Balthasar Ferdinand Moll (* 4. Jänner 1717 in Innsbruck; † 3. März 1785 in Wien) war ein österreichischer Bildhauer, der zur Regierungszeit Maria Theresias hauptsächlich für den Wiener Hof tätig war. Bekannt ist er vor allem für rund 20 Rokoko-Prunksarkophage aus Blei, Zinn und Bronze für die Begräbnisstätte der Herrscherfamilie in der Wiener Kaisergruft.
Herkunft und Familie
Moll stammte aus einer Tiroler Bildhauerfamilie. Er war der Sohn von Nikolaus Moll und der Innsbrucker Bürgerstochter Anna Maria Fries (1681–1768). Sein Vater betrieb in Innsbruck eine eigene Werkstatt, und war als Bildschnitzer unter anderem für den Hof und die Tiroler Landstände tätig. Balthasar Ferdinand Moll hatte acht Geschwister, von denen zwei ebenfalls als Bildhauer tätig waren: Johann Nikolaus (1709–1743) und Anton Cassian (1722–1757). Der ältere Bruder Johann Nikolaus Moll von Blumeneck schuf unter anderem die später von seinem Bruder umgestalteten Sarkophage Maria Elisabeths, Maria Karolinas und Karls VI. in der Kapuzinergruft. Anton Cassian war Münz-Graveurscholar und Ober-Münz-Eisenschneider, und schuf zahlreiche Bronze-Medaillons für den Wiener Hof.
Leben und Wirken
Seine Ausbildung erhielt Balthasar Moll von seinem Vater. Danach studierte unter anderem bei Georg Raphael Donners Bruder Matthäus Donner an der Akademie der bildenden Künste, wo er ab 1741 nachgewiesen ist, und 1745 die Goldene Medaille der Akademie erhielt. 1751–1765 war Moll auch selbst als Professor für Bildhauerei an der Akademie tätig.
Während der Regierungszeit Maria Theresias erhielt er zahlreiche Aufträge bei Hof. Neben der Erzeugung von Repräsentationsgegenständen wie Prunkwagen oder -schlitten, schuf er zahlreiche Rokoko-Prunksarkophage für die Herrscherfamilie, deren Mitglieder in der Kaisergruft des Wiener Kapuzinerklosters beigesetzt wurden.
Seine erste Arbeit im Auftrag von Kaiserin Maria Theresia war 1748 der Prunksarkophag für die Erzherzogin Maria Karolina. Sein eigentliches Hauptwerk ist aber der Doppelsarkophag für Maria Theresia und Kaiser Franz I. Stephan in der Kapuzinergruft aus dem Jahr 1754. Er ist über drei Meter lang und rund zwei Meter breit. Auf den Seiten ist er mit Reliefs ausgestattet, die Szenen aus dem Leben des Herrscherpaares zeigen: der Einzug in Florenz als Großherzog der Toskana und der Einzug zur Krönung in Frankfurt für Franz Stephan, sowie die Krönung zum König von Böhmen in Prag und der Krönungsritt von Maria Theresia in Pressburg. Auf dem Sarkophag befinden sich zwei lebensgroße Figuren des Herrscherpaares, die einander zugewandt sind; hinter ihnen hält ein Putto einen Sternenkranz über sie. An den vier Ecken des Sarkophages sitzen trauernde Genien mit Kronen und Wappen ihrer wichtigsten Herrschertitel: Heiliges Römisches Reich, Ungarn, Böhmen und Jerusalem. Zur selben Zeit wie der Doppelsarkophag für Maria Theresia und Kaiser Franz I. Stephan wurden auch die Sarkophage von Kaiser Karl VI., seiner Frau Kaiserin Elisabeth Christine und Kaiser Joseph I. von ihm umgestaltet. Sie zeigen hauptsächlich Szenen des Spanischen Erbfolgekrieges.
1768 schuf er für die Innsbrucker Hofkirche die Bleistatuen des Hl. Franz von Assisi und der Hl. Theresa von Avila. Weitere Bleistatuen stellte er für den Altarraum im Dom zu Gurk her. Von ihm stammen auch Reiterstatuen Josephs II. (1776/77, in Laxenburg) und die Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen (1781, im Burggarten) sowie des Feldmarschalls Joseph Wenzel Fürst Liechtenstein. Auch ein Marmorstandbild Kaiser Franz’ II. in der Österreichischen Galerie (Schloss Belvedere) wird ihm zugeschrieben.
