Castel San Niccolò
Staat Italien
Region Toskana
Provinz Arezzo (AR)
Koordinaten 43° 45′ N, 11° 43′ O
Höhe 380 m s.l.m.
Fläche 82,99 km²
Einwohner 2.517 (31. Dez. 2022)
Postleitzahl 52018, 52010
Vorwahl 0575
ISTAT-Nummer 051010
Bezeichnung der Bewohner Stradini
Schutzpatron San Martino (11. November)
Website Gemeinde Castel San Niccolò

Panorama der namensgebenden Burg Castello di San Niccolò

Castel San Niccolò ist eine toskanische Gemeinde mit 2517 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Arezzo.

Geografie

Die Gemeinde erstreckt sich über rund 83 km². Sie liegt etwa 35 km nordwestlich der Provinzhauptstadt Arezzo und 40 km östlich der Regionalhauptstadt Florenz im Tal des Casentino an den nördlichen Ausläufern des Berges Pratomagno (1592 m).

Die Gemeinde Castel San Niccolò besteht aus den Ortsteilen Borgo alla Collina (429 m, ca. 265 Einwohner), Caiano (794 m, ca. 50 Einwohner), Cetica (700 m, ca. 270 Einwohner), Pagliericcio (430 m, ca. 70 Einwohner), Prato di Strada (397 m, ca. 130 Einwohner), Rifiglio (420 m, ca. 130 Einwohner) und Strada (meist Strada in Casentino, 380 m, ca. 1000 Einwohner). Hauptort ist Strada in Casentino, er entstand als Marktplatz des Castello und liegt unterhalb des namensgebenden Castello am Torrente Solano, dem größten Nebenfluss des Arno im Casentino und wird von diesem vom Castello und dem Borgo Castellano getrennt. Der Arno verbringt als östliche Gemeindegrenze 2 km im Gemeindegebiet, der Solano 14 von 15 km. Weitere wichtige Gewässer sind der Garliano (alle 7 km im Gemeindegebiet), der Rifiglio (8 von 9 km im Gemeindegebiet) und der Scheggia (4 von 10 km im Gemeindegebiet).

Der Ort liegt in der klimatischen Einordnung italienischer Gemeinden in der Zone E, 2 170 GR/G. Die Kirchen der Gemeinde liegen im Bistum Fiesole.

Castel San Niccolò grenzt an die Gemeinden Castelfranco Piandiscò, Loro Ciuffenna, Montemignaio, Ortignano Raggiolo, Poppi, Pratovecchio Stia und Reggello (FI).

Geschichte

Das Castello San Niccolò wurde erstmals 1029 als Corte di Vado erwähnt. Von 1212 an unterstand es Guglielmo Novello aus der Familie der Guidi. Bis 1349 war der Ort unter der Kontrolle der Guidi, danach fiel er aufgrund von 1342 begonnenen Aufständen gegen Galeotto Guidi in den Machtbereich von Florenz. 1440 wurde der Ort von Niccolò Piccinino belagert und eingenommen.

Nachdem das Castello seine Wichtigkeit verloren hatte, entstand in der Talebene das Borgo alla Strada (heute Strada in Casentino) als Marktplatz an der Verbindungsstraße zu Florenz. Erster Ortskern war das direkt an der Brücke zum Castello liegende Vado dal Guado, das heute zum Ortsteil Strada gehört. Hier entstand der erste Ortskern um den heutigen Piazza Matteotti (vormals auch Piazza del Mercato) und später Piazza Umberto I. Die Gemeinde Castel San Niccolò entstand aus den ehemaligen Orten Vado, Garliano und Cetica und ihren jeweiligen Ortsteilen. Namensgebend war die der Burg naheliegende Kirche Chiesa Parrocchiale di San Niccolò. Durch ein Dekret von Großherzog Leopold II. kamen 1776 Borgo alla Collina und Montemignaio hinzu, wobei letzterer Ort 1808 durch Dekret von Napoleon eigenständig wurde. 1859 wurde der Ort der Provinz Arezzo zugeteilt, 1868 wurden die Orte Caiano, Ristonchi und Battifolle dem Ort zugesprochen. Am Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der Ort einen Bevölkerungszuwachs, der hauptsächlich durch die Seide-, Leder- und Baumwollverwertungsindustrie verursacht wurde.

