Barbara Pierce Bush (* 8. Juni 1925 in Flushing, Queens, New York City; † 17. April 2018 in Houston, Texas) war die Frau des 41. US-Präsidenten George H. W. Bush (1924–2018) sowie die Mutter des 43. US-Präsidenten, George W. Bush, und des 43. Gouverneurs von Florida, Jeb Bush. Während der Amtszeit ihres Mannes als Präsident war sie von 1989 bis 1993 First Lady der Vereinigten Staaten.

Herkunft und Ausbildung

Barbara Pierce wurde 1925 in New York geboren und wuchs in Rye auf, einem Vorort von New York. Sie war das dritte Kind von Pauline Robinson (1896–1949) und deren Ehemann Marvin Pierce (1893–1969), dem späteren Präsidenten der McCall Corporation und dem Herausgeber der populären Frauenzeitschriften Redbook und McCall’s. Ihre Geschwister waren Martha Pierce Rafferty (1920–1999), James Pierce (1921–1993) und Scott Pierce (* 1930). Einer ihrer Vorfahren war Thomas Pierce, ein früher Neuengland-Kolonist; er war auch ein Vorfahr von Franklin Pierce, dem 14. Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Von 1931 bis 1937 besuchte Barbara Pierce die Rye Country Day School und von 1940 bis 1943 das Internat Ashley Hall in Charleston, South Carolina. Bereits als Jugendliche war sie sportlich aktiv und mochte Schwimmen, Tennis und Fahrradfahren. Ihr Interesse an der Literatur begleitete sie seit ihrer Kindheit.

Ihre Ausbildung am College brach Barbara Pierce im Jahr 1943 ab, um ihren damaligen Verlobten, den Kampfflieger George Bush nach dessen Abschuss und einem Lazarettaufenthalt im Jahr 1945 zu heiraten.

Familiengründung

Barbara Bush folgte ihrem Ehemann bei seinen Aufgaben, die ihn zuerst als Mitarbeiter einer Erdöl-Firma nach Texas und Kalifornien führten. Die Familie bekam nach und nach sechs Kinder: George Walker Bush, Tochter Robin Bush (die im Alter von drei Jahren an Leukämie verstarb), John Ellis („Jeb“) Bush, Neil Mallon Bush, Marvin Pierce Bush und Dorothy („Doro“) Bush. Um stets Handlungsfreiheit ihres Ehemannes zu garantieren, führte sie zu Hause ein strenges Regime, sie war nach späterer Aussage von Jeb „zu uns Kindern wie ein Zuchtfeldwebel“.

Eigenes Engagement

Barbara Bush war Mitglied der Vorstände von AmeriCares und der Mayo Clinic. Sie gründete 1989 die Stiftung Barbara Bush Foundation for Family Literacy und leitete diese. Ihr besonderes Anliegen war, dass in den Familien mehr Menschen richtig lesen und schreiben lernen sollten.

An der Seite von George Bush

Nach dem Dienst in der Ölfirma wechselte George Bush nach Washington, D.C., um die von Richard Nixon bestimmte Aufgabe als Vertreter der USA bei den Vereinten Nationen wahrnehmen zu können. Bald darauf wurde Bush als Botschafter nach China berufen, und Barbara Bush folgte ihm mit allen Familienmitgliedern in die chinesische Hauptstadt Peking.

Als George Bush senior zum Präsidenten der USA gewählt wurde, zog sie mit ihm in das Weiße Haus; das war inzwischen der 26. Umzug. Nun nahm Barbara Bush alle vom Protokoll vorgesehenen Aufgaben einer Präsidentengattin und First Lady mit Freude wahr. Im Hintergrund führte Barbara Regie und wurde von den Mitarbeitern im Weißen Haus als Silver Fox gefürchtet. Ihre konservative Haltung zu Familienfragen führte allerdings auch zu Problemen, wie sich bei einer geplanten Festrede im Wellesley College, Boston, zeigte. Die Studentinnen der Frauen-Elite-Universität lehnten Barbara Bush als Rednerin ab, weil sie „mit ihren altertümlichen Ansichten das Gegenteil eines Vorbilds für Absolventinnen verkörpere, die eine Karriere in der von Männern dominierten Welt planten“. Bill Clinton, der die Wiederwahl ihres Ehemannes verhinderte, unterhielt dagegen freundschaftliche Beziehungen mit Barbara Bush und ihrer Familie.

Unterstützung und Meinungen zur politischen Karriere von George W. Bush

Nach Bill Clinton hatte sich der Sohn George W. Bush zur Wahl als 43. US-Präsident gestellt und diese Wahl gewonnen. Auch ihrem Sohn hielt Barbara nun den Rücken von Familienproblemen frei. Ihr Wirken blieb in der amerikanischen Öffentlichkeit nicht verborgen und sie wurde in diesen Jahren sehr beliebt.

Zu einigen einschneidenden Ereignissen in den USA traf Barbara Bush deutliche und umstrittene Aussagen, so etwa, als sie 2003 die gefallenen US-Soldaten des Irakkriegs als „bedeutungslos“ bezeichnete oder als sie 2005 abschätzige Bemerkungen über Opfer des Hurrikans Katrina machte. Beide Äußerungen diskreditierten die Arbeit ihres Sohnes George Bush als Präsident der USA.

