Boker’s Bitters, fälschlich auch Bogart’s Bitters, ist eine Bitterspirituose aus getrockneten Orangenschalen, Kassiarinde, Grünem Kardamom und Malvenblüten. Es dominieren Aromen von Kardamom und Malven, unterlegt von einer feinen Zitrusnote und Noten von Kaffee und Schokolade im Abgang. Als Magenbitter und als Zutat in verschiedenen Cocktails (Cocktailbitter), etwa Martinez oder Old Fashioned, erfreute sich die Spirituose im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten großer Beliebtheit, ehe die Prohibition die Produktion und Verbreitung des Getränks untersagte. Heute ist es im Ergebnis neuen Interesses an Cocktail-Rezepten des 19. Jahrhunderts wieder als Replikat erhältlich. Als Ersatz wird manchmal Angosturabitter verwendet.

Geschichte

Das Getränk wurde 1828 unter dem Namen Boker’s Bitters von dem deutsch-amerikanischen Wein- und Spirituosenhändler Johann Gottfried Böker und dessen Bruder Eduard (1798–1853) durch deren Firma J. G. & E. Boker in New York City erstmals auf den Markt gebracht. 1853 erhielt es ein Markenzeichen. Der Magenbitter wurde von Ludwig Funke Jr. (* 3. Januar 1828 in Königsberg i. Pr.; † 2. April 1892 in New York), Bokers Schwiegersohn, in Bokers Firmensitz in der Front Street 93 in Manhattan zubereitet. Nach dem Tod Eduards wurde das Produkt unter der Bezeichnung „Boker’s Stomach Bitter“ und unter dem Firmennamen J. G. & J. Boker vermarktet. Am 29. Februar 1860, wenige Tage vor seinem Tod, verkaufte Böker das Geschäft einschließlich der Manufaktur, der Markenrechte und der Rezepte an seinen Schwiegersohn Ludwig Funke Jr., den Ehemann der Tochter Helene (1830–1870). 1886 war die Firma Boker’s Bitters in der John Street 78 in Manhattan ansässig.

Im „Golden Age of Cocktail“ (1860–1919) war die Spirituose für Barkeeper eine unerlässliche Zutat in vielen Mischgetränken. In Jerry Thomas’ Werk The Bar-Tender’s Guide (Ausgabe 1862) wurde das Produkt irrtümlich als „Bogart’s Bitters“ bezeichnet, wodurch sich ein falscher Produktname verbreitete. Im Pure Food and Drug Act von 1906 wurde verboten, das Produkt in den Vereinigten Staaten als Allheilmittel zu bewerben und ihm medizinische Qualitäten zuzuschreiben.

Rezeptur

In einem amerikanischen Wein- und Likörführer sowie Rezeptbuch aus dem Jahr 1863 wird die Herstellung von Boker’s Bitters mit folgender Rezeptur beschrieben:

Zum Herstellungsprozess wird folgende Anleitung gegeben:

Literatur

  • Boker’s Bitters. In: The American Bartender; or The Art and Mystery of Mixing Drinks. Manhattan Publishing Company, New York 1874, S. 36 (Digitalisat).
  • List of Bitters. In: Harry Johnson: New and Improved Illustrated Bartender’s Manual. Or: How to Mix Drinks of the Present Style. New York City 1888, S. 36 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Boker’s (Bogart’s) Bitters, Webseite im Portal diffordsguide.com, abgerufen am 19. Juli 2021
  2. Frédéric Le Bordays: Cocktails: The New Classics. Weldonoven, ISBN 978-1-6162-8960-7 (Google Books)
  3. Walter Lorenz: Remscheider in aller Welt (1): Johann Gottfried Böker, ein Bergischer in New York. In: Die Heimat spricht zu Dir. Mitteilungsblatt des Bergischen Geschichtsvereins – Abteilung Remscheid. 43. Jahrgang, Nr. 6 (Juni 1976, PDF)
  4. Charles A. Conant (Hrsg.): The Progress of the Empire State. New York 1913, S. 355 (Digitalisat)
  5. Funke vs. Dreyfus. In: Irving Browne: The American Reports Containing All Decisions of General Interest Decided in the Courts of Last Resort. Band XLIV, John D. Parsons, Albany/New York 1884, S. 413 ff. (Google Books)
  6. Ludwig Moritz „Louis“ Funke, Webseite im Portal findagrave.com
  7. „Boker’s Bitters, 78 John“. In: New York City Directory. 1886, S. 180 (Google Books)
  8. Rhett Williams: Prohibition Killed the Cocktail, Webseite vom 4. Januar 2014 im Portal shakestir.com, abgerufen am 21. Juli 2021
  9. Jerry Thomas: The Bar-Tender’s Guide. Dick & Fitzgerald, New York 1862, S. 49–51, 66 (Digitalisat)
  10. John Rack: The Frech Wine and Liquor Manufacturer. A Practical Guide and Receipt Book for the Liquor Merchant. Dick & Fitzgerald, New York 1863, S. 209 (Google Books)
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