Chan-jo Jun (* 10. Mai 1974 in Verden) ist ein deutscher Rechtsanwalt.
Leben
Nach dem Jurastudium an der Universität Würzburg war Jun mehrere Jahre für die Unternehmensberatung McKinsey & Company tätig. 2001 gründete Jun die Würzburger Kanzlei JunIT. Die Kanzlei berät u. a. Software- und Automobilhersteller in IT-rechtlichen Fragestellungen und entwickelt Expertensysteme zur automatisierten Lösung von rechtlichen Problemen mittels Künstlicher Intelligenz.
Tätigkeiten
Im Jahr 2016 generierte Jun weltweite Aufmerksamkeit, indem er Ermittlungsverfahren im Fall Anas Modamani gegen Facebook-CEO Mark Zuckerberg und weitere Top-Manager, darunter auch COO Sheryl Sandberg, wegen Beihilfe zur Volksverhetzung ins Rollen brachte. Jun gelang es ein Jahr später, Facebook zum ersten Mal vor ein deutsches Gericht zu bringen. Das einstweilige Verfügungsverfahren, das Jun für den syrischen Geflüchteten wegen verleumderischer Inhalte auf dem sozialen Netzwerk anstrengte, scheiterte jedoch vor dem Landgericht Würzburg. Seitdem machte Jun im Kampf gegen Hate Speech mehrfach Schlagzeilen mit Gerichtsverfahren gegen internationale Social-Media-Plattformen. So erwirkte Jun in einer einstweiligen Verfügung am Landgericht Frankfurt am Main im Dezember 2022, dass der Kurznachrichtendienst Twitter illegale Inhalte nach Kenntnis dauerhaft entfernen und die Plattform nach „kerngleichen“ Inhalten absuchen muss. Diesem Urteil ging ein ähnlicher Prozess der Bundestagsabgeordneten Renate Künast gegen Meta voraus, die sich von Jun vertreten ließ.
Jun tritt regelmäßig in TV-Talkshows und Expertenrunden zum Thema Internetkriminalität und der Verbreitung von Fake News auf. 2022 erhielt Jun den mit 5000 Euro dotierten Max-Dortu-Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie der Stadt Potsdam und den FACTS HEROES Award der gemeinnützigen Organisation „Der goldene Aluhut“.
Am 23. November 2022 wurde Jun auf Vorschlag der Fraktion der Grünen vom Bayerischen Landtag zu einem stellvertretenden nichtberufsrichterlichen Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs gewählt. Jun ist überdies Mitglied des Ausschusses für IT-Recht bei der Bundesrechtsanwaltskammer.
Herausgeberschaft
- mit Christian Galetzka, Yvonne Roßmann: Praxishandbuch Open Source: Technische und rechtliche Rahmenbedingungen für einen lizenzkonformen Einsatz von FOSS im Unternehmen. Fachmedien Recht und Wirtschaft in Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt 2021, ISBN 978-3-8005-1763-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Website der Kanzlei JunIT. Abgerufen am 26. April 2019.
- ↑ Die Hass-Maschine. In: DER SPIEGEL, 1. Oktober 2016; abgerufen am 26. April 2019.
- ↑ Uwe Ebbinghaus: Ein Mann gegen Facebook. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Februar 2017, abgerufen am 26. April 2019.
- ↑ Milena Merten: Anwalt Chan-jo Jun: Die Akte Facebook. Handelsblatt, 3. Februar 2017, abgerufen am 26. April 2019.
- ↑ Johannes Gernert: Das Selfie und sein Anwalt. Zeit Online, 9. Februar 2017, abgerufen am 26. April 2019.
- ↑ Landgericht Frankfurt am Main: Ehrverletzung durch herabwürdigenden Tweet. 14. Dezember 2022, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ LTO: LG: Twitter muss ehrverletzende Tweets löschen. Abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ Tobias Dorfer: Twitter muss stärker gegen illegale Inhalte vorgehen. Zeit Online, 14. Dezember 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.
- ↑ JunIT: TV-Auftritte. Abgerufen am 26. April 2019.
- ↑ Max-Dortu-Preis. Abgerufen am 16. September 2022.
- ↑ Der goldene Aluhut + Facts Heroes 2022 - Die Verleihung. In: Der goldene Aluhut. Abgerufen am 3. November 2022 (deutsch).
- ↑ Wahl eines stellvertretenden nichtberufsrichterlichen Mitglieds des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs