Daniela Hodrová (* 5. Juli 1946 in Prag) ist eine tschechische Literaturtheoretikerin und Schriftstellerin.

Leben

Daniela Hodrová ist die Tochter des Schauspielers Zdeněk Hodr (1908–1984). Sie maturierte 1963 in Prag und arbeitet danach als Regie- und Dramaturgieassistentin am Jiři Wolker Theater. 1964 erschienen ihre ersten Gedichte auf der Zeitschrift Divoké víno (Wilder Wein). Von 1972 bis 1975 war Daniela Hodrová als Redakteurin für den Verlag Odeon tätig.

Hodrová studierte an der Karlsuniversität Prag Tschechisch, Russisch, Französisch und vergleichende Literaturwissenschaften (Komparatistik) und promovierte 1977 über die Ursprünge des Romans in der altrussischen Literatur.

Nachdem sie ab 1975 ihre Arbeit an der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften (ČSAV) aufnahm, wurde sie dort 1980 Forscherin der Abteilung Literaturtheorie am Institut für tschechische Literatur.

2016 ging Hodrová in den Ruhestand.

Literaturtheoretischer Ansatz

In ihren theoretischen Schriften setzt sich Hodrová mit der Poetik des Raums und der Vergänglichkeit auseinander. Sie untersucht die Erzähl- und Strukturformen des Romans, sein Schwanken zwischen Realität und Fiktion.

Ihre Werke spiegeln auch ihre theoretischen Ansichten wider. Die Oszillation zwischen Realität und Fiktion ist immer wieder präsent.

Werke in deutscher Übersetzung

Hodrovás Werke wurden bisher ins Deutsche, Französische, Englische, Italienische, Bulgarische, Ungarische und Polnische übersetzt.

Deutsche Übersetzungen liegen von vier Romanen vor.

Die Trilogie Trýznivé město (Podobojí – 1991, Kukly – 1991, Théta – 1992) erschien auf Deutsch im Jahr 1994 als Città dolente – Das Wolschaner Reich, Im Reich der Lüfte, Theta. Daniela Hodrová, die selbst in einem Mietshaus aufwuchs, das an den Wolschaner Friedhof grenzt, folgt ihrer Hauptfigur auf der Suche nach sich selbst und identifiziert sich am Ende mit ihr. Im zweiten Band der Trilogie wird die Stadt zu einem skurrilen Ort merkwürdiger Begegnungen, Wandlungen und Verwandlungen. Das Thema der Trilogie: Menschen und Dinge sind wie Larven und Puppen, die durch ihre Häutungen und Entkleidungen zu sich selbst zu kommen suchen. Dem Imaginären der Verwandlungen stellt Hodrová immer wieder präzise lebendige Bilder gegenüber.

Mit Komedie (2003, Komödie) und Vyvolávání (2010, Aufrufen) schrieb sie eine antiillusionistische Prosa über Erinnerung und Trauer.

1991 erschien als indirekte Fortsetzung dieser Trilogie der Roman Prague – Visite privée in Paris und 1992 als Město vidím... auf Tschechisch. Die deutsche Übersetzung Ich sehe die Stadt.... wird auf der Leipziger Buchmesse 2019 präsentiert. Hodrová erkundet darin ihre Heimatstadt Prag in den Jahren des Umbruchs 1989/90. Dabei treffen auf dem Wenzelsplatz die im Jahr 1621 hingerichteten Hussiten auf die Demonstranten im Herbst 1989. In der Alchimistengasse begegnet die Erzählerin einer Wahrsagerin, die den Nazis ihr Ende prophezeite und 1944 von der Gestapo ermordet wurde. Das Ich der Autorin ist der Punktstrahler, der die Schauplätze ihrer Heimatstadt Prag unter der eigenen Lebenserfahrung der Revolution von 1968 und der Samtenen Revolution des Jahres 1989 beleuchtet.

Auszeichnungen

Deutsch
Englisch/Tschechisch

Einzelnachweise

  1. Peter Demetz, In Puppenhüllen, Daniela Hodrovás Romantrilogie https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/rezension-belletristik-in-puppenhuellen-11298665.html
  2. http://www.arco-verlag.com/autoren/autor/200-daniela-hodrova.html
  3. Lothar Müller, Die goldene Stadt - die Burg brennt, Feuilleton der Süddeutschen Zeitung https://www.sueddeutsche.de/kultur/die-goldene-stadt-die-burg-brennt-1.4634747
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