Die Ausstellung Edouard Manet fand vom 24. Oktober 2017 bis 25. Februar 2018 im Von der Heydt-Museum in Wuppertal statt. Die Übersichtsschau zu Édouard Manet versuchte, sein „Verhältnis zu Politik, Weltanschauung und Gesellschaft im Frankreich des 19. Jahrhunderts“ aufzuzeigen. Mehr als 100.000 Besucher sahen die Ausstellung.

Die Ausstellung

Die Manet-Schau im Wuppertaler Von der Heydt-Museum gehörte zu den wenigen Ausstellungen, die diesem Künstler bisher in Deutschland gewidmet waren. Der bereits im Alter von 51 Jahren verstorbene Manet hinterließ mit nur etwa 450 Gemälden ein quantitativ eher geringes Œuvre. Viele Museen besitzen nur ein oder wenige Werke des Malers und leihen diese selten oder gar nicht aus. Teilweise ist dies aus konservatorischen Gründen nicht möglich, wie etwa bei der großen Mannheimer Fassung von Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko, teilweise haben Stifter die Ausleihe von Werken untersagt, wie bei den Bildern in der Winterthurer Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz». Bei der Vorbereitung zur Ausstellung in Wuppertal kamen weitere Schwierigkeiten hinzu. So waren einige Bilder bereits für andere parallel stattfindende Themenausstellungen zugesagt. Beispielsweise zeigte das Kunsthaus Zürich im überschneidenden Zeitraum November 2017 bis Januar 2018 die Schau Gefeiert & verspottet. Französische Malerei 1820–1880, in der ebenfalls Werke von Manet zu sehen waren. Hinzu kam, dass das Pariser Musée d’Orsay große Teile des eigenen Manet-Bestandes von März bis Juli 2017 auf Gastspielreise nach Mailand schickte, und diese Werke kurz darauf nicht erneut verleihen wollte. Nach Wuppertal kam aus dem Musée d’Orsay von Manet schließlich nur das kleinformatige Stillleben Die Zitrone, das bei der Ausstellung im Mailänder Palazzo Reale nicht zu sehen war. Möglicherweise waren andere potentielle Leihgeber zurückhaltend, da sie erst 2016 Werke für die Ausstellung Manet – Sehen mit Manets Porträtbildnissen in der Hamburger Kunsthalle zur Verfügung gestellt hatten. Davor war im deutschsprachigen Raum zuletzt 2002–2003 in der Staatsgalerie Stuttgart die Ausstellung Edouard Manet und die Impressionisten zu sehen, die sich überwiegend mit Manets Werk ab 1870 befasste. Im Gegensatz zu diesen thematisch fokussierten Ausstellungen war das Ziel des Wuppertaler Ausstellung den ganzen Manet zu zeigen, von seinen Anfängen im Atelier von Thomas Couture bis zu den Arbeiten aus seinen letzten Lebensmonaten.

