Bratsker Stausee
Lage Oblast Irkutsk, Russland (Asien)
Zuflüsse Angara, Oka, Ija
Abfluss Angara
Größere Städte am Ufer Bratsk
Größere Städte in der Nähe Tscheremchowo
Koordinaten 56° 16′ 27″ N, 101° 46′ 34″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit 1954–1966
Höhe über Gründungssohle 127 m
Bauwerksvolumen 5 Mio. m³
Kronenlänge Gesamtlänge: 5140 m Gewichtsstaumauer: 1430 m
Kraftwerksleistung 4 500 MW
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel) 401,73 m
Wasseroberfläche 5 470 km²
Speicherraum 169.270 Mio. m³
Bemessungshochwasser 7 090 m³/s

Der Bratsker Stausee (russisch Бра́тское водохрани́лище/ Bratskoje wodochranilischtsche) liegt an der Angara im asiatischen Teil Russlands (Föderationskreis Sibirien). Die Errichtung seiner 127 m hohen Staumauer und die damit verbundene Entstehung des Stausees war eines der großen Symbole der Sowjetunion und wichtiger Bestandteil ihrer Erschließung der Angara-Jenissej-Region.

Stausee

Der Bratsker Stausee, der in der Oblast Irkutsk nordwestlich des Baikalsees zwischen Bratsk (mit Abstand größte Stadt am Stausee) und Tscheremchowo liegt, bedeckt 5470 km² Fläche und umfasst maximal 169,27 km³ Stauvolumen. Hinsichtlich Stauraum ist er der drittgrößte Stausee der Erde. Auch die überstaute Fläche ist erheblich; sie ist mehr als doppelt so groß wie das Saarland und gut zehnmal so groß wie der Bodensee. Hier liegt der Bratsker Stausee weltweit auf dem 7. Platz.

In den Bratsker Stausee münden neben der Angara unter anderem die Oka und die Ija.

Staumauer und Kraftwerk

Das Absperrbauwerk und das Wasserkraftwerk befinden sich bei Bratsk, beide wurden in zuvor dünn besiedeltem borealem Nadelwald, auch Taiga genannt, erbaut. Die Kronenlänge des Absperrbauwerks beträgt 5140 m. Es besteht aus einer 125 m hohen Gewichtsstaumauer, die an der Basis 1430 m lang ist und beidseitig mit Erddämmen von einer Gesamtlänge von 3710 m ergänzt wird. Das Kraftwerk mit 4500 MW Leistung wurde von 1954 bis 1966 errichtet. Bis 1970 blieb es die größte Wasserkraftanlage der Welt.

Die zweigleisig ausgebaute Trasse der Baikal-Amur-Magistrale sowie die Fernstraße A331 führen über die Dammkrone.

Baugeschichte

Für den Kraftwerksbau wurden zunächst die Taiga abgeholzt und gerodet, Wege angelegt und Unterkünfte gebaut. Eingesetzt wurden anfangs Armeepioniere und viele Gulag-Häftlinge, dann Komsomolzen bzw. reguläre Arbeiter. Ein gleich mitgebautes Betonwerk lieferte die fast fünf Millionen Beton für die Staumauer. Da die mitgebrachten Diesel-Generatoren für den Strombedarf nicht ausreichend waren, musste man eine 628 km lange Freileitung quer durch die Taiga nach Irkutsk (dortiges Kraftwerk 1950 bis 1959 erbaut) errichten (zwei Jahre Bauzeit, bis Dezember 1957). Im März 1957 (Niedrigwasser) begann man mit dem Fundament der Staumauer. Da die Betonarbeiten an der Staumauer auch im Winter weitergingen, musste unter anderem das Einfrieren des Betons beim Transport verhindert werden. Ein anderes Problem waren die sommerlichen Mücken, derer man (bis zum Füllen des Stausees 1960) durch hunderte Tonnen Chemikalien pro Jahr Herr zu werden versuchte. Nach dem Füllen des Stausees konnte im Januar 1961 die erste von 15 bis 18 Turbinen in Betrieb genommen werden. Der Stausee- und Kraftwerksbau war allerdings erst 1966 beendet. Heute sind etwa 500 Arbeitskräfte mit der Wartung der Staumauer gegen Haarrisse usw. beschäftigt.

Umsiedlungen

Im Zuge der Aufstauung des Bratsker Stausees mussten die Bewohner von 264 Siedlungen umgesiedelt werden. Die meisten bezogen Wohnungen in neuen, vom sowjetischen Staat planmäßig am Ufer des aufgestauten Sees errichteten Siedlungen und Städten bzw. in Bratsk, das nach einem vom Stausee überfluteten Dorf benannt wurde. Niedergeschlagen hat sich die Umsiedlung im Roman Abschied von Matjora von Valentin Rasputin.

Trivia

Das Wasserkraftwerk von Bratsk ist Gegenstand des gleichnamigen Gedichts (Bratskaja GES, russisch Братская ГЭС) von Jewgeni Jewtuschenko, eines der berühmtesten Gedichte des Autors. Ferner kommt es in der Bratsker Geschichte, einer Kurzgeschichte von Volker Braun, vor. Ein Kinderbuch des sowjetischen Schriftstellers Nikolai Petscherski (Tagebuch eines Lausejungen) beschäftigt sich mit dem Bau des Kraftwerks.

Siehe auch

Commons: Bratsker Stausee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. «Доработка проектов Правил использования водных ресурсовводохранилищ Ангарского каскада ГЭС (Иркутского водохранилища и озера Байкал, Братского и Усть-Илимского водохранилищ)» (И-12-48) Этап 2. Пояснительная записка к проектам Правил использования водных ресурсов Братского и Правил использования водных ресурсов Усть-Илимского водохранилища. S. 15 (enbvu.ru).
  2. DNB 453724965
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