Präsidentenwahl 1995 – Erster Wahlgang
Jospin (PS)
 
23,3 %
Chirac (RPR)
 
20,8 %

Balladur (RPR)
 
18,6 %
Le Pen (FN)
 
15 %
Hue (PCF)
 
8,6 %
Laguiller (NPA)
 
5,3 %
de Villiers (MPF)
 
4,7 %
Andere
 
3,6 %
Präsidentenwahl 1995 – Zweiter Wahlgang
Chirac (RPR)
 
52,6 %

Jospin (PS)
 
47,4 %

Bei der französischen Präsidentschaftswahl von 1995 war das französische Volk am 23. April (1. Wahlgang) bzw. 7. Mai (2. Wahlgang) aufgerufen, einen Nachfolger für Staatspräsident François Mitterrand zu bestimmen, der nach zwei Amtszeiten nicht wieder kandidierte. Wahlsieger wurde Jacques Chirac, der sich im zweiten Wahlgang mit 52,6 % der Stimmen gegen Lionel Jospin durchsetzte.

Wahlmodus

Um sich bei einer französischen Präsidentschaftswahl zur Wahl stellen zu können, muss jeder Kandidat mindestens 500 Unterstützungserklärungen (parrainages) gewählter französischer Amtsträger (z. B. Bürgermeister, Abgeordnete) einreichen. Im ersten Wahlgang konnte derjenige Kandidat die Präsidentschaft erringen, der die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen erreichte. Sollte dies keinem Kandidaten gelingen, würden die beiden stimmenstärksten Kandidaten des ersten Wahlgangs zwei Wochen später in einer Stichwahl gegeneinander antreten, bei der der Kandidat mit den meisten Stimmen zum Präsidenten gewählt ist.

Kandidaten

Vorgeschichte und Wahlkampf

Nach 14 Jahren Präsidentschaft des Sozialisten François Mitterrand wurde allgemein ein Wechsel des Präsidentenamts an die politische Rechte erwartet, zumal die Linke zerstritten war.

Nach der von der Rechten hoch gewonnenen Parlamentswahl von 1993 hatten sich Balladur und Chirac untereinander geeinigt, dass Balladur Premierminister werden und dafür Chirac 1995 bei der Präsidentschaftswahl den Vortritt lassen sollte. Angesichts hoher persönlicher Beliebtheitswerte entschloss sich Balladur Anfang 1995 dazu, selbst anzutreten. Er konnte neben der Mehrheit der zentristischen UDF auch einige prominente Unterstützer aus seiner eigenen Partei, der von Chirac gegründeten und geführten RPR, gewinnen, darunter auch den damaligen Budgetminister Nicolas Sarkozy. Dieser „Verrat“ zerstörte das politische Verhältnis zwischen Chirac und seinem späteren Nachfolger nachhaltig.

Da Chirac ebenfalls antrat und die Sozialisten mit Lionel Jospin einen konkurrenzfähigen Kandidaten gefunden hatten, zeichnete sich ein Dreikampf um die Qualifikation für den zweiten Wahlgang ab. Die Umfragen sahen zunächst Balladur deutlich vorne; im Februar/März konnte Chirac Balladur überholen. In den Vorwahlumfragen zeichnete sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen Chirac-Jospin-Balladur ab.

Ergebnis des ersten Wahlgangs

KandidatStimmenzahlin %
Lionel Jospin7 098 19123,30 %
Jacques Chirac6 348 69620,84 %
Edouard Balladur5 658 99618,58 %
Jean-Marie Le Pen4 571 13815,00 %
Robert Hue2 632 9368,64 %
Arlette Laguiller1 615 6535,30 %
Philippe de Villiers1 443 2354,74 %
Dominique Voynet1 010 7383,32 %
Jacques Cheminade84 9690,28 %

Der überraschende Sieg Lionel Jospins im ersten Wahlgang versprach Spannung für die Stichwahl gegen Jacques Chirac, der darauf hoffen konnte, die Mehrzahl der Sympathisanten Balladurs und Le Pens für sich zu gewinnen. Für Balladur bedeutete die Niederlage das Ende seiner Regierungskarriere. Le Pen erzielte erneut ein sehr gutes Ergebnis. Die Kommunistische Partei (PCF) war nach dem Zerfall des Ostblocks und dem Zerfall der Sowjetunion in einer tiefen Krise und hatte eine schwache Position innerhalb der französischen Linken.

Zweiter Wahlgang

Den zweiten Wahlgang am 7. Mai 1995 gewann Jacques Chirac knapp:

KandidatStimmenzahlin %
Jacques Chirac15 763 02752,64 %
Lionel Jospin14 180 64447,36 %

Chirac hatte also im dritten Anlauf das Ziel seiner politischen Karriere erreicht. Als Präsident berief er umgehend seinen Konkurrenten Balladur ab und setzte seinen Vertrauten Alain Juppé als Premierminister ein. Auch Sarkozy gehörte dem neuen Kabinett nicht mehr an. Jospin wurde nach seinem achtbaren Ergebnis für die folgenden sieben Jahre die unumstrittene Führungsfigur der politischen Linken.

Siehe auch

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.