Borzym (deutsch Borin) ist ein Dorf in der Landgemeinde (Gmina) Gryfino (Greifenhagen) im Powiat Gryfiński (Greifenhagener Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographie

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, unweit des Flüsschens Thue, am Westufer des sogenannten Langen Sees, etwa 30 Kilometer südlich von Stettin, zwölf Kilometer südöstlich der Stadt Greifenhagen und elf Kilometer nordnordwestlich von Banie (Bahn).

Geschichte

Nach Berghaus liegt dem Ortsnamen das slawische Wort Bor, für Nadelholzwald, zugrunde, was der hier von alters her verbreiteten Gemeinen Kiefer zu verdanken sei. Ob sich das Dorf Borin oder Borrin bereits 1226 im Besitz des Klosters Kolbatz befunden hat, wie Brüggemann und Berghaus annahmen, ist ungewiss, da eine aus dem Jahr stammende Bestätigungsurkunde des Herzogs Barnim I. als unecht erkannt wurde. Im Jahr 1282 bestätigten die Markgrafen Otto IV. von Brandenburg und Konrad I. von Brandenburg dem Kloster Kolbatz alle Rechte und Besitzungen, einschließlich Borins, gegen Aufgabe der Rechte desselben auf Arnswalde und Sammenthin. Eine Aufzählung der Dörfer, darunter Borrin, die das Kloster 1345 in Besitz hatte und die einer Urkunde Kaiser Karls IV. entnommen ist, haben Restorff und Berghaus angegeben.

Im 16. Jahrhundert wurden die pommerschen Klostergüter nach der Reformation säkularisiert und als herzogliche Domänenämter vereinigt und verwaltet. Einzelne Gutsbezirke konnten gepachtet werden, aber auch ganze Konglomerate von Gütern von einem Generalpächter. Der statistische Bestand des Rentamtsbezirks Kolbatz nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs ist in dem Urbarium von Kolbaz von 1700 festgehalten worden. Das darin erwähnte Gut Bohrin, das 1653 von dem Amtsrat Moritz Neubauer auf ungefähr 25 wüsten Bauerhufen angelegt worden war, dürfte der späteren Ortschaft Borin entsprechen.

Durch eine Feuersbrunst am 9. Juli 1792 ist der größte Teil des Dorfs, einschließlich der Kirche, des Pfarrhauses und der Schule zerstört worden.

Im Jahr 1856 wurde ein Schulhaus im Fachwerkhaus-Baustil neu errichtet. Der Dorflehrer zur damaligen Zeit war gleichzeitig Küster und Organist der Kirche.

Im Jahr 1925 hatte Borin drei Wohnplätze:

  • Borin
  • Boriner Mühle
  • Sandfeld

Im Jahr 1945 gehörte Borin zum Landkreis Greifenhagen im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Borin war Sitz des Amtsbezirks Borin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde Borin mit ganz Hinterpommern, jedoch ohne die militärischen Sperrgebiete, seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend wanderten Polen zu. Borin wurde in „Borzym“ umbenannt. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Borin vertrieben.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
178242 Feuerstellen (Haushaltungen)
1818325königl. Dorf und Wassermühle, mit Mutterkirche
1852489
1864634am 3. Dezember, auf einer Gemarkungsfläche von 5638 Morgen in 71 Wohngebäuden
1867666am 3. Dezember
1871649am 1. Dezember, in 80 Wohngebäuden; sämtlich Evangelische
1890651sämtlich Evangelische
1910564am 1. Dezember
1925546darunter 538 Evangelische, vier Katholiken, ein Gemeindemitglied jüdischer Konfession und drei Einwohner unbekannten Glaubensbekenntnisses
1933519
1939493

Kirchspiel

Das evangelische Kirchspiel der Mutterkirche, zu dem als Filiale das Dorf Kronheide eingepfarrt war, gehörte früher zur Synode Kolbatz.

Das massive Kirchenschiff ist mit Feldsteinen erbaut, der mit Zinkblech verkleidete Turm, der im 19. Jahrhundert zwei Glocken beherbergte, auf seiner Spitze mit vergoldeter Kugel und Kreuz verziert. Die Kirche wurde 1858 mit einer Orgel versehen. 1862 wurde ein massives, vollständig unterkellertes Pfarrhaus neu errichtet.

Literatur

  • Borin, Dorf, unweit der Thue, Kreis Greifenhagen, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Borin (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 106, Ziffer (6) (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 359–360 (Google Books).
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Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 359–360 (Google Books).
  2. 1 2 Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 106, Ziffer (6) (Google Books).
  3. 1 2 Heinrich Berghaus, 1868, ebenda, S. 49–50 (Google Books).
  4. Robert Klempin (Hrsg.): Pommersches Urkundenbuch, Band I. Erste Abtheilung: 786–1253. Regesten, Berichtigungen und Ergänzungen zum Codex Pomeraniae diplomaticus von Hasselbach und Kosegarten. Stettin 1868, S. 177–187, Nr. 236 (Google Books)
  5. Pommersches Urkundenbuch, 1. Abteilung, 2. Band (Rodgero Prümers, Hrsg.): 1254–1278, Perthes, Stettin 1881, S. 471–452, Nr. 1232 (Google Books).
  6. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Nicolai, Berlin/Stettin 1827, S. 198–199, Ziffer 1 (Google Books).
  7. Heinrich Berghaus, 1868, ebenda, S. 139–150 (Google Books).
  8. Heinrich Berghaus: 1648, ebenda, S. 145, Absatz 1. (Google Books).
  9. 1 2 Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Borin im ehemaligen Kreis Greifenhagen in Pommern (2011).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821, S. 155, Ziffer 4036 (Google Books).
  11. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Nicolai, Berlin und Stettin 1827, S. 197, Ziffer 1 (Google Books).
  12. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats, enthaltend die sämmtlichen Städte, Flecken, Dörfer … mit Angabe des Gerichts erster Instanz … Unter Benutzung der Akten des Königlichen Justiz-Ministeriums. Deckersche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin 1856, S. 63 (Google Books).
  13. Königl. Finanzministerium (Hrsg.): Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin, Berlin 1866. 4. Kreis Greifenhagen, S. 2–9, Ziffer 5 (Google Books).
  14. 1 2 Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 32–33, Ziffer 9 (Google Books).
  15. 1 2 Theologisches Hilfslexikon, Band 2, Perthes, Gotha 1893, S. 81, Ziffer 12) (Google Books).
  16. Borin, Dorf, unweit der Thue, Kreis Greifenhagen, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Borin (meyersgaz.org).
  17. Landkreis Greifenhagen, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).
  18. 1 2 3 Michael Rademacher: Landkreis Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 11′ N, 14° 37′ O

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