Benjamin Karl Appl (* 26. Juni 1982 in Regensburg) ist ein deutscher Opern-, Konzert- und Liedsänger mit der Stimmlage Bariton.

Beruflicher Werdegang

Aufgewachsen ist Benjamin Appl in seiner Heimatstadt Regensburg, wo er mit 10 Jahren ins Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen eintrat, mit der Stimmlage Alt. Dort erhielt er seine Grundausbildung in Musik und Gesang. Nach dem Abitur machte er eine Lehre als Bankkaufmann und absolvierte 2009 erfolgreich das Betriebswirtschaftsstudium mit einem Diplom. Parallel dazu schloss er an der Hochschule für Musik und Theater München und der Bayerischen Theaterakademie August Everding seine Gesangsausbildung mit Auszeichnung ab. Gesangsunterricht erhielt er unter anderen bei Edith Wiens und Helmut Deutsch. 2010 bis 2013 studierte Appl an der Guildhall School of Music and Drama in London in der Gesangsklasse von Rudolf Piernay. Großen Einfluss auf seinen künstlerischen Werdegang hatte Dietrich Fischer-Dieskau, bei dem er privat als dessen letzter Schüler bis 2012 studierte.

Appl lebt seit 2010 in London.

Repertoire

Durch das Studium in der Theaterakademie in München lag in der Ausbildung von Benjamin Appl und in den ersten Jahren seiner Sängerkarriere der Focus bei der Oper. Sein Repertoire umfasst inzwischen ein großes Spektrum im Kunstlied, es umspannt eine weite Epoche von der Renaissance bis in die heutige Zeit. Einige zeitgenössische Komponisten komponierten Werke für ihn, wie Kit Armstrong, Marian Ingoldsby, György Kurtág, Nico Muhly,, Susan Oswell und Matthias Pintscher. Für das Konzerthaus Dortmund erarbeitete er zusammen mit György Kurtág in mehrfachen Arbeitsphasen dessen Hölderlin Gesänge, die dann in einem Gesprächskonzert im Februar 2020 in Dortmund aufgeführt wurden. Seine ersten CDs, unter anderem mit Liedern nach Gedichten von Heinrich Heine veröffentlichte Appl bei Champs Hill Records. 2016 unterzeichnete er einen langfristigen Exklusiv-Vertrag mit Sony Classical.

Oper

Zu Appls Opernengagements zählen der Graf (Conte) in Mozarts Le nozze di Figaro sowie Guglielmo in Mozarts Così fan tutte in London, die Titelrolle in Benjamin Brittens Owen Wingrave in Banff, der Aeneas in Henry Purcells Dido and Aeneas beim Aldeburgh Festival und Brighton Festival, der Minister in Johann StraußWiener Blut in München, der Schaunard in Puccinis La Bohème mit dem Münchner Rundfunkorchester und der Baron Tusenbach in EötvösTri Sestri im Münchner Prinzregententheater und an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Im Sommer 2014 sang er die Rolle des Leo in Bernhard Ganders Das Leben am Rande der Milchstraße bei den Bregenzer Festspielen, eine Auftragskomposition des Wiener Konzerthauses, Wien Modern sowie der Bregenzer Festspiele. Er arbeitete mit internationalen Dirigenten.

Konzert

Als Konzertsolist ist Appl unter anderem mit der Academy of Ancient Music, Akademie für Alte Musik Berlin, dem Bach-Collegium Stuttgart, den Berliner Barock Solisten, dem Concerto Köln, der Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, dem Gabrieli Consort und Dunedin Consort, London Philharmonic Orchestra, NHK-Sinfonieorchester, NDR Radiophilharmonie, Philadelphia Orchestra, Royal Liverpool Philharmonic, Philharmonia Orchestra, dem Seattle Symphony Orchester, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Symphony Orchestra of India, den Wiener Symphonikern, und mehrfach mit den Orchestern der BBC (BBC Symphony Orchestra, BBC Scottish Symphony Orchestra, BBC Concert Orchestra und BBC Philharmonic) aufgetreten. Zu seinem Oratorien-Repertoire gehören Werke wie Bachs Johannespassion, Matthäuspassion und Weihnachtsoratorium, BrahmsEin deutsches Requiem, Händels Der Messias, Haydns Die Schöpfung, Orffs Carmina Burana und Brittens War Requiem. 2012 sang Benjamin Appl bei einem Konzert in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo für Papst Benedikt XVI. Psalmvertonungen, was weltweit live übertragen wurde.

