Film | |
Deutscher Titel | Die Schwester der Braut |
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Originaltitel | Holiday |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1938 |
Länge | 92 Minuten |
Stab | |
Regie | George Cukor |
Drehbuch | Donald Ogden Stewart, Sidney Buchman |
Produktion | Everett Riskin für Columbia Pictures |
Musik | Sidney Cutner |
Kamera | Franz Planer |
Schnitt | Otto Meyer, Al Clark |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Die Schwester der Braut (Originaltitel: Holiday) ist eine Screwball-Komödie von George Cukor mit Katharine Hepburn und Cary Grant aus dem Jahr 1938. Als Vorlage diente das gleichnamige Bühnenstück von Philip Barry.
Handlung
Die New Yorker Johnny Case und Julia Seton haben sich während eines Urlaubs in Lake Placid zufällig kennengelernt und Hals über Kopf ineinander verliebt. Er ist ziemlich überrascht, als er feststellt, dass die attraktive Julia die Tochter eines Multimillionärs ist. Ihr Vater Edward Seton hat beträchtliche Zweifel, Johnny als Schwiegersohn zu akzeptieren, als seine Tochter ihm erzählt, dass sie diesen bald heiraten will. Schließlich stammt der junge Mann aus recht einfachen Verhältnissen, und mit Vermögen ist er auch nicht gerade beglückt. Doch als Mr. Seton erfährt, dass Johnny gerade einen gewinneinbringenden Abschluss gemacht hat und beruflich zu Hoffnungen berechtigt ist, sieht er den Heiratsabsichten mit mehr Zuneigung entgegen.
Julias Schwester Linda ist von Johnny als Schwager von Beginn an begeistert. Linda sondert sich in ihren Ansichten und Neigungen von ihrer Familie ab. Sie hält vor allem das Geldverdienen nicht für das Wesentliche im Leben. Als sie bemerkt, dass Johnny ähnlich denkt, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Unterdessen wird deutlich, dass die Familie trotz ihres Reichtums dysfunktional ist: Die Ehe zwischen Mr. Seton und seiner verstorbenen Frau verlief unglücklich, ihr Sohn Ned – der ursprünglich gegen des Vaters Willen Musiker werden wollte und in seiner Position als Firmenerbe gefangen ist – hat mittlerweile ein Alkoholproblem.
Bei einem prunkvollen Silvesterfest, bei dem die Verlobung des Paares bekannt gegeben wird, begegnet Johnny erstmals der ebenso arroganten wie zynischen Welt des New Yorker Geldadels. Nach einigem Zögern entzieht er sich der Gesellschaft und feiert mit Linda und seinen besten Freunden, dem Professorenpaar Nick und Susan Potter, eine ausgelassene Kleinparty im „Familienzimmer“ von Linda. Als Julia und ihr Vater versuchen, dem anarchischen Treiben ein Ende zu bereiten, stört das Johnny. Für Julia und ihren Vater gerät die Verlobung aus dem Ruder, als Johnny ihnen erklärt, dass er sich mit dem Geld, welches er mit einer geschäftlichen Transaktion verdient habe, vorläufig aus dem Erwerbsleben zurückziehen und die Welt ansehen möchte, solange er noch jung ist. Linda findet die Idee vernünftig; währenddessen versuchen Julia und Mr. Seton, Johnny davon abzubringen. Er verreist einige Tage an den Lake Placid.
Während Linda sich zunehmend ihrer Liebe zu Johnny bewusst wird, versöhnt dieser sich nach seiner Rückkehr zunächst mit Julia und will die Pläne einer Weltreise vorerst aufgeben. Als Julia aber die Hochzeitsreise mit ihrem Vater minutiös und nach geschäftlichen Interessen durchtaktet (so sollen sie unterwegs Geschäftsleute treffen), erkennt Johnny, dass für seine Braut Geld und das gesellschaftliches Ansehen mehr zählen als Lebensfreude, Romantik und Selbstverwirklichung. Johnny muss sich entscheiden und entscheidet sich gegen Julia, aber der Schmerz darüber hält nicht lange an. Er verliert zwar Julia, gewinnt aber Linda. Gemeinsam unternehmen sie mit den Potters eine Reise nach Europa.
Hintergrund
Der Film basiert auf der Broadway-Komödie Holiday von Philip Barry, die zwischen November 1928 und Juni 1929 erfolgreich am Broadway lief. Als Vorbild für die Figur der Linda Seton soll Barry die unkonventionelle Gesellschaftsdame und Abenteurerin Gertrude Sanford Legendre (1902–2000) gedient haben, die aus reicher Familie kam und sich für Großwildjagd begeisterte. Im Zweiten Weltkrieg war sie Spionin in Frankreich und zeitweise in deutscher Kriegsgefangenschaft.
