Dryad-Klasse

HMS Halcyon (1897)
Übersicht
Typ Torpedokanonenboot / Minensucher
Einheiten 5
Bauwerft

Devonport

Kiellegung 2. Januar 1893
Stapellauf 6. April 1894
Auslieferung 16. Mai 1895
Namensgeber eine Unterfamilie der Eisvögel
Verbleib November 1919 zum Abbruch verkauft
Technische Daten
Verdrängung

1070 ts

Länge

80,1 m über alles
76,2 m pp

Breite

9,3 m

Tiefgang

4,0 m

Besatzung

120

Antrieb

4 Lokomotiv-Kessel, 2 Drei-Zylinder-Dampfmaschinen

Geschwindigkeit

20 kn (37 km/h)

Reichweite

2500 sm bei 10 kn

Bunkermenge

100 tn.l., maximal 160 tn.l.

Bewaffnung

2 × 120-mm-Schnellfeuerkanone
4 × 57-mm-(6-Pfünder)-Kanone
5 × 18-Zoll-Torpedorohr
ab 1914: nur 3
1 × fünfläufige Nordenfelt-Mitrailleuse

Die dritte HMS Halcyon der Royal Navy war ein Torpedokanonenboot der Dryad-Klasse, die in einigen Quellen auch als Halcyon-Klasse bezeichnet wird. Das 1895 fertiggestellte Schiff gehörte mit seinen vier Schwesterschiffen zur letzten Klasse dieses Typs, von dem die britische Flotte zwischen 1885 und 1895 33 Einheiten beschaffte. Sie sollten die Flotte vor Angriffen feindlicher Torpedoboote schützen. Die Halcyon war bei Fertigstellung schon veraltet, da die Royal Navy zu diesem Zeitpunkt bereits die erheblich kleineren und schnelleren Torpedobootszerstörer beschaffte. Die 1914 noch vorhandene Halcyon wurde 1914, wie schon andere Schiffe dieses Typs, zum Minensucher umgebaut, als solcher im Ersten Weltkrieg eingesetzt und danach 1919 zum Abbruch verkauft.

Baugeschichte

Die Mittel für den Bau der Torpedokanonenboote der Royal Navy kamen aus dem Naval Defence Act von 1889, der den Two-Power-Standard zur Maxime der Größe der Royal Navy machte. Britische Werften waren aktiv an der Entwicklung und Vermarktung dieses Typs beteiligt, der zum Teil auch als Torpedokreuzer bezeichnet wurde. So lieferte J. & G. Thomson, Vorläufer von John Brown & Co., 1887 mit der Destructor von 348 tn.l. wohl den ersten Zerstörer an die Spanische Marine. Der 1891 von Laird Brothers an Chile gelieferten Almirante Lynch, ähnlich der Sharpshooter-Klasse der Royal Navy, gelang am 22. April 1891 die erste Versenkung eines größeren Kriegsschiffs durch einen Torpedo mit Eigenantrieb.
Die Royal Navy beschaffte in dieser Zeit zehn Torpedokreuzer der Scout- und der Archer-Klasse sowie mit der 1887 in Dienst gestellten Rattlesnake das erste „torpedo gun boat“. Diesem Einzelschiff folgten die Schiffe der Grasshopper-, der Sharpshooter- sowie der Alarm-Klasse und abschließend die fünf Schiffe der Dryad-Klasse. Diese entstanden gleichzeitig mit den ersten Zerstörern der Royal Navy (siehe HMS Havock). Die Torpedokanonenboote waren mit zuletzt über 1000 Tons größer als viele Zerstörer des 20 Jahre späteren Ersten Weltkriegs. Bei der Abwehr angreifender Torpedoboote waren sie schon den ersten – viel kleineren – Zerstörern weit unterlegen und mit ihren 19 Knoten Höchstgeschwindigkeit zu langsam.

Die Schiffe der Dryad-Klasse waren über 6 m länger und auch einen Meter breiter als ihre Vorgänger. Das Achterdeck war erhöht, um mehr Wohnraum (vorrangig für Offiziere) zu schaffen. Trotz der höheren Verdrängung wurde die Antriebsleistung nicht erhöht, sondern entsprach den Vorserien. Allerdings waren die Maschinen abweichend verbaut, was mit zu dem abweichenden äußeren Erscheinungsbild beitrug. Die beiden Dreifachexpansionsmaschinen standen zwischen den Schornsteinen, so dass diese extrem weit auseinander standen. Wie die Vorgängerbauten erhielten auch diese Torpedokanonenboote zwei 120-mm-Schnellfeuerkanonen, vier Sechspfünder-(57-mm)-Geschütze und fünf 18-Zoll-Torpedorohre, von denen zwei beim Umbau zu Minensuchern entfernt wurden, um Platz für die Minensuchausrüstung zu schaffen. Dazu erhielten die Schiffe bei Fertigstellung noch eine fünfläufige Nordenfelt-Mitrailleuse.

Die Halcyon entstand wie ihre Schwesterschiffe Harrier und Hussar auf der Marinewerft Devonport, wo sie am 2. Januar 1893 als zweites Boot der Klasse begonnen wurde. Sie lief am 6. April 1894 als viertes Boot vom Stapel und wurde am 16. Mai 1895 als zweites Boot nach der in Chatham entstandenen Dryad fertiggestellt.

Dienstzeit

Am 26. Juni 1897 nahm die Halcyon an der Flottenparade zum diamantenen Regierungsjubiläum von Königin Victoria teil.

