Bernard Edouard Harcourt (* 28. Januar 1963) ist ein US-amerikanischer Rechts- und Politikwissenschaftler. Er forscht und publiziert zu Themen der sozialen Kontrolle in der „Straf- und Überwachungsgesellschaft“ und vertrat als Rechtsanwalt Häftlinge, die zum Tode oder zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt wurden.

Er ist sowohl an der Columbia University in New York City, als auch an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris tätig.

Leben

Harcourt machte 1984 das Bachelor-Examen an der Princeton University, legte 1989 das Examen zum Juris Doctor (J.D.) an der Harvard Law School ab und wurde 2000 an der Harvard University zum Ph.D. promoviert. Er lehrte an verschiedenen Universitäten, darunter auch als Professor an der University of Chicago. Derzeit ist er Professor der Rechtswissenschaften an der Columbia Law School sowie Professor für Politikwissenschaft an der Columbia University, zudem wissenschaftlicher Direktor an der École des hautes études en sciences sociales in Paris. Er ist Mitherausgeber von Vorlesungen Michel Foucaults. 2016/2017 war er Gastprofessor am Institute for Advanced Study in Princeton.

Im Rahmen der Equal Justice Initiative vertrat Harcourt als Rechtsanwalt Todestraktinsassen in Montgomery (Alabama) und Mobile (Alabama). Auch heute ist er noch in solchen Zusammenhängen anwaltlich tätig. Außerdem nahm er an Menschenrechtsmissionen in Südafrika und Guatemala teil. Er gehörte zu den Initiatoren eines von 2400 Juraprofessoren unterzeichneten offenen Briefes gegen die Ernennung Brett Kavanaughs zum Richter des Supreme Court.

In seinen Schriften untersucht er verschiedene Regierungsformen in der „Straf- und Überwachungsgesellschaft“, besonders in der Welt nach dem 11. September 2001 und im Zeitalter von „Big Data“. Er beschreibt die jüngste Entwicklung in den Vereinigten Staaten, in der Aufstandsbekämpfung zur Regierungsform wird.

Schriften (Auswahl)

  • Illusion of Order. The false promise of broken windows policing. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2001, ISBN 0674004728.
  • Language of the gun. Youth, crime, and public policy. University of Chicago Press, Chicago 2006, ISBN 0226316084.
  • Against prediction. Profiling, policing, and punishing in an actuarial age. University of Chicago Press, Chicago 2007, ISBN 978-0-22-631613-0.
  • The illusion of free markets. Punishment and the myth of natural order. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2011, ISBN 978-0-67-405726-5.
  • Exposed. Desire and disobedience in the digital age. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2015, ISBN 978-0-67-450457-8.
  • The Counterrevolution. How our Government went to War against its own Citizens. Basic Books, New York 2018, ISBN 978-1-54-169728-7.
    • Gegenrevolution. Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger. Aus dem Amerikanischen von Frank Lachmann, S. Fischer, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397436-2.

Einzelnachweise

  1. Angabe der Library of Congress.
  2. Angaben beruhen, wenn nicht anders belegt, auf: Bernard E. Harcourt, Columbia Law School (Memento des Originals vom 28. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Bernard E. Harcourt am Institute for Advanced Study.
  4. Peter Schuler: Law professor gets inmate off death row in legal victory, The University of Chicago Chronicle, 4. März 2004.
  5. Carolin Emcke: Vorwort zu Gegenrevolution. Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger. Aus dem Amerikanischen von Frank Lachmann, S. Fischer, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-10-397436-2, S. 11–14, hier S. 14.
  6. Carolin Emcke: Konterrevolution – Amerika im Krieg gegen die eigenen Bürger?
  7. Perlentaucher-Rezensionsnotizen
  8. Günter Beyer weist darauf hin, dass der Untertitel in der deutschen Übersetzung unzutreffend ist: „Aus der einen Regierung werden also mehrere. Tatsächlich beschränkt sich Harcourt aber ausschließlich auf die USA.“ Beyer: Drehen am Rad der Geschichte. Süddeutsche Zeitung, 11. August 2019.
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