Carl Louis Oertel (auch: Karl Louis Oertel und Louis Oertel; * 21. Juni 1825 in Lützen; † 27. Februar 1892 in Hannover) war ein deutscher Militär-Musikdirektor, Kammermusiker, Unternehmensgründer und Musikverleger.
Leben
Geboren 1825 in der preußischen Stadt Lützen, gelangte Louis Oertel später in die Dienste des Königs von Hannover, zuletzt unter Georg V., und wurde Musikdirektor des Hannoverschen Garde-Jäger-Bataillons, deren Kaserne in der Residenzstadt am Waterlooplatz in Sichtweite des Leineschlosses lag.
Am 17. Juni 1851 heiratete Oertel in Mühlhausen seine Anna, geborene Eisenhardt. Im Folgejahr trat Oertel zum 1. September 1852 am Königlich Hannoverschen Hoftheater die neu geschaffene Stelle als Hornist an. Diese Stellung wurde nur durch eine außer-Dienst-Stellung vom 1. Juli 1854 bis zum 31. Dezember desselben Jahres unterbrochen. Im Anschluss arbeitete Oertel bis zu seinem Ruhestand 1882 nur noch mit seiner Viola am Hoftheater.
Als im Jahr 1866 nach der Schlacht bei Langensalza Preußen das Königreich Hannover annektierte, gründete der mit reichen „[...] Erfahrungen auf dem Spezialgebiet der Militärmusik“ ausgestattete Louis Oertel im selben Jahr unter seinem Namen den Louis Oertel, Musikverlag.
Noch immer arbeitete Louis Oertel zudem noch am Hoftheater zu Hannover, ab dem 1. Juli 1867 nun unter Preußen als Königlicher Kammermusiker, wo er mit seiner Violine an Aufführungen bis zu seinem Ruhestand am 31. Dezember 1882 teilnahm.
Als Unternehmer bot Louis Oertel parallel dazu bald erstmals mittels Subskription verschiedenen Musikkapellen sogenannte „Programm-Abonnements“: Oertels zum Teil eigene Bearbeitungen standen so urschriftlich zur Abschrift für die einzelnen Kapellen-Musiker zur Verfügung, für die der Verlag auf diese Weise Entgelte erhielt. Dies wird als „[...] die Anfänge der AFMA (Anstalt für musikalische Aufführungsrechte) - später GEMA“ angesehen. Oertels Werke fanden in ganz Deutschland sowie international Absatz.
In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs trat Oertels ebenfalls „[...] musikalisch hervorragend vorgebildeter Sohn Leo Oertel“ 1876 in den Verlag ein. Ab 1880 wurde im Adressbuch der Stadt Hannover die Karl Oertel, Musikalienhandlung und Verlagsgeschäft mit Notendruckerei als letzte in Hannover der ehemals mehreren Notendruckereien und -stechereien geführt. Unter der Führung des Verlagshauses in der Hinüberstraße 16 durch Leo Oertel bis zum 60-jährigen Firmenjubiläum 1926 konnte das Unternehmen mehr als 7000 Verlagswerke anbieten. Im selben Jahr übernahm der Enkel des Firmengründers, „[...] Dr. Oskar Oertel“, die Leitung des Unternehmens.
Literatur
- Wulf Konold (Ges.-Red.), Klaus-Jürgen Etzold (Mitverf.) u. a.: Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover 1636 - 1986, hrsg. vom Niedersächsischen Staatsorchester Hannover, Hannover: Schlüter, 1986, ISBN 3-87706-041-2, S. 183
Weblinks
- Fotos und Geschichten aus unserer Ahnenforschung – Die Vorfahren aus Thüringen und Sachsen, ihre Nachkommen und deren außergewöhnliche Lebenswege – Carl Stade. Rolf und Brigitte Jaeger (mit mehreren Digitalisaten (darunter einem Gemälde des jungen Musikers)).
- Noten und Audiodateien von Carl Louis Oertel im International Music Score Library Project
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 6 7 jaeger-oberursel.de: Alphabetische Namensliste und Geschichte unserer Ahnen (Memento vom 19. September 2013 im Internet Archive)
- 1 2 Ludwig Hoerner: Notendrucker und -stecher, in ders.: Agenten, Bader und Copisten. Hannoversches Gewerbe-ABC 1800–1900. Hrsg.: Hannoversche Volksbank, Reichold, Hannover 1995, ISBN 3-930459-09-4, S. 344f., Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
- 1 2 3 4 5 6 7 Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): Louis Oertel, Musikverlag / Hannover, Hinüberstraße 16, in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927 (DBdaF 1927), unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 302
- ↑ Klaus Mlynek: Georg V., König von Hannover. In: Stadtlexikon Hannover, S. 210
- ↑ Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.), Helmut Knocke, Hugo Thielen: Waterlooplatz In: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 211f.; hier: S. 212
- ↑ Wulf Konold (Ges.-Red.), Klaus-Jürgen Etzold (Mitverf.) u. a.: Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover 1636 - 1986, hrsg. vom Niedersächsischen Staatsorchester Hannover, Hannover: Schlüter, 1986, ISBN 3-87706-041-2, S. 183
- ↑ Klaus Mlynek: Annexion 1866. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 28.