Die Biathlon-Weltmeisterschaften werden von der Internationalen Biathlon-Union (IBU) in den Jahren ohne Olympische Winterspiele veranstaltet. Die Titelkämpfe finden üblicherweise über zwei Wochen im Februar oder März statt. Zwischen 1993 und 2022 wurden die Weltmeisterschaften im Rahmen des Biathlon-Weltcups veranstaltet, weshalb bei den Wettkämpfen auch Weltcuppunkte vergeben wurden.

Qualifikation

Um von der IBU für die Weltmeisterschaften zugelassen zu werden, benötigen die Athleten entsprechende Qualifikationspunkte, die sie in Rennen im Welt- und IBU-Cup erhalten und die unabhängig von Punkten für die Welt- und IBU-Cup-Wertungen vergeben werden.

Die Besetzung der Start- und Quotenplätze für die Weltmeisterschaften wird von den nationalen Verbänden vorgenommen. Für deutsche Starter verlangt der DSV ein Ergebnis in einem Weltcuprennen unter den TOP 8 bzw. zwei Rennen unter den TOP 15 als Grundlage für eine Nominierung.

Startquoten

Die Anzahl der startberechtigten Athleten pro Nation unterscheidet sich von der Quotenregelung im Weltcup, wird aber ebenso wie diese über die Platzierung in der Nationenwertung des Vorjahres geregelt. Die jeweiligen Titelverteidiger in Sprint-, Verfolgungs-, Einzel- und Massenstartrennen des Vorjahres erhalten ein persönliches Startrecht für die jeweilige Disziplin außerhalb der Quotenregelung. Diese Regelung bezieht sich immer auf die Titelkämpfe der vorangegangenen Saison, unabhängig davon ob es sich um Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele handelt.

Außerdem erwerben die zehn bestplatzierten Athleten der Qualifikationspunkteliste eine Startquote von bis zu zwei Plätzen für ihre Nation, sofern diese nicht zu den besten 30 in der Nationenwertung zählt.

Anzahl der Startplätze pro Nationalverband
Platzierung im Nationencup 1–15 16–25 26–30
Anzahl Startplätze 4 3 2

Sprintrennen

Der Verfolgungsweltmeister des Vorjahres erhält auch ein persönliches Startrecht im Sprintrennen. Stellt eine Nation jedoch Sprint- und Verfolgungsweltmeister, dann erhöht sich die Quote dieser Nation jedoch nur um einen und nicht um zwei zusätzliche Startplätze.

Massenstart

Während im Weltcup die 25 besten Athleten der aktuellen Weltcupwertung ein Startrecht im Massenstart haben, sind es bei Weltmeisterschaften nur die besten 15. Das Feld wird aufgefüllt mit den Medaillengewinnern der vorangegangenen Rennen, die aufgrund der Platzierung im Weltcup noch kein Startrecht haben. Die restlichen Startplätze werden an die weiteren punktbesten Athleten der Titelkämpfe vergeben. Pro Nation dürfen maximal vier Athleten am Massenstart teilnehmen. Ausnahmen gibt es nur für die Medaillengewinner, diese sind immer startberechtigt. Zudem erhält der Weltmeister bzw. olympische Goldmedaillengewinner des Vorjahres ein persönliches Startrecht im Massenstart, das nicht auf das Kontingent des Nationalverbandes angerechnet wird. Grundlage dafür ist, dass der Athlet bzw. die Athletin sich noch nicht über einen Medaillengewinn, eine Top-15-Platzierung im Weltcup oder entsprechende Ergebnisse bei den vorhergegangenen Weltmeisterschaftsrennen qualifiziert hat.

Wettbewerbe

Disziplinen

Mit Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart, Staffel, Mixed-Staffel und Single Mixed-Staffel besteht das momentane Weltmeisterschaftsprogramm aus sieben Disziplinen. Das Einzelrennen ist seit der ersten Biathlon-Weltmeisterschaft 1958 im Programm. Bis 1965 wurden nur für diese Disziplin Medaillen vergeben, da der Staffellauf kein offizieller Bestandteil der Biathlon-Weltmeisterschaften war. Es handelte sich dabei von 1958 bis 1963 nur um eine Mannschaftswertung der vier (1958) bzw. der drei besten (1959–1963) Sportler jeder Nation aus dem Einzelbewerb über 20 km. Berechnet wurde die Zeit durch die Addition der Individualzeiten der einzelnen Athleten. 1965 wurde erstmals ein Staffellauf über 3 × 7,5 km ausgetragen. 1966 wurde der Staffellauf mit der heutigen Streckenlänge von 4 × 7,5 km offiziell eingeführt.

