Berthold von Hohenburg (* 1215; † 1256 oder 1257 in Süditalien) war Markgraf von Vohburg-Hohenburg.
Berthold wurde um 1215 als Sohn von Diepold V. und Mathilde von Wasserburg geboren. Er begann seine Laufbahn als Valet Kaiser Friedrichs II. Seit 1232 im direkten Umfeld des Kaisers wurde er 1238 mit sizilischen Gütern belehnt und heiratete später Isolde Lancia, einer Tochter Galvano Lancias und einer Cousine Manfreds Lancias. 1239 wurde er zum Kapitän von Como ernannt, 1244 zum Generalvikar und 1246–1247 war er Gesandter am Hof des Kaisers Johannes III. von Nikäa, der mit Friedrichs Tochter Konstanze verheitet war. Friedrich II. vertraute Berthold kurz vor seinem Tod seinen Sohn Manfred Lancia aus der sizilianischen Linie der Staufer an. Nach dem Tod Friedrichs II. führte er zusammen mit Manfred während der Abwesenheit des Thronfolgers Konrad IV. die Regentschaft über das Königreich. Seine Brüder Otto und Ludwig übernahmen ebenfalls wichtige Aufgaben. Ludwig erhielt von Konrad Castrum Montfortis.
Regentschaft für Konradin
Als der Thronfolger der deutschen Linie der Staufer Konrad 1254 starb, wurde Berthold für dessen Sohn Konradin zum Regenten des Königreichs Sizilien. Berthold, durch das Testament Konrads Regent im Königreich, schickte im Juli eine Gesandtschaft an die Kurie, an der auch Manfred teilnahm, um die Anerkennung Konradins durch Innozenz IV. zu erhalten. Innocenz lehnte ab. und führte unterdessen Verhandlungen mit dem englischen König.
Die Destabilisierungspolitik Innozenzʼ IV. hatte zwei Gruppierungen im Königreich hervorgebracht: auf der einen Seite die Anhänger Manfreds, der als Sohn Friedrichs II., unterstützt durch die Familie seiner Mutter Bianca, Anspruch auf das Königreich erhob und auf der anderen Seite eine Gruppierung um Berthold von Hohenburg, der als testamentarischer Vormund Konradins, des minderjährigen Sohns Konrads IV., die sizilische Regentschaft innehatte. Nach dem Tod Innozenzʼ IV. am 7. Dezember 1254, wurden die Verhandlungen unter seinem Nachfolger, Alexander IV., fortgesetzt. Ergebnis waren die Ernennung Bertholds zum Großseneschall Siziliens und die Zahlung einer jährlichen Summe von 1500 Unzen Gold, die aus den Einkünften der Städte Bari, Trani und Barletta gezogen werden sollte. Seine Brüder erhielten die Grafschaft Chieti und die Baronien Arienzo und Sarno. Alexander IV. bestätigte alle Rechte in der Form, wie sie in dem Privilegien seines Vorgängers festgehalten wurden. Manfred erhielt das Vikariat über Sizilien, Berthold wurde wenige Monate später zum Großseneschall erklärt und Johannes Morus zum Großkämmerer des Königreiches Sizilien.
Am 9. Februar 1255 gab Alexander IV. den Brüdern Hohenburg das Herzogtum Amalfi mit all seinen Gütern und Rechten zum Lehen. wobei die Hohenburger dazu verpflichtet werden, das päpstliche Heer durch bewaffnete Ritter zu unterstützen.
Am 20. April 1255 übertrug der Bruder seiner Mutter Ludwig II., in dessen Obhut Konradin aufwuchs, die Vormundschaft Konradins, sollte dieser im Königreich Sizilien verweilen, seinem Onkel Manfred. Ein Bündnis mit dem Papst wurde damit unmöglich. Deutlich wird dies anhand eines Schreibens vom 28. Juli 1256, in dem Alexander IV. dem Mainzer Erzbischof die Wahl Konradins zum deutschen König unter Androhung der Exkommunikation verbot.
Nach Manfreds Machtübernahme musste Berthold zurücktreten, schloss sich dem Lager des Papstes Alexander an und kämpfte in seinem Dienst gegen Manfred. Nachdem er 1255 als Kommandant des päpstlichen Heeres Alexander IV. nach Apulien eingerückt war, versuchte er sich dem siegreichen Manfred anzuschließen. Er scheiterte und wurde von seinem Onkel Konrad von Wasserburg verraten. Während des Hoftags in Barletta im Februar 1256 ließ Manfred Berthold von Hohenburg zum Tode verurteilen, weil er des Verrats für schuldig befunden worden war. Gemeinsam mit seinen Brüdern Otto, Ludwig und Dietbold wurde er zu lebenslanger Haft begnadigt, dann jedoch in seiner Zelle ermordet. Damit erlosch das Geschlecht der Hohenburg.
Erlöschen der Hohenburger
Nach dem unglücklichen Ende der vier letzten Markgrafen von Hohenburg fiel die Grafschaft Hohenburg an das Hochstift Regensburg heim. Eine Urkunde vom 21. März 1258 bezeugt diesen Heimfall als erfolgt durch den Tod aller vier Brüder. Da sein Vater Diepold gleichfalls um das Jahr 1256 starb, verlieh 1261 Bischof Konrad II. von Freising die durch den Tod der ohne männlichen Erben verstorbenen Brüder Berthold, Otto, Ludwig und Diepold von Hohenburg die erledigten Lehen, die sie vom Hochstift Freising innehatten, dem Herzog Ludwig von Baiern, ob merita et defensionem. (Urkunde gefertigt zu Freysing den 18. September 1561.) Ein ähnliches Los wie Berthold und seine Brüder haben wohl auch seine beiden Neffen, Berthold und Ganarro, geteilt; seit dem Jahre 1255 verschwinden sie aus dem Gesichtskreis. Die Gemahlin des Markgrafen, Isolde, aber hat als Angehörige des Hauses Lancia Berthold nicht nur überlebt, sondern auch einen Rest der Besitzungen ihres Mannes gerettet. In einer Urkunde von 1259, 25. August (Capasso 1. c. pag. 117, not.), erscheint sie noch am Leben und im Besitze von Monte Caveoeo, sowie von Gütern in der Basilicata und in der Terra Idranti.
