Botho Friedrich Graf von Wedel (* 23. Dezember 1862 auf Schloss Evenburg, Ostfriesland; † 1. Februar 1943 in Loga, Ostfriesland) war ein deutscher Diplomat aus dem Adelsgeschlecht von Wedel.
Leben
Nach dem Abitur am Vitzthum-Gymnasium Dresden und dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Bonn, Göttingen und Berlin wurde Botho von Wedel 1885 Rechtsreferendar und leistete zugleich seinen Militärdienst im Kaiserlichen Heer. Noch als Leutnant ging er 1888 an die Botschaft in Frankreich. Dach erfolgte 1889 seine Ernennung zum Attaché im Auswärtigen Amt und anschließend 1890, nach Ausscheiden aus dem Militärdienst, zum Legationssekretär. Als solcher war er bis 1896 als 3. Botschaftssekretär an der Botschaft in Frankreich tätig. Danach war er zunächst Botschaftssekretär an der Botschaft in Spanien tätig und daraufhin wurde er ab 1898 als 1. Sekretär an der Gesandtschaft in Japan eingesetzt. Als der amtierende Geschäftsträger an der deutschen Gesandtschaft in Tokyo Casimir Graf von Leyden (1852–1938) Anfang 1900 nach dem Urlaub nicht wieder zurückkehrte, waren erhebliche Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland entstanden. Deshalb wurden von Wedel zum 23. Mai 1900 diese Aufgaben kurzfristig übertragen. Er nahm bis 29. April 1901 die Geschäfte wahr und wurde dann durch den Nachfolger Emmerich von Arco-Vellay (1852–1909) entlastet. Mit seiner Ernennung zum Botschaftsrat übernahm von Wedel dann die Aufgaben des Botschaftssekretärs an der Botschaft in Österreich.
1904 wurde Graf von Wedel zum Generalkonsul in Budapest berufen und fungierte dann zwischen 1907 und 1909 als Gesandter beim Großherzogtum Sachsen und den thüringischen Höfen in Weimar. Danach kehrte er ins Auswärtige Amt zurück und war dort als Geheimer Legationsrat und Vortragender Rat mit dem Titel eines Gesandten tätig.
Zuletzt wurde er Ende 1916 als Nachfolger von Heinrich von Tschirschky zum Botschafter in Österreich ernannt. Dort wurde ihm am 16. Oktober 1917 auch der Titel eines Wirklichen Geheimrats verliehen. Im April 1917 beklagte er bei der Übermittlung einer Denkschrift des k.u.k. Außenministers Czernin, die einen Verständigungsfrieden befürwortete, dass es im Deutschen Reich eine lautstark agitierende Kriegspartei gebe, „unsere viel bespöttelten Heimathelden und Eisenfresser“, hingegen bestehe in Österreich-Ungarn, „mit Ausnahme einzelner mutiger Seelen, das ganze Volk aus Flaumachern“.
1919 trat er in den Ruhestand und wurde als Botschafter in Wien von Prinz Wilhelm zu Stolberg-Wernigerode abgelöst.
Als Eigentümer der Philippsburg in Leer ließ er das Gebäude 1906 umfangreich erweitern.
Er war seit 1882 Corpsschleifenträger des Corps Borussia Bonn. Der Landrat und Parlamentarier Erhard von Wedel war sein Bruder. Sein Großonkel war der Diplomat und Statthalter von Elsaß-Lothringen (1907–1914), Karl von Wedel, der von 1902 bis 1907 ebenfalls als deutscher Botschafter in Wien war. Er war mit Ilsa, geborene Gräfin von Wedel-Jarlsberg verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte. Tochter Ilse-Yvonne heiratete 1920 Carl Graf Hohenthal-Püchau und Tochter Silvia 1925 den Grundbesitzer Werner Graf von der Schulenburg-Filehne.
Literatur
- Johannes Hürter (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. 5. T–Z, Nachträge. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 5: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2014, ISBN 978-3-506-71844-0, S. 199 f.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser. 1952, A. Band I, Band 2 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1952. S. 472. ISSN 0435-2408
Weblinks
- Literatur von und über Botho von Wedel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Botho von Wedel in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
- Acta Borussica, S. 449 (PDF; 2,9 MB)
- Stefan Pötzsch: Botho Graf von Wedel. ostfriesischelandschaft.de
Einzelnachweise
- ↑ Das Grab von Botho von Wedel auf der Website www.grabsteine-ostfriesland.de; abgerufen am 11. Januar 2014
- ↑ Wer ist wer? Band 9 (1928). Verlag Hermann A. L. Degener, S. 1656.
- ↑ Ingeborg Meckling: Die Außenpolitik des Grafen Czernin. Wien 1969, S. 70.
- ↑ Kösener Korps-Listen 1910, 19, 570