Édouard Balladur (* 2. Mai 1929 in İzmir, Türkei) ist ein französischer gaullistischer Politiker (RPR, UMP). Er war von 29. März 1993 bis 16. Mai 1995 Premierminister der Französischen Republik.

Werdegang

Balladur entstammt einer armenischen Bankiers- und Händlerfamilie aus dem osmanischen İzmir. 1935 bezog die Familie Balladur mit ihren fünf Kindern eine Wohnung auf dem Boulevard Chave in Marseille. Trotz gewisser Einschränkungen im Vergleich zu ihrer Situation in İzmir lebte die Familie in gutbürgerlichen Verhältnissen. Mit 6 Jahren wurde Balladur in eine Einrichtung der Diözese Jean-Baptiste-de-la-Salle aufgenommen, daran anschließend 1942 in das Thiers-Gymnasium. Balladur blieb später der Provence stets sehr verbunden.

Zunächst wollte Balladur Arzt werden, entschied sich dann aber für ein Jura-Studium. Er besuchte zwei Elitehochschulen. Zunächst studierte er am Institut d’études politiques in Paris, mit öffentlichen Dienstleistungen als Schwerpunkt. 1950 nahm er sein Abschlussdiplom in Empfang. Einige Zeit hinderte ihn eine Tuberkulose an der Fortführung seiner Studien, aber nach seiner Heilung 1955 nahm er diese wieder auf, diesmal an der Verwaltungshochschule ENA in Straßburg, Jahrgang 1957, Abschlussklasse „France-Afrique“. Schon während des Studiums bildete er mit Jacques Monod, Pierre Verbrugghe, einem ehemaligen Polizeipräfekten von Paris, Jacques Calvet, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Peugeot, und Jean Dromer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Louis Vuitton, eine kleine Arbeitsgruppe. Nach seinem ersten Jahr absolvierte er das obligatorische Praktikum in der Präfektur des Départements Charente. Seine Zwischenarbeit behandelt noch das Thema des Gesetzes von Barangé und der Bautätigkeiten für den schulischen Bereich, doch im zweiten Jahr widmete er sich dem sozialen Bereich.

Berufliche Karriere

Anschließend übernahm er die Leitung von Radio Télévision Française, um 1964 ins Kabinett von Georges Pompidou zu wechseln, dem er zum Zeitpunkt des Abschlusses der Abkommen von Grenelle im Anschluss an die Ereignisse vom Mai 1968 als Berater zur Seite stand. Als Pompidou im gleichen Jahr die Präsidentschaftswahl für sich entschied, ernannte er Balladur zunächst zum Stellvertretenden, 1974 schließlich zum Staatssekretär. 1967 wurde er in den Aufsichtsrat von ORTF aufgenommen, ein Jahr später in den des nationalen Forstamtes und wurde Präsident der Gesellschaft zum Bau und zur Nutzung des Mont-Blanc-Tunnels.

1974, nach der Wahl von Valéry Giscard d’Estaing zum Staatspräsidenten, kehrte er in den Staatsrat zurück. 1977 sah er sich an die Spitze einer Tochter der Compagnie Générale d’Électricité (CGE) gesetzt, einem Energiekonzern, der später zu Alcatel gehört: Générale de service informatique (GSI), die für Informatikdienste verantwortlich ist. 1980 übernahm er den Vorstand einer anderen Tochter der Unternehmensgruppe: der Europäischen Gesellschaft für Akkumulatoren.

Politische Karriere

Im März 1986 kandidierte er für die Partei RPR und wurde zum Abgeordneten von Paris gewählt. Jacques Chirac, als erster Premierminister der ersten Cohabitation, ernannte ihn zum Staatsminister im Wirtschafts- und Finanzministerium, zuständig auch für Privatisierungen. Den Posten verließ er im Mai 1988, bevor er wiedergewählt wurde.

Nach dem Sieg der rechtsgerichteten Parteien 1993 schloss er mit Chirac ein Abkommen und wurde Premierminister, im Gegenzug bereitete sich Chirac auf die Präsidentschaftswahl 1995 vor. Da seine Popularität im Amt stieg, beschloss Balladur, sich neben Chirac als Kandidat für die Präsidentschaftswahl aufstellen zu lassen, und wurde dabei von einem Teil der führenden Mitglieder des RPR unterstützt, darunter von Nicolas Sarkozy. Indessen schied er im ersten Wahlgang aus und Chirac wurde zum Präsidenten gewählt. Er räumte seinen Posten als Premierminister und konzentrierte sich wieder auf sein Abgeordnetenmandat. Als Ratsmitglied von Paris wurde er im Kampf um die Bürgermeisterschaft von Philippe Séguin geschlagen. Auch in der XII. Legislaturperiode (2002–2007) war Balladur Mitglied der Nationalversammlung für den 12. Wahlbezirk von Paris; diesmal als Mitglied der neu gegründeten Partei UMP und Leiter des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (Commission des affaires étrangères), nachdem Jean-Louis Debré bei der Wahl zum Präsidenten der Nationalversammlung gewonnen und Balladur verloren hatte.

Regierungsfunktionen

  • 1986–1988: Staatsminister, Minister für Wirtschaft, Finanzen und Privatisierung
  • 1993–1995: Premierminister

Politische Mandate

Auszeichnungen

Werke

  • Der Maibaum (1979)
  • Ich glaube stärker an den Menschen als an den Staat (1987)
  • Leidenschaft und Dauerhaftigkeit (1989)
  • Zwölf Briefe an zu ruhige Franzosen (1990)
  • Wege und Überzeugungen (1992)
  • Wörterbuch der Reform (1992)

Literatur

  • Claire Chazal: Édouard Balladur. Paris: Flammarion, 1993, ISBN 2-08-066759-9.
Commons: Édouard Balladur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
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