Carlos Vallin i Ballin (geboren am 24. April 1868 als Karl Gustav Wertheim in Frankfurt am Main, gestorben am 20. August 1945 in Barcelona) war ein deutsch-spanischer Industrieller und Leiter der Firma „Wertheim Rápida S.A.“

Leben

Carlos Vallin i Ballin wurde am 24. April 1868 als fünftes Kind des deutschen Nähmaschinenfabrikanten Joseph Wertheim in Frankfurt am Main geboren. Mit seinen Brüdern Ernst und Paul leitete er zunächst gemeinsam die Geschicke der Deutschen Nähmaschinen-Fabrik.

Am 7. April 1888 kam er erstmals nach Barcelona, um bei der Weltausstellung die Produkte der Firma Wertheim zu präsentieren und leitete in Folge die bereits 1870 gegründete spanische Niederlassung der Deutschen Nähmaschinen-Fabrik mit Geschäftsräumen in der Calle Aviñió. Zu seinen Freunden zählte der Industriellensohn und Maler Ramon Casas i Carbó, der für Wertheim-Nähmaschinen auch mehrere Werbepostkarten gestaltete. Nach dem Tod seiner beiden Eltern legte er 1919 den Namen Wertheim ab und nannte sich Carlos Vallin i Ballin, wobei er den Mädchennamen seiner Mutter als Namenszusatz hinzufügte.

1915 begann er mit der Eigenproduktion von Nähmaschinen in einer Fabrik im Stadtteil San Marti. In Folge der wirtschaftlich angespannten Situation in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg überzeugte er seine Brüder Ernst und Paul, mit denen er gemeinsam die Geschäftsführung innehatte, die Produktion der Deutschen Nähmaschinen-Fabrik schrittweise nach Barcelona zu verlagern. Am 6. Februar 1920 wurde in der Calle Sancho di Ávila 88 eine neue Fabrik, die „Wertheim – Rápida S.A.“ eröffnet, wobei ein Teil der Maschinen aus dem Werk in Frankfurt-Bornheim stammte.

Im Oktober 1920 erwarb Carlos Vallin ein Schloss in Teià nahe Barcelona, in dem er bereits bisher die Sommermonate verbracht hatte und nannte es Can Wertheim. Im Juli 1921 heiratete er seine Haushälterin Maria Wischanowska. In der Gesellschaft von Barcelona nahm er eine bedeutende Position ein, so war er unter anderem Präsident des katalanischen Theaters und des nationalen Automobilclubs.

Bei der Eröffnung der zweiten Weltausstellung 1929 in Barcelona lernte er Adriano Olivetti kennen, der hier Schreibmaschinen aus der Fabrik seines Vaters präsentierte und wurde zu einem der Kapitalgeber für die Eröffnung der ersten Filiale von Olivetti in Barcelona.

Im Sommer 1929 fasste Carlos gemeinsam mit seinem Bruder Paul den Entschluss, den verbleibenden Bestand an Maschinen und Werkzeugen aus dem Werk der Deutschen Nähmaschinen-Fabrik in Frankfurt nach Barcelona zu übersiedeln und den Frankfurter Firmenstandort aufzugeben. Im Jahr 1931 gewann er den Wiener Sexualforscher Dr. Eugen Steinach, als Treuhänder für das Wertheim’sche Familienvermögen in Zürich. Im Jahr 1932 stellte die Deutsche Nähmaschinenfabrik den eigenen Betrieb in Frankfurt ein und übergab den Vertrieb der nunmehr ausschließlich in Barcelona produzierten Nähmaschinen der Firma Gritzner-Kayser AG.

Im Juli 1936 wurde im Zuge des Generalstreiks die Rápida S.A. von der anarchistischen Gewerkschaft C.N.T (Confederación Nacional del Trabajo) kollektivisiert, bot Carlos Vallin allerdings an, als einfaches Mitglied der technischen Verwaltung weiter in der Fabrik mitzuarbeiten, was von ihm auch angenommen wurde. Nach den Maiunruhen 1937 wurden die Kollektive in Barcelona wieder aufgelöst und auch die Rápida S.A. ging wieder ins Eigentum von Carlos Vallin zurück, der die Geschäftsleitung in Folge seiner Frau Maria übergab.

Auf Initiative des schwedischen Konsuls in Barcelona wurde in Can Wertheim und im benachbarten Can Godo in Teia eine schwedisch-katalanische Kolonie eingerichtet, wo rund 200 Kinder aus Regionen, die besonders unter den Wirren des spanischen Bürgerkriegs gelitten hatten, in Sicherheit wohnen und lernen konnten. Die Leitung dieser Kolonie hatte der schwedische Botaniker Eric Svensson inne.

Die Bürgerkriegsjahre überstanden sowohl die Fabrik als auch die Verkaufsräume der Rápida S.A. in Barcelona unbeschadet. Die allgemein schwierige Wirtschaftslage bewegten Carlos Vallin im Jahr 1943 die Rápida S.A. an die Hispano Olivetti zu verkaufen. Carlos Vallin verfiel im April 1945 in einen Dämmerschlaf, aus dem er nicht mehr erwachte und starb am 20. August 1945 in Barcelona. Am 4. September wurde eine Totenmesse in der Basílica de la Puríssima Concepció abgehalten, das Begräbnis am Friedhof Muntjuïc fand in aller Stille statt.

Alleinerbin des gesamten Vermögens war seine Gattin Maria Wischanowska-Vallin; aus dieser Ehe stammen keine Nachkommen. Nach verschiedenen Quellen soll allerdings Wolfgang Ambrosius Bäuml (1921–1990), Sohn der Schwester von Maria Wischanowska-Vallin, von Carlos Vallin abstammen.

Literatur

  • Josef Wertheims Deutsche Nähmaschinen-Fabrik, NaeMaSchmiede.de
  • Carlos Guilliard: Das verschollene Erbe der Wertheims. Die Geschichte meiner deutsch-jüdischen Familie. Bastei Lübbe AG, Köln 2018. ISBN 978-3-7857-2633-4.

Einzelnachweise

  1. Laut Verfügung der Königl. Regierung zu Wiesbaden vom 5. Sept. 1919 Pet. 2.24 Sta 1210 hat Karl Wertheim die Berechtigung den Namen Carlos Vallin zu führen
  2. https://www.mozaika.es/wp-content/uploads/013_carlos_vallin_cede_la_rapida_guerra_civil-5-1024x1022.jpg
  3. https://www.fraudanwalt.com/2017/01/26/kein-ende-fur-deutsche-bank-ag/
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