Burel bezeichnet einen traditionellen portugiesischen Walkstoff aus Schafwolle, der heute ausschließlich in der Serra da Estrela produziert wird.
Geschichte
Burel wurde bereits im Mittelalter in den portugiesischen Bergregionen produziert. Der Name entwickelte sich aus dem lateinischen bura über das provençalische burel. Aus dem widerstandsfähigen und wasserabweisenden Burel wurden traditionell die Umhänge (capucha) der Schäfer und ihrer Familien gefertigt.
Im 19. Jahrhundert verarbeiteten Hunderte Textilfabriken in der Serra da Estrela die Wolle, die durch die regional bedeutsame Schafzucht zur Verfügung stand. Die Stadt Manteigas galt als das „Manchester Portugals“. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es dort noch rund 60 Fabriken. Durch den Import preiswerter Textilien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts starb die Burel-Produktion fast aus.
Im 21. Jahrhundert wurde Burel von jungen Unternehmen sowie Künstlerinnen und Künstlern wiederentdeckt und weiterentwickelt. In Manteigas bestand bis 2007 noch eine Burel-Fabrik. Sie wurde 2010 unter der Marke Burel Factory in den Räumen der alten Fabrik Lanifícios Império neu gegründet. Sie fertigt aus gefärbtem Burel Kleidung, Accessoires und Spielzeug. Burel wird auch als Innenraumverkleidung zur akustischen Isolierung verwendet. Das seit 1925 bestehende Unternehmen Ecolã, ebenfalls in Manteigas ansässig, vermarktet eine ähnliche Produktpalette, jedoch entsprechend der Tradition in überwiegend ungefärbter Wolle. Burel wird heute weltweit exportiert.
Herstellung
Die Herstellung des Burel entspricht der aller Walkstoffe. Für Burel wird reine Wolle, vornehmlich dunkler Art der Schafrasse Bordaleira, gereinigt und kardiert, gezogen und gesponnen. Die Fäden werden verwebt, danach wird das Gewebe gewalkt. Heutzutage wird es außerdem teilweise gefärbt, bedruckt oder geprägt.
Weblinks
- Burel-Projekt New Hand Lab
- Homepage des Museo de Tecelagem in Meios (portugiesisch)
- Zahlreiche Videobeiträge über Burel auf videos.sapo.pt (portugiesisch)
- Fotos und Video über die Herstellung von Burel und capuchas auf acapucha.com (englisch)
Literatur
- Anaïs Coelho Proença: O artesanato têxtil na região da Guarda: um estudo etnográfico para a preservação do património, 2019 (PDF, portugiesisch).
- Rita Máximo Alves Pereira: O Burel, enquanto Matéria de Design: Concepção de um produto lúdico multifuncional para utilização infantil, 2014 (PDF, portugiesisch).
- Ana Luiza Olivete, Regina Aparecida Sanches, Rita Brites Sanches Salvado: Manipulação de superfícies têxteis: interferências na estrutura têxtil do burel. In: Iconica, 2015 (PDF, portugiesisch).
- Kristina Maroldt: Zurück auf den Zauberberg. In: Die Zeit. 29. Oktober 2015 (Online).
Einzelnachweise
- 1 2 Burel, portugiesicher Lodenstoff. Portugal in 100 Objekten. In: portugal-kultur.de. Abgerufen am 9. April 2021.
- ↑ Burel. In: Infopédia (Archivlink), Online-Enzyklopädie der Porto Editora, abgerufen am 9. April 2021.
- ↑ Archivo pittoresco: semanario illustrado. Tip. de Castro Irmão., 1863 (google.com [abgerufen am 9. April 2021]).
- 1 2 3 Rob Kieffer: Portugal: Das Revival der Schafe in der Serra da Estrela. In: DIE WELT. 24. Mai 2019 (welt.de [abgerufen am 9. April 2021]).
- 1 2 Sabine Loeprick: Von der Schäferhütte auf den Laufsteg. In: Forum - Das Wochenmagazin. 15. November 2019, abgerufen am 9. April 2021.
- ↑ Capuchinhas CRL. Abgerufen am 9. April 2021 (europäisches Portugiesisch).
- ↑ Cristina Mota Saraiva: Exposição: Miguel Gigante mostra Burel. In: reconquista.pt. 2. März 2011, abgerufen am 9. April 2021 (portugiesisch).
- ↑ Burel Factory. In: Center of Portugal. Abgerufen am 9. April 2021.
- 1 2 Ecolã. Abgerufen am 9. April 2021 (englisch).
- ↑ The Transformation of Wool. In: burelfactory.com. Abgerufen am 9. April 2021 (englisch).