Museumsdirektor Gerhard Finckh hatte zuvor bereits eine Reihe von publikumswirksamen Ausstellungen zu verschiedenen Künstlern des Impressionismus organisiert. Hierzu zählten Ausstellungen zu Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet Alfred Sisley, Camille Pissarro, Edgar Degas und Auguste Rodin. In der Manet-Schau waren ebenfalls Werke dieser Künstler zu sehen, wodurch versucht wurde, Manets Werk im Kontext der Arbeiten seiner Zeitgenossen zu zeigen. So konnte das Museum teilweise Werke aus dem eigenen Haus einbeziehen, beispielsweise von Monet, Renoir oder Manets Lehrer Couture, einige der Werke kamen jedoch auch aus anderen Häusern, beispielsweise Bilder von Frédéric Bazille oder Gustave Caillebotte. Im Zentrum standen jedoch die Werke von Èdouard Manet, von dem das Von der Heydt-Museum selbst mit Distel und Der Fischer nur zwei weniger bekannte Bilder aus dem Frühwerk besitzt. Mit den mehr als 40 Leihgaben von Manet-Gemälden aus zahlreichen Museen und Sammlungen konnte das Von der Heydt-Museum einen Überblick über sein Werk zeigen, der frühe Arbeiten wie das nach italienischem Vorbild entstandene Jupiter und Antiope und Bilder nach spanischem Einfluss wie Gitarre und spanischer Hut zeigte. Hinzu kamen mehrere Porträts seiner Frau Suzanne und seiner späteren Schwägerin Berthe Morisot, einige Meeresbilder und eine Gruppe von Stillleben. Darüber hinaus gab es Bilder des modernen Lebens wie Die Krocketpartie, Die Rennbahn von Longchamp oder Der Selbstmörder und eine Reihe von Frauenporträts wie Die Amazone oder Dame mit Fächer. Zu den wenigen Hauptwerken der Ausstellung gehörten die von Manet im Salon de Paris gezeigten Bilder Der Künstler und Beim Père Lathuille, im Freien. Der Journalist Michael Kohler schrieb über den vermeintlichen Mangel an Spitzenwerken in art – Das Kunstmagazin: „Ohne … die modernen Ikonen wird der Blick auf die zweite Reihe des manetschen Schaffens frei. Also Werke, die zwar nicht in die Geschichtsbücher gelangten, denen der bedeutendste Maler des 19. Jahrhunderts aber oft genug ebenso viel Hingabe gewidmet hat.“ So fanden sich die bekannten Werke wie Olympia und Das Frühstück im Grünen zwar nur als Reproduktionen der Gemälde in der Ausstellung, konnten aber zumindest als Radierung im Original gezeigt werden. Zudem gab es von Manet neben einem Pastellbild, einige Zeichnungen und Aquarelle in der Ausstellung. An anderer Stelle vertiefte die Ausstellung das Thema Manet und die Fotografie und zeigte beispielsweise Bilder aus dem Familienalbum. Zu den selten zu sehenden Zusammenstellungen gehörten eine Reihe von Gartenbildern aus Rueil, oder die jeweils vom anderen geschaffenen Porträts von Édouard Manet und Émile Auguste Carolus-Duran. Begleitend zur Ausstellung gab es einen Einführungsfilm und es wurden fachkundige Führungen sowie eine Vortragsreihe angeboten. Zudem erschien ein umfangreicher Ausstellungskatalog.