Vorkriegseinsätze

Danach diente HMS Halcyon bis 1901 in der Mittelmeerflotte und wurde anschließend in Devonport aufgelegt. An 1909 bis zum Sommer 1914 diente sie dem Fischereischutz in der Nordsee.

Umbau

Ab 1908 wurden Torpedokanonenboote der Sharpshooter- und Alarm-Klasse zu Minensuchern umgebaut. 1914 wurde die Halcyon in Sheerness ebenfalls zum Minensucher umgebaut und verlor dabei zwei Torpedorohre, um Platz für die Minensuchausrüstung zu machen.

Erster Weltkrieg

Im August 1914 war sie Flaggschiff des „Senior Naval Officer North Sea Fisheries“. In der Nacht zum 3. November 1914 patrouillierte die Halcyon mit den alten Zerstörern Lively und Leopard an der britischen Ostküste zwischen Yarmouth und Lowestoft, als sie am frühen Morgen die anmarschierenden deutschen Schlachtkreuzer (Seydlitz, Von der Tann, Moltke und der Panzerkreuzer Blücher) und Kleinen Kreuzer (Straßburg, Graudenz, Kolberg und Stralsund) entdeckte. Die Deutschen wollten erstmals eine britische Küstenstadt beschießen und den Küstenverkehr durch eine Minensperre behindern. Als die Halcyon auf die noch nicht identifizierten Schiffe zudrehte, wurde sie sofort unter Feuer genommen. Lively erzeugte einen Rauchschleier, um den Rückzug der britischen Einheiten zu sichern, die von der Straßburg halbherzig verfolgt wurden. Die schweren Einheiten der Deutschen schossen einige Salven auf Great Yarmouth ohne relevante Ziele zu treffen und die Stralsund legte eine Minensperre. Dann zogen sich die deutschen Angreifer zurück. Auf einen warnenden Funkspruch der Halcyon lief von den vier im Hafen liegenden britischen Zerstörern nur die alte Success der B-Klasse aus, dazu auch drei U-Boote, von denen D5 durch einen Minentreffer verloren ging (20 Tote). Im von der Stralsund gelegten Minenfeld ging später noch ein Frachtschiff verloren. Halcyon, die Splitterschäden hatte, erreichte den Hafen von Yarmouth erst nach dem Abbruch des deutschen Angriffs. Ihr Bericht über die Angreifer traf zu spät beim Flottenkommando ein, um eine wirkungsvolle Reaktion zu ermöglichen. Die Deutschen hatten aber auch den Angriffsort so gewählt, dass die Stationierung der britischen schweren Einheiten eine wirkungsvolle Abwehr nicht erwarten ließ. Ein Besatzungsmitglied der Halcyon erlag seinen Verletzungen.

Die Halcyon diente bis zum Kriegsende von Lowestoft zur Sicherung des Küstenverkehrs an der britischen Ostküste anfangs zusammen mit der Torpedokanonenboot Spanker, ab 1915 zusammen mit der Dryad. Für die Minensuche unterstanden ihr etliche ehemalige Fischereifahrtzeuge.
Am 29. Juli 1917 versenkte die Halcyon bei Smiths Knoll durch Rammen und Wasserbomben das deutsche UB 27.

Die Torpedokanonenboote der Dryad-Klasse

Name Bauwerft Stapellauf in Dienst Schicksal
HMS Dryad Chatham Dockyard,
Chatham
22.11.1893 7.1894 1914 Minensuchboot, September 1920 zum Abbruch verkauft
HMS Hazard Pembroke Dockyard
Pembroke Dock
17.02.1894 24.07.1895 1901 Mutterschiff für U-Boote, am 28. Januar 1918 nach Kollision mit Frachtschiff gesunken
HMS Harrier Devonport Dockyard,
Plymouth
20.02.1894 8.07.1896 1914 Minensuchboot, Februar 1920 zum Umbau für zivile Nutzung verkauft
HMS Halcyon Devonport Dockyard,
Plymouth
6.04.1894 16.05.1895 1914 Minensuchboot, November 1919 zum Abbruch verkauft
HMS Hussar Devonport Dockyard,
Plymouth
3.07.1894 3.12.1896 1907 Yacht OB Mediterranean Fleet, 1914 Minensuchboot, Dezember 1920 zum Abbruch verkauft

Einzelnachweise

  1. Gray, S. 147.
  2. Dryad Class Torpedo Gunboat (1893)
  3. 1 2 Halcyon, 1894 (Memento des Originals vom 22. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Julian S. Corbett: History of the Great War: Naval Operations: Volume I. S. 250f.
  5. Casualty Lists of the Royal Navy and Dominion Navies.
  6. QUICK REFERENCE GUIDE to BRITISH WARSHIP LOCATIONS,
  7. Herzog, U-Boote, S. 93

Literatur

  • Roger Chesneau, Eugène M. Koleśnik, N. J. M. Campbell: Conway's All the World's Fighting Ships, 1860–1905. Naval Institute Press, Annapolis, Md. 1979, ISBN 0-85177-133-5.
  • Edwyn Gray: The Devil's device: the story of Robert Whitehead, inventor of the torpedo. Naval Institute Press, Annapolis 1991, ISBN 0-87021-245-1.
  • Bodo Herzog: 60 Jahre deutsche U-boote 1906–1966. J.F.Lehmanns Verlag, München 1968
Commons: Halcyon-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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