Dmitri Strozew (belarus.: Дзмітрый Строцаў, Dzmitry Strotsau, russ.: Дмитрий Строцев, wiss. Transliteration Dmitrij Strocev; * 12. April 1963 in Minsk) ist ein belarussischer russischsprachiger Dichter.
Leben und Werk
Dmitri Strozew wurde am 12. April 1963 in Minsk geboren. Nach einem Architekturstudium arbeitete er zunächst als Designer, später war er im Verlagswesen tätig. Während der Perestroika war Strozew Mitglied der Künstlergruppe "Belarussisches Klima" (Belaruskij klimat), die mit genreübergreifender Aktionskunst und Performances hervortrat. In den 1990er Jahren organisierte Strozew das Minsker Lyrikfestival "Zeit und Ort" (Vremja i mesto).
Strozew ist als Dichter und Kulturvermittler fest in der russischen und belarussischen literarischen Szene der letzten 30 Jahre verwurzelt, er organisierte ein "Festival des Lautgedichts" in Moskau und gibt das Lyrikalmanach "Minsker Schule" (Minskaja škola) heraus. Er ist Mitglied des belarussischen PEN und Preisträger der renommierten „Russkaja Premija“, eines Literaturpreises für russischsprachige Autoren außerhalb Russlands. Er stand auf der Shortlist des Andrej-Belyj-Preises, eines der renommiertesten Literaturpreise Russlands. Strozew lebt in Minsk.
Am 21. Oktober 2020 wurde Strozew wegen seiner Teilnahme an den Minsker Protestaktionen gegen das Lukaschenka-Regime festgenommen und zu 13 Tagen Arrest verurteilt.
Strozew ist Autor von mehreren Gedichtbänden, die in Russland und Belarus veröffentlicht wurden. Er debütierte Ende der 1980er Jahre als Vertreter neofuturistischer Lyrik. Mit seinem 2012 erschienenen, von der Kritik stark beachteten Gedichtband "Die Zeitung" (Gazeta) wandte er sich, für Leser wie Rezensenten unerwartet, vorrangig sozialen und politischen Themen zu. Im Zentrum seiner dichterischen Reflexion stehen heute diverse Formen mental-ideologischer und physischer Gewalt seitens des Staates in Belarus und Russland sowie gesellschaftliche Transformationsprozesse.
Strozews Gedichte wurden ins Englische, Französische, Italienische übersetzt. Auf Deutsch erschienen 2020 ausgewählte Gedichte unter dem Titel "staub tanzend" in der Übersetzung von Andreas Weihe im Hochroth Verlag.
Literatur und Weblinks
- Yaraslava Ananka, Heinrich Kirschbaum: Mündliche Ausstellung. Dmitri-Strozew-Abend auf novinki.de.
- Yaraslava Ananka, Heinrich Kirschbaum: Dissens und Diglossie. Der implizite (Nicht-)Leser und das (bela-)russische Subjekt in Dmitrij Strozews „Flickenode“. In: M. Fechner, H. Stahl (Hrsg.): Subjekt und Liminalität in der Gegenwartsliteratur. Bd. 8.2.: Schwellenzeit – Gattungstransitionen – Grenzerfahrungen. Peter Lang, Frankfurt am Main et al. 2020, S. 343–368.
- Heinrich Kirschbaum: Im Minsker Garten Gethsemane. Dmitrij Strocevs Diglossien. Rezension zu staub tanzend auf novinki.de.
- Jan Kuhlbrodt: Rezension zu staub tanzend auf signaturen-magazin.de.
- Jens Uthoff: Gedichte zum Krieg in der Ukraine: Der Welt lautlos Namen zuflüstern. Artikel (mit fünf Gedichten von Dmitri Strozew in der Übersetzung von Andreas Weihe) in: taz, 2. Mai 2022.
Einzelnachweise
- ↑ Yaraslava Ananka, Heinrich Kirschbaum: Belarussischer Dichter in Haft: Einer von Zehntausenden. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 17. Januar 2021]).
- ↑ Solidarität mit Dmitri Strozew! In: novinki. 25. Oktober 2020, abgerufen am 17. Januar 2021 (deutsch).
- ↑ Dmitri Strozew – staub tanzend. hochroth Verlag, abgerufen am 17. Januar 2021 (deutsch).