Die noch unbekannte Katharine Hepburn hatte an der originalen Broadway-Produktion als Zweitbesetzung für Hope Williams (1897–1990) in der Rolle von Linda Seton mitgewirkt und durfte diese in einer Vorstellung auch spielen. Ihren einzigen Bühnenauftritt in der Rolle der Linda bezeichnete Hepburn später als Misserfolg, zumal sie die von ihr bewunderte Hope Williams, die als bekannte New Yorker Gesellschaftsperson durchaus Parallelen zu Linda Seton hatte, zu sehr nachgeahmt hatte. Bereits im Jahre 1930 wurde die Komödie unter gleichem Titel von Edward H. Griffith mit Ann Harding und Mary Astor in den Hauptrollen verfilmt. Edward Everett Horton spielte in beiden Verfilmungen den Nick Potter, wobei er in dieser zweiten Verfilmung im Gegensatz zum Theaterstück und der Erstverfilmung ein alter Freund von Johnny – und nicht von Linda – ist. Im Vergleich zu der Verfilmung von 1930 betont Cukors Film stärker die sich entwickelnde Beziehung zwischen Johnny und Linda sowie den unkonventionellen Freundeskreis, während die Rollen der snobhaften Verwandten Laura und Seton Cram etwas verkleinert wurden.
Columbia Pictures sicherte sich 1936 die Verfilmungsrechte an einer Reihe von Stücken, darunter Holiday von RKO Pictures für 80.000 US-Dollar. Zunächst sollte Grant an der Seite von Irene Dunne als Linda spielen, mit der er bereits die erfolgreiche Screwball-Komödie Die schreckliche Wahrheit abgedreht hatte. Auch Joan Bennett und Ginger Rogers waren im Gespräch. Regisseur George Cukor wollte allerdings seine gute Freundin Hepburn, mit der er in einem Zeitraum von fast 50 Jahren insgesamt 10 Filme drehte. Gedreht wurde im kalifornischen Bishop auch eine Szene, die das Kennenlernen von Johnny und Julia am Lake Placid zeigen und am Anfang des Filmes stehen sollte. Cukor war jedoch unzufrieden, da die Szene die kammerspielartige Atmosphäre des Films beeinträchtigte, und entfernte sie später. Heute existieren nur noch Standfotos dieser Szene.
Das Szenenbild des Filmes wurde von Stephen Goosson und Lionel Banks entworfen, für die Kostüme war Robert Kalloch (damals einer der führenden Modedesigner der USA) verantwortlich.
Synchronisation
Die deutsche Synchronfassung zu Die Schwester der Braut entstand 1979 bei der Berliner Synchron, für Dialogbuch und Dialogregie zeigte sich Horst Balzer verantwortlich.
Rolle | Schauspieler | Dt. Synchronstimme |
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Linda Seton | Katharine Hepburn | Katrin Schaake |
John 'Johnny' Case | Cary Grant | Norbert Langer |
Julia Seton | Doris Nolan | Marianne Groß |
Ned Seton | Lew Ayres | Norbert Gescher |
Mr. Edward Seton | Henry Kolker | Leo Bardischewski |
Nick Potter | Edward Everett Horton | Friedrich W. Bauschulte |
Susan Potter | Jean Dixon | Charlotte Joeres |
Laura Cram | Binnie Barnes | Barbara Adolph |
Seton Cram | Henry Daniell | Friedrich Georg Beckhaus |
Butler Edgar | Neil Fitzgerald | Klaus Miedel |
Butler Henry | George Pauncefort | Eric Vaessen |
Taxifahrer | Matt McHugh | Friedhelm Ptok |
Rezeption und Nachwirkung
Beim Publikum
Holiday wurde trotz guter Kritiken ein Misserfolg an den Kinokassen. Als ein Grund dafür wurde später von Filmhistorikern vermutet, dass Barrys Theaterstück – das vor dem Börsenkrach 1929 in einer wirtschaftlichen Hochphase geschrieben wurde – nicht in die Great Depression der 1930er-Jahre passte. Linda, die trotz ihres Reichtums unzufrieden ist und sich von der Gesellschaft zurückzieht, und Johnny, der freiwillig seine Arbeit für eine Weltreise aufgeben will, fanden bei dem von sozialen Einschnitten und Arbeitslosigkeit betroffenem Publikum möglicherweise keine Identifikation.
Die meisten von Katharine Hepburns vorherigen Filmen wie Leoparden küßt man nicht waren ebenfalls Flops gewesen, weshalb die Liste des amerikanischen Kinoverbandes die Schauspielerin als Kassengift deklarierte. Nach Plan ihres Filmstudio RKO sollte sie daraufhin nur noch in B-Filmen auftreten. Daraufhin löste sie ihren Filmstudio-Vertrag und spielte am Broadway die Hauptrolle in der Erfolgskomödie The Philadelphia Story, wie Holiday von Philip Barry geschrieben. Mit deren Verfilmung Die Nacht vor der Hochzeit schaffte sie 1940 ein großes Comeback in Hollywood – wie bereits bei Holiday mit George Cukor als Regisseur und Cary Grant als ihrem Filmpartner.
