Broizem, auch Broitzem, ist der Name eines alten braunschweigischen Rats- und Adelsgeschlechts.
Geschichte
Der Familienname, von dem Ort Broitzem hergeleitet, wird 1234 mit Bertoldus de Brothsiem erstmals urkundlich erwähnt. Nach einer angenommenen Stammreihe war dessen Sohn der Ritter Martinus de Brotzem, der 1291 starb. Er ist um 1273 im 2. Band des Urkundenbuchs der Stadt Braunschweig verzeichnet. Dessen Sohn war Ludolf († 1316), und dessen gleichnamiger Sohn ist 1321–1336 in Braunschweig verzeichnet. Er starb etwa 1349. Dessen Sohn soll Jordan von Broitzem gewesen sein, mit dem die gesicherte Stammreihe beginnt. Er war Knochenhauer und Hausbesitzer in Braunschweig, urkundlich 1350 erwähnt und 1371/72 gestorben. Die Familie, organisiert im Tuchhandel, gehörte auch zum braunschweigischen Patriziat. Sie stellte von 1400 bis 1653 durchgängig Ratsherren der Neustadt und Altstadt sowie mehrfach Braunschweiger Bürgermeister.
Bernt von Broitzem (1512–1561) war 1552–1559 Bürgermeister der Braunschweiger Neustadt und verheiratet mit Elisabeth von Vechelde, die im Jahr 1583 starb. Sie entstammte einer der angesehensten Braunschweiger Patrizierfamilien. Einer ihrer Brüder war der Lübecker Bürgermeister Hermann X. von Vechelde.
Bernt von Broitzems Nichte Dorothea von Broitzem († 1594) war 1570 die zweite Gemahlin seines Schwagers Tile III. von Vechelde (1525–1596) geworden, der Gewandschneider, Gildemeister und Fernhändler mit Tuchen, Häuten und Leder, Mitglied im Braunschweiger Rat und 1587–1595 Kleiner Bürgermeister der Altstadt war.
Ein Zweig des Geschlechts von Broizem etablierte sich ab dem 17. Jahrhundert in Riga, ein anderer in Sachsen, während es in Braunschweig selbst um 1800 erlosch.
Die preußische Anerkennung des Adels erfolgte am 7. Oktober 1706 zu Berlin für den preußischen Rittmeister Ulrich von Broitzem auf Kochstedt.
Wappen
Das Stammwappen zeigt das Lilienkreuz (Lilienstabkreuz). Teilweise wurde dies irrtümlich als vier kreuzförmig gestellte, auswärts gekehrte Lilien blasoniert und abgebildet. Der Adelsbrief von 1706 zeigt dann auch in Silber vier kreuzförmig gestellte, voneinander abgewendete rote Lilien. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener roter Flug, beiderseits belegt mit je einem silbernen Balken, auf dem zwei rote Lilien nebeneinander stehen.
Eine historische Wappendarstellung befindet sich an der Andreaskirche in Braunschweig.
Bekannte Familienmitglieder
- Bernt von Broitzem (Berent von Breitzem; 1512–1561), 1552–1559 Bürgermeister der Braunschweiger Neustadt
- Carl Victor August von Broizem (1741–1812), 1764–1785 Amtshauptmann des Meißner Kreises, seit 1785 Geheimer Kriegsrat, seit 1805 Vizepräsident des Geheimen Kriegsratskollegiums, Förderer und Vorsteher des Dresdner Freimaurerinstituts
- Eduard von Broizem (1798–1872), Geheimer Rat und Direktor der II. Abteilung des Sächsischen Finanzministeriums, 1844–1855 Kreisdirektor, seit 1854 Ehrenbürger von Leipzig
- Hermann von Broizem (1850–1918), sächsischer General der Kavallerie
Literatur
- Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635-1815. Band 1, 1912, S. 208–210.
- Genealogisch-diplomatisches Jahrbuch für den preußischen Staat, Band 1, Berlin 1841, S. 75 f. (mit unkorrekter Wappenbeschreibung)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, S. 123, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adligen Häuser (A) Gotha 1930, (Stammreihe u. ältere Genealogie), 1934–1942 (Fortsetzungen).
- Otto Titan von Hefner: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch. II. Band, 3. Abteilung: Der Adel des Königreichs Sachsen. Bauer & Raspe, Nürnberg 1857.
- Sophie Reidemeister: Genealogien Braunschweiger Patrizier- und Ratsgeschlechter aus der Zeit der Selbständigkeit der Stadt (vor 1671). In: Werkstücke aus Museum, Archiv & Bibliothek der Stadt Braunschweig, Band 12, Herausgegeben von Werner Spieß, Joh. Heinr. Meyer in Braunschweig 1948, S. 32–37 (Digitalisat Wappentafeln)
- Erich Seuberlich: Stammtafeln Deutsch-baltischer Geschlechter. Band 3, Riga 1938, Sp. 38–41.
Einzelnachweise
- ↑ Urkundenbuch der Stadt Braunschweig 2. Band, S. 32. Original-Wortlaut in Latein: Asseburger Urkundenbuch: Teil 1. Bis zum Jahre 1300, Hannover 1876, S. 124
- ↑ Familiendatenbank NLF Familienbericht: Martin VON BROITZEM
- ↑ Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, 2. Band, S. 116
- 1 2 3 4 5 Familienverband Ziering-Moritz-Alemann, Heft Nr. 4, Mai 1940, S. 45 (Memento des vom 13. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, 2. Band, S. 580
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, S. 123
- 1 2 3 4 5 Gernot Becker, Genealogie Becker – die Vorfahren unserer Enkelkinder: Broitzem, van
- 1 2 3 Deutsche Inschriften Online: Niedersachsen / Braunschweig von 1529 bis 1671; Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671: St. Andreas, Epitaph des Bernt von Broitzem.
- 1 2 Peiner Nachrichten: Familie von Vechelde in Krakau aufgespürt. Ortsheimatpfleger Heinz Werner entdeckte im Schloss der polnischen Stadt bemerkenswerte Gemälde (abgerufen am 10. April 2014)
- 1 2 Familiendatenbank NLF Familienbericht: Elisabeth VON VECHELDE
- ↑ Familiendatenbank NLF Familienbericht: Autor VON BROITZEM
- ↑ Deutsche Inschriften Online Niedersachsen / Braunschweig von 1529 bis 1671, Inschriftenkatalog: Stadt Braunschweig von 1529 bis 1671: Nr. 535 Krakau, Staatliche Kunstsammlung 1571
- ↑ Peiner Allgemeine Zeitung am 6. Februar 2014: Vechelder Wappen geht auf berühmte Braunschweiger Patrizierfamilie zurück (Memento des vom 13. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 10. April 2014)
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, S. 123.