Der Bezirk Nowy Targ (bis etwa 1910 Bezirk Neumarkt) war ein politischer Bezirk im Kronland Galizien und Lodomerien. Sein Gebiet umfasste Teile Westgaliziens im heutigen Polen (Powiat Nowy Targ und Powiat Tatra), Sitz der Bezirkshauptmannschaft war die Stadt Nowy Targ. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Österreich den gesamten Bezirk an Polen abtreten, hier sind große Teile heute im Powiat Nowotarski und Powiat Tatrzański zu finden.
Er grenzte im Norden an den Bezirk Limanowa, im Nordosten an den Bezirk Nowy Sącz, im Süden an das Königreich Ungarn sowie im Nordwesten an den Bezirk Myślenice.
Geschichte
Ein Vorläufer des späteren Bezirks (Verwaltungs- und Justizbehörde zugleich) wurde zum Ende des Jahres 1850 geschaffen, die Bezirkshauptmannschaft Neumarkt war dem Regierungsgebiet Krakau unterstellt und umfasste folgende Gerichtsbezirke:
- Gerichtsbezirk Neumarkt
- Gerichtsbezirk Czarny Dunajec
Nach der Kundmachung im Jahre 1854 kam es am 29. September 1855 zur Einrichtung des Bezirksamtes Neumarkt (weiterhin für Verwaltung und Gerichtsbarkeit zuständig) innerhalb des Kreises Sandec.
Nachdem die Kreisämter Ende Oktober 1865 abgeschafft wurden und deren Kompetenzen auf die Bezirksämter übergingen, schuf man nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867 auch die Einteilung des Landes in zwei Verwaltungsgebiete ab. Zudem kam es im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung zur Schaffung von getrennten Verwaltungs- und Justizbehörden. Während die gerichtliche Einteilung weitgehend unberührt blieb, fasste man Gemeinden mehrerer Gerichtsbezirke zu Verwaltungsbezirken zusammen.
Der neue politische Bezirk Neumarkt wurde aus folgenden Bezirken gebildet:
- Bezirk Neumarkt (mit 50 Gemeinden)
- Teilen des Bezirks Krościenko (Gemeinden Czorstyn, Grywald, Huba, Haluszowa, Kluszkowice, Krosnica, Stadt Krościenko, Maniów, Mizerna, Ochotnika, Sromowce Niżne, Sromowce Wyżne, Tylka)
Der Bezirk Nowy Targ bestand bei der Volkszählung 1910 aus 123 Gemeinden sowie 1 Gutsgebiet und umfasste eine Fläche von 1306 km². Hatte die Bevölkerung 1900 noch 78.995 Menschen umfasst, so lebten hier 1910 80.767 Menschen. Auf dem Gebiet lebten dabei mehrheitlich Menschen mit polnischer Umgangssprache (98 %) und römisch-katholischem Glauben, Juden machten rund 4 % der Bevölkerung aus.
Ortschaften
Auf dem Gebiet des Bezirks bestand 1900 Bezirksgerichte in Czarny Dunajec, Krościenko und Nowy Targ, diesen waren folgende Orte zugeordnet:
Gerichtsbezirk Czarny Dunajec (15 Ortsgemeinden):
- Chochołów
- Ciche bestehend aus den Ortsteilen Ciche und Miętustwo
- Czarny Dunajec
- Długopole
- Dział
- Dzianisz
- Międzyczerwienne
- Odrowąż
- Pieniążkowice
- Podczerwone
- Ratułów
- Stare Bystre
- Witów
- Wróblówka
- Załuczne
Gerichtsbezirk Krościenko (21 Ortsgemeinden):
- Biała Woda
- Czarna Woda
- Czorsztyn
- Dembno
- Grywałd bestehend aus den Ortsteilen Grywałd, Piekiełko und Wybraństwo
- Hałuszowa
- Huba
- Jaworki
- Kluszkowce
- Markt Krościenko
- Krośnica
- Maniowy
- Mizerna
- Ochotnica
- Sromowce Niżne
- Sromowce Wyżne
- Szczawnica Niżna
- Szczawnica Wyżnia
- Szlachtowa
- Tylka
- Tylmanowa
Gerichtsbezirk Nowy Targ (Neumarkt, 39 Ortsgemeinden):
- Bańska
- Białka
- Biały Dunajec
- Brzegi
- Bukowina
- Chabówka
- Gliczarów
- Groń
- Gronków
- Harklowa
- Klikuszowa
- Knurów
- Kościelisko
- Krauszów
- Lasek
- Leśnica
- Łopuszna
- Ludzimierz
- Maruszyna
- Morawczyna
- Murzasichle
- Stadt Nowy Targ (Neumarkt)
- Niwa
- Obidowa
- Ostrowsko
- Ponice
- Poronin
- Pyzówka
- Rdzawka
- Rogóźnik
- Rokiciny
- Sieniawa bestehend aus den Ortsteilen Bielanka und Sieniawa
- Skrzypne
- Szaflary
- Szlembarg
- Waksmund
- Zakopane
- Zaskale
- Zubsuche
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 4. Juli 1855, Nr. 118, Seite 521
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Österreich 1865, XXVI. Stück, Nr. 92: „Verordnung des Staatsministeriums vom 23. September 1865, über die Aufhebung der Kreisbehörden in Galizien“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1867, XVII. Stück, Nr. 37: „Verordnung des Justizministeriums vom 15. Februar 1867, über die Aufstellung von reinen Bezirksgerichten in Ostgalizien“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1867, IX. Stück, Nr. 17: „Verordnung des Staatsministeriums vom 23. Jänner 1867“
- ↑ Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle I.
- ↑ Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle II.
- ↑ Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern - Die summarischen Ergebnisse der Volkszählung. Mit 6 Kartogrammen - Tabelle III.
- ↑ Ludwig Patryn (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, XII. Galizien. Wien 1907 (online).
Literatur
- Christian Andreas Steiner: Die territoriale Entwicklung der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit in den Königreichen Galizien und Lodomerien von 1848–1918. Diplomarbeit Graz, 2012
- k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium der im österreichischen Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890. Wien 1893
- k. k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. XII. Galizien, Wien 1907