Kritiken
Im Gegensatz zur Publikumsreaktion fielen die Kritiken im Jahr 1938 gut aus. Der Variety sagte dem Film im Mai 1938 noch voraus, zu einem Hit zu werden. Neben „feiner technischer Arbeit“ lobte der Variety alle bedeutenderen Darsteller: Hepburn sei nach ein paar schwächeren Rollen in ihren letzten Filmen in ihrer Bestform zurück und ihre Darstellung sei „unterhaltsam und schattiert mit feinem Gefühl und Verständnis“, ihr Filmpartner Grant würde seine Rolle dagegen ernsthafter als bei seinen vorigen Filmen anlegen. Doris Nolan sei als Hepburns Schwester „herausragend“, Ayres Darbietung als Hepburns Bruder „emotional effektiv, mit viel Zurückhaltung gespielt“. Horton und Dixon würden gute Komödie bieten und Henry Kolker sei in der Rolle des Familienvaters „herrlich“. Frank S. Nugent schrieb in der New York Times vom 24. Juni 1938, dass seit der Uraufführung des Stückes Holiday zehn Jahre zuvor viele Ereignisse und Veränderungen in der Gesellschaft geschehen seien. Dennoch sei Cukors Holiday interessant, da er und die Drehbuchautoren das Stück an einigen Stellen leicht, aber nicht zu weit modernisiert und den aktuellen Gegebenheiten angepasst hätten. Nugent schrieb, Grant habe die „beste Rolle“ und „stehle die Schau“. Cukors Regietalent, die „guten Dialoge“ und die „amüsante“ Nebenbesetzung würden Holiday fast zu einem echten Urlaub machen.
Die hohe Kritikermeinung von Holiday hielt auch die folgenden Jahrzehnte Stand. Bei dem US-amerikanischen Kritikerportal Rotten Tomatoes besitzt Die Schwester der Braut, basierend auf 22 Kritiken, eine positive Bewertung von 100 % mit einer hohen Durchschnittswertung von 9,1 Punkten.
In Deutschland schrieb der Filmdienst, Die Schwester der Braut sei eine „äußerst temperamentvolle Komödie, die eine Art Vorläufer des Films Die Nacht vor der Hochzeit (1940) vom selben Regisseur ist: Beides sind Meisterwerke der ‚sophisticated comedy‘, beiden liegen Broadway-Stücke von Philip Barry und Drehbücher von Donald Ogden Stewart zugrunde, beide spielen in den bissig-liebevoll ironisierten Kreisen der amerikanischen Geld-Aristokratie, und in beiden spielen dieselben Hauptdarsteller in glänzender Laune das Paar, das sich nach längeren Liebeswirren findet.“ Prisma zog ebenfalls den Vergleich zu Die Nacht vor der Hochzeit und urteilte, Holiday sei eine „überaus witzige Screwball-Komödie“ mit Hauptdarstellern „in bester Spiellaune.“
Auszeichnungen
1939 wurden Stephen Goosson und Lionel Banks für den Oscar in der Kategorie Bestes Szenenbild nominiert.
Weblinks
- Die Schwester der Braut in der Internet Movie Database (englisch)
- Die Schwester der Braut bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
Einzelnachweise
- ↑ Die Schwester der Braut in der Internet Broadway Database, abgerufen am 18. Februar 2018 (englisch).
- ↑ Enid Nemy: Gertrude Sanford Legendre, 97, Socialite Turned Hunter and Prisoner of War. In: The New York Times. 13. März 2000, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 18. Februar 2018]).
- ↑ Dana Stevens: Holiday: Play Mates. In: Criterion.com. Abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).
- ↑ Die Schwester der Braut. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 12. Februar 2021.
- ↑ Emanuel Levy: Holiday (1938): Cukor’s Oscar-Nominated Masterpiece, Starring Katharine Hepburn and Cary Grant. Emanuel Levy, abgerufen am 6. Januar 2019 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Anne Edwards: Katharine Hepburn: A Remarkable Woman. 2000, S. 166.
- 1 2 Holiday Review. In: The Ultimate Cary Grant Pages. Abgerufen am 6. Januar 2019.
- ↑ Die Schwester der Braut. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 16. Februar 2018 (englisch).
- ↑ Die Schwester der Braut. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 5. April 2021.
- ↑ Die Schwester der Braut. In: prisma. Abgerufen am 5. April 2021.