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Christian Science (deutsch: Christliche Wissenschaft) ist der Name der von Mary Baker Eddy (1821–1910) nach 1866 entwickelten Lehre, die sie in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift formulierte und 1875 erstmals veröffentlichte.

Name

Kirche Christi, Wissenschaftler ist der Name für die von Mary Baker Eddy begründete weltweite Glaubensgemeinschaft, die sich als Sprachrohr für Christian Science sieht. Die Mutterkirche ist The First Church of Christ, Scientist Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler in Boston. Die Ortsgemeinden sind Zweigkirchen der Mutterkirche, die rechtlich selbstständig sind und demokratisch von den Mitgliedern der Ortsgemeinden organisiert werden. Häufig wird auch allgemein von der Christian-Science-Kirche gesprochen.

Verbreitung

Zur Gesamtzahl der Mitglieder liegt keine offizielle Eigenangabe vor, verschiedene Schätzungen gehen von 400.000 Mitgliedern aus, davon sind etwa 100.000 aktiv.

Die Kirche wird von der Mutterkirche, The First Church of Christ, Scientist in Boston, Massachusetts, USA, und deren ca. 2.000 Zweiggemeinden in 80 Ländern gebildet (nach Georg Schmid 3.000 Zweiggemeinden und Hochschulvereinigungen in 50 Ländern).

In Deutschland gibt es 42 Zweigkirchen, Vereinigungen und Hochschulvereinigungen. In der Schweiz existieren 14 Zweigkirchen und Vereinigungen, in Österreich sind es zwei. (Stand: April 2020)

Weltweit zählt Christliche Wissenschaft 1.091 offiziell eingetragene Christian-Science-Praktiker, davon 40 in Deutschland und sieben in der Schweiz. (Stand: April 2020)

Lehre

Nach Mary Baker Eddy ist Christian Science das Gesetz des Guten, die Wissenschaft des Christus, das auf die Lehren der Bibel zurückgehende christliche System geistigen Heilens.

Grundlegende Ideen sind

  • Gott ist göttliche Liebe, höchster Vater-Mutter.
  • Die wahre Natur jedes Individuums als Kind Gottes ist geistig.
  • Gottes unendliche Güte, erfahren im Gebet, heilt.

Als Ausgangspunkt für die, wie Eddy es nennt, Entdeckung von Christian Science wird ihre spontane Heilung von den schweren Folgen eines Unfalls im Jahr 1866 angesehen. Eddy führte ihre unerwartete Gesundung auf eine Inspiration beim Lesen der in der Bibel dargestellten Heilung des Gelähmten (Matthäus 9) zurück. Kirchenvertreter erklären, dass der Gedanke, dass die Kraft hinter dem biblischen Heilungsgeschehen und dem Wirken Jesu Christi nicht auf biblische Zeiten beschränkt sei, der Antrieb für Eddys mehrjähriges Studium der Bibel gewesen sei, das zu der Publikation von Eddys Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift führte. Der 1879 definierte Zweck der Kirche Christi, Wissenschaftler besteht laut einer zentralen Leitungsschrift darin, „die Worte und Werke Jesu Christi in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen“ (Kirchenhandbuch, S. 17).

Mary Baker Eddy beschrieb die Überlegenheit der geistigen Kraft über die physische Kraft als die zentrale Tatsache der Bibel und ebenso als den Kernpunkt von Christian Science. Aus ihrer Sicht müsse diese „große Tatsache“ durch das Heilen der Kranken bewiesen werden.

Christian Science sieht Gott, Geist und Gemüt als einzige Ursache und Prinzip des Universums an. Der Mensch gilt ihr gemäß dem ersten Schöpfungstext der Genesis (Gen 1,1–2a) als Bild und Gleichnis Gottes, folglich sei er geistig. Materie und das Böse gelten als – vor Gott, Geist – unwirklich und zeitlich.

Gott wird in der Christlichen Wissenschaft mit sieben Synonymen beschrieben: Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe. „Gott ist [die] Liebe“, ein Zitat aus den Johannesbriefen, steht an der Stirnwand vieler Kirchengebäude der Christlichen Wissenschaft. Um die Namen oder Synonyme für Gott eindeutig hervorzuheben, schrieb Eddy sie im Englischen groß – im Deutschen wird entsprechend Kapitälchen- oder Großschreibung benutzt; so wird etwa das göttliche Gemüt von dem menschlichen Gemüt unterschieden (siehe weiter unten die Anwendung in der „Wissenschaftlichen Erklärung des Seins“).