Der Sprint wurde erstmals 1974 bei Weltmeisterschaften ausgetragen und stellte damit neben dem Einzel die zweite Individualdisziplin dar. Seit Ende der 1980er-Jahre wird das Programm kontinuierlich erweitert. 1989 wurde der Mannschaftswettkampf hinzugefügt, der jedoch bereits 1998 wieder gestrichen wurde. Das Verfolgungsrennen ist seit 1997 fester Bestandteil von Weltmeisterschaften, der Massenstart seit 1999. Bei den Weltmeisterschaften 2007 wurde die Mixed-Staffel (auch: Gemischte Staffel) zum ersten Mal in das Wettkampfprogramm integriert. Dieser Wettbewerb war 2005 und 2006 noch jeweils als eigenständige Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft ausgetragen worden. Auch im olympischen Jahr 2010 fand ein separater Titelkampf statt, da die Disziplin noch nicht in das Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen wurde. In der gemischten Staffel starten zunächst zwei Frauen über 6 km, danach zwei Männer über 7,5 km. Die Single-Mixed-Staffel (auch: einfache gemischte Staffel) wurde 2019 erstmals veranstaltet.

Wertung

In Jahren mit Olympischen Winterspielen wurden Weltmeister nur in jenen Bewerben ermittelt, die nicht zum olympischen Programm gehören. Diese Veranstaltungen wurden von der IBU mit Ausnahme der Bewerbe von 1992 als offizielle Weltmeisterschaften gezählt. Im Gegensatz zu den nordischen oder alpinen Skiwettbewerben gelten die Olympiasieger bis 1980 nicht als Weltmeister. Zuletzt war dies bei der Biathlon-Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft 2010 der Fall, die im Rahmen des Weltcups im russischen Chanty-Mansijsk ausgetragen wurde.

Zwischen 1993 und 2022 wurden die Weltmeisterschaften im Rahmen des Biathlon-Weltcups veranstaltet. Da die Startquoten und damit auch die Teilnehmerfelder bei Weltmeisterschaften andere sind als im Weltcup, wurden ab der Saison 2022/23 bei Weltmeisterschaften keine Weltcuppunkte für Einzelwettbewerbe mehr vergeben. In die Nationenwertung des Weltcups gehen die Ergebnisse der Weltmeisterschaften weiterhin ein.

Bisherige Weltmeisterschaften

Offizielle Weltmeisterschaften

Die Biathlon-Weltmeisterschaften finden seit 1958 in jedem Jahr statt, in dem keine Olympischen Winterspiele stattfinden. Von 1958 bis 1983 wurden die Weltmeisterschaften nur für Männer ausgeschrieben. Von 1984 bis 1988 fanden eigene Weltmeisterschaften für Frauen statt, die getrennt von denen der Männer an anderen Orten durchgeführt wurden. Seit 1989 tragen Männer und Frauen gemeinsame Weltmeisterschaften aus. Mit den Weltmeisterschaften 2021 in Pokljuka wurden bisher 53 Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Weltmeisterschaften der Frauen werden in dieser Zählung nicht berücksichtigt.

Jahr Austragungsort(e)
1958 Saalfelden
1959 Courmayeur
1961 Umeå
1962 Hämeenlinna
1963 Seefeld in Tirol
1965 Elverum
1966 Garmisch-Partenkirchen
1967 Altenberg
1969 Zakopane
1970 Östersund
1971 Hämeenlinna
1973 Lake Placid
1974 Minsk
1975 Antholz
1976 Antholz
1977 Lillehammer (Vingrom)
1978 Hochfilzen
1979 Ruhpolding
1981 Lahti
1982 Minsk
Jahr Austragungsort(e)
1983 Antholz
1984 Chamonix (Frauen)
1985 Egg am Etzel (Frauen)
 Ruhpolding (Männer)
1986 Falun (Frauen)
 Oslo (Männer)
1987 Lahti (Frauen)
 Lake Placid (Männer)
1988 Chamonix (Frauen)
1989  Feistritz an der Drau
1990  Minsk/ Oslo/ Kontiolahti
1991 Lahti
1992 Nowosibirsk
1993 Borowez
1994 Canmore
1995 Antholz
1996 Ruhpolding
1997 Osrblie
1998 Pokljuka/ Hochfilzen
1999 Kontiolahti/ Oslo
Jahr Austragungsort(e)
2000 Oslo/ Lahti
2001 Pokljuka
2002 Oslo
2003 Chanty-Mansijsk
2004 Oberhof
2005 Hochfilzen
2007 Antholz
2008 Östersund
2009 Pyeongchang
2011 Chanty-Mansijsk
2012 Ruhpolding
2013 Nové Město na Moravě
2015 Kontiolahti
2016 Oslo
2017 Hochfilzen
2019 Östersund
2020 Antholz
2021 Pokljuka
2023 Oberhof
2024 Nové Město na Moravě
Jahr Austragungsort(e)
2025 Lenzerheide
2027 Otepää

Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften

Siehe: Biathlon-Mixed-Staffel-Weltmeisterschaften

Austragungsorte

Insgesamt fanden bisher in 18 unterschiedlichen Ländern Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Die Schweiz und Frankreich waren nur Gastgeber der Frauenweltmeisterschaften.

