Bruskowo Wielkie
?
Bruskowo Wielkie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Gmina: Słupsk
Geographische Lage: 54° 30′ N, 16° 55′ O
Einwohner: 270
Postleitzahl: 76-206 Słupsk
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: PostominoSłupsk
Eisenbahn: Bahnstation: Słupsk
(9 km):
PKP-Linie 202 Stargard Szczeciński–Gdańsk
PKP-Linie 405 Piła–Ustka
Nächster int. Flughafen: Danzig



Bruskowo Wielkie (deutsch Groß Brüskow, slowinzisch Vjẽlħė Brȧ̃skɵvɵ) ist ein Dorf in der Gemeinde Słupsk (Stolp) im Powiat Słupski der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage

Bruskowo Wielkie liegt in Hinterpommern, etwa neun Kilometer Entfernung nordwestlich von Słupsk (Stolp) am Groß Brüskower Moor, das im Südosten von einer Hügelkette, den Birkower Bergen, begrenzt wird. Die nächste Bahnstation befindet sich in Słupsk.

Bei Groß Brüskow entsteht die Motz oder Stolper Motze, die bei Pieszcz (Peest) in die Wipper mündet.

Charakteristisch für die ländliche Umgebung des Dorfs sind Weißstorch-Nester auf Hausdächern und Türmen sowie vereinzelte, rundliche Findlinge mit glatter Oberfläche, die aus dem Erdboden ragen.

Geschichte

Im Jahr 1536, kurz nach Einführung der Reformation in Pommern, befand sich das Dorf Brüskow im Besitz des Herzogs Barnim IX. In preußischer Zeit war Groß Brüskow eines der achtzehn königlichen Dörfer des Stolper Amts. Um 1768 gab es in Groß Brüskow 12 landwirtschaftliche Betriebe. Im 18. Jahrhundert gehörte zu Groß Brüskow ein 609 Morgen großes Vorwerk. 1784 gab es im Dorf sieben Bauern, einschließlich des Schulzen, drei Kossäten, acht Büdner, einschließlich des Schmieds, einen Schulmeister und einen Prediger. Bis zur Agrarreform am Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Bauern und Kossäten des Dorfs auf dem Vorwerk dienstpflichtig. Nach Durchführung der Agrarreform in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Vorwerk Groß Brüskow von der preußischen Regierung in Köslin zum Kauf angeboten.

Die Landgemeinde Groß Brüskow gehörte vor 1945 zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern. Die Gemeindefläche war 1.860 Hektar groß. Auf der Gemarkung der Gemeinde gab es insgesamt fünf Wohnorte:

  • Dodow
  • Forsthaus Buchhorst
  • Forsthaus Scharfenstein
  • Friedrichsthal
  • Groß Brüskow

In Dodow gab es um 1800 eine Ziegelei. Im Jahr 1925 standen in Groß Brüskow 87 Wohngebäude. Im Jahr 1939 wurden 154 Haushaltungen und 608 Einwohner gezählt.

Die Gemeinde hatte einen eigenen Bürgermeister ein Standesamt, eine Grundschule und einen evangelischen Pfarrer, der im Pfarrhaus residierte. Groß Brüskow war der Wohnsitz der selbständigen regionalen Hebamme, der von der Verwaltung des Landkreises Stolp insgesamt elf Dörfer zur Betreuung zugewiesen worden waren. Die Bevölkerung lebte hauptsächlich vom Ackerbau und von der Viehzucht, in geringerem Maße auch von der Forstwirtschaft. Im 19. Jahrhundert waren Groß Brüskow und seine Nachbardörfer bekannt für ihren Flachsanbau. In Groß Brüskow gab es eine Viehhandlung, eine Ziegelei, eine Windmühle (Inhaber-Familie: Jenz), eine Niederlassung der Ländliche Spar- und Darlehnskasse EGmbH, mehrere Einzelhandelsgeschäfte, zwei Gasthöfe und die für eine Landgemeinde üblichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Im Groß Brüskower Moor wurde Torf gestochen und getrocknet; er wurde als Brennmaterial verwendet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Groß Brüskow am 8. März 1945 kampflos von der Roten Armee eingenommen. Anfangs kam es zu zahlreichen Übergriffen gegenüber der Dorfbevölkerung. Am 30. März 1945 mussten die Brüskower ihr Dorf vorübergehend verlassen, da es innerhalb des sowjetischen Sperrgebiets an der Ostsee lag. Sie wichen nach Birkow und in andere Nachbarorte aus. Im Sommer 1945 wurde in Groß Brüskow eine sowjetische Kommandantur eingerichtet, der auch Birkow unterstand. Der neue Kommandant ließ die Felder bestellen und genehmigte das Abhalten von Gottesdiensten. Als der sowjetische Kommandant mit seinen Soldaten nach Groß Massowitz im Landkreis Lauenburg i. Pom. abzog, übernahmen Polen den Ort. Die deutsche Zivilbevölkerung wurde aus ihren Häusern und Wohnungen gedrängt, und ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Es begann die Vertreibung. Am 24. August 1946 morgens um 5 Uhr wurde in einer Überraschungsaktion ein Teil der Dorfbewohner in den Saal des Gasthofs Strauß gebracht und am darauffolgenden Tag vom Bahnhof Stolp aus in Richtung Westen deportiert. Weitere Transporte folgten. Später wurden in der Bundesrepublik Deutschland 186 und in der DDR 188 aus Groß Brüskow vertriebene Dorfbewohner ermittelt.