Eddy setzte sich vor der Niederlegung ihrer Gedanken mit dem Mesmerismus des Phineas Parkhurst Quimby und den Beobachtungen der Homöopathie auseinander, den Auffassungen, dass Krankheiten mentalen Ursprungs seien. Eddys Auffassung unterschied sich allerdings deutlich von der Suggestionstherapie Quimbys durch ihre christliche Einstellung, die Gott im Zentrum sieht und nicht eine manipulative Kraft des Menschen. Eddy folgerte, dass der Mensch als Gottes Bild und Gleichnis geistig vollkommen sein müsse und daher Sünde, Krankheit und Tod allein durch die Zuwendung zu dem göttlichen Ursprung wirklich überwunden (geheilt) werden könnten und müssten.

Den Begriff Wissenschaft legt Eddy für sich neu aus. Die Frage nach einer christlich-wissenschaftlichen Erklärung des Seins beantwortet Mary Baker Eddy wie folgt:

„Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches GEMÜT und seine unendliche Manifestation, denn Gott ist Alles-in-allem. Geist ist unsterbliche Wahrheit; Materie ist sterblicher Irrtum. Geist ist das Wirkliche und Ewige; Materie ist das Unwirkliche und Zeitliche. Geist ist Gott, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig.“

Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, autorisierte Übersetzung von 1997, Druck 1998, S. 468:10–17

Eddy stellt ihre „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ in einen direkten Zusammenhang mit dem Bibeltext aus 1. Johannes 3:1–3, der ergänzend als sogenannte „entsprechende Schriftstelle“ jeden Sonntag am Ende des Gottesdienstes verlesen wird:

„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist.“

Lutherbibel, Standardausgabe, 1985, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Dem Verlesen dieser beiden Texte folgt dann der Segen.

Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen für die Mitglieder der Mutterkirche gibt sie wie folgt im Kirchenhandbuch wieder:

„Weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung sollte der Antrieb zu den Beweggründen oder Handlungen der Mitglieder Der Mutterkirche sein. In der Wissenschaft regiert allein die göttliche LIEBE den Menschen und ein Christlicher Wissenschafter spiegelt die holde Anmut der Liebe wider in der Zurechtweisung der Sünde, in wahrer Brüderlichkeit, Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit. Die Mitglieder dieser Kirche sollen täglich wachen und beten, um von allem Übel erlöst zu werden, vom irrigen Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben, Beeinflussen oder Beeinflußtwerden.“

Kirchenhandbuch, Artikel VIII, Abschnitt 1. Dieser Text wird an jedem ersten Sonntag im Monat in den Sonntagsgottesdiensten verlesen.

Glaubensbekenntnis

Im Lehrbuch gibt Mary Baker Eddy sechs Glaubenssätze, die von allen unterzeichnet werden müssen, die The First Church of Christ, Scientist, Boston beitreten wollen. Diese Glaubenssätze wenden sich gegen eine wörtlich-historische Auslegung der Bibel und gegen die Trinität. Vergebung wird als das geistige Verständnis, dass das Böse unwirklich ist, definiert. Erlösung geschehe durch Christus, durch Wahrheit, Leben und Liebe, und der Sinn der Kreuzigung und Auferstehung Jesu sei, „den Glauben zum Verständnis des ewigen Lebens zu erheben, zur Allheit der Seele, des Geistes, und zum Nichtsein der Materie“.

Gottesdienst und Praxis

Die Kirche hat heute, anders als in der Frühzeit der Kirche, keine ordinierten Geistlichen; die Bibel, zusammen mit dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift bildet den Pastor der Kirche der Christlichen Wissenschaft.

Die Gottesdienste am Sonntag bestehen aus Gesang, Gebet und Lesungen von Zitaten dieser beiden Bücher, die von zwei Lesern der jeweiligen Kirchengemeinde vorgetragen werden. Die Lesung aus Bibel und Wissenschaft und Gesundheit umfassen die Predigt. Die Anhänger studieren die Woche über die Lesungen des Sonntags. Auch auf den Mittwochabendversammlungen gibt es eine kurze Lesung aus beiden Büchern, während der andere Teil der Versammlung durch Beiträge und Zeugnisse von Heilungen der Versammlungsbesucher eingenommen wird. Zweimal jährlich wird in den Zweigkirchen ein Sakramentsgottesdienst abgehalten, bei dem die Gemeinde kniend „die geistige Kommunion“ feiert. Eine Taufe mit Wasser oder Abendmahl mit Wein und Brot findet nicht statt.

