Film
Originaltitel Die Drei von der Tankstelle
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1930
Länge 90 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Wilhelm Thiele
Drehbuch Franz Schulz,
Paul Frank
Produktion Erich Pommer
Musik Werner Richard Heymann
Kamera Franz Planer
Schnitt Viktor Gertler
Besetzung

Die Drei von der Tankstelle ist eine deutsche Filmoperette der Universum Film aus dem Jahr 1930, die am 15. September 1930 im Gloria-Palast in Berlin uraufgeführt wurde. Die Musik ist von Werner Richard Heymann, die Liedtexte schrieb Robert Gilbert. Neben Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann spielte Lilian Harvey die weibliche Hauptrolle.

Der Film wurde 1955 unter dem gleichen Titel mit Adrian Hoven, Walter Müller, Walter Giller und Germaine Damar noch einmal verfilmt. Auch in diesem Film spielt Willy Fritsch mit, diesmal in der Rolle des Konsuls Kossmann.

Handlung

Die drei Freunde und Lebemänner Willy, Kurt und Hans kehren von einer längeren Reise zurück. Dabei müssen sie feststellen, dass sie pleite sind und fortan erstmals in ihrem Leben einer ernsthaften Arbeit nachgehen müssen. Nachdem ihre Möbel alle vom Gerichtsvollzieher gepfändet wurden, bleiben ihnen nur noch der Hund und ihr Auto, welches sie – nachdem ihnen auf einer vielbefahrenen Landstraße das Benzin ausgeht – verkaufen, um an ebendieser Stelle eine Tankstelle mit dem Namen „Zum Kuckuck“ zu eröffnen. Beim Dienst wechseln sie sich nach jeweils acht Stunden ab und lernen so unabhängig voneinander die reiche und attraktive Lilian Cossmann kennen. Alle drei verlieben sich in sie und halten ihre Bekanntschaft geheim.

Lilian findet zwar alle drei sympathisch, liebt aber bloß Willy und lädt alle gleichzeitig in ein teures Lokal ein, um Klarheit zu schaffen. Die Freundschaft der drei geht durch Lilian in die Brüche. Willy könnte Lilian bekommen, ist aber verärgert darüber, dass sie alle drei gleichzeitig als Verehrer hatte. Doch Lilian hat einen Plan und bittet ihren Vater, eine Tankgesellschaft zu gründen, deren Direktor Willy werden soll. Der willigt ein unter der Bedingung, dass seine beiden Freunde Kurt und Hans auch von der Partie sind. Als Lilian aber als neue Sekretärin vor Willy sitzt, diktiert der voller Wut seine Kündigung und unterschreibt, ohne zu lesen. In Wirklichkeit hat er aber einen Ehevertrag mit Lilian unterschrieben. So muss er sich am Ende schließlich doch mit einer Ehe abfinden.

Musik

  • Erst kommt ein großes Fragezeichen
  • Ein Freund, ein guter Freund
  • Hallo, Du süße Frau, fahr’ nicht allein
  • Das Lied vom Kuckuck (Lieber, guter Herr Gerichtsvollzieh’r)
  • Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen

Die meisten der Lieder erreichten auch über den Film hinaus Bekanntheit. Das Lied Lieber, guter Herr Gerichtsvollzieher zitiert das Kinderlied Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald sowie den Mittelteil des Trauermarsches aus der 2. Klaviersonate op. 35 von Frédéric Chopin, der auch dem bayerischen Volkslied vom Hintertupfer Bene zugrunde liegt. Ein Freund, ein guter Freund wurde von den Böhsen Onkelz 1988 unter dem Titel Ein guter Freund gecovert.

Französische Version

Gleichzeitig zur deutschen wurde auch ein französischsprachiger Versionenfilm unter dem Titel Le chemin du paradis gedreht. Dies war in den frühen 1930er-Jahre ein übliches Verfahren, da Frankreich als lukrativer Filmmarkt galt. In der französischen Fassung übernahm die mehrsprachige Lilian Harvey ebenfalls die Rolle der Tochter Cossmann, während die Rolle des Willy hier von Henri Garat gespielt wurde.