Werke
- Figuren der Evangelisten und der Göttlichen Tugenden an der Kanzel der Servitenkirche (1739)
- Entwurf für die Innenraumgestaltung der Wallfahrtskirche Hafnerberg (1743–1745)
- Prunksarkophag für die Erzherzogin Maria Karolina in der Kaisergruft (1748)
- Doppelsarkophag für Kaiser Franz I. und Maria Theresia in der Kaisergruft (1753)
- Umgestaltung des Prunksarkophages für Kaiser Karl VI. in der Kaisergruft (1753)
- Umgestaltung des Prunksarkophages für Kaiserin Elisabeth Christine in der Kaisergruft (1753)
- Umgestaltung des Prunksarkophages für Kaiser Joseph I. in der Wiener Kaisergruft (1753)
- Sarkophag für Kaiser Matthias in der Gründergruft der Wiener Kaisergruft (1755)
- Sarkophag für Kaiserin Anna in der Gründergruft der Wiener Kaisergruft (1755)
- Prunksarkophag für Kardinal Josef Graf Trautson im Stephansdom (um 1755)
- Bleistatuen von König Ludwig I. und Markgraf Heinrich vor der Basilika Mariazell (1757)
- Büste von Fürst Josef Wenzel von Liechtenstein in der Österreichischen Galerie (1758)
- Hochaltar und Innenraumgestaltung der Pfarrkirche Dobl bei Graz (1760)
- Bronzebüste von Kaiser Franz I. im Schönbrunner Schlosspark (1766)
- Grabmonument für Leopold von Daun in der Augustinerkirche (um 1766)
- Umgestaltung von Hochaltar und Altarraum der Domkirche zu Gurk (1766)
- Bleistatuen der Hll. Franziskus und Theresa in der Innsbrucker Hofkirche (1768)
- Korpus des Kruzifixes der Urlauberkapelle in Sankt Sebastian bei Mariazell (1768)
- Prunksarkophag für Karl Josef Batthyány in der Batthyány-Familiengruft in Güssing (1772)
- Zwei Büsten von Kaiser Franz I., heute in der Österreichischen Galerie und im KHM (1775)
- Reiterdenkmal für Kaiser Joseph II. im Schlosspark Laxenburg (1776/66)
- Reiterdenkmal für Kaiser Franz I. im Paradeisgartl, heute im Burggarten (1781)
Fotogalerie
- Die Kanzel der Servitenkirche mit den Figuren von Moll
- Der Altarraum der Wallfahrtskirche Hafnerberg
- Statue König Ludwig I. vor der Basilika Mariazell
- Statue Vladislav Heinrichs vor der Basilika Mariazell
- Detail der Reiterstatue von Kaiser Joseph II.
- Statue Kaiser Franz I. im Burggarten
- Sarkophag Kaiser Karl VI. in der Kaisergruft
- Drei von Moll geschaffene Sarkophage in der Kaisergruft
- Detail am Sarkophag von Kaiserin Elisabeth Christine
Würdigung
Im Jahr 1894 wurde in Wien-Währing (18. Bezirk) die Mollgasse nach ihm benannt.
Literatur
- Ulrike König: Balthasar Ferdinand Moll. Ein Bildhauer des Wiener Spätbarock. Wien 1976, (Wien, Universität, Dissertation).
- Ulrike König: Moll, Balthasar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 733 f. (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Moll, Balthasar Ferdinand. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 19. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1868, S. 11 f. (Digitalisat).
- Artur Schuschnigg: Moll, Anton Cassian. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 40–41.
- Johannes Ramharter: Moll, Balthasar Ferdinand. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 90, de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-023256-1, S. 235 f.
Weblinks
- Eintrag zu Balthasar Ferdinand Moll im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Werke von Balthasar Ferdinand Moll in: Digitales Belvedere
Einzelnachweise
- ↑ Balthasar Ferdinand Moll. In: Wien Geschichte Wiki. Wiener Stadt- und Landesarchiv, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Johann Nikolaus Moll von Blumeneck. In: Geschichte Wien Wiki. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 7. Juni 2021, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Anton Cassian Moll. In: Geschichte Wien Wiki. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 7. Juni 2021, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Balthasar Ferdinand Moll. In: Wien Geschichte Wiki. Wiener Stadt- und Landesarchiv, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Moll, Balthasar. In: Deutsche Biographie. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ HEILIGE ORTE HEILIGE WEGE. In: mariazell-info.at. Mariazeller Land GmbH, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Moll, Balthasar. In: Deutsche Biographie. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 23. Juli 2023.
- ↑ Waltraut Hauk: Güssing. In: Franziskanerkloster Güssing (Hrsg.): PEDA-KUNSTFÜHRER. Nr. 923/2014. Kunstverlag Peda, Passau 2014, ISBN 978-3-89643-923-9, S. 7, 7–15.
- ↑ Mollgasse. In: Wien Geschichte Wiki. Wiener Stadt- und Landesarchiv, abgerufen am 23. Juli 2023.