Eidgenössische Hochschulen und Forschungsanstalten Écoles polytechniques fédérales Politecnici federali Scolas politecnicas federalas | |
---|---|
Ordentliches Budget 2021 (CHF Mio.) | |
2'604 | |
| |
Hochschulen |
|
| |
Forschungsanstalten |
|
Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL (kurz WSL, französisch Institut fédéral de recherches sur la forêt, la neige et le paysage WSL, italienisch Istituto federale di ricerca per la foresta, la neve e il paesaggio WSL, englisch Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research WSL) befasst sich mit der Nutzung und Gestaltung sowie dem Schutz von naturnahen und urbanen Lebensräumen.
Aufgaben
Die Anstalt erarbeitet Beiträge und Lösungen, damit der Mensch Landschaften und Wälder verantwortungsvoll nutzen und mit Naturgefahren, wie sie insbesondere in Gebirgsländern auftreten, umsichtig umgehen kann. Die WSL liefert Grundlagen für eine nachhaltige Umweltpolitik in der Schweiz.
Die WSL ist ein Forschungszentrum des Bundes, gehört zum ETH-Bereich und beschäftigt mehr als 550 Mitarbeiter. Nebst dem Hauptsitz in Birmensdorf und dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos fördern Aussenstellen in Lausanne und Cadenazzo seit 1991 und in Sitten seit 1996 lokale Synergien und den Dialog mit der Praxis.
Geschichte
Die WSL wurde 1885 als Schweizerische Centralanstalt für das forstliche Versuchswesen auf Anregung des Eidgenössischen Forstinspektors Johann Wilhelm Coaz und des ETH-Professors Elias Landolt gegründet und 1933 in Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen (EAFV) umbenannt.
Seit ihren Anfängen berücksichtigt die WSL die Regionalität der Schweiz. So wurden bereits 1888 Versuchsflächen in unterschiedlichsten Wäldern eingerichtet, um mehr über deren (Holz-)Erträge zu erfahren. Heute betreut und beforscht die WSL über sechstausend Versuchs- und Forschungsflächen, darunter grosse Versuchsanlagen etwa zu Steinschlag oder Murgang, Experimente über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald oder Flächen, die von Naturereignissen wie Sturm oder Waldbrand betroffen sind.
Seit 1989 trägt sie den heutigen Namen. Zur WSL gehört auch das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, welches in der Schweiz für die offizielle Lawinenwarnung zuständig ist. Sie verfügt über Standorte in Birmensdorf, Davos, Sitten, Lausanne und Cadenazzo, an denen mehr als 550 Beschäftigte arbeiten. Von 2007 bis zum 1. Juli 2012 wurde die WSL von James Kirchner geleitet. Anschliessend und bis zu seinem Tod am 8. August 2020 war Konrad Steffen Direktor der WSL. Bis auf Weiteres hat der stellvertretende Direktor, Christoph Hegg, ad interim die Führung übernommen. Seit dem 1. September 2021, und noch bis Ende Juli 2023, ist Beate Jessel Direktorin des WSL. Christoph Hegg wird die Führung ab August erneut ad interim übernehmen.
Beispiele für Tätigkeiten
Die WSL befasst sich mit der Nutzung und dem Schutz von Landschaften und Lebensräumen, wobei das Schwergewicht auf Wäldern und Naturgefahren liegt. Als anwendungsorientierte Forschungsanstalt nimmt sie eine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Umsetzung wahr.
Die WSL betreibt das international grösste Labor für Dendrochronologie. Zu den Aufsehen erregenden Funden der WSL zählt im April 2013 die Sicherstellung von 14'000 Jahre alten Baumstrünken eines subfossilen Walds in Zürich-Wiedikon auf Initiative von Daniel Nievergelt, einem Dendrochronologen der WSL.
„Das sind die ersten nachgewiesenen Bäume, die nach der letzten Eiszeit aus dem Mittelmeerraum wieder bei uns eingewandert sind … solche Funde sind weltweit einzigartig.“
Rund 200 Stämme konnten die Forscher mittlerweile sicherstellen. Nicht nur für die Dendrochronologie sind die Funde aufsehenerregend, eine vermutlich um 2000 Jahre weiter zurückreichende Datierung anhand der Jahresringtabellen würde damit ermöglicht.
Mit dem internationalen EU-Forschungsprojekt CARBO-Extreme zur Auswirkung von Wetterextremereignissen auf die Landökosysteme konnte der Nachweis erbracht werden, dass die Speicherfähigkeit von Kohlenstoffdioxid infolge der globalen Erwärmung drastisch abnimmt. Besonders die Wälder werden durch Waldbrände und andere Schäden nach Trockenperioden langfristig geschwächt, was erneut zu einer Erhöhung der Treibhausgase beiträgt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Finanzbericht des ETH-Rats über den ETH-Bereich 2021, auf ethrat.ch
- 1 2 Eidg. Forschungsanstalt WSL (Hrsg.): Geschäftsbericht der Eidg. Forschungsanstalt WSL 2020. (lib4ri.ch [PDF; abgerufen am 28. März 2021]).
- ↑ Paul Eugen Grimm: Coaz und Landolt. In: Zum 200. Geburtstag von Elias Landolt. Oberforstmeister und Professor 1821–1896. Sonderbeilage zur Zeitschrift Zürcher Wald 5, 2021, S. 44–47 (online).
- ↑ Geschichte der WSL
- ↑ Neuer Direktor WSL (Memento vom 2. November 2013 im Internet Archive)
- ↑ Direktor Konrad Steffen tödlich verunglückt. In: wsl.ch. 10. August 2020, abgerufen am 10. August 2020.
- ↑ Bundesrat wählt Beate Jessel zur neuen WSL-Direktorin. In: admin.ch. Der Bundesrat, Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, 4. Juni 2021, abgerufen am 5. Juni 2021.
- 1 2 Direktorin der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) tritt zurück. In: admin.ch. Der Bundesrat, Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, 28. Juni 2023, abgerufen am 2. Juli 2023.
- 1 2 Archäologie online: Subfossiler Wald in Zürich entdeckt (Memento des vom 18. Juni 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 25. Mai 2013.
- ↑ Tages-Anzeiger (21. Mai 2013): Helène Arnet: Der älteste Wald der Welt, abgerufen am 22. Mai 2013.
- ↑ Wetterextreme heizen Klimawandel an – CARBO-Extreme-Projekt (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung planeterde. Abgerufen am 18. August 2013.
- ↑ Markus Reichstein, David Frank u. a.: Wetterextreme heizen Klimawandel an – "Climate extremes and the carbon cycle", Max-Planck-Institut für Biogeochemie Jena, 14. August 2013. Abgerufen 18. August 2013.
Koordinaten: 47° 21′ 37,2″ N, 8° 27′ 17,9″ O; CH1903: 676778 / 245996