Drehorte

Die Dreharbeiten fanden vom 17. Juni bis zum 31. Juli 1930 in Berlin-Zehlendorf, Steinstücken und im Studio Babelsberg statt. Am Drehort der Tankstelle in der Lindenthaler Allee 42 in Berlin-Schlachtensee befindet sich noch heute eine Tankstelle (Lage: ). Das Wohnhaus zu Beginn des Films erbaute Erich Mendelsohn 1927/28 in Steinstücken für den Arzt Curt Bejach. Heute hat in dem Landhaus Bejach in der Bernhard-Beyer-Straße 12 die Erich-Mendelsohn-Stiftung ihren Sitz.

Nachwirkung

  • Der Film wurde am 1. Oktober 1937 von der Film-Oberprüfstelle ohne Begründung verboten, nachdem er erst knapp zwei Jahre zuvor zugelassen worden war.
  • 2002 wurde die musikalische Jubiläums-Revue Herzensbrecher – ein Freund, ein guter Freund zum 100. Geburtstag von Heinz Rühmann im Festspielhaus Wittenberge im Rahmen der Elblandfestspiele uraufgeführt. Regie: Hans Hermann Krug, Idee: Heiko Reissig
  • Am 22. September 2005 wurde in Berlin das Musical Die Drei von der Tankstelle uraufgeführt.
  • Seit Februar 2006 wird Die Drei von der Tankstelle als Theaterstück in der Komödie Dresden aufgeführt.

Kritiken

„Der schwungvolle, sehr unterhaltsame Film erfand durch den virtuosen Umgang mit Erzählung, Tanz und integrierter Musik eine damals neue filmische Form. Er ließ die kleine Handlung mit Liedern besingen, die äußerst populär wurden und den Erfolg des Films mitbegründeten.“

„[Der Film umfasst] scheinbar unvereinbare Versatzstücke [wie modernistische Montagen, Slapsticknummern, Stepptanz und Brechtsche Verfremdungseffekte] […] und begründete das Genre der ‚Tonfilmoperette‘.“

Malte Hagener, 2005

Literatur

  • Joe Hembus, Christa Bandmann: Klassiker des deutschen Tonfilms. 1930–1960. Goldmann Magnum/Citadel-Filmbücher. Goldmann, München 1980, 262 S., ISBN 3-442-10207-3
  • Gregor Ball, Eberhard Spiess, Joe Hembus (Hrsg.): Heinz Rühmann und seine Filme. Goldmann, München 1985, ISBN 3-442-10213-8.
  • Die Drei von der Tankstelle. Ufa-Magazin Nr. 9. Deutsches Historisches Museum, Berlin 1992, 16 S.
  • Michael Hanisch Die Drei von der Tankstelle. In Günther Dahlke, Günther Karl (Hrsg.): Deutsche Spielfilme von den Anfängen bis 1933. Ein Filmführer. Henschel Verlag, 2. Auflage, Berlin 1993, S. 232 f. ISBN 3-89487-009-5
  • Malte Hagener: Die Drei von der Tankstelle. In: Heinz-B. Heller, Matthias Steinle (Hrsg.): Filmgenres. Komödie (= RUB. Nr. 18407). Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-15-018407-3, S. 89–92 [mit Literaturhinweisen].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ein Freund, ein guter Freund adS coverinfo.de
  2. Die Drei von der Tankstelle – Ein Film, zwei Fassungen adS cinema-arte.tv/de
  3. Le Chemin du paradis Französischsprachige Filmfassung adS der Internet Movie Database
  4. BZ-Serie über die Ortsteile der Hauptstadt bz-berlin.de
  5. Berliner Häuser: Hier soll die Sonne reinschauen, nicht die Gestapo tagesspiegel.de
  6. Zensurentscheidung (Memento vom 3. September 2005 im Internet Archive) (PDF; 57 kB)
  7. Die Drei von der Tankstelle. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. September 2017.
  8. Malte Hagener: Die Drei von der Tankstelle. In: Heinz-B. Heller, Matthias Steinle (Hrsg.): Filmgenres. Komödie (= RUB. Nr. 18407). Reclam, Stuttgart 2005, S. 89–92, hier 91.
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