Lied

Benjamin Appl gibt regelmäßig Liederabende in der Wigmore Hall und bei der Schubertiade Vorarlberg und trat darüber hinaus bei den Musikfestivals Rheingau Musik Festival, Schleswig-Holstein Musik Festival, Edinburgh Festival, Ravinia Festival, Heidelberger Frühling, Klavier-Festival Ruhr und Oxford Lieder Festival auf. Des Weiteren sang er u. a. im Festspielhaus Baden-Baden, in der Carnegie Hall, im Concertgebouw (Amsterdam), in der Elbphilharmonie und dem Louvre. Im Dezember 2018 sang er vor 16.000 Leuten Mahlers Rückert-Lieder in der Ōsaka-jō Hall. Einer seiner Schwerpunkte sind Lieder im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Er konzertierte mit diversen internationalen Pianisten, unter anderen mit Graham Johnson, Malcolm Martineau und Kristian Bezuidenhout. Über Appls Interpretation des klassischen Kunstlieds schreibt Michael Stallknecht in der Süddeutschen Zeitung:

„Appl scheint über eine fast unendlich auffächerbare Bandbreite von Farben zu verfügen, mit denen er jedes einzelne Wort nach Kontext zu nuancieren vermag. Dennoch wirkt nichts manieriert, die Stimme folgt immer natürlich dem Fluss der Worte.“

Spezielle Projekte

Im Herbst 2019 präsentierte Benjamin Appl sein eigenes Radioprogramm auf BBC Radio 3 mit dem Titel A Singer’s World, in welchem er einen Einblick in das Leben eines klassischen Sängers des 21. Jahrhunderts gewährte. Im Frühjahr 2020 spielte Appl die Hauptrolle in einer neuen Filmproduktion mit dem Titel Breaking Music, die in Buenos Aires und Berlin gedreht wurde und sich mit Tango beschäftigt, aber auch mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Tango und deutschem Kunstlied.

Lehrtätigkeit

Seit September 2016 unterrichtet Benjamin Appl an der Guildhall School of Music and Drama in London als professor of German song. Er unterrichtet in Meisterkursen und Workshops weltweit.

Ehrungen

Appl erhielt 2012 den Schubert-Preis der Deutschen Schubert-Gesellschaft. Ferner wurde er von der Yehudi-Menuhin-Stiftung „Live Music Now“ sowie der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert und erhielt 2003 ein Stipendium des Richard-Wagner-Verbandes. 2014 wurde Appl für das Radio 3 New Generation Artists scheme des Britischen Senders BBC sowie als „ECHO Rising Star“ der Europäischen Konzerthallenorganisation ausgewählt. 2016 wurde Appl mit dem Gramophone Award als New Artist of the Year 2016. ausgezeichnet. Für sein Soloalbum Heimat erhielt er den Prix Dietrich Fischer-Dieskau (Bester Liedsänger) 2017/18 von der Académie du disque lyrique Orphées d’Or.

