Die Cohors I Lucensium [equitata] (deutsch 1. Kohorte aus dem conventus Lucensis [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.

Namensbestandteile

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Lucensium: aus dem conventus Lucensis. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet des conventus (iuridicus) Lucensis (mit der Hauptstadt Lucus Augusti) rekrutiert.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Dalmatia und Syria stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 88 bis 153 n. Chr. aufgeführt.

Die Einheit war im 1. Jhd. n. Chr. in Dalmatia stationiert, wo sie durch Inschriften belegt ist. Möglicherweise wurde sie um 80 auch in der Provinz Pannonia stationiert. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte nach Syria verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 88 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Syria) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 91 bis 153 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Eine Vexillation der Kohorte nahm am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teil. Sie wird in einer Inschrift als Teil der Einheiten aufgelistet, die unter der Leitung von Marcus Valerius Lollianus standen. In der Inschrift steht, dass Lollianus Kommandeur in Mesopotamia über Abteilungen ausgewählter Reiter der Alen [..] und der Kohorten gewesen ist.

Standorte

Standorte der Kohorte in Dalmatia waren möglicherweise:

  • Bigeste (Humac): zwei Inschriften wurden hier gefunden.
  • Promona (Tepljuh): eine Inschrift wurde hier gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.

Kommandeure

Sonstige

Siehe auch

Commons: Cohors I Lucensium (Syria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Agustín Jiménez de Furundarena: Cohors I Lucensium Equitata In: Hispania Antiqua, Band XL (2016), S. 169–190 (Online).
  • Margaret M. Roxan: The Auxilia of the Roman Army raised in the Iberian Peninsula. Dissertation, 1973 Volume 1 (PDF 1) Volume 2 (PDF 2)
  • John Spaul: Cohors². The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen

  1. Das hier angegebene Szenario geht von zwei verschiedenen Kohorten aus: der Cohors I Lucensium (Syria), die in den Provinzen Dalmatia und Syria stationiert war und der Cohors I Lucensium (Germania), die in der Provinz Germania stationiert war.
  2. Laut Margaret M. Roxan wurde die Einheit vermutlich in Folge des Pannonischen Aufstands aufgestellt und in der Provinz Illyricum stationiert.
  3. Es ist unsicher, ob sich die Kohorte auch für einige Zeit in der Provinz Pannonia aufgehalten hat. Das Militärdiplom (CIL 16, 26), ausgestellt für die Einheiten in der Provinz Pannonia und datiert auf den 13. Juni 80, führt unter den Einheiten an einer Stelle die Cohors I Lucensium und an anderer Stelle die Cohors II Lucensium auf. Um welche der beiden Einheiten es sich dabei handelt, ist umstritten.
  4. Laut John Spaul und Margaret M. Roxan war Gavillius der Bruder von Andamionius und daher vermutlich ebenfalls Angehöriger der Einheit. Die Lesung der EDCS ist Gav[i]llius f(ilius) [h]er(es?).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Margaret M. Roxan, The Auxilia, S. 65, 69–70, 464–468, 754–755.
  2. 1 2 3 Agustín Jiménez de Furundarena, Cohors I Lucensium Equitata, S. 171, 176, 179–189.
  3. Militärdiplome der Jahre 80 (CIL 16, 26), 88 (CIL 16, 35), 91 (Chiron-2006-221, RMD 1, 4) und 153 (Chiron-2006-267).
  4. 1 2 John Spaul, Cohors², S. 69–71, 82.
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF).
  6. Inschrift CIL 3, 600
  7. Peter Weiß, Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen In: Chiron, Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 273–275.
  8. Rudolf Haensch, Peter Weiß: Ein schwieriger Weg. Die Straßenbauinschrift des M. Valerius Lollianus aus Byllis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung. Band 118, 2012, S. 435–454, hier S. 441–442, 448–449 (Online).
  9. Inschriften aus Bigeste (CIL 3, 8486, CIL 3, 8492)
  10. Inschrift aus Promona (CIL 3, 9834)
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