Und noch ein Bush

Als der zweite Sohn Jeb Bush gegen den Rat der Mutter zu Vorwahlen um die US-amerikanische Präsidentschaft antrat, unterstützte sie ihn aber doch bald und verhielt sich wiederum ganz loyal. Sie äußerte sich einerseits zu Jeb: „Er ist bei weitem der qualifizierteste Mann“, fügte allerdings hinzu: „Es gibt auch andere Leute, die sehr qualifiziert sind. […] Wir hatten schon genügend Bushs“. Andererseits hielt sie sich auch mit ihrer Meinung zu dem Kandidaten Donald Trump nicht zurück, weil sie nicht verstand, wie „jemand für eine Person stimmen könne, die so frauenfeindlich sei und Diktatoren wie Wladimir Putin bewundere“.

Inzwischen litt Barbara an einem Herzproblem und die Lungenkrankheit COPD setzte ihr zu. Trotzdem machte sie, inzwischen auf den Rollator angewiesen, im Wahlkreis New Hampshire Wahlkampf für ihren Sohn, der jedoch die Wahlen verlor.

Lebensende und Nachruf

Im Alter von 92 Jahren starb Barbara Bush am 17. April 2018 im Kreise ihrer Familie in Houston, Texas. Im Januar 2018 hatten sie und ihr Ehemann George ihren 73. Hochzeitstag gefeiert. Sie waren bis dato länger verheiratet als jedes andere US-Präsidentenpaar.

2020 konnten Jimmy Carter und Rosalynn Carter jedoch ihrem 74. Hochzeitstag begehen und die Ehe der Bushs als langandauerndste Präsidentenehe ablösen.

Drei Tage vor ihrem Tod hatte sich Barbara Bush entschieden, die medizinische Behandlung ihres Herz- und Lungenleidens zu beenden. Am letzten Tag gönnte sie sich einen Bourbon Whiskey und hielt bis zum letzten Atemzug die Hand ihres Ehemannes.

Am 21. April 2018 wurde Barbara Bush an der George Bush Presidential Library der Texas A&M University beigesetzt, gut 160 Kilometer nordwestlich von Houston, wo am Vortag in der St. Martin's Episcopal Church die Trauerfeier mit rund 1500 Trauergästen stattgefunden hatte, darunter vier ehemalige US-Präsidenten und die damalige First Lady Melania Trump. Der damalige Präsident Trump war dagegen nicht anwesend, er zog es vor, zu einem Golfspiel zu gehen.

Nach Barbara Bush ist ihre Enkelin, eine der Zwillingstöchter von George W. Bush und Laura Bush, benannt.

Eine von Barbara Bushs Enkelinnen fasste die Bedeutung der First und Second Lady so zusammen: „Sie war der Klebstoff, der unsere Familie zusammenhielt“. Und vom Ehemann George Bush hieß es, er habe „ein gebrochenes Herz über den Verlust seiner geliebten Barbara“. (Nach dem frühen Tod der gemeinsamen Tochter Robin hatte Barbara in kurzer Zeit graue Haare bekommen, weswegen George sie seitdem liebevoll „mein Silberfüchschen“ genannt hatte.)

Der offizielle Nachruf des damaligen Präsidenten Donald Trump und seiner Gattin Melania Trump würdigte Barbara Bush sehr unterkühlt als „eine Anwältin amerikanischer Familien“.

Wenige Monate später, Ende November 2018, starb ihr Ehemann George.

Veröffentlichungen

  • Barbara Bush veröffentlichte zwei aus der Sicht von Hunden geschriebene Romane und zwei Autobiographien.
  • 1994 (Audible: 2015): Barbara Bush: A Memoir (gelesen von der Autorin), Simon & Schuster Audio, ISBN 978-0-671-88013-2

Schriften

  • C. Fred’s Story: A Dog’s Life (1984)
  • Millie’s Book: As Dictated to Barbara Bush (1990)
  • Barbara Bush: A Memoir 1994
  • Reflections: Life After the White House 2004

Literatur

  • Susan Page: The Matriarch: Barbara Bush and the Making of an American Dynasty Twelve, New York 2019, ISBN 978-1-5387-1364-8.
  • Diana B. Carlin: Barbara Pierce Bush: Choosing a Complete Life. In Katherine A. S. Sibley (Hrsg.): A Companion to First Ladies. Wiley-Blackwell, Chichester 2016, ISBN 978-1-118-73222-9, S. 604–634.
  • Myra G. Gutin: Barbara Bush: Presidential Matriarch. University Press of Kansas, Lawrence 2008, ISBN 978-0-7006-1583-4.
Commons: Barbara Bush – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bill Hutchinson und M. L. Nestel: Former first lady Barbara Bush dies at age 92. In: ABC News. American Broadcasting Company, 17. April 2018, abgerufen am 18. April 2018.
  2. Archivlink (Memento vom 3. März 2009 im Internet Archive)
  3. 1 2 3 4 5 6 7 8 Thomas Spang: Die Matriarchin, Ausführlicher Beitrag in Berliner Zeitung, 19. April 2018, S. 3.
  4. Website der Barbara Bush Foundation (englisch), abgerufen am 28. November 2018.
  5. Ross Ramsey: The quotable Barbara Bush: Read some of the first lady's most memorable quips. In: The Texas Tribune, 17. April 2018.
  6. Barbara Bush ‘Beautiful Mind’ Quote. In: Snopes, 16. August 2005, aktualisiert am 15. April 2018; Did Barbara Bush Say Living in the Astrodome Was ‘Working Very Well’ for Hurricane Refugees? In: Snopes, 8. September 2005.
  7. Enid Nemy: Barbara Bush, Wife of 41st President and Mother of 43rd, Dies at 92. In: The New York Times, 17. April 2018.
  8. Abschied von Barbara Bush. Fällt Ihnen an diesem Bild etwas auf? auf www.stern.de.
  9. Abschied von Barbara Bush auf youtube.com; abgerufen am 28. November 2018.
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