Sehenswürdigkeiten

  • Castello dei Conti Guidi, Burg auf dem Felsen Ghiazzuolo, 1029 erstmals als Corte di Vado erwähnt. Das Castello besteht aus einer Rocca, der Kirche, dem Herrschaftspalast, dem Mastio (Hauptturm) und dem Wehrtor (der heutige Uhrturm).
  • Chiesa Parrocchiale di San Niccolò, dem Castello zugehörige Parochialkirche.
  • Pieve di San Martino a Vado im Hauptort Strada in Casentino, Pieve aus dem 11. Jahrhundert, die als San Martino in Terdinula entstand und 1153 ihren heutigen Namen erhielt. Wurde 1745 aufgrund der Hochwasserschäden am Campanile restauriert, dabei wurden der Campanile und die Apsis wiederhergestellt, der Fußboden höher gelegt und zwei Seitentore eingerichtet. Weitere Arbeiten fanden von 1968 bis 1973 statt.
  • Cappella della Visitazione, Kapelle am Marktplatz in Strada (damals Vado), entstand im 16. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert restauriert., enthält das Werk Immacolata Incoronata von Santi di Tito aus dem Jahr 1580.
  • Loggia Granaria, auch Loggia del Mercato, antiker Marktplatz und Weizenspeicher aus dem 16. Jahrhundert in Strada (Vado) an der Piazza Matteotti.
  • Palazzo Vettori-Tommasi, historisches Gebäude an der Piazza Matteotti.
  • Palazzo Vettori, historisches Gebäude an der Piazza Matteotti.
  • Villa Gatteschi-Tommasi, Gebäude aus dem Jahr 1747 an der Piazza Piave, heutiger Rathaussitz.
  • Borgo alla Collina, ehemalige Burg der Grafen Guidi und heutiger Ortsteil, der im 15. Jahrhundert von Florenz an Cristoforo Landino vergeben wurde. Seine Reliquien befinden sich heute in der Kirche San Donato. Von den ehemals vier Stadttoren sind noch die Porta di Orgi und der Arco sotto il Castello erhalten geblieben.
  • Chiesa Parrocchiale di San Donato, 1846 entstandene Parochialkirche im Ortsteil Borgo alla Collina, enthält das 1408 von dem Maestro di Borgo alla Collina geschaffene Werk Sposalizio di Santa Caterina e quattro Santi.
  • Oratorio di Sant’Agata di Orgi, Oratorium aus dem 10. Jahrhundert nahe Borgo alla Collina und dem Arno.
  • Battifolle, ehemaliger Stammsitz eines Familienrahmens der Guidi, wurde um 1440 nach der Schlacht von Anghiari aufgegeben. Die Burg der Guidi ist heute nur noch als Ruine zu sehen.
  • Chiesa di San Lorenzo a Startia, mittelalterliche Kirche nahe Battifolle
  • Chiesa di San Silvestro, Kirche aus dem 13. Jahrhundert im Ortsteil Caiano
  • Chiesa di San Niccolò, Kirche aus dem 12./13. Jahrhundert in Ristonchi.
  • Chiesa di San Michele (auch Sant’Angelo genannt), Kirche im Ortskern des Ortsteils Cetica. Enthält das Werk Madonna col Bambino von Francesco Pesellino.
  • Chiesa di Santa Maria, Kirche aus dem 13. Jahrhundert nahe Cetica.
  • Bagni di Cetica, Thermen in einer Höhenlage von 1227 m, die bereits 1205 dokumentiert wurden.
  • Chiesa di San Pancrazio, Kirche aus dem 13. Jahrhundert nahe Pagliericcio.
  • Chiesa di Santa Maria a Spalanni, mittelalterliche Kirche.
  • Chiesa di San Michele a Vertelli, Kirche aus dem 13. Jahrhundert.

Gemeindepartnerschaft

Die Gemeinde unterhält eine Gemeindepartnerschaft mit Pégomas, Département Alpes-Maritimes, Frankreich.

Veranstaltungen

  • Biennale della Pietra Lavorata, im zweijährlichen Turnus (ungerade Jahre) stattfindende Ausstellung zur Bildhauerei im Ortsteil Strada.

Literatur

  • Giovanni Caselli: Casentino – Guida Storico Ambientale. Editrice Le Balze, Montepulciano 2003, ISBN 88-87187-81-9, S. 69 ff.
  • Comune di Castel San Niccolò (Hrsg.): Castel San Niccolò. Ricordi dal seccolo breve. Lineagrafico, Città di Castello 2001
  • Emanuele Repetti: CASTEL S. NICCOLO’, nel Val d’Arno casentinese. In: Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana (1833–1846). Onlineausgabe der Universität Siena (pdf, italienisch)
  • Touring Club Italiano: Toscana. Mailand 2003, ISBN 88-365-2767-1, S. 803 f.
Commons: Castel San Niccolò – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Offizielle Website des ISTAT (Istituto Nazionale di Statistica) zu den Einwohnerzahlen 2001 in der Provinz Arezzo, abgerufen am 1. November 2013 (italienisch)
  3. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zur Geschichte des Ortes (Memento vom 28. Dezember 2012 im Internet Archive), abgerufen am 16. Dezember 2012 (italienisch)
  4. 1 2 3 4 5 Touring Club Italiano: Toscana.
  5. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zu Strada (Memento vom 25. Juni 2013 im Internet Archive), abgerufen am 16. Dezember 2012 (italienisch)
  6. Offizielle Website des Sistema Informativo Ambientale della Regione Toscana (SIRA) zu den Flüssen in Castel San Niccolò, abgerufen am 1. November 2013 (italienisch)
  7. Webseite der Agenzia nazionale per le nuove tecnologie, l’energia e lo sviluppo economico sostenibile (ENEA), abgerufen am 16. Dezember 2012 (italienisch) (PDF; 330 kB)
  8. 1 2 Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zum Castello (Memento vom 10. Juni 2013 im Internet Archive), abgerufen am 6. November 2013 (italienisch)
  9. 1 2 3 4 5 Comune di Castel San Niccolò (Hrsg.): Castel San Niccolò. Ricordi dal seccolo breve.
  10. 1 2 Emanuele Repetti: Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana (1833–1846).
  11. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Giovanni Caselli: Casentino.
  12. Webseite des Ortes zur Geschichte
  13. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zur Cappella della Visitazione (Memento vom 31. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 6. November 2013 (italienisch)
  14. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zu Borgo alla Collina (Memento vom 24. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 8. November 2013 (italienisch)
  15. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zu Ristonchi (Memento vom 24. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 8. November 2013 (italienisch)
  16. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zu Cetica (Memento vom 19. November 2015 im Internet Archive), abgerufen am 8. November 2013 (italienisch)
  17. Offizielle Website der Gemeinde Castel San Niccolò zu San Pancrazio (Memento vom 24. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 8. November 2013 (italienisch)
  18. Offizielle Website der Biennale della Pietra Lavorata (Memento vom 2. Juli 2013 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 5. November 2013 (italienisch)
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