Die Cyclone-Bahnrennmaschine (1914–1915) war ein Rennmotorrad der Joerns Motor Manufacturing Company, Saint Paul, Minnesota. Die Cyclone gilt als das fortschrittlichste Rennmotorrad seiner Zeit; eine obenliegende Nockenwelle je Zylinder, angetrieben durch zwei Königswellen, war für die damalige Zeit einmalig.

Entwicklung und Technik

Andrew Strand (1880–1970) konstruierte den 996 cm³ großen 42-Grad-V-Zweizylinder-Königswellenmotor. Die Königswelle des vorderen Zylinders wurde von der Kurbelwelle, die Welle des hinteren Zylinders über Kegelräder angetrieben; die zweite Königswelle betätigte auch die Ölpumpe und über Zahnräder den Zündmagneten. Daneben hatte der Cyclone-Motor, im Gegensatz zur Indian-Bahnrennmaschine, bereits halbkugelförmige Brennräume. Der Motor leistete 45 PS bei 5000 Umdrehungen pro Minute bei einer Verdichtung von 5,5 : 1. Die Höchstgeschwindigkeit des Bahnrenners wird mit 110 mph (177 km/h) angegeben. In den unten offenen Einrohrrahmen war der Motor mittragend integriert; das komplette Motorrad wog nur 121 kg. Das Motorrad hatte, wie bei Bahnrennmaschinen üblich, keine Bremsen. Die Geschwindigkeit wurde durch Unterbrechung der Zündung vermindert, gestartet wurde der Motor durch Antreten mit Pedalen.

Rennen und Rekord

1914 erschien die Cyclone auf der Rennstrecke und hatte nach den ersten Erfolgen den Ruf „yellow speed demon“ inne. Bedingt durch mechanische Defekte – die Cyclone war nur bei Kurzstrecken erfolg­reich – wurde 1915 die Produktion eingestellt. 1916 soll noch eine Version der Cyclone erschienen sein, deren Zylinderkopf insbesondere zur Schmierung der Kipphebel überarbeitet worden war.

Die nur in Gelb erhältliche Cyclone wurde auch in einer käuflichen Straßenversion (1913–1916) mit höherem Lenker und Gepäckträger zum Preis von 350 US-Dollar angeboten. Der kommerzielle Erfolg blieb jedoch aus, sodass Ende 1916 bzw. 1917 Joerns Motor Manufacturing die Produktion einstellte und die Firma aufgelöst wurde.

Wie viele Straßenmodelle (von den Bahnrennmaschinen angeblich nur ein Dutzend) gebaut und verkauft wurden, ist fraglich. Weltweit sollen heute noch sechs Cyclone existieren.

Eine Cyclone-Bahnrennmaschine von 1914 wurde 2008 für umgerechnet 430.000 Euro versteigert, bis dahin der höchste Preis, den je ein Motorrad erzielte. Am 4. Februar 2012 wurde eine der wenigen Cyclone bei einem Überfall in Bel Air gestohlen.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 Erwin Tragatsch: Alle Motorräder, 1894 bis heute. Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-87943-410-7. S. 120.
  2. 1 2 3 4 The Art Of The Motorcycle. Guggenheim Museum, Las Vegas, ISBN 0-89207-207-5. S. 120.
  3. 1 2 3 4 Enzyklopädie des Motorrads. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-142-2, S. 126.
  4. theworldofmotorcycles.com (Memento vom 4. Februar 2012 im Internet Archive) Cyclone (abgerufen am 20. November 2011)
  5. Cyclone for sale. (Nicht mehr online verfügbar.) In: thevintagegent.blogspot.com. Ehemals im Original; abgerufen am 20. November 2011 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
  6. Motorrad-Versteigerung: Dampf im Kesselchen. In: Spiegel online. 7. November 2011.
  7. Home Invasion Robbers Steal 2 Motorcycles Worth $1.5 M From Bel Air Estates Home. In: cbsnews.com. 4. Februar 2012, abgerufen am 15. August 2022 (englisch).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.