Der Drechsler ist ein Handwerker oder Industriearbeiter, der den Beruf des Drechslers erlernt hat. Er verarbeitet vorrangig Holz, aber auch Horn, Elfenbein, Bernstein, Alabaster und Serpentin sowie Plexiglas und andere Kunststoffe. Die Berufsbezeichnung in Deutschland lautet Drechsler (Elfenbeinschnitzer) und Holzspielzeugmacher.

Berufsbild

Die Tätigkeit wird im Drechslerhandwerk Drehen genannt. Die wichtigste Maschine ist die Drehbank und die wichtigsten Handwerkzeuge die Dreheisen.

Arbeiten

Der Drechsler stellt gedrehte Einzelelemente (zum Beispiel Treppenstäbe, Schalen, Dosen) sowie komplexe Artikel her (so beispielsweise Treppengeländer, Tische, Schemel, Garderobenständer), die sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzen können. Er nutzt dabei einfachste Technik und Handwerkzeuge bis hin zu computergesteuerten Vollautomaten.

Spezialisierung

Im Beruf des Drechslers gibt es verschiedene seltene Fachrichtungen, wie zum Beispiel:

Im Normalfall wird jedoch Holz verarbeitet. Dem Drechslerberuf zugeordnet wird der Holzspielzeugmacher.

Berufsorganisation

Viele Drechslereien sind in Innungen organisiert. Diese kann es je nach Anzahl der Betriebe für eine Stadt, für eine Region oder auch für ein Bundesland geben. Bundesweit sind Drechslereien im Verband des Deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacherhandwerks organisiert. Die heutigen Betriebe weisen äußerst unterschiedliche Produktionsspektren auf und reichen vom Einmann-Betrieb, in dem nur mit der Hand gedreht wird bis zur industriellen Drechslerei, in der ausschließlich vollautomatisch produziert wird.

Wirtschaftliches

Das Drechslerhandwerk ist ein Nischenberuf. Die Einkommen aus diesen Tätigkeiten sind sehr schwankend.

Der Tarifvertrag ist seit 2013 für Drechsler in Industriebetrieben allgemeinverbindlich.

Ausbildung

Deutschland

In Deutschland ist der Drechslerberuf ein Ausbildungsberuf im Handwerk mit einer dreijährigen Ausbildung. In Berufsfachschulen wir eine dreijährige Ausbildung nach einer Aufnahmeprüfung in Vollzeit angeboten. Eine Weiterbildung zum Drechslermeister (Meisterpflicht) ist möglich, aber seit der Novellierung der Deutschen Handwerksordnung nicht mehr zwingend erforderlich. Die auf den Drechslerberuf spezialisierten Berufsschulen befinden sich in Bad Kissingen, in Seiffen/Erzgeb. und Michelstadt. Das Drechslerhandwerk wurde im Zuge der Reform von 2003 in die Anlage B1 der Handwerksordnung verlegt und ist seitdem ein zulassungsfreies Handwerk.

Österreich

Die dreijährige Berufsausbildung erfolgt ebenfalls im dualen System an Berufsschulen und bei einschlägigen Lehrbetrieben des Drechslergewerbes. Voraussetzung für den Beginn der Lehre ist das Absolvieren der neun Pflichtschuljahre. Die meisten Lehrlinge besitzen aber einen Abschluss der Hauptschule oder der Polytechnischen Schule.

In Österreich dauert die Lehre drei Jahre und wird mit der Lehrabschlussprüfung abgeschlossen. Diese gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Absolventen haben die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen. Diese ermöglicht den sofortigen Zugang zum reglementierten Handwerk der Drechsler, ist aber nicht zwingend vorgeschrieben.

Schweiz

Der Beruf Drechsler ist in der Schweiz in den Beruf Holzhandwerker aufgegangen.

Geschichte

Das Drechslerhandwerk ist nachweislich eines der ältesten Gewerke der Erde. Die erste Drechselbank entstand aus dem ersten mechanisierten Gerät der Menschheit – dem Fiedelbohrer. Lediglich die Drehachse wurde aus der senkrechten in die horizontale Ebene verlagert. Gedrehte Gegenstände wurden bereits vor mindestens 3500 Jahren gefertigt.