Diskografie

Einzelnachweise

  1. https://www.youtube.com/watch?v=R7D5tCoT74o
  2. Benjamin Appl. (Nicht mehr online verfügbar.) Künstlerwiki bei klassikradio.de, archiviert vom Original am 4. Februar 2017; abgerufen am 4. Februar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Michael Stallknecht: Der Schatzsucher. sueddeutsche.de, 3. Februar 2017, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  4. Karl Masek: Ein wichtiger Prozess, sich vom Sängerknaben zu einem Individuum zu entwickeln. onlinemerker.com, 31. Juli 2018, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  5. Katharin von Glasenapp: Facettenreiche Schubertiade-Abende In: Die Neue, 3. Mai 2019. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  6. Benjamin Appl Tour Features New Commission by Marian Ingolsby In: The Journal of Music, 28. Oktober 2015. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  7. Anke Demirsoy: Herzstück mit Hölderlin: Der Bariton Benjamin Appl bereichert die Kurtág-Zeitinsel in Dortmund mit zwei Uraufführungen In: Revierpassagen, 4. Februar 2020. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  8. Anne Midgette: German baritone Benjamin Appl announces his U.S. arrival with a generous Phillips program In: The Washington Post, 21. Januar 2019. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  9. Michael Scheiner: Die Tragik von Zusammenbruch und Auflösung In: Neue Musikzeitung. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  10. Keith Bruce: Festival Music review: Benjamin Appl, Queen's Hall In: The Herald, 17. August 2017. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  11. Jennifer Wilton: Der letzte Zeuge der Avantgarde In: Welt am Sonntag, 3. Februar 2020. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  12. Freya Parr: Meet the performer: Benjamin Appl. classical-music.com, 29. Januar 2018, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  13. Sony Classical. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 9. Juni 2017; abgerufen am 16. Mai 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. Benjamin Appl, Baritone, James Baillieu, Piano. carnegiehall.org, 14. Mai 2020, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  15. Benjamin Appl Biographie. augstein.info, 1. Oktober 2021, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  16. Michael Stallknecht: Klassik:Der Schatzsucher. SZ.de, 3. Februar 2017, abgerufen am 30. Dezember 2021.
  17. Fiona Maddocks: Home listening: a fond farewell from the Hilliards and Jan Garbarek In: The Guardian, 20. Oktober 2019. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  18. Tim Dams: AMC's Film & Arts explores tango and classical in 'Breaking Music' In: Television Business International, 10. Februar 2020. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  19. Guildhall School Annual Report 2016-17, Guildhall School of Music & Drama, 7. März 2018. Abgerufen am 7. Mai 2020. 
  20. Radio 3 announces six artists joining its New Generation Artists Scheme, bbc.co.uk vom 10. September 2014,
  21. Rising Stars 2014/2015 Season (Memento vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive), European Concert Hall Organisation
  22. Gramophone: Young Artist of the Year. 15. September 2016, abgerufen am 16. Mai 2017 (englisch).
  23. George Hall: Brahms & Schumann: Lieder (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.) In: BBC Music Magazine, 21. Juli 2015. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  24. Hilary Finch: Stunden, Tage, Ewigkeiten performed by Benjamin Appl and James Baillieu In: BBC Music Magazine, 20. Februar 2017. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  25. Hugo Shirley: Benjamin Appl: Schubert Lieder In: Gramophone Magazine. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  26. Alexandra Coghlan: Telemann Reformations-Oratorium In: Gramophone Magazine. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  27. Erica Jeal: Heimat: Benjamin Appl CD review - impressive, poignant, finely judged performance In: The Guardian, 9. März 2017. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  28. Brett Allen-Bayes: Brahms: Songs Volume 7 (Benjamin Appl); This Appl didn't fall very far from Fischer-Dieskau's tree In: Limelight Magazine, 6. Juli 2018. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  29. Christine Lemke-Matwey: CD-Tipp: Benjamin Appl & das Ensemble Concerto Köln In: SWR, 16. September 2018. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  30. Erica Jeal: Dausgaard/Appl/BBCSSO: Kullervo review - thrilling and intense account of Sibelius' epic In: The Guardian, 27. Juni 2019. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
  31. Bernhard Hoppe: Bekanntes in neuer Gestalt; "Transformation" von Berio In: Operalounge. Abgerufen am 6. Mai 2020. 
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