Die Cohors I Ituraeorum [sagittariorum oder sagittaria] [milliaria] [equitata] (deutsch 1. Kohorte aus Ituräa [der Bogenschützen] [1000 Mann] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome belegt.

Namensbestandteile

  • Ituraeorum: aus Ituräa. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet von Ituräa rekrutiert.
  • sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen.
  • milliaria: 1000 Mann. Je nachdem, ob es sich um eine Infanterie-Kohorte (Cohors milliaria peditata) oder einen gemischten Verband aus Infanterie und Kavallerie (Cohors milliaria equitata) handelte, lag die Sollstärke der Einheit entweder bei 800 oder 1040 Mann.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Das Diplom von 88 enthält die Formulierung peditibus et equitibus qui militant in cohorte I milliaria Ituraeorum (Fußsoldaten und Reiter, die in der Kohorte dienen).

Die Einheit war eine Cohors milliaria equitata. Die Sollstärke der Einheit lag daher bei 1040 Mann, bestehend aus 10 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 8 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Germania, Moesia, Thracia und Cappadocia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 88 bis 101 n. Chr. aufgeführt.

Die Einheit war vermutlich in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Mogontiacum in der Provinz Germania stationiert. Die Kohorte wurde dann spätestens in der frühen Regierungszeit von Claudius (41–54) in die Provinz Moesia und kurze Zeit danach in die Provinz Thracia verlegt, wo sie bis in die Regierungszeit von Domitian (81–96) verblieb. Sie ist in Thracia durch ein Militärdiplom für das Jahr 88 belegt.

Vermutlich vor 94 wurde die Einheit in die Provinz Galatia et Cappadocia verlegt. Der erste Nachweis in dieser Provinz beruht auf einem Diplom, das auf 99 datiert ist. In einem weiteren Diplom, datiert auf 101, wird sie als Cohors I Ituraeorum milliaria aufgelistet. Möglicherweise wurde die Kohorte (oder eine Vexillation derselben) um 105/106 in die Provinz Dacia verlegt, um am zweiten Dakerkrieg Trajans teilzunehmen.

Die Kohorte war dann um 135 Teil der Streitkräfte, die Arrian für seinen Feldzug gegen die Alanen (ἔκταξις κατ᾽ Ἀλανῶν) mobilisierte. Arrian erwähnt an zwei Stellen seines Berichts eine Einheit, die er als οἱ Ἰτυραῖοι bezeichnet.

Standorte

Standorte der Kohorte in Germania superior waren möglicherweise:

  • Mogontiacum (Mainz): Grabsteine von Angehörigen einer Cohors I Ituraeorum wurden in Mainz gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.

Weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Ituraeorum

Es gab noch 3 weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors I Ituraeorum:

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Die hier angegebene Sollstärke der Einheit folgt Ovidiu Țentea, der die Einheit als Cohors I Ituraeorum sagittariorum equitata milliaria bezeichnet (S. 375).
  2. Das hier angegebene Szenario und die Reihenfolge der Provinzen, in denen die Kohorte stationiert war, folgt im Prinzip den Ausführungen von Ovidiu Țentea.
  3. 1 2 Ovidiu Țentea weist die in Mainz gefundenen Inschriften der Cohors I Ituraeorum (Thracia) zu, John Spaul dagegen der Cohors I Ituraeorum (Mauretania Tingitana).
  4. Ovidiu Țentea und Michael Alexander Speidel weisen die Militärdiplome aus Dakien der Cohors I Ituraeorum (Thracia) zu, John Spaul dagegen der Cohors I Ituraeorum (Syria).

Einzelnachweise

  1. Werner Eck: Zwei Diplome für die Truppen der Provinz Thracia, darunter das früheste unter Kaiser Domitian In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 188 (2014), S. 250–254, hier S. 252 (online).
  2. 1 2 3 4 5 6 Ovidiu Țentea: Cohors I milliaria Ituraeorum. A new approach In: STUDIA CLASSICA SERDICENSIA V ST. KLIMENT OHRIDSKI UNIVERSITY PRESS SOFIA, 2016, ISBN 978-954-07-4103-1, S. 372–377 (Online).
  3. 1 2 3 4 Michael Alexander Speidel: The Development of the Roman Forces in Northeastern Anatolia. New evidence for the history of the exercitus Cappadocicus., Sonderdruck aus: M. A. Speidel, Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit, Stuttgart 2009, S. 595–631, hier S. 603–606, 616 (online).
  4. Militärdiplome der Jahre 88 (ZPE-188-250) und 99 (ZPE-192-238).
  5. 1 2 John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1841710464, S. 442–443
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