Constanze Stelzenmüller (* 20. Mai 1962 in Bonn) ist eine deutsche Juristin und Publizistin. Sie ist Direktorin des "Center on the United States and Europe" und erste Inhaberin des Fritz-Stern-Chair bei der Brookings Institution, einer Forschungsstelle zu transatlantischen Beziehungen.

Leben

Als Tochter eines Diplomaten verbrachte Stelzenmüller einen großen Teil ihrer Kindheit im Ausland. Von 1979 bis 1985 studierte sie an den Universitäten Bonn und Genf Rechtswissenschaft. Als McCloy-Stipendiatin erwarb Stelzenmüller an der Kennedy School of Government der Harvard University den Master in Public Administration (1988); anschließend forschte sie als Gastwissenschaftlerin an der Harvard Law School (1988–89). Mit einer Arbeit über Direkte Demokratie in den Vereinigten Staaten wurde Stelzenmüller 1992 an der Universität Bonn zur Dr. iur. promoviert. Nach einem Volontariat (1992–93) beim Tagesspiegel wurde Stelzenmüller 1994 Redakteurin der Zeit, wo sie schwerpunktmäßig über Menschenrechte, Flüchtlingsdramen und die UNO berichtete sowie über afrikanische Konflikte wie Ruanda, Kongo und Eritrea/Äthiopien. Ab 1998 schrieb sie über die NATO, Europäische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, militärische Interventionen im Kosovo und in Afghanistan, Terrorismus, Irak, internationale Kriegsverbrecher-Tribunale, deutsche Außenpolitik und deutsch-amerikanische Beziehungen.

Von April bis Juni 2004 war Stelzenmüller Fellow am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington, DC. Im Juli 2005 übernahm Stelzenmüller die Leitung des Berliner Büros des German Marshall Fund. Von 2009 bis 2014 war sie dort Senior Transatlantic Fellow und leitete unter anderem die Umfrage Transatlantic Trends. Für den German Marshall Fund war sie 2013, gemeinsam mit Markus Kaim, Leiterin des Projekts Neue Macht – Neue Verantwortung der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Im Juni 2014 gab die Robert-Bosch-Stiftung bekannt, dass Stelzenmüller ab November 2014 als Senior Fellow an der Brookings Institution forschen wird.

Als Nachfolgerin von Theo Sommer war Stelzenmüller von 2007 bis 2014 Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Stiftung Friedensforschung. Zudem war sie von 2009 bis 2013 ehrenamtliche Vorsitzende der deutschen Sektion von Women in International Security (WIIS.de). Seit 2014 ist Stelzenmüller Mitglied der Royal Swedish Society for War Sciences auf Lebenszeit. Sie ist Mitglied im Beirat für Innere Führung des Bundesverteidigungsministeriums und Governor der Ditchley Foundation.

Essays und Artikel von ihr sind in Foreign Affairs, Internationale Politik, der International Herald Tribune, der Washington Post sowie der Süddeutschen Zeitung erschienen. Seit 2018 schreibt sie eine monatliche Kolumne in der Financial Times. Am 28. Juni 2017 sagte sie vor dem Senate Select Committee on Intelligence des US-Senats zur russischen Einflussnahme auf die deutschen Wahlen aus.

Stelzenmüller war Teilnehmerin der Bilderberg-Konferenz 2022 in Washington, D.C.

Positionen

In einem Radiointerview mit dem Deutschlandfunk am 20. Mai 2011 beurteilte sie eine Rede Barack Obamas wegen dessen Vergleichs der arabischen Demokratiebewegung mit der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung im 18. Jahrhundert ausgesprochen wohlwollend.

Zur Diskussion um das Gedicht Was gesagt werden muss von Günter Grass äußerte sie, dass es schon immer eine „unschöne“ antizionistische Tendenz der europäischen Linken, inklusive der deutschen Linken, gebe. Moderne Denker der „linken Mitte“ würden das bedauern.

Stelzenmüller war während der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 als Expertin oft zu Gast in deutschen Talkshows. Dabei warnte sie ganz ausdrücklich vor Trumps Verachtung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung in den USA und bewertete dessen Kontrahentin Hillary Clinton trotz „außenpolitischer Fehlentscheidungen“ als Frau mit „bemerkenswerter politischer Erfahrung“ und „echter Lernfähigkeit“.

Mitgliedschaften

Einzelnachweise

  1. 1 2 Die sicherheitspolitische Community in Deutschland: Eine Untersuchung ihrer Hintergründe, Funktionen und Vernetzung. 2021, S. 274 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Constanze Stelzenmüller, Porträt auf der Website des Brookings Institution, abgerufen am 18. Februar 2023
  3. Brookings announces the launch of the Fritz Stern Chair on Germany and trans-Atlantic relations. In: Brookings. 15. Dezember 2020, abgerufen am 5. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. Constanze Stelzenmüller: Direkte Demokratie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nomos, Baden-Baden 1994, ISBN 3-7890-3438-X
  5. Senior Fellows | Robert Bosch Stiftung. Abgerufen am 23. Juli 2019.
  6. Eine Stimme für Deutschland in Amerika: Dr. Constanze Stelzenmüller wird Robert Bosch Senior Fellow bei der Brookings Institution - Pressemitteilung vom 17. Juni 2014
  7. Constanze Stelzenmüller gibt Beiratsvorsitz bei der DSF ab. Abgerufen am 15. Juli 2019.
  8. Webseite von Women in International Security. Abgerufen am 23. Juli 2019.
  9. Royal Swedish Society for War Sciences: Matrikel. In: KUNGL KRIGSVETENSKAPSAKADEMIEN. Abgerufen am 23. Juli 2019 (sv-SE).
  10. Bundeswehr: Beirat für Innere Führung. Abgerufen am 22. Juli 2019.
  11. Ditchley's Governors | Ditchley Foundation. Abgerufen am 23. Juli 2019.
  12. Constanze Stelzenmüller: Germany's Russia Question. 31. Mai 2009, ISSN 0015-7120 (foreignaffairs.com [abgerufen am 23. Juli 2019]).
  13. Internationale Politik: Autoren: Constanze Stelzenmüller. Abgerufen am 23. Juli 2019.
  14. The Editors: Opinion | The World on Obama. In: The New York Times. 7. November 2012, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 23. Juli 2019]).
  15. Financial Times: Artikel von Constanze Stelzenmüller. Abgerufen am 15. Juli 2019 (britisches Englisch).
  16. Constanze Stelzenmüller: The impact of Russian interference on Germany’s 2017 elections. In: Brookings. 28. Juni 2017, abgerufen am 23. Juli 2019 (amerikanisches Englisch).
  17. Participants 2022. Abgerufen am 3. Juni 2022.
  18. Appell an die Demokratiebewegung. Politikwissenschaftlerin lobt Obamas Grundsatzrede. In: Deutschlandradio. 20. Mai 2011 (dradio.de).
  19. Luke Harding, Harriet Sherwood: Günter Grass's Israel poem provokes outrage. In: The Guardian. 5. April 2012, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 23. Juli 2019]).
  20. Anne Will - Emotionen statt Fakten - Warum ist Trump so erfolgreich? Abgerufen am 26. Februar 2021.
  21. Kuratorium | Mitarbeiter/innen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: helmut-schmidt.de. Archiviert vom Original am 28. Oktober 2021; abgerufen am 13. Oktober 2021 (deutsch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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