Häufigster Austragungsort von Weltmeisterschaften ist das italienische Antholz, das fünf reguläre Weltmeisterschaften sowie 1976 den nichtolympischen Sprintwettbewerb veranstaltete. Ebenfalls Austragungsort bei sechs unterschiedlichen Weltmeisterschaften war das norwegische Oslo, das allerdings in den Jahren 1990, 1999 und 2000 nur einen Teil der Wettbewerbe und im Jahre 2002 nur den nichtolympischen Massenstartwettbewerb ausrichtete.

Ort Land Anzahl Jahre
Altenberg DDR11967
Antholz Italien61975, 1976 OL, 1983, 1995, 2007, 2020
Borowez Bulgarien11993
Canmore Kanada11994 OL
Chanty-Mansijsk Russland42003, 2005 MR, 2010 MR/OL, 2011
Chamonix Frankreich21984 FR, 1988 FR
Courmayeur Italien11959
Egg am Etzel Schweiz11985 FR
Elverum Norwegen11965
Falun Schweden11986 FR
Feistritz an der Drau Österreich11989
Garmisch-Partenkirchen BR Deutschland11966
Hämeenlinna Finnland21962, 1971
Hochfilzen Österreich41978, 1998 OL, 2005, 2017
Lahti Finnland41981, 1987 FR, 1991, 2000 ER
Lake Placid Vereinigte Staaten21973, 1987
Lillehammer (Vingrom) Norwegen11977
Kontiolahti Finnland31990 ER, 1999, 2015
Minsk Sowjetunion31974, 1982, 1990
Nové Město na Moravě Tschechien12013
Nowosibirsk Russland11992 OL
Oberhof Deutschland22004, 2023
Oslo Norwegen61986, 1990 ER, 1999 ER, 2000, 2002 OL, 2016
Osrblie Slowakei11997
Östersund Schweden31970, 2008, 2019
Pokljuka Slowenien31998 OL, 2001, 2006 MR/OL
Pyeongchang Südkorea12009
Ruhpolding Deutschland41979, 1985, 1996, 2012
Saalfelden Österreich11958
Seefeld in Tirol Österreich11963
Umeå Schweden11961
Zakopane Polen11969

Anmerkungen: ER   Ersatzausrichter für Wettbewerbe, die am ursprünglichen Austragungsort nicht durchgeführt werden konnten
FR   Weltmeisterschaften der Frauen
MR   Mixed-Staffel-Weltmeisterschaft
OL   Olympiajahr, es wurden nur nichtolympische Bewerbe ausgetragen

Ewige Ranglisten

Der erfolgreichster Teilnehmer an Weltmeisterschaften ist Ole Einar Bjørndalen mit 20 Goldmedaillen, 14 Silbermedaillen und elf Bronzemedaillen. Mit 45 Medaillen hat er zudem die meisten Medaillen insgesamt gewonnen und führt mit elf Gold-, sechs Silber- und neun Bronzemedaillen außerdem die Einzelwertung an. Ole Einar Bjørndalen, Martin Fourcade und Emil Hegle Svendsen haben als einzige Athleten in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.

Erfolgreichste Frau ist Marte Olsbu Røiseland mit 13 Goldmedaillen und vier Bronzemedaillen. Uschi Disl gewann mit acht Gold-, acht Silber- und drei Bronzemedaillen insgesamt die meisten Medaillen. Die Einzelwertung führt Magdalena Neuner mit sechs Gold- und zwei Silbermedaillen an. Andrea Henkel und Marie Dorin-Habert haben als einzige Athletinnen in jeder Einzeldisziplin (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) eine Goldmedaille gewonnen.

In der Nationenwertung belegt Norwegen mit 85 Goldmedaillen, 75 Silbermedaillen und 67 Bronzemedaillen den ersten Platz.

Siehe auch

Commons: Biathlon-Weltmeisterschaften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sebastian Würz, WM-Endspurt: Der Biathlon-Formcheck in: Eurosport online, zuletzt abgerufen am 6. Februar 2012.
  2. 1 2 3 IBU Veranstaltungs- und Wettkampfregeln (Memento des Originals vom 14. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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