Pfleger in der Christlichen Wissenschaft

Eine Idee eines praktischen Christentums drückt sich auch in der Tätigkeit des christlich-wissenschaftlichen Pflegers aus. Er steht der Arbeit des Christlich-Wissenschaftlichen Praktikers bei Bedarf bis zur Heilung des Patienten zur Seite. Seine Aufgabe wird im Kirchenhandbuch der Christlichen Wissenschaft festgelegt und beschrieben. „Ein Mitglied der Mutterkirche, das sich als christlich-wissenschaftliche Pflegerin oder christlich-wissenschaftlicher Pfleger bezeichnet, muß eine Person sein, die eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der christlichen Wissenschaft hat, die die im Krankenzimmer nötige praktische Weisheit besitzt und die Kranken angemessen betreuen kann.“ VIII 31. Er gibt praktische Hilfestellungen beim Kleiden, Essen, Fortbewegen, Baden usw. Der christlich-wissenschaftliche Pfleger ist nicht im Sinne eines medizinischen Pflegers ausgebildet und kann keine medizinische Pflege leisten. Er steht ausschließlich nur dem zur Verfügung, der sich bzgl. Heilung auf die Christliche Wissenschaft verlässt. Entscheidungen bezüglich der Pflege bleiben in den Händen des Patienten oder der Familie.

Praktiker der Christlichen Wissenschaft

Eine weitere Idee eines praktischen Christentums findet eine ihrer Formen auch in der Tätigkeit des Praktikers der Christlichen Wissenschaft, der anderen durch Gebet, im Sinne des Heilungsauftrages Jesu, hilft, Heilung zu erlangen.

Diese sich auf den Heilungsauftrag Jesu berufende meist vollzeitliche religiöse Ausübung findet normalerweise ihre Form in dem, was in der christlich-wissenschaftlichen Theologie christlich-wissenschaftliche Behandlung genannt wird und eine systematisierte Form des Gebetes umfasst. Dazu gehört die Bekräftigung der geistigen Tatsachen des Seins, der Vollkommenheit Gottes und des Menschen, der in der christlichen Wissenschaft und in Anlehnung an den ersten Schöpfungsbericht der Bibel als Widerspiegelung der Gottheit verstanden wird.

Die ideelle Basis für diese Form der religiösen Praxis findet sich für den Christlichen Wissenschafter in der Bibel und in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy.

Der christlich-wissenschaftliche Praktiker ist kein Kirchenamtstitel und ist kein Geistlicher, sie sind aber in der Regel in dem offiziellen Organ der Kirche der Christlichen Wissenschaft, dem Christian Science Journal, sowie für Deutschland im Der Herold der Christlichen Wissenschaft offiziell gelistet und bekunden damit ihre Verfügbarkeit für Hilfesuchende. Eine der Voraussetzungen für diese Eintragung ist der Abschluss eines „Klassenunterricht“ genannten 12-tägigen Kursus bei einem „christlich-wissenschaftlichen Lehrer“.

Lehrer der Christlichen Wissenschaft

Lehrer der Christlichen Wissenschaft müssen im Unterrichtsrat der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler in Boston, MA, USA an einem Kursus teilgenommen haben. Voraussetzung dafür sind mindestens drei Jahre vollberufliche Arbeit als Praktiker der Christlichen Wissenschaft.

Die Lehrer dürfen jährlich nur eine Klasse von maximal 30 Schülern unterrichten. Das Honorar für den Unterricht wurde im Kirchenhandbuch von Mary Baker Eddy festgelegt und beträgt pro Schüler maximal 100 US$. Unterrichtsstoff ist das Kapitel „Zusammenfassung“ aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.

Organisation

Die Verfassung der Kirche ist das Kirchenhandbuch von Mary Baker Eddy. Die Kirche wird von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet. Der Vorstand wählt die Nachfolger bei freiwerdenden Plätzen im Vorstand. Die Kirche wird von einem jährlich vom Vorstand gewählten Präsidenten der Mutterkirche nach außen vertreten; faktisch liegt aber alle Verfügungsgewalt beim fünfköpfigen Vorstand.

