Die evangelische Dorfkirche Lohmen (auch: Philippuskirche) ist ein barocker Zentralbau in Lohmen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen. Sie gehört zur Kirchengemeinde Lohmen im Kirchenbezirk Pirna der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Die Kirche ist die größte Dorfkirche in der Sächsischen Schweiz und durch ihre gut erhaltene Orgel von Johann Christian Kayser bekannt, die noch ganz in der Tradition Gottfried Silbermanns steht.
Geschichte und Architektur
Die Kirche in Lohmen ist ein Zentralbau in Form eines gestreckten Achtecks, der 1786–1789 vom Ratsmaurermeister Johann Daniel Kayser aus Pirna und dem Zimmermeister Christian Gotthelf Reuther aus Kreischa nach dem Vorbild der Kirche in Pretzschendorf erbaut wurde. Restaurierungen wurden in den Jahren 1889, 1952–1954 und 1986–1988 durchgeführt. Der Werksteinbau ist durch hohe korbbogige Fenster und einen hohen dreigeschossigen Turm an der Südseite geprägt. Die beiden unteren Turmgeschosse sind quadratisch, das obere achteckig; die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1789. Im Turm ist das Eingangsportal angeordnet, das die gleiche Jahreszahl trägt. Auf der Nordseite ist die Sakristei angebaut. Das Innere ist licht und großzügig als Querkirche mit umlaufenden, dreigeschossigen Holzemporen an der Ost-, Süd- und Westwand gestaltet. Entsprechend den protestantischen Anforderungen an einen Kirchenraum ist die Kirche mit zentralem Taufstein, Kanzelaltar und darüber liegender Altarorgel sowie einem auf diese Achse ausgerichtetem Gestühl ausgestattet. Ein Spiegelgewölbe schließt den Raum ab. Drei schlichte Patronatslogen sind auf der Südseite angeordnet.
Die Kirche verfügt über 835 Sitzplätze und ist damit die größte Dorfkirche in der Sächsischen Schweiz.
Ausstattung
Die Ausstattung besteht aus einem Kanzelaltar in Form eines Portikus, dem Taufstein und der Orgel aus der Erbauungszeit 1788/1789. Der Corpus eines hölzernen Kruzifixes in der mittleren Loge stammt aus dem 17. Jahrhundert. Daneben sind drei Gemälde des alten Flügelaltars von Heinrich Göding (1531–1606) zu finden, bezeichnet mit der Jahreszahl 1575; die Mitteltafel zeigt eine Darstellung der Kreuzigung, die Flügel die Geburt und Auferstehung. Eine Gedenktafel mit kannelierten Pilastern und Friedenstaube und der Inschrift: „Die Toten mahnen / 1944 – 1945“ ist an der westlichen Kirchhofmauer angebracht. Eine weitere Gedenktafel aus Sandstein von 1973 für den vielseitigen Theologen und Schriftsteller Carl Heinrich Nicolai ist auf dem Kirchhof zu finden.
Orgel
Die Orgel ist ein Werk von Johann Christian Kayser aus dem Jahr 1789 mit 18 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Im Jahr 1902 baute Johannes Jahn drei streichende Register an Stelle von Quinta 2 2⁄3′, Quinta 1 1⁄2′ und Sifflöt 1′ ein. Im Jahr 1938 wurden die entnommenen Register durch Alfred Schmeisser rekonstruiert und die originale Disposition wiederhergestellt. Die Orgel wurde in den Jahren 1964 und 2008 durch die Firma Eule Orgelbau Bautzen restauriert. Die Disposition lautet:
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- Koppeln: II/I (Manualschiebekoppel), I/P
- Spielhilfen: Klingel
Geläut
Das Geläut besteht aus drei Stahlgussglocken, der Glockenstuhl und die Glockenjoche sind aus Stahl gefertigt. Im Folgenden eine Datenübersicht des Geläutes:
Nr. | Gussdatum | Gießer | Material | Durchmesser | Masse | Schlagton |
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1 | 1902 | Glockengießerei Bochumer Verein | Stahlguss | 1378 mm | 1080 kg | e′ |
2 | 1902 | Glockengießerei Bochumer Verein | Stahlguss | 1170 mm | 700 kg | d′ |
3 | 1902 | Glockengießerei Bochumer Verein | Stahlguss | 915 mm | 340 kg | h′ |
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen I. Regierungsbezirk Dresden. Deutscher Kunstverlag, München 1996, ISBN 3-422-03043-3, S. 542.
- Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen. Klang zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens. 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 327 (Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus-Peter Meißner}).
- Tourismusverband Sächsische Schweiz (Hg.): Kirchen in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Bad Schandau 2002
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. 1. Auflage. Verlag Das Musikinstrument, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-920112-76-8, S. 194–195.
- ↑ Informationen zur Orgel auf orgbase.nl. Abgerufen am 12. Juli 2019.
- 1 2 Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen. Klang zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens. 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 327 (Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus-Peter Meißner).
Koordinaten: 50° 59′ 22,6″ N, 13° 59′ 45,8″ O