Zwischen 1975 und 1998 gehörte Bruskowo Wielkie zur Wojewodschaft Słupsk.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1854: 297
  • 1864: 310
  • 1939: 608

Amtsbezirk Groß Brüskow

Vor 1945 bildete Groß Brüskow mit den Gemeinden Birkow (Bierkowo), Grünhagen (Wierzbięcin), Klein Brüskow (Bruskowo Małe), Schwolow (Swołowo) und Steinwald (Krzemienica) den Bezirk des Amtes Groß Brüskow im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Das Standesamt war ebenfalls in Groß Brüskow angesiedelt. Gendarmeriebezirk war Klein Strellin (Strzelinko) und Amtsgerichtsbereich Stolp (Słupsk).

Kirche

Pfarrkirche

Die Kirche in Groß Brüskow wird 1490 in einer Urkunde erstmals genannt. Doch musste das alte Gotteshaus 1863 einem Neubau weichen. Im Mittelfenster des Chores wurde ein kleines Wappenbild mit Unterschrift eingebracht, das den vollen Titel des Herzogs Ernst Bogislaw von Croy enthielt. Eine der drei Glocken der Kirche, gegossen 1594, entging dem Einschmelzen für Munitionszwecke im Zweiten Weltkrieg: man fand sie auf einem Glockenfriedhof und brachte sie 1963 nach Frixheim bei Rommerskirchen, wo sie seither läutet.

Im Jahre 1945 wurde das bisher evangelische Gotteshaus zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Am 3. November 1945 wurde sie neu geweiht und erhielt den Namen Kościół Niepokalanego Poczęcia Najświętszej Maryi Panny („Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria“).

Kirchspiel/Pfarrei

Bis 1945 war die Bevölkerung von Groß Brüskow überwiegend evangelischer Konfession. Der Ort war und ist Pfarrsitz, vor 1945 Zentrum des Kirchspiels Groß Brüskow mit der Kirchengemeinde Groß Brüskow (und den eingepfarrten Orten Dodow (heute polnisch: Dodowo), Friedrichsthal, Grünhagen (Wierzbięcin) und Klein Brüskow (Bruskowo Małe)) und der Filialkirchengemeinde Schwolow (Swołowo) (mit der Försterei Scharfenstein (Kolonia Starkowo) und Teilen von Steinwald (Krzemienica)). 1586 sollte die „filia“ Schwolow abgetrennt werden, blieb aber mit der „mater“ Groß Brüskow verbunden.

Das Kirchspiel Groß Brüskow zählte 1940 1238 Gemeindeglieder. Es gehörte zum Kirchenkreis Stolp-Stadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.

Seit 1945 sind die Menschen in Groß Brüskow fast ausnahmslos römisch-katholischer Konfession. Am 1. Juni 1951 wurde Bruskowo Wielkie Sitz einer Pfarrei, zu der heute die Filialgemeinden Bierkowo (Birkow) und Swołowo (Schwolow) bei insgesamt 2338 Gemeindegliedern gehören. Messfeiern finden außerdem in Gałęzinowo (Überlauf) und Krzemienica (Steinwald) statt. Die Pfarrei gehört zum Dekanat Ustka (Stolpmünde) im Bistum Köslin-Kolberg der Katholischen Kirche in Polen.

Die wenigen Christen evangelischer Konfession in Bruskowo Wielkie werden jetzt vom Pfarramt der Heilig-Kreuz-Kirche in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut.

Schule

Eine Schule wird in Groß Brüskow zum ersten Mal im Jahre 1664 erwähnt. Vermutlich erteilte damals der Pfarrer den Unterricht selbst, wie das längere Zeit ausdrücklich bezeugt wird. Erster Schulmeister war 1711 der Einwohner Hans Kneip.

In der 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 76 Schulkinder.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

Commons: Bruskowo Wielkie – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
  2. Wilhelm Hoffmann: Encyklopädie der Erd-, Völker- und Staatenkunde. Band 2, Leipzig 1866, S. 1618.
  3. Julius Theodor Bagmihl: Pommersches Wappenbuch. Band 3, Stettin 1847, S. 33.
  4. Anton Friedrich Büsching: Erdbeschreibung. Teil 8: Der obersächsische Kreis, Hamburg 1791, S. 786.
  5. Anton Friedrich Büsching: Magazin für die neue Historie und Geographie. Band 12, Halle 1778, S. 587, linke Spalte.
  6. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführlich Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes der Königlich-Preußischen Provinz Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 935, Nr. 2.
  7. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, S. 930, Nr. 3.
  8. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Marienwerder. Band 19, 1829, S. 397-398.
  9. Die Gemeinde Groß Brüskow im ehemaligen Kreis Stolp (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011) (Memento des Originals vom 29. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  10. Friedrich Gottlob Leonhardi: Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Band 3, Teil 2, Halle 1794, S. 894.
  11. Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Obersachsen und der Nieder- und Ober-Lausitz. Band 2, Ulm 1801, S. 765.
  12. Von 1937 an bis zum Kriegsende bekleidete der Landwirt Ernst Holtz das Amt des Bürgermeisters.
  13. Mitteilungen der Gesellschaft zur Beförderung des Flachs- und Hanfbaues. Band 5, Berlin 1955, S. 34.
  14. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989, S. 504 (Ortsbeschreibung Groß Brüskow; PDF)
  15. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staates. Magdeburg 1854, S. 98.
  16. Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin. Berlin 1866, Kapitel 10: Kreis Stolp, S. 2.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.