Die Zweigkirchen regeln ihre Angelegenheiten unabhängig und demokratisch selbst. Sie kennen auch unterschiedliche Bedingungen für die Aufnahme von Mitgliedern in den einzelnen Zweigkirchen.

Die Mitgliedschaft kann man sowohl in einer Zweigkirche als auch in der Mutterkirche erwerben. Bestimmte Funktionen in den Zweigkirchen, wie das Leseramt, dürfen nur von Mitgliedern ausgeübt werden, die auch der Mutterkirche angehören. Um der Mutterkirche beizutreten, müssen sämtliche Verbindungen zu anderen Konfessionen gelöst werden.

Trennungen von der Mutterkirche

Zu den im deutschsprachigen Raum wahrnehmbaren organisatorischen Trennungen von der „Bostoner Mutterkirche“ gehören:

Das Kappeler-Institut, benannt nach Max Kappeler, das in der Tradition des ehemaligen christlichen Wissenschaftlers John Doorly eine eigenständige, stark abstrahierende Weiterentwicklung der Theologie Mary Baker Eddys unternimmt. Doorly hatte sich in den 1920er Jahren von der Bostoner Mutterkirche gelöst. Der deutsche Zweig dieser Richtung hat seinen Sitz in Berlin.

Der Schweizer Landesverband freier christlicher Wissenschafter, der eine Fortsetzung der am deutschen Idealismus eines Johann Karl Passavant und Johann Gottlieb Fichte orientierten „christlich wissenschaftlichen Bewegung deutschen Zweigs“ darstellt, der sich unter der Leitung von Marie Schön 1904 von Boston löste. Diese Richtung steht für eine Erweiterung der Lehre Mary Baker Eddys um idealistische und spiritualistische Ansätze aus anderen Richtungen. Das Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit gilt hier nicht mehr als unantastbar.

Die Christus-Gemeinde in Bremen, nicht zu verwechseln mit der Freien evangelischen „Christusgemeinde Bremen“, ist eine ehemalige „Erste Kirche Christlicher Wissenschafter“, die sich nach heftigen Auseinandersetzungen von Boston löste und versucht, auch Lehraspekte fernöstlicher Religionen mit den Lehren Mary Baker Eddys zu verbinden.

Publikationen

Publikationen sind die nichtreligiöse, in den USA auch außerhalb der Kirche verbreitete Tageszeitung The Christian Science Monitor und die religiösen Publikationen Der Herold der Christlichen Wissenschaft, The Christian Science Journal, The Christian Science Sentinel, Vierteljahresheft (Bibellektionsheft).

Der Herold der Christlichen Wissenschaft

Der Herold der Christlichen Wissenschaft (frühere Bezeichnung: Der Christian Science Herold) erscheint seit 1903 und ist die erste nicht englischsprachige Christian-Science-Abonnementszeitschrift überhaupt. Er soll entsprechend der Vorstellung von Mary Baker Eddy seinen Lesern praktische Beispiele für die Verfügbarkeit und Anwendbarkeit der Gesetze Gottes bringen und enthält Artikel und Heilungsberichte sowie ein Verzeichnis von Christian-Science-Kirchen, Christian-Science-Praktikern und andere Informationen. Neben dem deutschsprachigen Herold der Christlichen Wissenschaft (monatlich) werden von der herausgebenden Christian Science Verlagsgesellschaft 12 weitere Sprachen mit Zeitschriften versorgt.

Rundfunksendungen

Christian Science produzierte ein Radioprogramm in fünf Sprachen, das über Kurzwellensender ausgestrahlt wurde. In deutscher Sprache war es jeden Sonntag eine Stunde lang zu empfangen. Im Jahr 2011 wurde es eingestellt.

Vertreten sind Beiträge von Christian Science im Kirchenfunk von Bayern 2 und dem Hamburger Tide Radio.

Geschichte

Die erste Gemeinde wurde 1879 in Boston, USA gegründet. 1881 ließ sich Mary Baker Eddy zur Pastorin ihrer Kirche ordinieren. 1892 entstand aus der zwischenzeitlich aufgelösten Gemeinde die sogenannte Mutterkirche in Boston (The First Church of Christ, Scientist). Diese Kirche ist Teil eines größeren Gebäudeensembles im Zentrum von Boston. 1895 wurde das Originalgebäude der Mutterkirche geweiht, 1906 ein Erweiterungsgebäude eröffnet.