Literarisches Wirken
Von Berthold sind zahlreiche Minnelieder überliefert. Außerdem zeugen seine Kontakte zu Moses ben Salomon von Salerno von hohem kulturellen Interesse jenseits der militärischen Tätigkeit. Eines seiner bekanntesten Werke ist die lamentatio Bertholdi marchionis:
Dives eram quondam, pauper modo. Quid miser egi,
Carmina qui quondam studio florente peregi,
Illis temporibus michi sors successit amene,
Ecce mihi lacere dictant scrimende camene.
Themen waren vor allem Frauenpreis und Trennungsklage. Über den flachen und farblosen Konventionalismus des Frauendienstes hinaus wusste er eigenartige Motive und concrète Töne zu finden.
Bertholds Geliebte war die spätere Ehefrau des Kaisers Friedrich II., Bianca Lancia, der er zahlreiche Lieder geschrieben hatte.
Literatur
- Michael Doeberl: Hohenburg, Berthold, Titularmarkgraf von Vohburg-Hohenburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 440 f.
- Michael Doeberl: Berthold von Vohburg - Hohenburg, der letzte Vorkämpfer der Deutschen Herrschaft im Königreiche Sicilien: Ein Beitrag zur Geschichte der letzten Staufer. Mohr, Leipzig 1894 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Michael Doeberl: Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger Markgrafen auf dem Nordgau München 1893 PDF
- Hans Martin Schaller: Berthold IV.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 158 f. (Digitalisat).
- Hans Martin Schaller: Art. Berthold, Markgraf von Hohenburg. In: Lexikon des Mittelalters Bd. 1 (1980) Sp. 2032.
- Georg Widenbauer: Der tragische Untergang der Markgrafen von Hohenburg auf Sizilien 1256/57 In: Die Oberpfalz Band 44 (1956) S. 241–242, 260–262, 275–280, 311–314 auch bei: Miszellen zur Oberpfalz (online) abgerufen am 21. April 2023
- Solveig Högemann: Papst Alexander IV. (1254-1261) in seinen Briefen. Ein Bild hilfloser Schwäche?, Dissertation Berlin 2020/21 PDF
- Thomas Ried: Genealogisch-diplomatische Geschichte der Grafen von Hohenburg, Markgrafen auf dem Nordgau Regensburg 1812
- Volker Zapf: Markgraf von Hohenburg. –Minnesanger, erste Halfte 13. Jh. In: Wolfgang Achnitz (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das Mittelalter Band 4, de Gruyter Berlin ISBN 978-3-598-24993-8 PDF Sp. 225–229
- Friedrich Heinrich von der Hagen: Minnesinger: Deutsche Liederdichter des zwölften, dreizehnten Jahrhundert. Barth, Leipzig 1838 (Artikel Markgraf von Hohenburg S. 68-72 in der Google-Buchsuche).
- Nicolaus Erb: Die Reichsherrschaft Hohenburg auf dem Nordgau. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochstiftes Regensburg Regensburger Beiträge zur Heimatforschung 1884 PDF
- Johann Friedrich Böhmer: Regesta imperii. 5,1,1: Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard 1198 - 1272 Innsbruck 1881
- Ingeborg Walter: BERTOLDO di Hohenburg In: Dizionario Biografico degli Italiani - Volume 9 (1967)
Weblinks
- Anne Kirchhoff und Justin Vollmann: Markgraf von Hohenburg
- Stammbaum der Dipoldinger Markgrafen. (Wikisource)
Einzelnachweise
- 1 2 3 Solveig Högemann, S. 36
- ↑ Thomas Ried:S. 58
- ↑ Thomas Ried:S. 59
- ↑ Solveig Högemann, S. 38
- ↑ Solveig Högemann, S. 39
- ↑ Solveig Högemann, S. 43
- ↑ Solveig Högemann, S. 44
- ↑ Solveig Högemann, S. 45
- ↑ Solveig Högemann, S. 54
- ↑ Giovanni Vitolo, Vera Isabell Schwarz-Ricci (Hrsg.): Konradin (1252–1268). Eine Reise durch Geschichte, Recht und Mythos. Heidelberg University Publishing, Heidelberg 2022 (Open Access PDF).(italienisch und deutsch) S. 25
- ↑ Nicolaus de Jamsilla: Historia de rebus gestis Friderici II imperatoris eiusque filiorum Conradi et Manfredi Apuliae et Siciliae regum ab anno 1210 usque ad 1258 hg. von Ludovicus Antonius Muratori, Milano 1726 (Rerum Italicarum Scriptores 8), Sp. 578
- ↑ Nicolaus Erb: Die Reichsherrschaft Hohenburg auf dem Nordgau S. 131
- ↑ Thomas Ried:S. 60
- ↑ Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 274. Wikisource
- ↑ Volker Zapf: Markgraf von Hohenburg. –Minnesanger, erste Halfte 13. Jh. In: Deutsches Literatur-Lexikon PDF Sp. 226
- ↑ Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 273. Wikisource