Die Cohors I Flavia Chalcidenorum [sagittariorum oder sagittaria] [equitata] (deutsch 1. Kohorte die Flavische aus Chalcis [der Bogenschützen] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Namensbestandteile
- Cohors: Die Kohorte war eine Infanterieeinheit der Auxiliartruppen in der römischen Armee.
- I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
- Flavia: die Flavische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf die flavischen Kaiser Vespasian, Titus und Domitian.
- Chalcidenorum: aus Chalcis. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus der Stadt Chalcis und ihrer Umgebung rekrutiert.
- sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 144 und in Inschriften vor.
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in Inschriften vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Kohorte war in der Provinz Syria stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 144 bis 156/157 n. Chr. aufgeführt.
Die Einheit wurde möglicherweise unter Domitian (81–96) aufgestellt und war vermutlich von Anfang an in Syria stationiert. Der erste Nachweis der Einheit in Syria beruht auf Diplomen, die auf 144 datiert sind. In den Diplomen wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Syria), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 153 bis 156/157 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Eine Vexillation der Kohorte nahm am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teil. Sie wird in einer Inschrift als Teil der Einheiten aufgelistet, die unter der Leitung von Marcus Valerius Lollianus standen. Eine Bauinschrift aus dem syrischen Grenzkastell ed-Dumer unter ihrem Kommandeur Aelius Herculanus weist die Einheit dort für das Jahr 162 aus. Möglicherweise befand sich hier der Truppenstandort dieser Einheit.
Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einer Inschrift, die auf 247 datiert ist.
Standorte
Standorte der Kohorte in Syria waren möglicherweise:
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Angehörige der Kohorte
Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.
Kommandeure
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Sonstige
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Siehe auch
Weblinks
Literatur
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
Einzelnachweise
- ↑ Inschriften mit sagittariorum oder sagittaria (AE 1969/70, 610, AE 1991, 1574, CIL 3, 6658).
- ↑ Inschriften mit equitata (AE 1969/70, 610, AE 1991, 1573, CIL 3, 6658).
- ↑ Militärdiplome der Jahre 144 (ZPE-188-255, ZPE-193-253), 153 (Chiron-2006-267) und 156/157 (CIL 16, 106).
- 1 2 3 John Spaul, Cohors², S. 422, 430.
- ↑ Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF).
- 1 2 Peter Weiß, Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen In: Chiron, Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 273–275, 286.
- ↑ Inschrift (CIL 3, 600).
- ↑ Rudolf Haensch, Peter Weiß: Ein schwieriger Weg. Die Straßenbauinschrift des M. Valerius Lollianus aus Byllis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung, Band 118, 2012, S. 435–454, hier S. 441–442 und S. 448–449 (Online).
- ↑ Inschrift (AE 1991, 1574).
- ↑ Inschrift aus Ed-Dumer: (CIL 3, 6658).
- ↑ Inschriften aus Palmyra (AE 1969/70, 610, AE 1933, 216, AE 1991, 1573, AE 1991, 1574).
- ↑ Johann Gottfried Wetzstein: Ausgewählte griechische und lateinische Inschriften, gesammelt auf den Reisen in den Trachonen und um das Haurângebirge. Königliche Akademie der Wissenschaften, Berlin 1864, S. 316; Alfred von Domaszewski, Rudolf Ernst Brünnow: Die Provincia Arabia auf Grund zweier in den Jahren 1897 und 1898 unternommenen Reisen und der Berichte früherer Reisender beschrieben. Band 2, Trübner, Straßburg 1905, S. 181–200; hier: S. 197; René Cagnat, Georges Lafaye (Hrsg.): Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes. Band 3, Leroux, Paris 1906, S. 414.
- ↑ Peter Herz: Untersuchungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit nach datierten Weih- und Ehreninschriften. Band 1, Habelt, Bonn 1975, S. 252. (= Dissertation)