Der älteste nachweisliche Fund stammt aus dem frühen 7. Jahrhundert v. Chr. aus Corneto in Italien. Die Etrusker hatten zu der Zeit bereits eine große Fertigkeit im Drehen von Schalen, Möbelfüßen und Tellern aus verschiedenen Materialien entwickelt. Über die Kelten wurde schließlich das Handwerk aus dem Mittelmeerraum in nördliche Gebiete exportiert, und so lässt es sich im 3. Jahrhundert v. Chr. im Raum Deutschland nachweisen. Trotz der primitiven Fitzelbank-Technik waren dünnwandige Gefäße, raffinierte Dosen, wohlgestaltete Füße und Säulen, Spiegelgriffe, Flaschen, Teller usw. im Angebot der damaligen Drechslerschaft. Nicht nur Holz wurde verarbeitet, sondern auch Elfenbein, Bein, Bernstein, Bronze, Sandstein, Kalkstein, Schiefer, Marmor, Alabaster und viele mehr.

Erst im 13. Jahrhundert erschien eine neue Form der Drehbank. Bei der Technik der Wippdrehbank war zwar immer noch die Drehrichtungsänderung vorhanden, aber nun standen beide Hände für das Halten des Werkzeuges zur Verfügung. In der Epoche der Renaissance hörte das Drechslerhandwerk auf, ein Eigenleben zu führen und trat in Wechselbeziehung mit der Schreinerei und Schnitzerei. Jedoch erst im französischen Barock erlangten Handwerk und Kunst eine Blütezeit. In Deutschland war Nürnberg Mittelpunkt dieses Handwerks, und Nürnberger Drechsler waren es, die das Handwerk hoffähig machten. So gab es unter den damaligen Fürsten, Zaren, Päpsten, Königen und Kaisern auch sehr gute Drechsler. Das Ovaldrehen und Passigdrehen entstand und auch gewundene Säulen (Wund) hielten Einzug in die Stuben. Durch die gekröpfte Welle von Leonardo da Vinci wurde endlich die einförmige Drehbewegung möglich. Figuren- und Vieleckdrehbänke entstanden.

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Drechslerhandwerk stark in den Hintergrund gedrängt. Mit den bescheidenen Aufgaben konnten die Fähigkeiten der damaligen Drechsler lange nicht gefordert werden. So gerieten viele Techniken, die den höchsten Stand der Kunstfertigkeit darstellten, in Vergessenheit. Durch unzweckmäßige und überspitzte Kuriositäten von sogenannten Kunst-Drechslern wandte sich lange Zeit das gebildete Publikum vom Drechslerhandwerk ab und erst in den 1970er Jahren konnte es eine Renaissance erleben, welche bis zur Deutschen Wiedervereinigung anhielt. Trotz der nachfolgenden starken Ausdünnung der Drechslerbetriebe hat sich bis heute das Drehen mit der Hand erhalten und stellt nach wie vor eine wichtige Ergänzung in der Holzbearbeitung dar. Im Jahr 2018 wurde das Drechslerhandwerk in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen.

Literatur

  • Hugo Knoppe: Handbuch der Drechslerei. F. Ernst Steiger, Leipzig 1938, DNB 574373454 (Reprint: 1989, ISBN 3-88746-231-9).
  • Fritz Spannagel: Das Drechslerwerk. Th. Schäfer, Hannover 1981, ISBN 3-88746-014-6.
  • Rolf Steinert, Herbert Hegewald: Der Drechsler. 5. Auflage. VEB Fachbuchverlag Leipzig, Leipzig 1981, DNB 821086618.
  • Volker Rodekamp: Das Drechslerhandwerk in Ostwestfalen. Ein traditionelles Handwerk im Strukturwandel des 20. Jahrhunderts. 1981 (Volltext als PDF)
Commons: Drechsler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Produkte von Drechslern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. AMS Berufsinformationssystem
  2. BMBF: Ausbildung und Beruf. Abgerufen am 22. Mai 2023.BMBF Ausbildung und Beruf (Memento vom 9. November 2016 im Internet Archive)
  3. Drechsler, Elfenbeinschnitzer
  4. Bekanntmachung über die Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifvertragswerken für das Baugewerbe vom 25. Oktober 2013 Anhang 1 11.Drechsler- und Holzbildhauerarbeiten aller Art, Holz-, Elfenbein- und Bernsteinschnitzereien, Devotionalien, Holzmosaik und Intarsien,
  5. Drechsler – Ausbildungsinhalt. In: berufsfachschule-holzelfenbein.de. Abgerufen am 26. Februar 2021.
  6. BMWA (Österr.): Ausbildungsverordnung des österreichischen Wirtschaftsministeriums. Abgerufen am 22. Mai 2023.
  7. Zugangsvoraussetzungen zum Handwerk in Österreich, gültig seit dem 28. Januar 2003, BGBl. II Nr. 91/2003
  8. BIZ-Berufsberatung: Berufsinfo. 2023, abgerufen am 22. Mai 2023.Beruf: Drechsler/in (veraltete Berufsbezeichnung) (Memento vom 19. Januar 2016 im Internet Archive)
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