Eduard Hirnschrodt (* 29. März 1906 in Regensburg; † 29. Dezember 1990 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben

Eduard Hirnschrodt wurde am 29. März 1906 als Sohn von Eduard Hirnschrodt sen. in Regensburg geboren. Er absolvierte eine Orgelbauerausbildung im Betrieb seines Vaters. Nach bestandener Meisterprüfung in Passau und dem Tod seines Vaters übernahm er 1933 den Betrieb, der sich in Regensburg-Stadtamhof am Protzenweiher 13 befand. Sein Betrieb wurde 1974/1975 von der Orgelbaufirma Georg Jann weiter geführt. Eduard Hirnschrodt starb am 19. Dezember 1990.

Bedeutung

Eduard Hirnschrodt baute in der ersten Phase seines beruflichen Schaffens Orgeln mit pneumatischer oder elektrischer Kegellade und tendenziell eher grundtönigem Klang. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Karl Strecker, ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Schuke zur Firma Hirnschrodt. Er arbeitete zunächst als Intonateur, aufgrund seines aktuelleren Wissensstandes dann auch als Konstrukteur. In Folge wandte sich die Firma verstärkt dem Bau von Orgeln mit mechanischer Schleiflade zu, was sehr dem damaligen Zeitgeschmack entgegenkam.

Das erste Werk mit diesem neobarocken Konzept war die Orgel in St. Matthäus in Regensburg. Hirnschrodts größtes Opus (68/IV/P, von 1959) steht in St. Emmeram in Regensburg. Dieses Instrument war jahrzehntelang die größte Orgel der Diözese Regensburg, bevor die Orgelanlage von Waldsassen verwirklicht wurde. Der Charakter seiner Instrumente ist baulich und klanglich sehr unterschiedlich.

Von 1932 bis 1974 entstanden (einschließlich Neubauten, Erweiterungen und Umbauten) etwa 120 Werke. Eduard Hirnschrodts Schaffen spiegelt die Umbrüche des Orgelbaus zwischen Vor- und Nachkriegszeit. Es hat Bedeutung vor allem für die Oberpfalz und das nördliche Niederbayern.

Werkliste (Auswahl)