In Deutschland

  • 1896 Einführung der Christlichen Wissenschaft in Dresden und 1899 in Berlin durch Frances Thurber Seal
  • 1903 Der Herold der Christlichen Wissenschaft (heute Der Christian Science Herold) erscheint, die erste nicht-englische Christian-Science-Zeitschrift überhaupt
  • 1912 gab es in Deutschland anerkannte Kirchen in Berlin, Dresden-Neustadt, Frankfurt/Main, Hannover und Stuttgart
  • 1937 begann das nationalsozialistische Regime, die freie Betätigung der Christlichen Wissenschaft zu behindern. Seit Ende Mai strenge Durchführung dieses Verbotes durch die Gestapo mit teilweise gerichtlichen Strafverfahren, Verhören und schließlich Verbot. Zahlreiche Mitglieder und Ausüber der Christlichen Wissenschaft wurden verhaftet und auch in Konzentrationslager verschleppt. Auch die Eltern des Widerständlers Helmuth James Graf von Moltke waren Anhänger der Bewegung. Der Vater war von 1928 bis 1933 Leiter des Komitees für Veröffentlichungen, Deutschland. Die Mutter wirkte wesentlich an der ersten deutschen Übersetzung des Buches Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy mit.
  • Nach dem Krieg reger kirchlicher Wiederaufbau
  • 1951 wurde die Christliche Wissenschaft in der DDR verboten.
  • 1989 (am 3. November), sechs Tage vor dem Fall der Mauer, wurde die Christliche Wissenschaft von der DDR-Regierung wieder zugelassen.
  • 2003 Berlin ist Veranstaltungsort der Jahresversammlung der Mutterkirche (die normalerweise jährlich im Juni in Boston, USA, abgehalten wird).

In zahlreichen Bundesländern hat die Christian Science den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Heutige Situation

Nach anfangs starken Zuwächsen kämpft die Bewegung etwa seit 1955 mit stetigem Mitgliederschwund. Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter in Basel wird seit 2016 nicht mehr von der kleiner gewordenen Gemeinde genutzt. Es ist anzunehmen, dass 2006 weniger als 1000 Praktiker und Lehrer in den USA aktiv waren. Mit der Eröffnung der Mary Baker Eddy Library for the Betterment of Humanity in Boston hat die Kirche ihre Archive der Öffentlichkeit geöffnet sowie mit anderen Aktivitäten versucht, Bedeutung zurückzuerlangen. Im Jahr 2004 öffnete die erste Christian-Science-Gemeinde in der Ukraine ihre Pforten. Neue Kirchen entstehen vor allem in Afrika. So wurden im Jahr 2009 zum ersten Mal mehr neue Mitglieder aus Afrika als aus den USA aufgenommen.

Ökumene und Dialog

Die Christian Science ist kein Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Grund ist das nichttrinitarische Glaubensbekenntnis, da die Anerkennung der Trinität eine Aufnahmevoraussetzung des Rates ist.

Auf lokaler Ebene beteiligt sich Christian Science (Christliche Wissenschaft) aktiv am Dialog der Religionen. Beispielsweise als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgesellschaften in Berlin oder der Langen Nacht der Religionen.

Kontroversen

Die Christian Science (Christliche Wissenschaft) wird kritisiert, weil die Lehre der klassischen Schulmedizin sowie Medikamenten gegenüber kritisch bis ablehnend gegenübersteht. Die Glaubensgemeinschaft selbst stellt ihren Mitgliedern frei, wie sie mit diesem Thema umgehen und welche Art der Gesundheitsfürsorge sie individuell wählen möchten.

Die Kirche hat eigene pflegerische Einrichtungen und Pflegepersonal, die keine klassische medizinische Ausbildung absolviert haben. In den USA werden die Kosten dieser Behandlungen in den christlich-wissenschaftlichen Einrichtungen dennoch vom staatlich finanzierten Programm Medicare gedeckt. Es sind einige Fälle von Kindern bekannt, die in jungem Alter an Krankheiten oder Verletzungen, die behandelbar gewesen wären, gestorben sind. Zum Teil kam es zu Vernachlässigung oder fahrlässiger Tötung von Kindern. Besonders in den USA ist es jedoch schwierig, die Eltern dieser Kinder juristisch zu belangen, da die Christian Science auch große Aufwände im Lobbyismus betreibt, um eine gesetzliche Grundlage zu erhalten, welche ihre Art der Fürsorge als Religionsfreiheit schütze.