Gemälde Manets in der Ausstellung

BildTitelEntstehungsjahrFormat in cmWerkverzeichnisSammlung, Ort
Jupiter und Antiope185647 × 85 cmRW 009Musée Marmottan Monet
Paris
Distel185865 × 54 cmRW 016Von der Heydt-Museum
Wuppertal
Frau mit Krug185856 × 47,2 cmRW 020Ordrupgaard Museum
Charlottenlund
Dame mit Fächer186290 × 113 cmRW 048Szépművészeti Múzeum (jetzt Ungarische Nationalgalerie)
Budapest
Porträt eines Mannes186061 × 50 cmRW 027Kröller-Müller Museum
Otterlo
Stillleben – Gitarre und spanischer Hut186277,5 × 121,5 cmRW 060Musée Calvet
Avignon
Kinderbildnis, der kleine Langeum 1861115 × 72 cmRW 061Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Karlsruhe
Das Schiffsdeckum 186056,4 × 47 cmRW 064National Gallery of Victoria
Melbourne
Der Fischer186346 × 56 cmRW 065Von der Heydt-Museum
Wuppertal
Das Dampfschiff, Seestück mit Tümmlern186881,4 × 100,3 cmRW 079Philadelphia Museum of Art
Philadelphia
Die Rennbahn von Longchamp186444 × 84 cmRW 098Art Institute of Chicago
Chicago
Madame Edouard Manetum 1873100,3 × 78,4 cmRW 117Metropolitan Museum of Art
New York
Junger Mann, eine Birne schälend186885 × 71 cmRW 130Schwedisches Nationalmuseum
Stockholm
Berthe Morisot mit Muffum 186973 × 60 cmRW 138Cleveland Museum of Art
Cleveland
Die Amazone – Porträt Marie Lefébureum 1870–187588 × 116 cmRW 160Museu de Arte de São Paulo
São Paulo
Der Hafen von Bordeaux187165 × 100 cmRW 164Privatsammlung
Porträt der liegenden Berthe Morisot187326 × 34 cmRW 209Musée Marmottan Monet
Paris
Oloron-Sainte Marie187142,5 × 62,5 cmRW 163Stiftung Sammlung E. G. Bührle
Zürich
Das Bassin von Arcachon187137 × 56 cmRW 166Stiftung Sammlung E. G. Bührle
Zürich
Schwarzes Boot bei Berck187320 × 33 cmRW 195Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Köln
Schiffe vor Berck-sur-Mer187334 × 55,8 cmRW 197Cleveland Museum of Art
Cleveland
Am Strand von Berck-sur-Mer187356 × 73 cmRW 198Wadsworth Atheneum
Hartford (Connecticut)
Marine à Berck-sur-mer / Fischerboote und Fischer187349,2 × 79,7 cmRW 201Grey Art Gallery
New York City
Die Krocketpartie187372 × 106 cmRW 211Städelsches Kunstinstitut
Frankfurt am Main
Der Künstler1875192 × 128 cmRW 244Museu de Arte de São Paulo
São Paulo
Portrait des Freundes Carolus Duran1876189 × 170 cmRW 245Barber Institute of Fine Arts
Birmingham
Der Selbstmörderzwischen 1877 und 188138 × 46 cmRW 258Stiftung Sammlung E. G. Bührle
Zürich
Mme Manet im Wintergarten187981 × 100 cmRW 290Nationalmuseum Oslo
Oslo
Beim Père Lathuille, im Freien187992 × 112 cmRW 291Musée des Beaux-Arts
Tournai
Porträt Monsieur Brunum 1879192 × 104,2 cmRW 326Nationalmuseum für westliche Kunst
Tokio
Frau mit Katze1880–188292,1 × 73 cmRW 337National Gallery
Dauerleihgabe der Tate Gallery
London
Blumenkorbum 188065 × 81 cmRW 342Privatsammlung
Die Zitrone1880–188114 × 21 cmRW 360Musée d’Orsay
Paris
Junge Frau mit Pelerine188155 × 35 cmRW 374Musée des Beaux-Arts
Lyon
Der Hase188197,5 × 60 cmRW 376National Museum Cardiff
Cardiff
Die Amazone1882–188373 × 52 cmRW 394Museo Thyssen-Bornemisza
Madrid
Gartenallee in Rueil188282 × 66 cmRW 402Kunstmuseum Bern
Bern
Gartenallee in Rueil188261 × 50 cmRW 403Musée des Beaux–Arts
Dijon
Landhaus in Rueil188292 × 73 cmRW 406National Gallery of Victoria
Melbourne
Landhaus in Rueil188273 × 92 cmRW 407Nationalgalerie
Berlin
Rosen und Tulpen in einer Vase188254 × 33 cmRW 422Privatsammlung
Die Meloneum 1880–188132,6 × 44,1 cmohneNational Gallery of Victoria
Melbourne
Die Explosionunbekannt37,5 × 45,5 cmohne (Urheberschaft umstritten)Museum Folkwang
Essen
Grablegung Christiunbekannt14,2 × 23,6 cmohne (Urheberschaft umstritten)Museumslandschaft Hessen Kassel
Kassel
Frau mit schwarzem Hut (Pastell)188254 × 45 cmRW II 87Arp Museum Bahnhof Rolandseck
(Sammlung Rau für UNICEF)
Remagen

Literatur

  • Gerhard Finckh (Hrsg.): Edouard Manet. Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2017, ISBN 3-89202-098-1.
Commons: Edouard-Manet-Ausstellung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thematische Beschreibung auf der Internetseite zur Ausstellung.
  2. Manet-Ausstellung in Wuppertal lockte 100 000 Besucher, Artikel auf www.welt.de
  3. Michael Kohler: Glanz ohne Paradestücke, Artikel in art – Das Magazin, Ausgabe November 2017, S. 121.
  4. Die Angaben beziehen sich auf das Werkverzeichnis von Rouart und Wildenstein aus dem Jahr 1975
  5. In Werkverzeichnis von 1975 nicht enthalten, wird vom Kassler Museum als „Manet zugeschrieben“ ausgestellt, Siehe Angaben auf der Internetseite des Museums
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