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1932 Weidenthal St. Michael I/P 9 erstes eigenes Werk, nicht erhalten. Derzeit Weise (17/II/P) von 1993
1935 Daßwang Mariä Aufnahme I/P 8 pneumatische Kegelladen
1938 Wernberg St. Anna II/P 11 Im typischen Gehäuse von Andreas Weiß; 1954 Umbau und Erweiterung auf 13/II/P, 1980 Verlegung Spieltisch durch August Hartmann
1939 Pfreimd Franziskanerkloster II/P 11 1834 Neu-Rokoko-Gehäuse von Xaver Ehrlich (Bärnau). 1897 Neubau Steinmeyer (12/II/P), pneumatische Kegelladen; 1939 Umbau Hirnschrodt (13/II/P), 1975 Umbau Jann (13/II/P)
1942 Wolfskofen Mariä Himmelfahrt II/P 16 erhalten; Erbaut mit pneumatischer Traktur unter Verwendung der Siemann-Orgel aus Pappenberg, versehen mit einem neuen Spieltisch
Orgel
1948 Mitterfels St. Georg II/P 12 pneumatische Kegelladen
1949 Barbing St. Martin II/P 14 nicht erhalten; 2001 Neubau Johannes Schädler
1950 Regensburg Dom III/P 39 Erweiterung der Binder-Orgel von 1905 (25/II/P), verdeckt hinter dem Hochaltar. 1989 ersetzt durch Neubau von Mathis (43/III/P) am gleichen Ort mit sichtbarem Positiv rechts an der Chorwand, 2009 Positiv im Zuge der Neukonzeption wieder entfernt.
1951 Vilsbiburg Wallfahrtskirche Maria Hilf II/P 21 im historischen Gehäuse von 1870, nicht erhalten, Neubau 2007 durch Armin Ziegltrum (II/P, 23)
1952 Donaustauf St. Michael II/P 17 pneumatische Kegelladen, Neubau in Planung, Orgel nicht erhalten
Orgel
1952 Guteneck St. Katharina (Schlosskapelle) II/P 6 im Gehäuse 1820 von Wilhelm Hepp erhalten; Erste erhaltene Nachkriegsorgel der Firmengeschichte
1953 Regensburg Stiftskirche St. Johann II/P 15 in barockem Gehäuse um 1730, nicht erhalten, Neubau 2004 durch Orgelbau Eisenbarth (II/P, 25)
1954 Jachenhausen St. Oswald II/P 14 pneumatische Kegelladen
1954 Holzharlanden St. Katharina I/P 5
1954 Hagelstadt St. Vitus, (alte kath. Pfarrkirche) II/P 14
1954 Frauenberg, Gde. Brunn Mariä Geburt II/P 16 nicht erhalten. 2004 Neubau Armin Ziegltrum.
1955 Regensburg St. Matthäus II/P 16 erstes größeres Orgelwerk mit rein mechanischer Traktur. Opus 51, Original erhalten.
Orgel
1956 Regensburg St. Fidelis II/P 17 Opus 52, Original erhalten
1956 Weiden in der Oberpfalz St. Johannes III/P 26 elektropneumatische Kegelladen, fahrbarer Spieltisch; renoviert 1997
Orgel
1956 Regensburg Kirchenmusikschule (heute Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg) II/P 11 einst Übungsorgel IX. Zuletzt umgebaut durch Armin Ziegltrum 1999 mit neuer Spielanlage und neuer Spieltraktur sowie Erweiterung um Oktavbass 8' im Pedal.
1957 Speichersdorf evangelische Kirche II/P 13 erhalten
1958 Neustadt an der Waldnaab St. Felix II/P 15 erhalten
Orgel
1959 Cham Maria Hilf III/P 36 weitgreifender Umbau
1959 Regensburg St. Johannes II/P 11 Werk erhalten, mit neuem Gehäuse und Prospekt (s. Bild) in der evangelischen Kirche Bad Abbach.
1959 Regensburg St. Emmeram IV/P 68 Gehäuse von Christoph Egedacher 1699. 1900 Neubau Binder & Siemann (30/II/P), Neubau von Hirnschrodt.
Orgel
1960 Landshut St. Peter und Paul II/P 26
1960 Pettendorf St. Margaretha II/P 14 erhalten, Kegellade mit elektro-pneumatischer Traktur.
Opus 67
1960 Ehenfeld St. Michael II/P 16 Opus 68
1961 Wiesau St. Michael III/P 28 erhalten
1961 Dietfurt an der Altmühl St. Johannes Ev. (Franziskaner) II/P 22 elektropneumatische Kegelladen, Schein-Rückpositiv
1962 Neutraubling Lutherkirche II/P 12 auf mechanischen Schleifladen
Orgel
1962 Mockersdorf St. Michael II/P 14 elektrische Kegelladen, im Gehäuse von Funtsch (1759) erhalten.
1962 Ebern evangelische Christuskirche II/P 15 erhalten
1963 Griesstetten Wallfahrtskirche St. Martin II/P 11 mechanische Schleifladen
1963 Oberbibrach St. Johannes Bapt. und Ev. II/P 12 mechanische Schleifladen, neobarocker Prospekt von Wolf / Bayreuth 1903, erhalten.
1963 Oberalteich Abteikirche Oberaltaich III/P 48 im Weiss-Prospekt von 1801: 1911 Steinmeyer (II/P/32), Erweiterung von Hirnschrodt auf 48/III/P.
1966 Regensburg St. Albertus Magnus III/P 35 elektropneumatische Kegelladen
Orgel
1966 Trisching Mariä Verkündigung II/P 15 erhalten
1967 Mallersdorf-Pfaffenberg St. Maria II/P 19 erhalten
1967 Schierling (Oberpfalz) ev. Kirche II/P 9 erhalten
1967 Regensburg St. Konrad III/P 36 wegen Kirchenerweiterung fast vollständige Verwendung der Vorgängerorgel op. 501 von Willibald Siemann.
Orgel
1968 Regensburg Herz Marien II/P 26 erhalten, nach Erbauung nur einmanualig ausgeführt, 1973 erweitert auf zwei Manuale, auf elektropneumatischen Kegelladen, 1991 erweitert um 2 Register.
Orgel
1969 Großberg St. Heinrich I/P 5 erhalten, auf mechanischer Schleiflade
1969 Regensburg Mennonitenkirche I/P 5
1969 Neutraubling St. Michael II/P 23 1999 Umbau und Neuintonation durch Johannes Schädler
1969 Neukirchen beim Heiligen Blut Mariae Geburt III/P 30 Gehäuse von 1647/1762
Orgel
1970 Floß ev. Kirche St. Johannes Baptist, ehem. Simultaneum II/P 22 erhalten, mechanische Schleiflade, elektr. Registertraktur
1971 Kirchberg b. Regenstauf Mariä Himmelfahrt II/P 16 Opus 102, erhalten, mechanische Schleifladen mit elektropneumatischer Registertraktur
1971 Hagelstadt Hl. Dreifaltigkeit II/P 12
1972 Erlangen St. Thomas II/P 12
1972 Regensburg Zentralfriedhof I/P 5 erhalten
1972 Regensburg Pädagogische Hochschule II/P 8 erhalten
1973 Landshut Maria Loreto (Franziskaner) III/P 27 erhalten
1974 Floss St. Johannes der Täufer II/P 23 elektro-pneumatische Kegelladen
1974 Regensburg Stiftskirche zur Alten Kapelle III/P 32 letztes Werk, nicht erhalten; seit 2006 Papst-Benedikt-Orgel im Gehäuse von Andreas Weiß 1791.

Literatur

  • Michael Bernhard: Orgeldatenbank Bayern. Version 5, 2009.
  • Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. GeraNova Bruckmann, 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
  • Eberhard Kraus: Historische Orgeln in der Oberpfalz. Schnell & Steiner 1990, ISBN 3-7954-0387-1
  • Eberhard Kraus: Regensburger Orgeln – Das Bild einer städtischen Orgellandschaft (= Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. 113) 1973. (online (PDF))
  • Stiftskapitel Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle Regensburg: Die Papst-Benedikt-Orgel. Regensburg 2006, ISBN 978-3-7954-1885-4.
  • Domkapitel Regensburg: Te Deum Laudamus – Die Regensburger Domorgel. Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2328-5.
  • Werkarchiv mit Briefverkehr der Firma Hirnschrodt
Commons: Hirnschrodt organs – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Noetzel, Wilhelmshaven 1994, S. 160.
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