Christian Science definiert Ausdrücke wie Sünde, Christus, Schöpfer oder Geist anders, als sie in traditionellen christlichen Kirchen definiert werden. Mary Baker Eddys Interpretation der Bibel wird von traditionellen christlichen Kirchen abgelehnt.

Literatur

Eigendarstellungen
  • Marie Schön: Grundlagen der christlichen Wissenschaft. Gesammelte Vorträge. Deutscher Verlag der christlichen Wissenschaft, Berlin 1929.
  • John DeWitt: The Christian Science Way of Life. Christian Science Publishing Society, Boston 1974, ISBN 0-87510-068-6 (deutsch Die Lebenseinstellung des Christlichen Wissenschaftlers).
  • Max Kappeler: Einführung in die Wissenschaft der christlichen Wissenschaft. Foundation Book Company, London 1977, DNB 780091124.
  • Max Kappeler: Neue Entwicklungen in der christlichen Wissenschaft. 2. Auflage. Kappeler Institut, Zürich 1999, ISBN 3-906611-62-1.
Sekundärliteratur
  • Britta Waldschmidt-Nelson: Christian Science im Lande Luthers. Eine amerikanische Religionsgemeinschaft in Deutschland, 1894–2009. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09380-4.
  • Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. TVZ, Zürich 2000, ISBN 3-290-11639-5, S. 164–166.
  • Michael Klöcker: Christliche Wissenschaft (Kirche Christi, Wissenschaftler). In: Handbuch der Religionen. 1997, II-5.3.
  • Hans-Diether Reimer: Christian Science – Christliche Wissenschaft. In … Neben den Kirchen. 1985, S. 311 ff.
  • Hans-Diether Reimer: Christian Science. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 8, de Gruyter, Berlin/New York 1981, ISBN 3-11-008563-1, S. 62–64.
Historische Literatur
Commons: Christian Science – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Kirche verwendet im Deutschen offiziell das traditionelle Wort Wissenschafter, die neuere und heute allgemein übliche bedeutungsgleiche Form Wissenschaftler findet sich seltener.
  2. Einen Gottesdienst besuchen. Abgerufen am 9. April 2020.
  3. The Christian Science Journal Directory. Abgerufen am 9. April 2020 (amerikanisches Englisch).
  4. Die Glaubenssätze der Christlichen Wissenschaft. Abgerufen am 9. April 2020 (deutsch).
  5. EZW: Lexikon. Abgerufen am 9. April 2020.
  6. Sonntags- und Mittwochsgottesdienste. Abgerufen am 9. April 2020.
  7. Pflege in der Christlichen Wissenschaft. Abgerufen am 9. April 2020.
  8. Praktikerinnen und Praktiker der Christlichen Wissenschaft. Abgerufen am 9. April 2020.
  9. Lehrer der Christlichen Wissenschaft. Abgerufen am 9. April 2020.
  10. Primary class instruction. Abgerufen am 9. April 2020 (englisch).
  11. Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. S. 166.
  12. 1 2 Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. S. 165.
  13. Frankfurter Linie der Familie Passavant.
  14. Christian Science Radiosendungen. In: christian-science-nuernberg.de. 30. Oktober 2011. Abgerufen am 3. November 2011.
  15. die.interaktiven: Radiosendung der Christlichen Wissenschaft auf TIDE Radio. Abgerufen am 18. April 2020.
  16. Christian Science Center. 13. Februar 2020, abgerufen am 9. April 2020 (englisch).
  17. Christian Science Statistics.
  18. Christa Case Bryant: Africa contributes biggest share of new members to Christian Science church. In: Christian Science Monitor. 9. Juni 2009.
  19. Lange Nacht der Religionen. Abgerufen am 9. April 2020 (deutsch).
  20. Mitgliedsgemeinschaften. Abgerufen am 9. April 2020.
  21. Wie kann ich geheilt werden? In: christianscience.com. Abgerufen am 18. April 2020.
  22. Insurance and Christian Science. In: christianscience.com. Abgerufen am 18. April 2020 (englisch).
  23. Caroline Fraser: Dying the Christian Science way: the horror of my father’s last days. In: The Guardian. 6. August 2019, abgerufen am 26. November 2019 (englisch).
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