Echte Mondraute

Echte Mondrauten auf einem Magerrasen in der Lüneburger Heide.

Systematik
Farne
Klasse: Psilotopsida
Ordnung: Natternzungenartige (Ophioglossales)
Familie: Natternzungengewächse (Ophioglossaceae)
Gattung: Rautenfarne (Botrychium)
Art: Echte Mondraute
Wissenschaftlicher Name
Botrychium lunaria
(L.) Sw.

Die Echte Mondraute (Botrychium lunaria) ist eine unscheinbare ausdauernde Art der Rautenfarne. Den Namen erhielt sie wegen ihrer mondförmigen Blattfiedern, die nach mittelalterlichem Glauben bei Mondschein leuchten sollen. Der wissenschaftliche Gattungsname Botrychium geht auf griechisch botrychion zurück und bezieht sich auf die rispenartig angeordneten Sporangien. Das Artepitheton lunaria bedeutet dem deutschen Namen entsprechend Mondpflanze.

Beschreibung

Die Echte Mondraute wird bis zu 30 cm groß. Der Farnwedel besteht aus einem unfruchtbaren Abschnitt und einem Sporangien tragenden Abschnitt. Der frischgrüne unfruchtbare Blattabschnitt sieht auf den ersten Blick kaum wie ein Farnblatt aus und ist nur wenige Wochen im Jahr sichtbar. Er entspringt scheinbar in der Mitte der Pflanze und ist deutlich länger als breit und nicht behaart. Die Spreite des unfruchtbaren Blattabschnitts ist gefiedert mit zwei bis neun keilförmigen oder mondförmigen Abschnitten. Diese haben der Mondraute zu ihrem Namen verholfen. Die Sporangien stehen am rispenähnlich verzweigten fruchtbaren Blattabschnitt. Sie bilden eine mehrschichtige Wand aus und enthalten gleichartig gestaltete Sporen.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 90.

Ökologie

Die Sporen keimen bei Dunkelheit im Boden. Danach entsteht der Vorkeim, der ebenfalls stets unterirdisch vorkommt. Aus ihm entsteht die Jungpflanze. Beide leben parasitisch und ernähren sich durch Produkte speziell angepasster Wurzelpilze. Solche Lebensweise nennt man Mykoheterotrophie. Die oberirdische adulte Pflanze bildet rispenförmig angeordnete Sporangien an einem Spross aus, die Sporen ausbilden.

Die Mondraute kann sich jedoch auch vegetativ vermehren. Dies geschieht meist über endogene aus den Wurzeln gebildete Sekundärsprosse.

Die Echte Mondraute bildet zudem das bei Pflanzen selten vorkommende Disaccharid Trehalose als Reservestoff aus.

Vorkommen und Schutz

Die Mondraute kommt in Europa, Asien und Nordamerika vom Tiefland bis in montane Regionen der Gebirge vor. Das in Mitteleuropa seltene Farngewächs wächst auf oft felsigen Magerrasen, Sandheiden, in Böschungen oder selten an sandigen Wegrändern. Sie ist eine schwache Nardetalia-Ordnungscharakterart, kommt aber auch in Gesellschaften der Klasse Sedo-Scleranthetea oder des Verbands Mesobromion vor.

In Deutschland kommt die Mondraute nur selten vor. In einigen Bundesländern sogar sehr selten, deshalb wurde die Farnpflanze auch durch die BArtSchV besonders geschützt. Sie steht ebenfalls auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten von Deutschland, weil ihre Bestände derzeit zurückgehen. Das liegt zumeist an der zunehmenden Eutrophierung der Böden durch Düngereintrag oder Immissionen. Weitere Ursachen sind die Zerstörung von kleinräumigen Sonderstandorten und die Aufgabe der Heidenutzung durch den Menschen.

In den Allgäuer Alpen steigt sie am Gipfel des Linkerskopfs in Bayern bis zu 2455 m Meereshöhe auf.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).

Taxonomie

Das Basionym Osmunda lunaria wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht. Olof Peter Swartz stellte sie 1801 als Botrychium lunaria in die Gattung Botrychium. Das Epitheton Lunaria bedeutet Mondpflanze, Linné hatte diesen Namen unter anderem von Caspar Bauhin als Pflanzenname entnommen, deshalb ist das Wort bei ihm auch groß geschrieben.

Trivialnamen

Für die Echte Mondraute bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Allermannsherrnkraut (Harz), Ankerkraut (Linz), Ankehrkraut (Österreich), Bseichkraut (Zillertal, Salzburg), Eisenbrech (Österreich), Erdstern, Gebirgsmon, Geburtkraut, Geisstödi (Graubünden bei Vocks.), Hurengras (Tirol), Hurenkraut (Tirol bei Lienz), Jammerkraut, Knabenkraut, Leberkraut, Maienkraut (Württemberg, Franken, Henneberg), Maikräutchen (Niederhessen), Maitrauben (bereits 1661 erwähnt), Mitzunglein, Mondkraut, Monrauten, St. Petersschlüssel (Tirol im Pongau und Pinzgau), Rindskraut, Traut Babbichen sieh mich an (Ostpreußen), Treublätter (Frankfurt (Oder), bereits 1681 erwähnt), St. Walpurgiskraut (Schwaben, Entlebuch) und Weißer bzw. Rechter Widerthon (Schlesien).

Quellen

Literatur

  • Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 70. ISBN 3-8001-3131-5
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 64.
  3. Botrychium lunaria (L.) Sw. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 13. März 2021.
  4. 1 2 Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 1064 (Digitalisat).
  5. Olof Peter Swartz: Genera et Species Filicum ordine systematico redactarum. In: Journal für die Botanik (Hrsg. Heinrich Adolf Schrader). Jahrgang 1800, Nr. 2, 1801, S. 1–121, hier: S. 110 (online).
  6. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 61, online.
Commons: Echte Mondraute (Botrychium lunaria) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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