeckerwerth, im Norden an den Ortskern Baerls und im Süden an Gerdt. Von dort führt auch die Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke über den Rhein. Bekannte Höfe sind der Lohmannshof, der Kerlenhof und der Scholtheishof. Teile von Lohmannsheide gehören heute zu Moers.
Uettelsheim
Uettelsheim liegt im Osten des Uettelsheimer Sees und zählt nur wenige Häuser. Im Süden und Westen wird der kleine Ortsteil von den Moerser Stadtteilen Scherpenberg und Meerbeck sowie von Homberg-Hochheide eingegrenzt.
Halen
Auf das im Jahre 1596 im Rhein versunkene Dorf Halen verweist nur noch der sogenannte „Niederhalener Dorfweg“, der von Baerl hinunter zum Rheinufer führt. Halen war im Mittelalter Nachbargemeinde von Baerl und kämpfte aufgrund von Hochwasser und Änderungen des Rheinlaufes über hunderte von Jahren um seine Existenz. Auch die Halener Dorfkirche und die dem Ort vorgelagerte Burg Knipp sind in den Fluten versunken.
Mundart
In Baerl – als ehemals zur Gemeinde Rheinkamp gehörig – wird eine spezielle Variante des Grafschafter Platt gesprochen. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war „Platt“ die Umgangssprache einer breiten Bevölkerungsschicht – heute sprechen und verstehen nur noch wenige Menschen die überkommenen Mundarten. Baerl liegt im Niederfränkischen Mundartraum nördlich der sogenannten Benrather Linie (mit der maache-maake-Unterscheidung), die das südliche Mittelfränkische (auch Ripuarisch genannt) vom nördlichen Niederfränkischen abgrenzt. Auch liegt Baerl nördlich der Uerdinger Mundartlinie, die sich vom Rhein kommend an Hüls vorbei über Kempen nach Venlo zieht. Diese Uerdinger Linie (auch ek-ech-Grenze genannt) grenzt das Südniederfränkische (das z. B. in Uerdingen und Krefeld gesprochen wird) vom Nordniederfränkischen ab, das im Krefelder Ortsteil Hüls (siehe Hölsch Plott) und Kempen, sowie nördlich im Großraum Moers, in den Kreisen Kleve und Wesel sowie Dinslaken, Duisburg und Mülheim-Ruhr gesprochen wird.
Eines der wichtigsten Merkmale des Nordniederfränkischen ist die Aussprache des Personalpronomenes „ich“ als „ek“, während es im Süden des Niederrheines als „ech“ gesprochen wird. Auch das Verb „haben“ wird unterschiedlich gesprochen: im Raume Baerl sagt man z. B. „ek häbb“. Weiter südlich heißt es „ech han“. Auch wenn die Mundart auf dem Rückzug ist, so wird Platt zu Karneval, auf Mundartabenden und in Vereinen gepflegt. In Baerl und Umgebung besonders bekannt ist die Gruppe der „Baalsche Kraien !“.
Es gibt eine reichhaltige örtliche Mundart-Literatur. Hervorzuheben die Bücher von
- Georg Kreischer, u. a.: „Op Platt vertällt on opgeschrewen“ (Ausgabe 2001)
- Gottfried Krach, u. a.: „Min Modersprok“ (Ausgabe 1977, Steiger Verlag)
Aus dem Buch des Baerler Autors Georg Kreischer sei zitiert (Auszug):
Et Därp on sin Platt
Wor ös os Moddersprook gebleewen - hätt osen Titt sej fottgedrewen
Mar osen Titt, sind wej dat nit?
Wej häbben sälws et onderlooten – ok wie os Äldersch platt de trooten
An os leet dat, dröm proot wärr platt…
Wappen
Baerl führt kein eigenes Gemeindewappen. Lokale Vereine lehnen sich in ihrer Wappengestaltung deshalb zum Teil an das Wappen der Herren von Baerl an. Dieses wiederum ist an das Wappen der Grafen von Moers angelehnt. Die Blasonierung des Wappens der Herren von Baerl lautet: Auf goldenem Schild, geteilt durch einen schwarzen Querbalken, oben drei steigende linksgerichtete schwarze Löwen.
Verkehr
- Schienenverkehr
Durch Baerl verläuft eine Eisenbahnstrecke, die heute nur noch dem Güterverkehr zwischen Duisburg-Beeckerwerth und Moers dient. Ehemals bestand auch eine Bahnstrecke Duisburg-Meiderich Nord–Hohenbudberg mit einem Bahnhof in Baerl. Die Strecke bestand seit 1912 und führte über die im gleichen Jahr in Betrieb genommene Haus-Knipp-Eisenbahnbrücke. Der Streckenabschnitt zwischen Baerl und Hohenbudberg wurde am 25. August 1969 stillgelegt, gut ein Jahr später am 1. Oktober 1970 folgte der Abschnitt zwischen Duisburg-Meiderich Nord und der Abzweigstelle Buschmannshof. Sämtliche Gleise wurden inzwischen komplett abgebaut.
- Straßenverkehr
Die Autobahn A 42 überquert seit 1990 bei Baerl mit der Beeckerwerther Brücke den Rhein. 1991 wurde die Anschlussstelle Duisburg-Baerl in Betrieb genommen.
- ÖPNV
Den Busverkehr in Baerl regelt die Duisburger Verkehrsgesellschaft. Die Linie 923 hat an der Haltestelle Baerl Kirche Endstation. Sie verbindet Baerl mit Homberg, Duisburg-Rheinhausen und dem Stadtteil Friemersheim (Duisburg). Außerdem fährt die NIAG-Linie 913 durch Baerl und verbindet es mit Rheinberg und Moers-Hülsdonk.
Linie | Linienweg | Takt | Betreiber |
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923 | Baerl Kirche – Homberg – Rheinhausen Markt – Rheinhausen Ost Bf – Rheinhausen Bf/Kaiserstraße – Friemersheim Markt | 30 bis 60 | DVG |
913 | Rheinberg-Schulzentrum – Rheinberg Bf – Rheinberg Rathaus – Budberg – (Eversael –) Orsoy – Duisburg-Baerl Kirche – Moers-Meerbeck – Scherpenberg – Moers Bf – Moers Königlicher Hof – Bahnhof Nord – Hülsdonk Nord | 60 bis 120 | NIAG |
Weblinks
- Baerler Heimat- und Bürgerverein e. V.
- Straßenverzeichnis Baerl (onlinestreet)
- Eintrag zu Bahnhof Baerl in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland
Einzelnachweise
- ↑ Einwohnerstatistik Stadt Duisburg zum 31.Dezember 2020 (xslx_datei 138 kB)
- 1 2 Ernst Kelter: Chronik der Gemeinde Rheinkamp - Die Römerherrschaft am Niederrhein. Steiger Verlag, Moers 1978.
- ↑ Schlaglichter einer reichen Geschichte. Abgerufen am 14. August 2023.
- ↑ Baerl - Geschichtlicher Abriss. Abgerufen am 14. August 2023 (deutsch).
- ↑ RP ONLINE: Moers: Die unbekannte Grenze. 20. Juli 2007, abgerufen am 6. September 2023.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 291.
- ↑ Alsumer Berg aus rheinruhronline.de, abgerufen am 23. Juli 2022
- ↑ Matenatunnel Website des Vereins Rheinische Industriekultur, abgerufen am 23. Juli 2022
- ↑ Binsheimer Höfe (Memento vom 16. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Rheinaue Binsheim (PDF) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Lohmühle
- ↑ Seglergemeinschaft Lohheider See
- ↑ Vgl. zum Beispiel das Wappen des TuS Baerl Tennis.